Neu Ascalon

Nachdem die Gruppe das Anwesen von Evander und Cecillia verlassen hatten, machten sie sich direkt auf den Weg nach Götterfels. Da die Elfen sich nicht wirklich auskannten, da sie ja neu in diesen Ländereien waren führten Araja und die Zwerge sie an. Zu dieser Jahreszeit war Kryta wahrlich am schönsten, die Wiesen blühten auf und das Wetter spielte auch mit. Die Elfen sahen sich fasziniert die neuen Ländereien Krytas an. Nicht selten fragten die Töchter des Sturms die drei wie die verschiedenen Tiere hießen. So lernten sie Tiere wie Skelks und Lindwürmer kennen, denn keines dieser Tiere war in Istariel vertreten. 

Am Abend ließ Linaewen Araja ihre Übungen machen, welche aus 100 Schwertschlägen bestand und eine stunde Meditation im Anschluss. Narissa zeigte ihr verschiedene arten von Heilzauber, zumindest wenn Heipheistia oder Estella nicht auf der Pirsch nach ihr waren um die blonde Elfe zu ärgern. Nachdem Cirdan sich auch die Erlaubnis von Linaewen erholt hatte, ließ er das kleine Fräulein wie er Araja gerne nannte mit seinem Bogen üben. Doch die Übungen stellten sich für Araja schwieriger heraus als gedacht. Am Anfang schaffte sie es nicht mal den Großbogen vernünftig hochzuheben, obwohl es bei den Integritätsrittern so leicht aussah. Doch nachdem sie schließlich in dieser Hinsicht den Bogen raus hatte, musste sie ihn auch spannen können. Doch das Zuggewicht der Bögen war für den Efandryl noch etwas zu schwer, zwar schaffte sie es den Großbogen zur Hälfte zu spannen aber dabei blieb es am Anfang auch erstmal. Cirdan erklärte Araja, dass dies am Anfang ganz normal war und sie sich deshalb keine Sorgen machen solle.

Wann immer es die Zeit zuließ, verdrückten sich Araja und Durin um etwas Zeit miteinander zu verbringen. Die Elfen selbst störte das nicht, da sie auf ihre eigene Art die Zeit vertrieben. Die Töchter des Sturms zeigten schnell, dass auch sie eine Vorliebe für Musik hatten und so spielten sie gerne des Abends auf ihren Instrumenten und erfüllten die Luft mit ihren liebreizenden Stimmen und Klängen.

Doch die Reise nach Götterfels verlief nicht jeden Tag einwandfrei, es war 3 Tage nachdem sie Löwenstein verlassen hatten. Da wurde diese ungewöhnliche Gruppe von Banditen überfallen, welche auf der Straße nach Götterfels gelauert hatten. Zu ihrem Leidwesen mussten die Banditen feststellen, dass die Elfen alles andere als leichte Beute waren. Die Töchter des Sturms erledigten die Efandryls mit Leichtigkeit. Als Iduna fragte, was sie nun mit diesen Efandryls anstellen sollen, entschied die Gruppe sie an den nächsten Baum an der Hauptstraße zu fesseln, dass die nächste Patrouille sie verhaften konnte.

Als der 6 Tag anbrach, befanden sie mittlerweile im Hoheitsgebiet von Götterfels und man merkte dass die Gegend mittlerweile nicht mehr so Lebensfroh war wie die Gegend um Götterfels. Auf den Feldern waren nur wenig Bauern zu sehen und die Truppen von Campbell marschierten die Straßen entlang. Der Konflikt mit dem Weisen Mantel hatte sich mittlerweile stark verschärft. Auf einigen Feldern, an denen sie vorbeizogen, standen verwaiste Galgen doch deren Umfeld ließ darauf schließen dass man bis vor kurzen dort noch Leute hingerichtet hatte, was auf den ausgeglühten Scheiterhaufen zurückzuführen war. Denn anstatt die Verurteilten in dieser Gegend zu bestatten, hatte man beschlossen sie kurzerhand zu verbrennen. Diese Erkenntnis brach der Hochelfe das Herz, wie konnte man nur zu solch schrecklichen Taten in der Lage sein?

