Löwenstein

Der Rabe des Lordkanzler erreichte in den frühen Morgenstunden den Kaiserlichen Palast und landete im großen Käfig wo die Raben ihrer Kaiserin schliefen und sich aufhielten. An einem seiner Füße war ein Brief befestigt in dem folgendes niedergeschrieben stand:

Verehrte Kaiserin Cousland,

Meine Königin hat mich mit dem Auftrag betraut nach Ascalon zu Reisen und die Länderreien dort wieder aufzubauen. Königin Phylakterium möcht Ascalon zu altem Glanz verhelfen. Zu einem könnte man dort neuen Wohnraum und neue Arbeit schaffen. Desweiteren könnte man dort auch neue Ländereien erschließen und ihre Majestät möchte nicht, dass Ascalon zur Geburtststätte einer Charr Rebellenarmee wird. Da es jedoch immer noch Charrs in diesem Gebiet gibt, wenngleich auch nur wenige so könnten sie dieses Vorgehen vielleicht missverstehen. Sie könnten glauben man würde versuchen ihnen ihre restliche Heimat zu nehmen. Daher meine Frage an euch werte Kaiserin: Was ratet ihr mir? Ich würde gerne einen Konflikt mit Waffen vermeiden und wenn möglich eine Diplomatische Lösung finden.
Ich erwarte eure weise Entscheidung.

Hochachtungsvoll

Lordkanzler Norrington.

"...Ich würde gerne einen Konflikt mit Waffen vermeiden und wenn möglich eine Diplomatische Lösung finden.
Ich erwarte eure weise Entscheidung. Hochachtungsvoll Lordkanzler Norrington.", las Auckes Charles Brief laut vor um die Kaiserin darüber zu informieren. Auch wenn Kathlyn bereits seid so vielen Jahren erfolgreich Kaiserin war, Lesen konnte sie immer noch nicht. Nur die aller wenigsten wussten dass weil es ihr zunehmend Peinlich war weshalb sie ihre Post immer nur mit engen Vertrauten öffnete.
Nachdenklich tippte sie jetzt mit dem Zeigefinger auf ihrer Wange herum. Jetzt wollte sich auch noch der Lordkanzler in die Grenzstreigkeiten in Asaclon einschalten - Großartig. Zum Glück war Charles nur ein Mittelsmann und Kate wusste wer ihn schickte: ihre Freundin Chloé. Es war kein Geheimniss das die Königin von Kryta und die Kaiserin sich nahe standen. Doch wie würde es aussehen wenn Kate zu schnell Partei für sie ergreift, sie war schließlich Kaiserin ALLER Völker und nicht nur der Menschen. Es war einer dieser Interessenskonflikte die eine Regentschaft schneller beenden konnten als einem Lieb war und das wusste die Arischpack. Sie blickte von ihrem Stuhl zu Auckes auf um ihn um Rat zu fragen:

"Charles und Chloé. Puhhh.... Wenn die Königin sich in diesen Streit mit einmischt wird es kompliziert. Was meinst du?"

Der Chefstratege der Kaiserin musste einen moment nachdenken bevor er antwortete: "Nun Ascalon steht TATSÄCHLICH größtenteils leer. Wenn sich daran nicht bald etwas ändert könnten wir einen Rebellenstaat bekommen. Und das könnte zu einem echten Problem werden."

"Rebellenstaat? Was meinst du damit?"

"Ich meine damit das sich zunehmend Leute die aus der Geselschaft im Kaiserreich ausgetoßen wurden dort ansammeln und ein eigenes, unabhänginges Reich gründen könnten: Einen Rebellenstaat eben."

"Hm... dann siedeln wir dort Menschen an und alles geht seinen normalen Gang - Schon Klar. Aber die Reichsverträge von 1327 sind da ZIEMLICH eindeutig: Ich darf ohne die Zustimmung der Charr nicht einfach die Grenzen verschieben!"

"Das könnte Kompliziert werden, Ja..."

Jetzt seufzte die Kaiserin, wie es aussah hatte sie eine neue Aufgabe. Sie dachte noch einmal kurz nach, erhob sich dann und richtete erneut das Wort an Auckes:
"Schreib Chloé zurück das ich mich mit ihr Treffen will - Persönlich. Halten wir Charles dort so lange wie möglich raus, ich kann den Kerl nicht ausstehen."
Daraufhin nahm sich der Stratege einen Bogen Briefpapier und begann die Antwort an das Königreich zu verfassen wärend die Kaiserin diktierte:



An ihre Königliche Majestät Chloé Phylakterium I.

