Tyrianischer Botschafter
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Die erblühende Duftblüte

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Beitrag von Linaewen Mo 06 Sep 2021, 22:24

Das Sonnenlicht blitzte kurz auf, als es von der hinabsausenden Klinge für einen Bruchteil zurückgeworfen wurde. Die Spitze blieb auf Brusthöhe ausgerichtet, während der Träger einen Moment lang innehielt und den Schlag erneut ausführte.


„HA!“, rief Linaewen und schlug erneut mit dem Schwert zu. Dann senkte sie das Schwert und betrachtete die Klinge. Das Schwert war perfekt ausbalanciert und federleicht, die Klinge selbst war extrem scharf und doch war es nicht aus Metall geschmiedet worden. Nachdenklich betrachtete die Elfe das Schwert und brachte es zurück zur Kammer wo die fertigen Waffen bis zur ihrer Übergabe gelagert wurden. Immer wieder hatte die Elfe heimlich mit den fertigen Waffen geübt, vermutlich würde sie Probleme mit ihrem Vater bekommen, wenn er dies jemals erfahren würde. Daher übte sie stets still und heimlich, wenn er mal nicht da war. Diese Übungen machte sie schon viele Jahre lang, schon seit sie die Schule besucht hatte und so hatte sie zumindest eine stabile Haltung erarbeitet.

Seit gut 5 Jahren war Linaewen nun schon mit der Schule fertig und half seitdem ihrem Vater in der Schmiede aus. Sie kümmerte sich darum, dass das Wasser im Trog stets aufgefüllt war, die Esse stets mit Kohle versorgt war und auch um den Zustand der Werkzeuge kümmerte sich die Elfe mit großem Eifer. Doch nicht nur die Sauberkeit der Schmiede und die Pflege der Werkstatt war ihre Aufgabe, sie half natürlich auch beim eigentlichen Schmiedeprozess mit. Natürlich war ihr Vater sehr dankbar für die Hilfe in der Schmiede, jedoch wünschte er sich für seine Tochter das sie sich eine bessere Stelle suchte. Oft redeten Talariel und Quinella mit ihrer Tochter und versuchten sie zu überreden eine Stelle am Hofe zu suchen, denn sie hatte auf der Schule einen sehr guten Abschluss erzielt und nun standen ihr alle Möglichkeiten offen.

Aber so oft sie auch mit ihrer Tochter sprachen, Linaewen ließ sich nicht davon abbringen denn sie hatte das Gefühl ihren Eltern etwas schuldig zu sein und daher half sie in der Schmiede aus. Aber nicht nur deswegen half die junge Elfe ihrem Vater, nein die Arbeit dort machte Linaewen auch viel Spaß, weshalb sie weiter daran festhielt dort zu arbeiten. Vielleicht lag es auch daran, dass sie so viel Zeit mit Vater verbringen konnte, für sie gab es viele Gründe weiter in der Schmiede zu arbeiten.

Mittlerweile hatte sich die Schmiede einen gewissen Namen erarbeitet und sogar der König selbst hatte eine Klinge bei ihnen in Auftrag aufgegeben. Die Klinge selbst war mittlerweile fertig, doch es fehlte noch der Griff und dafür war ihr Vater heute in die Stadt gegangen um eine Bestellung abzuholen. Mit einem letzten Blick überprüfte Linaewen nochmals die Klinge welche später einmal das Schwert von König Aranel werden sollte, da hörte sie Schritte hinter sich. Langsam wandte Linaewen um und ah ihren Vater wie er mit einem etwas kleineren Päckchen dazu kam.

„Was hast du dort?“, fragte die Elfe neugierig.

„Den Griff für unser Schwert.“, erwiderte Talariel und legte das Stoffbündel auf der Werkbank ab, dann öffnete er dies und zum Vorschein kamen mehrere Knochen.

„Knochen?“, fragte die junge Elfe verwundert.

„Nicht nur irgendwelche Knochen. Das sind Drachenknochen. Sie sind für ihre Stabilität bekannt. Daraus werden wir einen Schwertgriff machen.“, erklärte der Vater seiner Tochter zufrieden.

Sogleich richtete Linaewen auf Geheiß ihres Vaters das Werkzeug her und über ließ die Werkbank Talariel, welcher sich sogleich an die Arbeit macht. Aufmerksam sah sie zu wie ihr Vater die Knochen zurecht sägte und feilte, aber auch zeitgleich mit Magie bearbeitete. Es dauerte ganze 4 Tage bis Die Knochen zu einem schönen Griff geformt worden waren. Nachdem Talariel schließlich den Griff und die Klinge miteinander verbunden hatte, reichte er das Schwert seiner Tochter und fragte: „Nun Linaewen was meinst du?“

Die blonde Elfe nahm das Schwert entgegen und betrachtete die Klinge Ehrfürchtig, bevor sie schließlich antwortete: „Es ist wunderschön. Es wird König Aranel gefallen, da bin ich mir ganz sicher. Es ist nicht zu schwer aber auch nicht zu leicht und perfekt ausbalanciert.“

„Du hast ein gutes Auge dafür entwickelt, daher möchte ich das du es dem König übergibst.“, erklärte Talariel seiner Tochter.

„Wie bitte?“, fragte Linaewen verdutzt und sah ihren Vater etwas verunsichert an.

„Ich möchte, dass du ihm die Klinge überbringst. Am besten machst du dich gleich auf den Weg.“, meinte Talariel schließlich, während er das Werkzeug aufräumte.

„W...Wie? Jetzt gleich?!“, fragte die blonde Elfe erschrocken.

Talariel überreichte seiner Tochter einen Brief und fügte an: „Zeige den Wachen dieses Schreiben vor, dann wirst du zum König vorgelassen. Es wird bestätigen, dass du im Auftrag des Königs dort bist um seine Bestellung abzuliefern.“

„Verstanden...“, seufzte Linaewen und nahm das Schreiben entgegen. Mit dem Schwert und dem Schreiben machte sich die Elfe auf den Weg um die Bestellung abzugeben. Wirklich wohl war ihr dabei nicht, vielleicht lag es aber einfach nur daran weil sie dem König persönlich gegenübertreten würde. Immerhin stand man nicht alle Tage dem König der Hochelfen gegenüber und in all den Jahren hatte sie ihn nur ein paar wenige Male gesehen, daher war dies tatsächlich auch ein ganz besonderer Moment für sie.

Ohne große Umwege lief die blonde Elfe zum Palast wo sie vor der Brücke von zwei Wachen aufgehalten wurde. Sogleich zeigte sie das Schreiben vor, welches sie von ihrem Vater erhalten hatte. Die Wachen nickten sich kurz zu und befahlen der jungen Schmiedin ihnen zu folgen. Gemeinsam liefen sie über die Schmale Brücke und stiegen schließlich eine breite lange Treppe hinauf. Oben angekommen durchschritten sie einen großen Torbogen welcher sie direkt in den Thronsaal führte. Der Elfe fiel sogleich auf das der Thronsaal selbst erinnerte an einen Wald. Der Boden bestand aus Gras und Moos, einige größere Bäume wuchsen ebenfalls in der Halle und ein kleiner Bach floss sachte durch die Halle. Sie lief über eine der Brücken die über einen kleinen Bach führten und sah zu einem großen Rundbogen welcher nach draußen auf einen Balkon führte, dabei konnte sie das rauschen des Wasserfalls hören der nicht weit weg vom Palast in die tiefen stürzte.