Schließlich kam die Gruppe in Neu Ascalon an einer Siedlung die sich auf dem Weg nach Götterfels befand. Hier in Neu Ascalon war es nicht wirklich besser. Auf dem Hauptplatz hatte sich eine Gruppe von Menschen versammelt und schien einem Hochrangigen der East Cantha Trading Company zu lauschen. Vorsichtig ging die Gruppe hin um zu sehen was los war und was die Elfe erblickte ließ sie regelrecht erbleichen.

"Wertes Volk von Kryta!", rief der Ausrufer und hielt einen großen Brief vor sich, während man das rhythmische Trommeln von Soldaten hörte. "Auf Geheiß von Lord Thomas Campbell und des hohen Rates ihrer Majestät, wurde bis auf Weiteres die Habeas Corpus Akte außer Kraft gesetzt...."

Die Falltüren klappten nach unten und die verurteilten baumelten am Galgen. Dann wurden die nächsten nach oben geführt, während der Ausrufer weiter fortfuhr: "Das Recht auf einen Anwalt ist außer Kraft gesetzt! Das Recht auf ein gerichtliches Verfahren außer Kraft gesetzt! Das Recht auf eine Anhörung, außer Kraft gesetzt! Jeder der von der East Cantha Trading Company verhaftet wird, wird direkt vor den Strick geführt!"

Erneut klappten die Falltüren auf und die nächsten hingen am Strick unter den Verurteilten waren auch Kinder und Frauen. Die Bewohner welchem den Schauspiel zusahen, wirkten eingeschüchtert und ängstliches.

"Des Hochverrats schuldig gesprochen werden all jene, die mit dem Weisen Mantel sympathisieren und ihm Unterkunft gewähren. Ebenso all jenen die etwas vom Weisen Mantel bei sich tragen oder sich offen zu ihm bekennen.", erklärte der Ausrufer und klappte den Brief zusammen. Dann verstaute er den Brief in einer Ledermappe und sah zu wie die gehängten auf einen Wagen geworfen und weggebracht wurden.


"Wie lautet der Bericht?", fragte ein anderer Hochrangiger Offizier?


"Heute waren es 20 Bürger, denen man den Prozess gemacht hat. Richten sie Lord Campbell aus, die Säuberung vom Weisen Mantel läuft nach Plan.", erklärte der Ausrufer und der Offizier nickte und ging weiter, vermutlich um nach Götterfels zu reisen.

Der Beginn der Reise verlief gut und ohne Vorkommnisse - mal abgesehen von den eher lächerlichen Banditen, wenige Tage zuvor. Doch desto weiter die Gruppe sich der Hauptstadt der Menschen näherte umso düsterer wurde das Bild, welches das Land zeichnete. Wo die Felder nicht verweist waren, patrouillierten Soldaten eines Regiments, welches Araja leider nur zu gut kannte. Aber was verflucht hatte diese Company hier zu suchen und wieso jagten sie ausgerechnet den Weißen Mantel?
Das Ganze gipfelte schließlich mit der Hinrichtung in Neu-Ascalon, welche die Gruppe mitansehen musste. Der Rotschopf schaffte es dabei kaum hinzusehen während ihr dabei sämtliche Gesichtszüge entgleisten. Währenddessen zog sie Durin an sich heran, wohl mit dem Versuch den Zwerg ein wenig zu beschützen. Das Spektakel war für jemanden mit guten Herzen kaum aufzuhalten, insbesondere wenn diejenige den Weißen Mantel als Retter kennengelernt hatte und das zweifelhafte Vergnügen hatte, Thomas Campbell bereits begegnet zu sein.

"Wieso tun sie das..?", fragte Araja schließlich etwas verzweifelt und naiv mit Blick in die Runde bevor sie ergänzte: "Was macht dieser Campbell denn hier überhaupt? Der Mantel hat doch nichts getan, oder?"