Sehr vererhte Königin, Liebe Chloé

normalerweise freue ich mich sehr über Briefe aus Götterfels doch der letzte deines Lordkanzlers bereitet mir etwas Kopfschmerzen. Ich bin bereits vor einigen Wochen zu Grenzstreitigkeiten in Ascalon als Vermittlerin hinzugezogen worden und habe mich mit dem Konflikt beschäftigt. Wenn sich nun auch noch das Königreich Kryta in diese Verhandlungen einmischt könnte eine Diplomatische Krise drohen.
Um dies um jeden Preis zu verhindern bitte ich um ein persönliches Treffen mit dir an einem Ort deiner Wahl binnen einer Woche.

Mit den besten Grüßen,
deine Freundin Kate; Kaiserin von Tyria - Erste ihres Namens - Schlächterin von Eldvin - Bezwi...


Nun stoppte Auckes beim schreiben und blickte die Kaiserin an: "Müssen wir wirklich JEDES mal den GANZEN Titel hinschreiben?!"
Daraufhin lächelte Kathlyn nur und polsterte ihre Brust etwas heraus: "JA - MÜSSEN wir!"
Daraufhin seufzte der Stratege nur und vollendette den Brief bevor er ihn nach Götterfels schicken lies.

Einige Tage irrten die beiden Zwergenfreunde durch die südlichen Zittergipfel bis sie endlich, mit einigen Umwegen die Ausläufer Löwensteins erreichten. Hier am östlichen Stadttor waren sie angekommen und erfreut darüber das kulturelle Zentrum Tyrias gefunden zu haben.
Die Befestigungen auf dieser Seite der Stadt waren zum größten Teil in den Stein der angrenzenden Zittergipfel gebaut und ein beinahe lächerlich kleines Tor versperrte lediglich den Eingang zur Stadt. Doch leider schien es ein Problem zu geben: Die Tore waren geschlossen und vor ihnen hatten sich einige Leute angesammelt die von merkwürdig Uniformierten Soldaten aufgehalten wurden.

Argwöhnisch schielte Bolvar hinüber zu seinem Freund und versuchte sich seine Missgunst für Menschen nicht anmerken zu lassen als er die Soldaten sah: "Hm.... was sagst du dazu, Thorin? Sieht nach Ärger aus...."

Thorin legte seine rechte Hand auf die linke Schulter seines alten Freundes. " Nach Ärger aussehen würde ich es noch nicht bezeichnen. Gehen wir hin und fragen wir ob wir in die Stadt eingelassen werden.", erwiederte der Zwergenprinz und blickte dabei ruhig zu Bolvar.

"Und wenn sie uns nicht reinlassen, dann finden wir einen anderen Weg hinein. Du weißt doch was mein Vater stets zu mir sagte oder? Es führt mehr als nur ein Weg zum Herz des Berges." Beim letzten Satz zog sich ein leichtes schmunzeln auf die Lippen des sonst so ernstens Zwerges. Er straffte Schultern und ging entschlossen zu den Wachen, welche das Tor beaufsichtigten. "Seid gegrüßt. ", rief Thorin und blieb vor den Wachen stehen. "Wir erbitten um einlass in die Stadt Löwenstein."

Als er aus dem Portal hinausschritt blickte er sich um. Die Stadt wirkte noch pompöser und Prunkvoller als in seinen Erinnerungen oder lag es daran, dass er schon lange nicht mehr hier war? Sie waren auf dem Hauptplatz herausgekommen und von hier aus war es nicht mehr weit bis zum Kaiserlichen Palast.

Hier war noch mehr los als in Götterfels, aber dass wunderte Evander gerade überhaupt nicht. Er schlenderte gemeinsam mit seiner Frau über den Hauptplatz über die große Brücke und einen gemütlichen Weg an einer Felswand und schließlich stand er vor dem Palast. Es war nun soweit.