Schließlich führten sie Linaewen vor den Thron, welcher elegant und doch schlicht wirkte. Der Thron bestand aus geschwungenem und glatt polierten Holz. König Aranel saß ruhig auf dem Thron, die Hände ruhten auf den Armlehnen, heute trug er ein rotes Gewandt aus Samt mit hohem Stehkragen und einer einfachen Halskette. Die Krone war ein schlichtes silbernes Diadem, das seinen Kopf zierte. Aufmerksam betrachtete der König wie der Gast vorgeführt wurde.

„Es tritt vor Linaewen Ilmare.“, rief die Wache aus und zog sich dann zurück. Weiter hinten in der Halle standen 2 Integritätsritter einer von ihnen trug eine feuerrote und der andere eine Pechschwarze Rüstung. Die beiden Ritter unterhielten sich leise, während sie immer wieder zum König blickten.

Langsam trat Linaewen vor, dabei hatte sie den Kopf gesenkt und ging dann auf die Knie. Dabei hielt sie König Aranel die Klinge demütig entgegen und sie wagte es nicht einmal ein Wort zu sprechen.
Langsam erhob sich König Aranel und schritt auf die Elfe zu. Behutsam nahm er ihr die Klinge aus der Hand und betrachtete diese eingehend, ebenso überprüfte er die Klinge auf ihre Qualität. „Das ist eine gute Waffe, perfekt ausbalanciert und sie liegt gut in der Hand. Talariel hat gute Arbeit geleistet. Das soll gut vergütet werden.“

„Das wird meinen Vater freuen.“, antwortete die blonde Elfe demütig.

„Nun richte ihm aus, dass ich ihn gerne als meinen Königlichen Hofschmied anstellen möchte.“, fügte Aranel hinzu.

„Natürlich mein König, ich werde es ihm ausrichten.“, nickte Linaewen leicht und blickte dennoch weiterhin auf den Boden.

„Du darfst mich ruhig ansehen mein Kind. Es gibt keinen Grund den Boden anzustarren.“, lächelte der König leicht.

„Aber ihr seid der König.“, hielt die junge Schmiedin dagegen.

„Mag sein und doch bin ich ein Hochelf wie du auch.“, lächelte Aranel bescheiden und betrachtete erneut die Klinge, dann fügte er an: „Ich hätte gerne eine kleine Vorführung. Wärst du bitte so freundlich mir die Waffe vorzuführen? Es würde mich interessieren wie viel diese Klinge aushält.“

„Mein König?“, fragte Linaewen und sah zu ihrem König auf.

„Ich lasse jemanden kommen. Dann kann ich mir ein Bild von dem Schwert machen.“, meinte der König schließlich und wandte sich ab. Mit zügigen Schritten verschwand König Aranel durch die nächste Türe. Die Zeit verging während Linaewen noch immer auf Knien wartete. Die beiden Integritätsritter waren der Elfe natürlich nicht entgangen, welche sich noch immer leise unterhielten. Doch wurde die blonde Schönheit je aus ihren Gedanken gerissen, als der König mit einem anderen Integritätsritter im Schlepptau zurückkam. Die Rüstung des Ritters erstrahlte im reinsten Weis, Die Platten glänzten im Licht und schmiegten sich perfekt an seinen Körper. Das Gesicht des Elfen war unter einem Helm verdeckt und durch die Sichtschlitze trotzdem nicht erkennbar. Um den Nacken herum befand sich ein hoher Stehkragen aus Metallplatten. Die Schultern wurden von 2 großen Schulterplatten geschützt und hielten den weißen langen Mantel der Rüstung. Außen war der Mantel ebenfalls weis wie der Rest der Rüstung, aber auf der Innenseite war dieser schwarz. Die Beine waren ebenfalls von schlanken Platten geschützt und an den Füßen trug er Plattenstiefel mit leichten Absätzen. Um die Beine herum befand sich ein Gehrock der durch einen schwarzen Breiten Gürtel gehalten wurde. Vorne befand sich ein langes Stück Stoff das zwischen dem Ausschnitt des Gehrocks hing. Am Rücken befand sich am Gürtel zwei rote Stofffetzen die elegant herunterhingen und das Bild der Rüstung abrundeten.

„Das ist Hauptmann Fenris, er führt den Orden der Integritätsritter.“ stellte König Aranel seinem Gast vor und sprach dann an Ritter gewandt: „Dies ist Linaewen Ilmare.“ Mit einem Blick zur seinem Gast, erwiderte der König: „Bitte erhebe dich mein Kind.“

Zögernd erhob sich Linaewen und wagte es jedoch kaum aufzusehen und erwiderte: „Es ist mir eine Ehre Integritätsritter Fenris.“

„Die Ehre liegt ganz auf meiner Seite Linaewen Ilmare. Ich habe schon von den Handwerkskünsten deines Vater gehört. Wir waren bereits am Überlegen ob wir ihn für den Orden anwerben sollen.“, sprach Fenrir ruhig.

„Das wäre sicher eine große Ehre für ihn.“, nickte Linaewen leicht.

König Aranel verschränkte die Arme hinter seinem Rücken und lächelte leicht: „Nun wie ich vorhin schon erwähnte, möchte ich das du mir bitte die Klinge vorführst. Dafür habe ich Integritätsritter Fenris kommen lassen. Ich möchte, dass ihr einen kleinen Übungskampf austragt. Integritätsritter Fenris wird die Regeln dafür festlegen.“ Dann reichte er Linaewen das Schwert, welches ihr Vater angefertigt hatte.

Mit diesen Worten zog sich Aranel zu seinem Thron zurück um das Schauspiel in ruhe betrachten zu können. Unter dessen hatten Fenris sein Schwert gezogen, das Schild jedoch hing noch immer am Rücken, dann erhob der Ritter die Stimme: „Nun die Regeln sind ganz einfach. Es ist dir gestattet Magie einzusetzen, ich werde mich jedoch nur auf das Schwert beschränken. Ebenso hat derjenige gewonnen der den ersten Treffer landet.“

„Verstanden.“, nickte Linaewen.

„Gut, dann werden wir jetzt 20 Schritte von einander weggehen und sobald wir uns umdrehen darf man auf seinen Feind zustürmen.“, erklärte der Integritätsritter gelassen und drehte sich mit dem Rücken zu Linaewen. Die blonde Elfe stellte sich ebenfalls mit dem Rücken zu ihrem Gegner und gleichzeitig machte jeder von ihnen 20 Schritte. Als sie alle Schritte getätigt hatte, drehte sich die Elfe schnell um, doch Fenris schien keine Anstalten zu machen um auf sie loszustürmen. So wollte es Linaewen wohl versuchen und stürmte auf Fenris zur. Auf die letzten Meter setzte die junge Elfe zum Sprung an und stach mit ganzer Kraft zu. Elegant wehrte der Integritätsritter den Stich ab und wich mit ein paar schnellen Schritten zur Seite aus. Schnell wandte sich Linaewen um schlug mit ganzer Kraft von oben herab zu, doch Fenris blockte auch diesen Hieb mit Leichtigkeit ab. Mit etwas mehr Kraft stieß er seine Kontrahentin zurück und ging nun in den Gegenangriff über. Sogleich deckte er die blonde Elfe mit schnellen aber kräftigen Hieben ein. Jeder Hieb drängte Linaewen Stück für Stück zurück. Doch so sehr sie auch versuchte Abstand zwischen sich und den Hauptmann zu bringen, es gelang ihr einfach nicht. Mit jedem Schritt den sie machte setzte ihr Feind einen weiteren nach und brachte sie weiter in Bedrängnis. Die Hiebe des Ritters waren schnell und Kraftvoll, aber doch so voller Grazie das man meinte die beiden Elfen würden miteinander tanzen.