"Ich weiß es ehrlich gesagt nicht.", schüttelte Durin traurig den Kopf. Doch das was er sehen und hören musste, machte ihn fassungslos. Wie konnte man einfach das Gericht übergehen und die Verurteilung selbst übernehmen?

"Im Gleichschritt! Nicht so langsam!", rief ein Offizier und marschierte mit einer Gruppe von Soldaten die Straße davon, die Soldaten, die ihm folgten, hatten ihre Gewehre geschultert und folgten ihm mit ausdruckslosem Gesicht.

Durin nahm seine Freundin in den Arm und meinte: "Lass uns... ein Gasthaus suchen und morgen so bald wie möglich aufbrechen."

"Da steckt Campbell dahinter... ich weiß es.", säuselte Araja ungewohnt aggressiv aber leise zu ihren Freunden als die Gruppe Soldaten schließlich abzogen und den Platz wieder räumten. Mit einem verständnislosen Kopfschütteln gab die Knappin dann nochmals zu verstehen das sie mit der gegenwärtigen Situation so überhaupt nicht einverstanden war. Es schien sie regelrecht wütend werden zu lassen, etwas das man bei der herzensguten jungen Frau nur äußerst selten zu Gesicht bekam.

Schließlich stimmte die Gruppe aber dem Vorschlag des Zwerges zu und versuchte in der verängstigten Kleinstadt eine Bleibe zu finden. Erst gegen Abend fanden die Freunde ein Gasthaus das bereit war die schrullige Truppe aus Elfen und Zwergen aufzunehmen.
Als die beiden Zwergenbrüder später dann gemeinsam mit dem Rotschopf unten im Wirtshaus des Hauses saßen und Karten spielten, sah man wie angekratzt die junge Frau bereist war. Sie hatte mittlerweile die vierte Runde in Folge verloren, obwohl sie mit den Karten bei den Kurzlingen als nahezu unschlagbar galt. Schließlich sah Dorin hinüber zu seiner rothaarigen Freundin und fragte: "Jetzt sag schon, was ist los?", woraufhin Araja nur abwinkte und sagte: "Gar nichts. Hab nur Pech .... das ist alles."

Danach lächelte die Knappin falsch und mischte die Karten für alle erneut während man ihr schon wieder ansah, dass es in ihrem hübschen Köpfchen ratterte. Wahrscheinlich stellte sich die junge Frau vor, was passieren würde wenn diese Leute Alexandras in die Finger bekämen. Oder war es wegen der Gefühle, welche sie glaubte, noch immer für den Ritter zu hegen und das obwohl sie doch glücklich mit Durin zusammen war.
Dass die ganz Reise nach Götterfels so viele neue Probleme und Fragen aufwerfen würde, hatte sich der Rotschopf niemals vorstellen können. Aber jetzt musste sie irgendwie damit klarkommen. Und scheinbar hatte sich die Violinistin dafür entscheiden, einfach alles in sich hineinzufressen.

Dorin sah zu seinem Bruder welcher ebenfalls eher skeptisch wirkte. Linaewen hatte sich schon früh zurückgezogen. Die Hinrichtung hatte der Elfe das Herz gebrochen, die Gehängten hatten nicht unbedingt den Eindruck vermittelt als wären sie Verbrecher gewesen die den Tod verdient hatten. Cirdan war ihr zusammen mit Iduna gefolgt, vermutlich um die Elfe etwas abzulenken.

Bahamut saß etwas abseits von Araja und den Zwergen. Das Schwert lehnte an seiner Schulter und sein Kopf war gesenkt, es hatte fast den Anschein als würde der Königsritter schlafen.

"Du weißt ja, du kannst zu uns kommen, wenn dich etwas belastet.", erklärte Dorin seine Freundin nochmals.

Als der Abend weiter voranschritt gingen der Rest der Gruppe schließlich auf ihre Zimmer, um sich etwas schlaf zu gönnen. Morgen würden sie wohl weiterreisen, jeder von ihnen wollte diesen Ort so schnell wie möglich verlassen.