Cecillia stellte sich nochmal vor ihren Mann und überprüfte ihn nochmals. "Lieber nochmal drüberschauen bevor wir hineingehen.", lächelte die Assassine leicht und zupfte hier und da ein paar Stellen bei Evander zurecht. Sie war ebenso aufgeregt wie Evander, denn auch sie hatte Kate lange nicht mehr gesehen und immerhin war sie einst mit ihr zusammen gewesen. Obwohl es anfangs nur gestellt war, hatte sie mit der Zeit tatsächlich angefangen für Kate etwas zu empfinden. Doch das war nun alles schon so lange her und wirkte so unwirklich für sie. Allerdings ließ sie sich das alles nicht anmerken, so wie sie es gelernt hatte.

"Ach lassen wir das.", seufzte Cecillia und fügte hinzu und hakte sich wieder bei Evander ein. Gemeinsam gingen sie die Treppen des Palasts nach oben. Die Wachen überprüften die Beiden und gewährten ihnen schließlich den Eintritt. Sie befanden sich nun in der großen Eingangshalle.

Evander blickte sich in der Halle um. Immerhin war er schonmal im Palast, das war ja zumindest ein Anfang. Oder auch nicht stellte er fest, denn hier sah er keinen Diener den er bitten könnte. Etwas irritiert blickte sich der ehemalige Pirat um. Nichts war mehr geblieben von Liliths geschmack. Der ganze Palast hatte sich sehr verändert und nicht gerade zum schlechten wie er feststellen musste. Die Gemälde waren durchaus geschmackvoll musste er sich eingestehen.

Er beschloss hier noch ein wenig zu warten, vielleicht würde ein Diener ihn ja empfangen und zur Kaiserin geleiten. Vielleicht würde die Kaiserin ja sogar selbst hierher kommen. Bei Kate konnte Evander es sich durchaus vorstellen was ihm ein leichtes grinsen entlockte. Doch schnell legte er wieder ein seriöses Gesicht auf, nun hieß es wohl abwarten was passieren würde.

Die Minuten verstrichen während Evander und Cecillia in der großen prunkvollen Eingangshalle des Palastes warteten. Die Soldaten der Regimenter, welche den beiden Einlass gewährt hatten, versichert das jemand käme sie abzuholen, doch 'wann' dies geschehe hatte dem Duo keiner gesagt.
Zum Glück des ehemaligen Piraten konnten sich die Männer der Kaiserin an den Namen Evander erinnern, denn allein dieser hatten ihm und seiner Freundin ein Ticket in diese goldenen Hallen beschert. Einen lebendigen Held der Phylakteriumkrise abzuweisen schien den Gardisten wohl eine schlechte Idee.

Nach einer gefühlten Ewigkeit und dem Betrachten unzähliger Bilder öffnete sich dann endlich eine der kleineren Türen an der Seite des Palastes die zum neuen Südflügel führten und die rechte Hand der Kaiserin trat heraus: Auckes de la Siere.
Der mittlerweile etwas in die Jahre gekommene Magierjäger war bereits seit vielen Jahren Chefstratege seiner Majestät und galt als zweiter Mann im Staat auch wenn er die Bezeichung 'rechte Hand' niemals offiziel annahm.

Mit einem distanzierten aber dennoch aufrichtigem Lächeln und Handschütteln begrüßte er die beiden Neuankömmlinge:
"Lady Nightray und Sir Vessalius nehme ich an? Ich bin Auckes de la Siere, Berater ihrer Majestät Cousland. Bitte kommen sie doch herein!"
Freundlich führte der Stratege dann mit einer Handgeste aus der Wartehalle heraus direkt durch die Tür durch welche er selbst gerade kam um Evander und Cecillia in ein kleinen aber feinen Wohnzimmer artigen Raum einige Korridore weiterzuführen. Das mit aufwendig verzierten Holz vertäfelte Zimmer und den gepolsterten Sitzmöbeln lud zum Verweilen ein während ein großer prunkvoller Kamin an der Seite verweilte.

"Die Kaiserin ist erst vor wenigen Stunden von einer Reise aus Toussaint zurückgekehrt, sie wird aber bald kommen - das hat sie mir versichert. Nehmen sie doch bitte schon einmal Platz. Möchten sie etwas zu trinken? Ein Stück Löwensteiner Backkunst vielleicht?"

Evander sah sich die vielen verschiedenen Gemälde in der Halle an und wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen als Auckes sie in Empfang nahm. Evander verneigte sich leicht und nickte, daraufhin folgte er dem Strategen in ein kleines aber sehr schickes Wohnzimmer.