Schwer atmend machte Linaewen einen Schritt zur Seite und ließ den Angriff des Integritätsritters ins Leere laufen. Mit einem gut gezielten Hieb, schaffte sie es den Ritter auf Abstand zu bringen. Unterdessen betrachteten Cirdan und Tyrael den Kampf der beiden Elfen. Während des Kampfes waren die beiden etwas näher herangetreten um diesen besser betrachten zu können.

Linaewen nahm erneut ihre Kampfhaltung ein während sie versuchte wieder zu Atem zu kommen. Fenris hatte ein wenig sein Schwert gesenkt und nahm den Helm ab. Das brünette leicht ergraute lange Haar war nach hinten zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden worden und eine schwarze Schleife zierte diesen und eine Haarsträhne hing neben seinem rechten Auge herab. Eine Narbe zog sich über das linke Auge über die Wange hinab. Die Wangen selbst waren leicht eingefallen. Doch über einen Bartwuchs verfügte der Elf nicht. Fast schon etwas achtlos warf er den Helm weg und legte ein leichtes lächeln auf: „Es ist schon lange her, dass mir ein Kampf ein solches Vergnügen bereitet hat. Hast du bereits eine Ausbildung mit dem Schwert genossen?“

„Ihr ehrt mich ein wenig zu sehr, mein Herr. Nein ich habe mir alles selbst über die Jahre beigebracht.“, erwiderte Linaewen und verneigte sich respektvoll.

Leicht lächelnd schloss Fenris die Augen und hob sein Schwert ein wenig an, dann sprintete er plötzlich ohne Vorwarnung nach vorne. Mit voller Kraft schlug er von oben herab zu, gerade noch so schaffte Linaewen es mit einem Sprung nach hinten auszuweichen. Das Schwert des Integritätsritters schnitt mit Leichtigkeit durch den Boden durch und hinterließ eine tiefe Furche. Mit großen Augen musste Linaewen zusehen, zu was der Ritter wohl tatsächlich in Lage bereit war. Sogleich riss Fenris seine Klinge hoch und deckte die Elfe erneut in eine Salve von schnellen Schlägen ein. Jeder Schlag und jeder Stich brachte Linaewen an den Rand ihrer Kräfte und lange würde sie das wohl nicht mehr durchhalten.

Doch schließlich schaffte sie es einen Hieb von Fenris zu parieren und ging in einen Gegenangriff über. Die blonde Elfe stach blitzschnell zu und Fenris musste mit einer halbendrehung zur Seite ausweichen, Linaewens Klinge trennte dabei ein paar Haare der vorderen Haarsträhne ab. Mit weit geöffneten Augen folgte er der vorbeirauschenden Klinge, während Linaewen an ihm vorbeizog.

Der Ritter hielt stolz die Klinge vor sich und stürmte auf seine Gegnerin zu und nun fuhr der Ritter zur Höchstform auf. Mittlerweile konnte sie jeden einzelnen Schlag in ihren Knochen spüren, etwas überrascht sahen die anderen beiden Integritätsritter zu wie lange Linaewen dem Hauptmann standhalten konnte, dennoch war ihr anzusehen wie schwer es ihr mittlerweile fiel.

Schließlich rief Linaewen: „Stopp! Bitte aufhören! Ich gebe auf....“ Völlig entkräftet und erschöpft senkte die Elfe ihr Schwert und sah schwer atmend zu ihrem König: „Ich hoffe das Schwert entspricht euren Anforderungen.“

Zufrieden nickend erhob sich Aranel und nahm der Elfe sanft die Klinge aus den Händen: „Du hast dich tapfer geschlagen mein Kind. Und dazu noch um einiges länger als zunächst angenommen.“

„Wenn ihr erlaubt, würde ich mich gerne jetzt zurückziehen.“, schnaufte die blonde Elfe müde.

„Es tut mir leid, aber noch kann ich dich nicht gehen lassen.“, lächelte der König entschuldigend und sah zu einem Diener: „Bitte bring ihr etwas zu Trinken.“ Danach blickte er zum Hauptmann und meinte: „Ich würde gerne mit dir unter 4 Augen sprechen.“

Gehorsam nickend folgte der Integritätsritter seinem König aus der Halle hinaus. Dankbar nahm die junge Elfe ein Glas Wasser entgegen. Der Kampf hatte sie wirklich ausgelaugt, jedes Glied schmerzte und jeder Muskel brannte mittlerweile. Es überraschte sie selbst, dass sie solange gegen den Hauptmann hatte bestehen können. Doch nun fragte sich Linaewen was die beiden wohl zu besprechen hatten und warum es ihr versagt war zu gehen.

Nach einiger Zeit kamen schließlich der König und der Integritätsritter zurück und Aranel erhob seine Stimme: „Mein Kind ich möchte dir eine Frage stellen. Was ist dein innigster Wunscht?“

Etwas verwirrt über die Frage antwortete Linaewen etwas zögernd: „Mein innigster Wunsch wäre es... ein Integritätsritter zu werden.“

Fenris blickte aus den Augenwinkeln zu seinem König, schwieg jedoch weiterhin. „Du willst also Integritätsritter werden? Darf ich dir die Frage stellen warum?“

„Weil ich dieses Tal liebe, es ist meine Heimat hier leben alle die mir wichtig sind. Und ich möchte meinen Beitrag dazu leisten dieses Tal zu schützen.“, antwortete Linaewen schließlich.

„Eine höchst noble und selbstlose Antwort. Doch ein Integritätsritter muss weitaus mehr leisten als nur das Tal zu beschützen. Das ist dir hoffentlich bewusst oder?“, fragte Aranel nach und sah Linaewen eindringlich an.

„Das ist mir bewusst mein König.“, nickte die Elfe schließlich.

„Nun wenn dies wirklich dein Wunsch ist, wirst du eine Ausbildung zum Integritätsritter absolvieren.“, lächelte Aranel leicht.

Mit großen Augen sah sie den König an: „Meint ihr das ernst?!“ Doch plötzlich viel ihr ein, dass sie nicht die Mittel hatte um diese Ausbildung zu zahlen und ihre Eltern das Geld dafür auch nicht aufbringen konnten. „Verzeiht mein König, doch werde ich dieses Angebot ablehnen müssen... weder meine Eltern noch ich können das Geld für die Ausbildung aufbringen...“

„Das dachte ich mir, deshalb mache ich dir ein Angebot. Ich möchte, dass du am Hofe arbeitest. Ich möchte dass du als mein königlicher Verwalter arbeitest. Im Gegenzug werde ich deine Ausbildung finanzieren.“, schlug der König vor.

„Das wäre... das wäre ganz fantastisch.“, strahlte Linaewen.

„Da du mit deiner Ausbildung natürlich auch viel zu tun hast, legen wir 2 Tage in der Woche fest an denen du zum Palast kommst und deiner Arbeit nachgehst. So hast du immer noch genügend Zeit dich auf deine Lehre zu konzentrieren.“, erklärte der König milde und konnte die Freude der jungen Elfe wahrlich sehen, welche eifrig nickte.

„Verzeiht die Frage, aber wer wird mich denn Ausbilden?“, fragte Lineaewen etwas schüchtern.

„Ich werde dich ausbilden.“, meldete sich Fenris zu Wort.

„Ihr?“, fragte Linaewen mit großen Augen, sie konnte ihr Glück kaum fassen. Sie wurde immerhin nicht nur zum Ritter ausgebildet sondern ihr Lehrmeister war auch noch der Hauptmann der Integritätsritter.

„In der Tat, du hast viel Talent und Potential. Dies zu vergeuden wäre eine Schande.“, lächelte der Ritter leicht.

„Dann wäre das ja geklärt.“, nickte der König und übergab Linaewen ein Siegel: „Dieses Siegel erlaubt dir den Palast nach eigenem Ermessen zu betreten und zu verlassen. Komm Ende der Woche zu mir, dann reden wir über deine Aufgaben am Hofe. Nun gut ich werde euch beide nun alleine lassen. Ihr habt sicherlich viel zu besprechen.“ Mit diesen Worten zog sich der König schließlich vollkommen zurück.

Fenris blickte dem König einen Moment nach und sah dann wieder zu seiner künftigen Knappin: „Morgen werden wir dir deine ganze Ausstattung besorgen und den Lehrplan durchgehen. Ich kann dir jedoch jetzt schon sagen, dass du mich oft begleiten wirst aber auch die Schulbank drücken wirst. Außerdem leben die Kadetten in der Regel auch in den dortigen Unterkünften.“

Gehorsam nickte Linaewen und der Hauptmann fuhr fort: „Und noch etwas, wir werden uns jeden Tag bei Sonnenaufgang zum Meditieren treffen.“

„Zum Meditieren?“, fragte Linaewen etwas verdutzt und der Ritter nickte knapp.

„Nun gut, ich habe noch ein paar Dinge für Morgen zu erledigen. Du darfst dich zurückziehen. Ich erwarte dich bei Sonnenaufgang in meinem Büro in der Akademie der Integritätsritter.“, erklärte der Ritter schließlich.

„Verzeiht die Frage mein Herr, aber wie finde ich das Büro?“, fragte Linaewen, denn sie hatte ja keine Ahnung wo sie hin musste. Fenris erklärte ihr daraufhin wie sie am leichtesten sein Büro in der Akademie finden konnte.

„Vielen Dank.“, verneigte sich Linaewen und verabschiedete sich von ihrem neuen Meister.

Während sie zurück nach Hause lief, hätte Linaewen am liebsten Freudensprünge machen können. Sie würde sich endlich ihren Herzenswunsch erfüllen und ein Integritätsritter werden. Hoffentlich freuten sich ihre Eltern ebenso sehr wie sie. Es dauerte nicht lange da erreichte sie ihr Haus und betrat dieses sogleich.

„Ich bin wieder da!“, rief Lineaewen glücklich.

„Du hast dir ja im Palast reichlich zeit gelassen.“, lächelte Talariel und kam seiner Tochter entgegen.

„Ja es ist dort... etwas dazwischen gekommen. Ist Mutter auch da? Ich habe euch etwas zu verkünden.“, antwortete die junge Elfe und sah sich nach ihrer Mutter um.

„Ja sie ist im Wohnzimmer.“, nickte Talariel.

Gemeinsam gingen sie ins Wohnzimmer und Linaewen setzte sich ihrer Mutter gegenüber. Talariel stellte sich rechts von Quinella hin und legte dieser sanft eine Hand auf die Schulter.

„Mutter....Vater... Ich habe euch etwas zu sagen.“, begann Linaewen etwas zögernd, dann holte sie tief Luft und fuhr fort: „Als ich heute König Aranels Schwert zum Palast gebracht habe, wollte der König dass ich es vorführe. Er ließ mich gegen den Hauptmann der Integritätsritter antreten... Und jetzt will Hauptmann Fenris mich als seinen Knappen ausbilden.“

Die beiden sahen ihre Tochter ziemlich überrascht an. „Moment...Moment...“, sprach Quinella und sah ihre Tochter etwas schockiert an, dann fuhr sie fort: „Hauptmann Fenris will dich als seinen Knappen einstellen? Und wie soll diese Ausbildung finanziert werden? Wir haben nicht mal ansatzweise das Geld um die Akademie zahlen zu können. Unser ganzes erspartes Geld ging in deine schulische Ausbildung.“

„Ich weiß, das hab ich auch gesagt. Doch König Aranel... hat mir einen Vorschlag gemacht. Ich arbeite nebenbei für ihn und er finanziert meine Ausbildung.“, erklärte die Elfe ruhig.

Talariel und Quinella sahen sich etwas beunruhigt an und schließlich meinte Talariel: „Der König selbst würde für deine Ausbildung zahlen? Warum sollte er das tun?“

„Weißt du Vater... über all die Jahre... hab ich heimlich mit den Waffen geübt die du geschmiedet hast.. Hauptmann Fenris meinte, mich nicht auszubilden wäre eine Verschwendung meines Talentes. Und deshalb will der König die Ausbildung finanzieren.“, seufzte Linaewen.

„Verstehe...“, nickte Talariel und Quinella fragte mit sanfter Stimme: „Nun... ist es wirklich das was du willst?“

„Ja ich will unbedingt Integritätsritter werden.“, nickte Linaewen. Ihre Eltern sahen sich kurz an und nickten schließlich.

„Wir werden dich auf jeden Fall weiter unterstützen.“, sprach Talariel an seine Tochter gewandt.
„Danke.“, lächelte die junge Elfe leicht.

Schließlich wurde es Abend und die Familie verbrachte diesen mit einem schönen Festessen und feierten das Linaewen bei den Integritätsrittern in Ausbildung ging, aber auch das Talariel nun königlicher Hofschmied wurde. Denn kurz nach ihrer Verkündung hatte sie ihrem Vater auch das Angebot des Königs übermittelt, was dieser annehmen wollte. Im Laufe des Abend zog sich Linaewen dann zurück um für morgen ausgeschlafen zu sein. Immerhin würde es morgen sicherlich ein langer Tag werden.

Gehorsam stand sie vor dem Schreibtisch ihres neuen Herren. Fenris trug auch heute wieder seine Rüstung und saß hinter einem Schreibtisch. In seiner rechten Hand ruhte eine Feder und unter der linken Hand ein Dokument das gerade von ihm verfasst wurde. Das Büro war recht einfach gehalten. Der Tisch war recht groß, da auch allerlei Unterlagen, Dokumente und Bücher drauf herum lagen. In den Ablagen stapelten sich bereits die Unterlagen und die Wände waren mit Bücherregalen vollgestellt in den alten Bücher lagerten. Manche behandelten die Geschichte des Tals, andere die Magie und andere waren Sachkundebücher.

„Setz dich Linaewen.“, meinte Fenris ruhig und verwies auf den Stuhl vor seinem Tisch.

„Jawohl.“, nickte die Elfe und setzte sich sogleich ihrem Meister gegenüber.

„Nun gut. Fangen wir erst einmal mit dem Grundlegenden Dingen an. Es gibt eine gewisse Hierarchie in dieser Akademie. Ganz unten kommen die normalen Kadetten zu denen im Moment noch du gehörst. Dann kommen die Elitekadetten, da wir 3 Häuser haben auf die sich alle Kadetten verteilen gibt es insgesamt 6 Elitekadetten 2 für jedes Haus. Ein Elitekadett hat das Privileg sich einen normalen Kadett als Knappen halten zu dürfen. Über den Elitekadetten stehen die Integritätsritter, sie sind zeitgleich auch eure Lehrer. Ist das soweit verständlich?“, wollte der Hauptmann wissen, woraufhin Linaewen nickte.