Als Evander in den Raum eintratt blickte er sich einmal um und schon bot Auckes ihnen einen Platz und ein paar andere Annehmlichkeiten an. Evander wartete bis Cecillia sich hingesetzt hatte und nahm schließlich auch Platz. Dann blickte er kurz zu Cecillia und sah dann wieder zu Auckes: "Nun ich würde sagen wir nehmen beide ersteinmal einen Rotwein wenn es keine Umstände macht."

Cecillia nahm sanft die Hand von Evander während sie sich niederließ. Mit dem aufwendigen Kleid war es gar nicht so leicht sich gemütlich hinzusetzen. Das Korsett drückte unangenehm ihre Brust zu. Schließlich holte sie einen Fächer hervor und fächerte sich etwas Luft zu, dass letzte was sie brauchen konnte war das sie in Ohnmacht fallen würde.

Während sie sich die Luft zufächerte, hielt sie weiterhin Evanders Hand und drückte unbewusst etwas fester zu und bemerkte wie dieser nach Luft japste da sie offenbar zu fest zugedrückt hatte und musste sich ein leichtes lachen verkneifen. Ihr blick wanderte durch den Raum, von diesem Luxus konnte sie nur träumen und mit Evander ging es ihr eigentlich schon sehr gut. Sie atmete tief ein und aus, die Zeit wollte offenbar gar nicht vergehen hatte die Assassine das Gefühl.

Schließlich nahm sie dankend von Auckes den Wein entgegen doch wagte sie noch Evander ersteinmal einen Schluck zu nehmen. Vielleicht aus Anstand um auf die Kaiserin zu warten oder einfach weil sie beide etwas nervös waren.

Während Auckes dabei zusah, wie ein zuvor wartender Diener den beiden Gästen ihren Rotwein servierte fragte er sich was diese beiden wohl von der Kaiserin wollten. Das Vessalius und Cousland in fernen Vergangenheit Bekannte oder gar Freunde waren wusste Auckes, nicht jedoch wie das Verhältnis zwischen den beiden heute war.
Die Dame im ganz offensichtlich viel zu engen Korsett kannte der alt gediente Magierjäger überhaupt nicht, auch wenn ihn das Gefühl beschlich ihr Gesicht irgendwo schon einmal gesehen zu haben.

Mit dem Verschwinden des Dieners und den Gläsern in den Händen der Gäste wurde es kurz Still, bis Auckes diese dann mit reden unterband: "Verzeiht die Frage aber dürfte ich erfahren was die Dame und der Herr von ihrer Majestät wünschen?"

Evander beschloss nun einen schluck Rotwein zu nehmen um seine Kehle etwas anzufeuchten und erhob seine Stimme um Auckes zu antworten: " Wie soll ich es am besten erklären. Als erstes möchte ich mich bei der Kaiserin entschuldigen, seid dem damaligen Aufstand in Löwenstein hatte ich nicht sehr viel Kontakt mit ihr, wobei sich das vermutlich sowieso als Schwierig erwiesen hätte. Desweiteren wollte ich der Kaiserin meine Dienste anbieten."

Irgendwie kam er sich Dumm vor, wenn er sich so reden hörte. Er nahm einen weiterne Schluck vom Rotwein, er war außerordentlich gut musste Evander einräumen. Allerdings hatte er von Rotwein nicht so viel Ahnung wie von Feuerwasser oder Rum aber man musste ja auch nicht alles wissen. "Nun müsst ihr allerdings mir die Frage verzeihen, welchen Posten habt ihr bei der Kaiserin inne? Ich nehme stark an es muss wohl ein sehr hoher Rang sein."

Langsam nickend beinahe ein wenig nachdenklich vernahm Auckes das Anliegen von Evander. Auch wenn sich der Berater Mühe gab es zu verbergen, für einen kurzen Augenblick wanderten seine Mundwinkel nach unten, bevor er sie wieder anheben konnte. War dies weil Auckes die Idee das Evander für die Kaiserin arbeiten würde Schlecht fand, oder weil er wenig Hoffnung für den ehemaligen Piraten sah das Kathlyn eine Entschuldigung nach über 16 Jahren noch annehmen würde?
So oder so, seine eigene Meinung würde der Packkommandant zurückhalten bis sie gefragt würde. Den Themawechsel auf seine eigene Person begrüßte Auckes also mit einem wohlwollendem nicken.