„Sehr gut. Natürlich haben die Integritätsritter auch ihren Rang und müssen sich entsprechend anderen Integritätsrittern unterordnen. Aber ist jetzt weniger wichtig. Wie auch immer... für die normalen Kadetten gibt es verschiedene Pläne. Du wirst mal für die Wäsche eingeteilt, mal zum Kochen oder auch um die Kantine zu decken. Aber auch zum Putzen. Die Pläne sind in einer gewissen Routine geplant, das bedeutet dass du nicht immer nur für die Wäsche zuständig bist. Aber keine Sorge dir wird regelmäßig mitgeteilt was gerade deine Aufgaben für die Akademie sind. Doch wir beide werden noch vor Unterrichtsbeginn gemeinsam jeweils 2 Stunden meditieren. Der Unterricht selbst geht bis Nachmittags, danach hast du zeit deine Aufgaben zu erfüllen oder wenn du nichts zu tun hast deiner Freizeitbeschäftigung nachzugehen. Du wirst natürlich nicht nur in der Akademie sein, du wirst auch mich natürlich begleiten und von mir lernen.“, erklärte Fenris ruhig während er seine Knappin weiter ansah.

„Verstanden.“, nickte Linaewen pflichtbewusst.

„Und ich erwarte täglich am Abend einen Bericht darüber, was du am Tag gemacht hast. Nichts ausführliches, aber es dient dazu das ich mir ein Bild darüber machen kann was du am Tag lernst. Du wirst außerdem dich um meine Ausrüstung kümmern, wenn ich von einem Einsatz zurückkomme und alles herrichten wenn ich aufbreche. Du wirst meine Waffen pflegen und dich um meinen Hippogreif sorgen. Die soll dazu dienen, dass du ein gewissen Gefühl für all die Dinge bekommst, da du dies später alles selbst machen musst.“, sprach Fenris an seine Knappin gewandt weiter.

„Jawohl mein Herr.“, nickte die junge Elfe. Die Elfe fragte sich jedoch langsam wie sie bei all den Aufgaben die Arbeit am Palast noch unterkriegen sollte. Immerhin hatte sie nicht nur Unterricht, sondern musste sich zugleich auch noch um die Ausrüstung ihres Herren kümmern. Doch von all den Pflichten würde sie sich sicherlich nicht entmutigen lassen, ganz im Gegenteil das alles spornte sie nur umso mehr an.

„Zum Schluss noch eine Sache. Du wirst natürlich auch in einem der drei Häuser leben und auch schlafen. Du hast insgesamt 6 Wochen in einem Jahr, die du dir frei einteilen kannst. In diesen Wochen ist es dir erlaubt außerhalb der Akademie zu schlafen. Deine Eltern darfst du natürlich jeder Zeit besuchen. Jedoch bedenke dass du vor Sonnenuntergang wieder auf dem Gelände sein musst.“, erklärte der Hauptmann zum Schluss und stand danach auf: „Nun gut, dann wollen wir dich mal einkleiden und ausrüsten. Folge mir bitte.“

„Jawohl." Nickte die blonde Elfe und folgte ihrem Herr aus dem Büro raus. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zur Rüst- und Waffenkammer der Akademie. Dort Angekommen suchten sie für Linaewen eine passende Kadettenuniformen so wie auch die Rüstung heraus. Die Platten der Rüstung waren auf Hochglanz poliert und das Wams hatte ein dunkles Blau ebenso wie die Hose. Ebenso bekam sie ein Schild, ein Schwert und einen Großbogen.

„Nun dann bist du ja jetzt bestens ausgestattet. Dein Unterricht beginnt Übermorgen, das heißt du kannst heute heim um heute und morgen zu packen. Hier ist deine Zimmernummer und der Schlüssel dazu. Du wirst dir mit einem anderen Knappen das Zimmer teilen.“, sprach der ältere Elf und reichte seinem Knappen einen Brief und einen Schlüssel.

„Nun das war alles wichtige fürs erste. Wenn du Fragen hast, scheue dich nicht mich zu fragen.“, lächelte der Ritter leicht.

„Vielen dank mein Herr.“, nickte Linaewen. Mit der Erlaubnis ihres Meisters entfernte sich die junge Elfe schließlich um nach Hause zu eilen um alles zu packen was sie brauchte. Die frischgebackene Knappin war ziemlich aufgeregt weil nun für sie ein neuer Abschnitt in ihrem Leben begann. Grübelnd stand sie in ihrem Zimmer und überlegte was sie wohl mitnehmen würde. Als erstes packte sie ihre Kleidung ein, nachdem sie all ihre wichtige Kleidung eingepackt hatte ging es an ein paar Kleinigkeiten, darunter befanden sich einige Bücher aber auch das Schachbrett auf dem sie oft mit ihrem Vater gespielt hatte. Immerhin musste sie sich ja irgendwie die Zeit vertreiben können, wenn sie mal nicht lernte. Auch ein paar eingerahmte Bilder ihrer Eltern würden mitkommen. Schweren Herzens sah Quinella zu wie ihre Tochter alles zusammenpackte. Für eine Mutter war es wohl immer schwer ihre Kinder gehen zu lassen.

Langsam ging Linaewen auf ihre Mutter zu und schloss diese in den Arm, welche die Umarmung sogleich erwiderte.

„Du wirst mir fehlen.“, murmelte die Mutter traurig.

„Ich bin ja nicht aus der Welt. Ich kann euch trotzdem noch besuchen und ich darf mir sogar ein paar Wochen frei einteilen wo ich hier schlafen darf.“, erklärte Linaewen aufmunternd.

„Na immerhin etwas.“, lächelte die silberblonde Elfe leicht, aber dennoch traurig.

Die Tochter genoss noch einen Moment die Umarmung und schloss dabei die Augen. Dann löste sie sich von ihrer Mutter um weiter zu packen.
Schließlich war der nächste Tag angebrochen und Linaewen stand mit ihren Taschen vor der Türe.
„Du machst das schon.“, lächelte Talariel seine Tochter an.

„Danke Vater.“, grinste die Elfe breit.

„Mach uns stolz.“, lächelte Quinella und lehnte sich gegen den Türrahmen.

„Wenn du etwas brauchst, lass es uns wissen ja?“, meinte der Vater schließlich und breitete seine Arme aus.

„Natürlich.“, nickte Linaewen und umarmte ihren Vater innig. Dann umarmte sie nochmals ihre Mutter und sprach einen Zauber, der die Taschen schweben ließ. Etwas seufzend verließ sie das Haus ihrer Eltern um nun den Weg eine Integritätsritters zu beschreiten.

Ein paar Tage waren mittlerweile vergangen und Linaewen hatte sich einigermaßen an ihr neues Leben gewöhnt. Natürlich war es anfangs etwas ungewohnt gewesen morgens so früh aufzustehen und das Meditieren lag ihr noch immer nicht, aber ihr Meister hatte sich sicherlich dabei etwas gedacht. Wenn gleich sie auch nur sehr widerwillig meditierte so tat sie dies dennoch. Doch jeder Tag war von vorne bis hinten mit Terminen gespickt. Morgens meditieren, dann kam der Unterricht und nachmittags musste sie sich um die Ausrüstung ihres Meisters kümmern aber auch um den Hippogreif. Danach war noch lernen für die Akademie angesagt, was sich über mehrere Stunden hinweg ziehen konnte. Nebenbei musste sie sich auch um ihre anderen Aufgaben kümmern, so war sie diese Woche mit ihrer Gruppe zum Kochen eingeteilt worden. Weshalb sie in der Früh das Frühstück herrichten, Mittags das Mittagessen und Abends das Abendessen kochen mussten. Und für eine ganze Akademie zu kochen war doch zeitaufwendiger als sie gedacht hatte, aber zum Glück war sie ja nicht allein um dies zu bewältigen. Auch lernte sie schnell, dass es zwei arten von Kadetten gab, jene die alles als selbstverständlich nahmen und sich für die Elite hielten und jene die auf dem Boden der Tatsachen geblieben waren und sich die ritterlichen Tugendenden angeeignet hatten. Die erste Gruppe bestand glücklicherweise nicht aus ganz so vielen Kadetten und Linaewen hatte ins besondere ein Problem damit, dass diese stets mit ihrem Adligen Rang angaben und sich so viel herausnahmen. Leider gab es auch unter den Elitekadetten 2 dieser Widerlinge, aber diesen ging die junge Elfe gekonnt aus dem Weg.

Heute stand für Linaewen zum ersten Mal der Umgang mit einem Hippogreif auf dem Stundenplan. Und Fenris selbst hatte sich bereit erklärt sie darin zu unterweisen. Zwar wusste sie wie man sich einem Hippogreifen näherte und diesen Pflegte aber wie man richtig mit ihm umzugehen hatte, wusste Linaewen noch nicht.

„Ich wünsche dir einen schönen Nachmittag.“, lächelte Fenris leicht.

„Ich wünsche euch auch einen schönen Nachmittag mein Herr.“, verneigte sich die junge Elfe und lächelte ebenfalls leicht.

„Nun heute lernst du den richtigen Umgang mit den Hippogreifen. Das mit dem Verneigen weißt du ja schon. Wenn der Hippogreif dich mag verneigt er sich auch und lässt dich an sich heran. Du musst stets viel Respekt vor diesen Tieren haben. Niemals darfst du einen Hippogreifen beleidigen, wenn du dies tust könnte dies womöglich deine letzte Tat in deinem Leben sein. Aber solange du ihm den entsprechenden Respekt zeigst, ist alles in Ordnung. Sollte der Hippogreif auf irgendeine Art und Weise Unbehagen zeigen, ist es ratsam sich sofort zurückzuziehen, auf keinen Fall darfst du dich ihm dann weiter nähern. Verstanden?“, erklärte der Integritätsritter seiner Knappin.

„Verstanden.“, nickte Linaewen.

„Gut dann möchte ich jetzt, dass du dich diesem Hippogreif näherst.“, sprach Fenris und wies auf einen jungen Hippogreif, der im Gras lag und an einem Stück Fleisch nagte. Der Hippogreif hatte auch Reitgeschirr angelegt bekommen, doch darauf schien Linaewen im Moment noch gar nicht zu achten.

Vorsichtig ging Linaewen auf den Hippogreifen zu bis sie seine uneingeschränkte aufmerksamkeit hatte. Langsam erhob sich das Tier und scharrte etwas mit dem rechten Vorderbein. Sogleich verneigte sich die junge Elfe tief und respektvoll vor dem Tier. Der Hippogreif stieß einen Schrei aus, der Linaewens Herz in die Hose rutschen ließ, doch blieb sie weiter in der gebeugten Haltung. Nachdem das Tier die Elfe eine Zeitlang gemustert hatte, verneigte es sich schließlich auch vor ihr.

„Sehr gut, jetzt nähere dich ihm.“, nickte der Integritätsritter zufrieden.

Langsam aber beständig näherte sich Linaewen dem Hippogreifen bis sie ihn schließlich erreicht hatte. Vorsichtig streckte sie eine Hand aus und strich sanft über den Schnabel des Tieres, was diesem wohl zu gefallen schien, denn entspannt schloss dieser nun die Augen.

„Ahhh er lässt also zu, dass du ihn berühren kannst. Das heißt wir können eigentlich gleich zur nächsten Lektion übergehen.“, meinte der Ritter schmunzelnd.

„Nächste Lektion?“, fragte Linaewen etwas irritiert.

„Ja das Fliegen.“, lächelte Fenris leicht.

„Fliegen?!“, rief die Elfe überrascht, doch schon wurde sie von Fenris ohne große Probleme hochgehoben und in den Sattel gesetzt.

„Moment...Moment... ich... weiß doch gar nicht....“, wimmerte die Elfe und bevor sie ihren Satz zu ende sprechen konnte, hatte ihr Meister dem Tier einen ordentlichen Klapps auf den hintern gegeben. Plötzlich sprintete der Hippogreif los und breitete die Flügel aus. Davor hatte der Ritter sie am Sattel gesichert, damit sie nicht hinunterfallen konnte.

„WAAAHHHHHHHHHH!!!“, schrie Linaewen und panisch griff sie nach den Zügeln. Es dauerte gar nicht lange da war ihr Reittier bereits abgehoben.

„Oh Rinawen ich will noch nicht sterben!“, rief die junge Elfe panisch und presste die Augen zu, während es immer weiter nach oben ging. Doch schnell musste sie feststellen, dass es auch keine gute Idee war die Augen zu schließen, da sie schnell das Gefühl eines freien Falls bekam. So öffnete sie zaghaft die Augen, ihre Beine hatten sich regelrecht um die Flanken ihres Tieres verkrampft als wollte sie sich mit aller Gewalt im Sattel halten.

Es dauerte nicht lange da hörte sie ein leichtes Rauschen und sie sah nach links wo Frenris neben ihr flog.

„Nicht so verkrampft Linaewen.“, ermutigte der Ritter seine Knappin.

„Das sagt ihr so leicht Meister!“, rief die junge Elfe panisch und riss irgendwie an den Zügeln.

Sogleich machte der Greif eine halbe Rolle und Linaewen hing kopfüber in der Luft. „Oh Rinawen...oh Rinawen....oh Rinawen....“, wimmerte die Elfe und versuchte panisch irgendwie ihren Greifen dazu zubringen wieder richtig herum zu fliegen. Zum Glück gelang es ihr nach kurzer Zeit und Fenris passte sich Linaewen entsprechend an.

Die blonde Elfe atmete schwer aus, das Herz schlug ihr noch immer bis zum Hals doch zumindest flog sie wieder richtig herum. Dieser spontane Flug hatte sie völlig überrascht, vermutlich hätte sie etwas eleganter ausgesehen wenn sie Zeit gehabt hätte sich vorzubereiten. Doch ihr Meister hatte sie völlig ins kalte Wasser geschmissen.

Schließlich begann Linaewen sich zaghaft umzusehen, sie flogen zwar nicht allzu hoch doch der Ausblick der sich ihr jetzt schon bot war atemberaubend. Der Wasserfall am Palast welcher tosend in die Tiefen brach die Wälder an den Berghängen rund um das Tal herum und die weisen Fasaden der Stadt die in der Nachmittagssonne hell glänzten.

„Der erste Flug läuft bei allen Knappen und Kadetten gleich ab, erst haben sie Angst und später können sie gar nicht mehr genug vom Fliegen bekommen.“, lachte der Hauptmann der Integritätsritter.

„Wirklich? Kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen.“, zitterte Linaewen aber der Ausblick war wirklich schön und ihr war durchaus bewusst, dass sie in nächster Zeit häufiger fliegen würde.

„Du Gewöhnst dich schon noch daran.“, schmunzelte der Ritter und gemeinsam brachten sie ihre Hippogreifen wieder runter auf die Erde.

Mit zittrigen Beinen stieg Linaewen von ihrem Hippogreif ab und es kostete sie etwas an Kraft um stehen zu bleiben. In der Ferne hörte sie ein leichtes lachen und als sie sich umsah, erblickte sie wie Cirdan des Weges kam. „Wie mir scheint hat da gerade jemand seine erste Flugstunde hinter sich gebracht.“, lachte der Ritter leicht.

„Ja das ist unglaublich lustig.“, meinte die junge Elfe etwas trocken.

„Mach dir nichts daraus, letztlich haben wir alle so angefangen.“, schmunzelte Cirdan.