"Ich habe das Amt des Chefstrategen inne. Zudem bin ich eine der persönlichen Berater der Kaiserin. Deshalb ist es wohl eher mein Metier Figuren auf einer Karte herumzuschieben anstatt Staatsgäste zu empfangen, verzeiht mir.", erklärte der Magierjäger ein wenig lachend um die angespannt Stimmung aufzulockern.

Cecillia bemerkte wie Auckes Mundwinkel für einen kurzen Moment nach unten wanderte. Evander war dies vermutlich nicht aufgefallen. Aber ihr, einer Assassine entgingen solche Feinheiten nur äußerst selten.

Die Assassine nahm einen schluck von ihrem Wein und fächerte sich weiterhin Luft zu. "Also ich finde ihr macht eure Sache sehr gut.", lächelte Cecillia und nahm einen weiteren schluck Wein zu sich. "Die Position des Chefstrategen stelle ich mir äußerst spannend vor. Die vorgehensweisen der Truppen zu planen. Wie seid ihr zu diesem Posten gekommen?", fügte sie interessiert hinzu.

"Nun.... mein Vater war der Kommandant der Arischpackregimenter vor mir. Nachdem er bei der Frostkaiserschlacht verstarb und die neue Kaiserin jemanden suchte, der sich um die Belange der Soldaten kümmern konnte bin ich eingesprungen.
Ursprünglich war das ganze nur Temporär gedacht - ich hatte damals keinerlei Expertise in solchen Dingen. Aber ihre Majestät sah damals wohl etwas in mir, was sonst zuvor niemand gesehen hatte, auch ich nicht.
Und wie es scheint gab ihr die Zeit dann wohl recht.", lächelte der Stratege freundlich auf Cecillias Frage zurück. Immer mehr rätselte Auckes darüber ob er Cecillia kannte, jetzt wo er ihre Stimme länger gehört war er sich sicher sie bereits einmal getroffen zu haben.

Die lauten Schritte der Kompanie an Bittstellern, Dienern und Beratern, welche der Kaiserin folgten waren wohl durch sämtliche Gänge des Palastes zu hören. Von links und rechts prasselten dutzende von Anfragen zeitgleich auf Kathlyn ein und sie bereute es bereit jetzt diesen Kurzurlaub in Toussaint genommen zu haben. Denn wie es schien hatte sich bereits innerhalb dieser kurzen Zeit dermaßen viele Anliegen angehäuft das es wohl noch Wochen zu spüren sein würde.
Während die Kaiserin versuchte bereits beim Laufen so viele der Dinge wie möglich abzuwimmeln, zu verschieben und die wahrlich wichtigen davon auszusortieren flüsterte ihr eine ihren Zofen zu, dass Gäste für sie eingetroffen waren. Bei den Namen der Gäste blieb die aschblonde Frau kurz stehen woraufhin auch ihr Tross zum Stillstand kam.
Seid einer nicht nur gefühlten Ewigkeit hatte sie von keinem dieser beiden auch nur ein Flüstern gehört und nun waren sie hier im Palast? Die Überraschung war Kathlyn wahrlich ins Gesicht geschrieben und nachdem sie ihre Verfolger kurzerhand auf später Vertröstete machte sie sich sogleich auf, um ihre beiden alten Freunde zu treffen.

Gerade als Auckes damit fertig war seine Karriere beim Militär zu schildern traf Kathlyn dann ein und öffnete äußerst geschwind und selbstsicher die Tür zu dem Gästezimmer. De la Sierre welcher sich sofort erhob und seine Kaiserin mit dem gebührenden Respekt empfang richtete sogleich das Wort an sie:

"Der Herr Vessalius und Milady Nightray, eure Majestät!"

"Danke Auckes, ich weiß wer die beiden sind. Du kannst uns jetzt allein lassen.", erklärte Kathlyn ihrerseits und wartete darauf das der Militärberater den Raum verließ.

Als Auckes dann verschwunden und das Trio allein war kehrte eine fast schon bedrückende Stille in den Raum. Die Kaiserin, welche sich nicht einmal setzte und es vorzog zu stehen, warf ihren beiden Gästen einen ernsten Blick zu. Sowohl Evander als auch Cecillia mussten schockiert sein, nicht nur das ihre frühere Freundin Kate nun völlig anders aussah, gekleidet in feinste mit Gold verzierte Wämse, sondern auch ihr Autoritäres und selbstbewusstes auftreten. Von der 'damaligen' Kathlyn schien nicht viel übrig geblieben zu sein.
Nach einem kurzen Augenblick des Schweigens und Staunens auf beiden Seiten durchbrach die Kaiserin schließlich die Stille und wandte sich insbesondere Cecillia zu.

"Evander und...... Cecillia?", war das einzige was sie jedoch sagte, mit schwerem Vorwurf in der Stimme.

Kate hatte sich in den letzten Jahren stark verändert, doch es hätte Evander sehr verwundert wenn es nicht so gewesen wäre. Sie wirkte noch selbstbewusster und stärker als früher. Wie es sich ziemte, legte Evander seine Hand auf die Brust und verbeugte sich: "Euer Gnaden."

Dann richtete er sich wieder um stützte sich mit einer Hand auf dem Gehstock ab. Da sich die Kaiserin ins besondere an Cecillia wandte, zog Evander es vor seiner Frau erst einmal das Wort zu überlassen. Sie war um ein vielfaches Wortgewandter als er. Er strich mit sich mit einer Hand über den Bart und blickte dann zu seiner Begleitung.

Cecillia machte einen Hofknicks, blickte dabei zu Boden und grüßte die Kaiserin: "Euer Gnaden." Dann blickte die Assassine wieder auf und sah Kate an. Es war schon ein komisches Gefühl ihr wieder gegenüber zu stehen. Immerhin hatte sie einmal soetwas wie eine Beziehung mit ihr gehabt.

"Ich hoffe ihr nehmt es mir nicht übel, das Korsett sitzt etwas eng. Die Magd hat es wohl zu gut gemeint, als ich sagte ich würde vor die Kaiserin treten.", scherzte Cecillia etwas verhalten und fächerte sich weiterhin Luft zu Sie hoffte damit die Stimmung etwas aufzulockern und die Spannung etwas zu nehmen.

"Wir können verstehen wenn ihr nicht besonders erbaut seid uns zu sehen....", fing Cecillia an und fuhr nach einer kurzen Pause fort: "... ich hoffe ihr gebt uns die Möglichkeit uns zu erklären. Aber ihr werdet sicher einige Fragen haben Mylady."

"Streng genommen habe ich nur eine einzige Frage....", begann die Kaiserin dann, weiterhin mit fast schon erboster Stimme zu sprechen: "...wieso habt ihr euch nicht gemeldet? Es müssen jetzt fast... 20 Jahre oder so sein? Fast zwei Jahrezehnte ohne ein Wort von euch? Und jetzt kommt ihr hier an und... wollt 'was'? Hm?"

Cecillia neigte leicht ihren Kopf zur Seite, sie konnte Kate sehr gut verstehen. Wie wäre sie an ihrer Stelle damit umgegangen? "Auf die Frage warum wir uns nicht gemeldet hatten.... Wir wollten dir kein Hinderniss sein für deine Herrschaft, gerade Evander der sich anfangs dir in den wegstellen wollte. Er hat mir alles erzählt. Ich für meinen Teil, wollte nicht dass man Gerüchte säht, da wir einmal etwas mit einander hatten.", erklärte Cecillia.

"16 Jahre sollten ausreichen um gewissen Dinge zu vergessen. Und ich weiß es gibt Dinge die man nicht vergessen kann, aber ich versichere dir keinem von uns stand der Sinn danach dir auf irgendeine Art und Weise weh zu tun. Und ab hier spricht jeder für sich, ich weiß ich kann dies nicht von dir erwarten und dennoch möchte ich dich von ganzem Herzen um Verzeihung bitten.", fügte die Assassine hinzu.

"Ich wollte euch keine Schwierigkeiten bereiten, wäre heraus gekommen dass ihr mit dem Bruder der Frostkaiserin befreundet seid, wärt ihr vermutlich leicht in Verruf gefallen. Wenn ich in unmittelbarer Nähe zu dir gestanden hätte, wer weiß wie manche das gegen euch genutzt hätten. Zumal ich damals mich euch in den Wegstellen wollte. Für mich ist es immer noch so als wäre es erst gestern gewesen, wie ich Lilith in den Armen hielt bevor ihr Körper sich schließlich in sanften Schnee auflöste. Ich habe lange gebraucht um diesen Verlust zu verarbeiten. Und nur zu gerne hätte ich mich gerne früher gemeldet, aber meine alten und dummen Angewohnheiten haben mich einmal wieder davon abgehalten, wie so oft eben. Und ich kann.... es gibt keine Art wie man das wieder gut machen könnte. Aber ich bin trotzallem hier, weil ich euch um Verzeihung bitten möchte.", fing Evander an, der den eindruck hatte nun lange genug geschwiegen zu haben. Sein Gesichtsausdruck wirkte etwas mitgenommen und traurig.