„Das stimmt.“, meinte Fenris und sah den Integritätsritter etwas fragend an: „Aber was führt dich her?“

„Ich soll eine Nachricht von König Aranel an Linaewen ausrichten.“, meinte der Ritter und sah zur Knappin, dann fuhr er fort: „König Aranel lässt ausrichten, dass du dich bitte morgen Nachmittag in seinen Gemächern einfinden sollst. Und du sollst bitte die Unterlagen über die Verhandlungen mit den Waldelfen mitbringen. Sie befinden sich gut verwahrt in den Archiven des Palastes.“

„Ich werde dort sein, danke für die Nachricht Integritätsritter Cirdan.“, verneigte sich Linaewen respektvoll.

„Nun gut, ich überlasse dich dann wieder deinem Ausbilder. Ach eine Sache noch bevor ich gehe. Übermorgen beginnen die ersten Übungsstunden mit Schwert und Schild. Vergiss bitte nicht deine Rüstung anzuziehen.“, fügte der Ritter milde lächelnd hinzu, dann verließ er wieder die beiden mit einer Verneigung.

„Nun gut, machen wir für heute Schluss. Ich erwarte heute Abend deinen Bericht über den Tag.“, nickte Fenris knapp, dann nickte er seiner Knappin wohlwollend zu und zog sich ebenfalls zurück.

Sogleich machte sich Linaewen zurück in ihre Unterkunft, als sie ins Zimmer kam begann sie erstmal ihr Zimmer auf Vordermann zu bringen. Da es in den letzten Tagen viel zu tun gab, blieb die Hausarbeit in ihrer Unterkunft leider häufig liegen. Doch da morgen einer der Integritätsritter die Unterkünfte inspizierte, wollte sie alles blitzblank zurücklassen. Es dauerte gut 4 Stunden bis sie mit ihrem Teil des Zimmers fertig war. Ihre Zimmergenossin welche zwar kein Knappe eines Ritters war aber dennoch ein Kadett der Akademie war deutlich disziplinierter als sie. Doch die beiden Elfen verstanden sich prächtig. Orphelia war ihr Name und entstammte einer niedrigen Adelsfamilie aus Istariel. Oft hielt Orphelia ihre Zimmergenossin zurück, wenn ein Adliger Kadett sich mal wieder daneben benahm.

Die Türe ging auf und Orphelia kam lächelnd ins Zimmer: „Ah guten Abend Linaewen. Es ist jetzt gleich Essenszeit und wir sollten besser Pünktlich sein, wenn wir etwas zu Essen haben wollen.“

Orphelia hatte kürzeres weißes Haar und ihre Lippen waren ebenfalls etwas blasser. Das Haar ging ihr bis zu den Schulterm und trug ihre Kadettenuniform.

„Das hast du recht.“, lächelte Linaewen dankbar und schloss sich ihrer Freundin sogleich an.

Gemeinsam liefen sie den langen Korridor entlang, der mit einem schönen roten Teppich ausgelegt war. An den Wänden standen in regelmäßigen Abständen Rüstungsständer die schöne und aufwendig bearbeitete Rüstungen stützten. Über den Rüstungen hingen verschiedene alte Ölgemälde, sie zeigte teils die Akademie, Orte der Stadt oder die Umgebung der Stadt und für Licht sorgten Kronleuchter die gleichmäßig verteilt aufgehängt worden waren.

Sie liefen die breite Treppe hinunter in die große Haupthalle und gingen durch eine große schwere Doppelflüglige Eichentüre, dahinter befand sich die Kantine. Schwere lange Holztische waren gleichmäßig verteilt worden und als Sitzmöglichkeiten gab es lange Holzbänke ohne Rückenlehnen. Die Tische waren bereits reich gedeckt mit Suppe, Salat, Obsttellern und anderen Köstlichkeiten.

Ohne große Umschweife setzten sie sich zu den Kadetten ihres Jahrganges. Linaewen brach ein Baguette in zwei und reichte die andere Hälfte ihrer Freundin, dabei lächelte sie: „Ich sterbe vor Hunger.“

„Danke.“, lachte Orphelia und schöpfte ihrer Zimmergenossin und sich etwas Suppe in den Teller.

„Wie war heute deine Flugstunde.“, fragte Orphelia beiläufig und genehmigte sich einen Löffel von der Suppe.

„Beängstigend und wenn ich daran denke, dass ich häufiger Fliegen muss.“, seufzte die junge Elfe und biss von ihrem Brot ab.

„Als Knappe eines Integritätsritter muss man natürlich auch auf Hippogreifen reiten können, es sind ja immerhin ihre Reittiere.“, schmunzelte die weißhaarige Elfe.

Doch gerade als Linaewen antworten wollte, hörte sie eine männliche Stimme die herablassend meinte: „Ich finde es ja ziemlich unhöflich, dass es hier Kadetten gibt welche die Mahlzeiten hier als selbstverständlich betrachten.“

„Ach rege dich nicht darüber auf, Kadett Primus. Sie kommt aus einer einfachen Schmiedefamilie. Sie kennt so etwas wie Dankbarkeit nicht.“, meinte der andere Elf und lachte etwas hochnässig.

„Ja da hast du wohl recht. Aber über ein Danke oder die Suppe schmeckt gut hätte ich mich schon gefreut. Kadett Azariel.“, kicherte Kadett Primus.

Linaewens Hand welche den Löffel hielt verkrampfte sich plötzlich, doch sah sie zu ihrer Freundin, welche ihre Hand auf die ihrige gelegt hatte und langsam den Kopf schüttelte.

„Danke.“, murmelte die blonde Elfe leise, dann erhob sie sich und drehte sich um: „Ich möchte mich für die Suppe bedanken. Ich wollte nicht unhöflich wirken.“

Ohne sich zu verneigen schritt sie davon.

„Du hast noch etwas vergessen.“, meinte Pirmus und stand auf.

Linaewen blieb stehen, aber drehte sich nicht weiter um.

„Dreh dich um und seh mir in die Augen. Ich möchte, dass du dich verneigst. Immerhin bin ich der Sohn eines hohen Adligen.“, grinste Primus.

Linaewen senkte ihren Kopf leicht, doch sie drehte sich nicht um noch verneigte sie sich vor Primus. Sie ging einfach weg und ließ den Kadett stehen.

„Ihr seid wirklich unmöglich.“, meinte Orphelia angewidert zu den beiden und eilte ihrer Freundin nach.

„Ich kann nichts dafür, dass sie aus so einfachen Verhältnissen kommt.“, grinste Primus.

Mittlerweile war es kurz davor Dunkel zu werden. Doch das Geräusch von Metall das auf Holz traf, hallte von den Übungsplätzen über das Gelände. Linaewen stand mit konzentrierten Gesicht vor einer Übungspuppe und schlug mit ihrem Schwert auf diese ein.

„Hier bist du. Ich habe mir sorgen gemacht.“, meinte die weißhaarige Elfe besorgt.

Die Schläge von Linaewen wurden Kräftiger und ihr Konzentriertes Gesicht wich einem wütenden Ausdruck. Was hatte sie den beiden getan, dass die beiden Kadetten so mit ihr umsprangen?

„Das ist so ungerecht! Nur weil sie Adlige sind...“, rief Linaewen und schlug mit ganzer Kraft auf die Puppe ein: „...dürfen sie sich jede Gemeinheit herausnehmen!“ Mit einem Hieb trennte sie den Arm der Puppe ab.

„Linaewen... leg erst mal die Waffe weg und versuche dich zu beruhigen. Ich weiß, dass Kadett Primus und Kadett Azariel Widerlinge sind, aber sie sind leider die Söhne hochrangiger Adliger.“, meinte Orphelia seufzend.