Während Cecillia und insbesondere Evander begannen sich zu erklären und dabei immer ernster wurden wanderten die Mundwinkel der Kaiserin zunehmend nach unten. Nicht jedoch, weil sie Böse wurde, sondern weil sie sich ihr Lachen immer schlechter verkneifen konnte. Als Evander dann endlich seine Stimme senkte brach es aus Kathlyn heraus und sie begann herzhaft zu lachen - sehr zur Verwunderung ihrer beiden Gäste.

"Ihr habt mir das tatsächlich abgekauft oder..?!", fragte Kate als es ihr Gelächter für einen Moment zuließ: "Ouuhhh...! Die große, böse Kaiserin ist wütend auf euch! Wuuuhh!"
Kathlyn gestikulierte dabei wild umher, als wollte sie jemanden erschrecken und strich sich dann die Freudentränen aus dem Gesicht - schon lange hatte sie es nicht mehr geschafft jemanden so zu Überraschen.

"Bei den Sechs, ich freu mich euch zu sehen! Und jetzt hört mit dem blöden Entschuldigungen auf, ich weiß doch wie schwer es ist mich zu erreichen!"

Freudig nahm Kathlyn daraufhin Cecillia in den Arm - wohl etwas zu innig, wenn man Evander gefragt hätte. Aber auch der ehemalige Pirat erhielt von der der Kaiserin eine, für ihre alte Freundschaft angemessene Umarmung. Nachdem sich die Anspannung also jetzt bei allen gelöst hatte und klar wurde das Kathlyn zwar nicht mehr aussah wie früher aber noch immer das selbe Herz in ihrer Brust schlug, konnte das Gespräch endlich 'normal' fortgeführt werden.

"Naja... zumindest hättet ihr mal schreiben können. Ich hab' auch eine eigene Postadresse, wisst ihr? Aber das ist jetzt nicht so wichtig. Es ist schön, dass ihr hier seid - wirklich!
Erzählt mal was passiert ist! Hübscher neuer Hut Evander! Ach und das Korsett ist übrigens viel zu Eng meine Liebe, auch wenn es dich ganz toll zur Geltung bringt!"

Evander war von der Reaktion der Kaiserin mehr als überrascht und doch freute er sich als Kate letztlich auch ihn umarmte. Natürlich erwiederte der ehemalige Pirat Kates Umarmung freudig und vorallem erleichtert.
Nachdem er sich von der Kaiserin gelöst hatte lächelte Evander etwas verlegen: "Nun um ehrlich zu sein, ich hab es dir tatsächlich abgekauft ja. Und du musst zugeben, die Gründe dass du auf uns wütend bist oder sein könntest wären ja auch wirklich verständlich gewesen. Aber du hast recht, wir hätten tatsächlich schreiben können."

Schließlich rückte sich Evander seinen Dreispitz zurecht und lächlte leicht: "Danke, der Hut ist eine Sonderanfertigung von Cecillias Schneiderin, ebenso wie der rest den ich gerade trage." Dann war er einen kurzen blick zu seiner Frau und blickte wieder zur Kaiserin und fuhr fort: "Nun es ist in den letzten Jahren einiges passiert. Nun Cecillia und ich haben 2 Jahre nach der Krise geheiratet. Ich hatte mich zurückgezogen ins alte Haus meiner Eltern. Eines Nachts ist sie heimlich in mein Haus eingedrungen und mein Glück war, dass ich in dieser Nacht nicht schlafen konnte weil mich der Tod von Lilith zu dem Zeitpunkt sehr beschäftigt hatte. Ich bemerkte sehr schnell dass jemand ins Haus eingedrungen war. Mit einem Degen und einer Pistole bewaffnet habe ich mich auf die Lauer gelegt und ehe ich mich versah spürte ich eine Klinge an meinem Hals. Es kam zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen uns und letztlich endete sie damit dass wir anfingen uns zu einander hingezogen zu fühlen. Nun wie gesagt zwei Jahre darauf haben wir geheiratet, aber keine sorge es gab keine große Feier. Wir haben weder Familie noch Freunde eingeladen. Später bin ich in das Geschäft ihres Vaters eingestiegen nachdem ihr Vater verstarb übergab er das Geschäft an seine Tochter. Wir haben ein Haus in Götterfels gekauft und uns dort ein gemütliches Leben aufgebaut. Hört sich zum schluss hin leider nicht sehr spannend an."

Evandr machte eine kleine Pause damit Kate in Ruhe die Geschichte aufnehmen konnte und fügte zum schluss hinzu: "Den Grund warum Cecillia mich in jener Nacht angegriffen hat, darf sie selbst erklären." Dabei blickte er mit einem leicht provozierenden lächeln zu ihr rüber.

Cecillia wurde leicht rot auf die Bemerkung von Kate als diese ihr sagte, dass ihr das Korsett gut stehen würde es jedoch zu eng war. "Wie ich ja bereits vorhin gesagt habe, die Magd hat es vorhin etwas zu gut gemeint.", lächelte Cecillia und fächerte sich weiterhin Luft zu.

Nachdem Evander die Geschichte erzählt hatte schmunzelte sie: "Nun der Grund war ganz einfach, als wir damals bei Cerberus Industries eingedrungen sind, da hattest du mich erst fast nicht wieder erkannt und das hatte mich zur Weisglut getrieben. Und ich war damals ziemlich nachtragend und ich wollte dir tatsächlich für einen kurzen Moment den Gar ausmachen weil du mir damals so wehgetan hast. Und als wir uns dann in deinem alten Haus so diesen Kampf geliefert haben, dachte ich mir so verrückt das auch klingen mag: Ich möchte diesen Mann an meiner Seite haben. Aber um es nochmal kurz zu fassen, der Grund war: Rache."

Dann blickte sie wieder kurz zu Evander und fuhr fort: "Was mein verehrter Mann nicht erwähnt hat, ist dass mein Vater ein Unternehmen hatte dass Handelsschiffe sicher von einem Ort zum anderen Ort gebracht hat. Ich nehme verwalte mittlerweile die Aufträge und Evander fährt von Zeit zu Zeit natürlich mit mir an seiner Seite an die verschiedensten Orte und beschützt die Schiffe vor Piraten. Wobei ich sagen muss, dass die Zahl der überfälle seit deiner Herrschaft sehr zurückgegangen sind was ich nur sehr gut heißen kann. Doch die meisten Händler fühlen sich wohler wenn sie jemanden Haben der sie beschützt."

"Aber genug von uns, wie ist es dir denn in den letzten Jahren so ergangen?", wollte die Assassine wissen.

Zwar sehr fröhlich aber dennoch etwas erschöpft von der Reise aus Toussaint hierher, setzte sich die Kaiserin ihren beiden Freunden gegenüber und lauschte deren Geschichten. Ein kurzer Augenblick des Erinnerns und Ausruhens konnte sich selbst die Kaiserin von Tyria gönnen - wer sollte es ihr auch verbieten?

"Ihr habt...geheiratet? Wow.....ich meine.....Glückwunsch!", stammelte Kathlyn ein wenig los als sie die 'frohe' Kunde vernahm. Fast war es Kate ein wenig peinlich Cecillia zuvor noch Komplimente über ihre Figur gemacht zu haben, schließlich wussten alle Anwesenden das es einmal eine Art von Beziehung zwischen den beiden gegeben hatte. Trotzdem freute sie sich für die beiden, auch wenn man es ihr in diesem Moment wohl kaum ansah.

"Mir geht es ganz gut, Danke der Nachfrage. Ich werde euch mit den Details der letzten Jahre nicht belasten - vermutlich hätte ich zwanzig...nein, dreisig Geschichten die ich euch erzählen könnte aber dafür fehlt uns leider die Zeit!", begann die Kaiserin dann erneut nachdem das Gesprächsthema auf ihre Wenigkeit gelenkt wurde:
"Es freut mich aber das auch ihr offensichtlich mit dem Führungsstil zufrieden seid. Ich würde zwar gerne alle Lorbeeren einheimsen aber viele Leute haben in den letzten Jahren daran gearbeitet das aufzubauen was wir in der Krise verloren hatten. Ich ...hm, hab' nur aufgepasst das jeder das Richtige macht."