„Und das gibt ihnen das Recht so mit anderen Umzuspringen?!“, schrie Linaewen nun aufgebracht und vollführte einen Seitenhieb, der die Puppe in zwei Stücke riss. Schwer atmend senkte sie das Schwert und steckte dieses in die Scheide zurück. Dann sah sie ihre Freundin traurig an: „Ich weiß selbst, dass ich nur aus einer einfachen Familie komme... und ich bin stolz auf das was meine Vater leistet. Er ist immerhin zum Königlichen Hofschmied aufgestiegen. Sollte das nicht mindestens genauso viel Wert sein? Immerhin hat er sich diesen Titel hart erarbeitet!“

„Ist es dir denn so wichtig, was die beiden über dich denken? Ich meine der König schätzt dich und deine Familie sehr. Sonst würdet ihr beide nicht für den König arbeiten.“, meinte die Zimmergenossin.

„Eigentlich hast du ja recht...“, murmelte Linaewen.

„Lass uns zurück ins Zimmer gehen, bevor wir noch Ärger bekommen. Wobei du vermutlich für die Puppe sowieso Ärger bekommen wirst...“, seufzte Orphelia und bugsierte ihre Freundin zurück zu den Unterkünften.

„Was in Namen von Rinaewen ist in dich Gefahren?!“, rief Iduna aufgebracht und stand mit verschränkten Armen vor Linaewen, welche schuldbewusst zu Boden starrte.

„Ich... ich war wütend...“, murmelte die Elfe beschämt.

„Das heißt aber nicht, dass du eine Übungspuppe so zurichten sollst das man sie nicht mehr richten kann!“, schimpfte Iduna und seufzte schließlich: „Wie auch immer... was war der Grund für deine Wut?“

Linaewen erklärte daraufhin Iduna was sich gestern beim Abendessen zugetragen hatte. Aufmerksam lauschte die Ritterin der Knappin und nickte dabei hin und wieder verständlich. Scheinbar konnte die Elfe den Frust der Schülerin durchaus verstehen.

„Nun ich war nicht dabei, das heißt ich kann die beiden leider dafür nicht zur Rechenschaft ziehen. Aber leider muss ich dir für die Sachbeschädigung eine Strafe aufhalsen... Sagen wir 50 Strafhiebe. Aber unter diesen besonderen Umständen.... ziehe ich dir 20 Hiebe ab, also sind es 30 Hiebe die du jetzt hier an Ort und Stelle ausführst.“, meinte die Integritätsritterin streng.

„Jawohl Integritätsritter Iduna.“, verneigte sich die Knappin, daraufhin zog sie gehorsam ihr Schwert und hob die Klinge mit beiden Händen über den Kopf. Dann ließ sie die Klinge herabsausen und stoppte auf Brusthöhe. Dies führte sie wie aufgetragen 30 mal durch. Es dauerte gut 15 Minuten bis Linaewen damit fertig war und Iduna meinte: „Gut ab in den Unterricht mit dir. Wenn der Lehrer fragt wo du warst, sag ihm du warst bei mir. Ich werde den Rest klären.“

„In Ordnung.“, nickte die Kadettin und verließ das Büro der Ritterin.


Zuletzt von Linaewen am Fr 10 Sep 2021, 10:17 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Die erblühende Duftblüte Empty Re: Die erblühende Duftblüte

Beitrag von Linaewen Mo 06 Sep 2021, 22:38

Mittlerweile war der Nachmittag angebrochen und es klopfte sachte an der Türe welche zu den Gemächern des Königs führte und dieser rief daraufhin: „Herein!“



„Seid gegrüßt mein König.“, verneigte sich Linaewen und hielt die gewünschten Dokumente an ihre Brust gedrückt.



„Ahhh Linaewen.“, lächelte der König leicht und verwies auf einen bequemen gepolsterten Stuhl: „Komm setz dich zu mir.“



„Wie ihr wünscht mein König.“, nickte die Elfe und setzte sich ihrem König gegenüber, zaghaft meinte sie schließlich: „Ich habe die gewünschten Dokumente mitgebracht.“ Dann legte sie diese auf den Tisch.


„Sehr gut.“, nickte Aranel.



„Ich habe auch die alten Verträge der früheren Verhandlungsgesuche mitgebracht.“, erklärte Linaewen ruhig und zeigte diese vor.



„Ausgezeichnet.“, meinte der König zufrieden und überflog die Papiere, dann sah er zu seiner Arbeitskraft: „Ich möchte dir eine Frage stellen Linaewen. Du bist noch nicht sehr lange als Knappe eingestellt, aber dir sind die Dispute zwischen unseren Völkern durchaus bekannt nehme ich an. Ich möchte dich daher fragen... Was hältst du von meinen Annäherungsversuchen an die Waldelfen? Würde es den Integritätsritter nicht eine ihrer wichtigen Aufgaben nehmen? Immerhin wurden sie dafür ursprünglich ins Leben gerufen um gegen die Waldelfen zu kämpfen.“


„Ich glaube nicht, dass es mir zusteht darüber eine Meinung zu bilden mein König, denn ich bin lediglich ein einfacher Knappe.“, meinte Lineaewen.


„Nun sei mal nicht so bescheiden. Du darfst deine Meinung offen und ehrlich kundtun.“, lächelte der König leicht.


Nachdenklich blickte Linaewen aus dem Fenster, dann sah sie wieder zu Aranel und begann zu antworten: „Nun mein König, ich halte die Idee von einem wirklichen Friedensvertrag mit den Waldelfen durchaus für Sinnvoll. Denn Frieden mit den Waldelfen könnte neue Handelswege mit ihnen eröffnen was uns wiederum etwas mehr Wohlstand bringen dürfte. Natürlich würde die Ursprüngliche Aufgabe der Integritätsritter wegfallen, doch das heißt nicht dass sie nicht mehr gebraucht werden. Es gibt sicherlich noch andere Gefahren für unser Tal und um diese Abzuwenden werden die Ritter sicherlich weiterhin benötigt. Ich für meinen Teil hege keinen Groll gegen die Waldelfen, denn sie haben mir persönlich nichts getan und ich habe auch keinen Grund meine Waffe gegen sie zu erheben. Und ist Frieden nicht immer erstrebenswert?“


Langsam aber Zustimmend nickte Aranel als er der jungen Elfe zuhörte, dann erwiderte er schließlich: „Du hast gute Ansätze, es war gut dich als Knappin von Fenris auszuwählen. Du wirst sicher später einmal ein ausgezeichneter Integritätsritter werden Linaewen. Ja Frieden sollte immer etwas erstrebenswertes sein. Nun gut, dann werden wir beide an einem Vertrag arbeiten den wir den Waldelfen vorlegen können.“



„Ich... ich soll euch dabei helfen?“, fragte die Kadettin überrascht.



„Ja ich möchte, dass du mir hilfst.“, nickte der König und fuhr fort: „Viele Verhandlungen sind schon gescheitert. Zwar haben wir gerade Waffenruhe, aber keinen wirklich verhandelten Frieden und das möchte ich gerne ändern.“


König Aranel überreichte Linaewen eine Schreibfeder und ein Tintenfass, dazu ein paar Papiere. So begann Linaewen alles aufzuschreiben was König Aranel ihr aufsagte, dabei diskutierten sie auch angeregt über das was Linaewen aufschreiben sollte. Es überraschte die junge Elfe sehr, wie viel Wert König Aranel auf ihre Meinung legte. So saßen sie bis in die frühen Abendstunden dort während Linaewen die Worte des Königs niederschrieb oder Verbesserungsvorschläge gab.


„Das reicht für heute.“, meinte der König schließlich und fügte an: „Wir sehen uns nächste Woche wieder.“


„Jawohl mein König.“, nickte Linaewen respektvoll und verließ kurz darauf die Gemächer des Königs.


Doch ins Bett zu gehen, kam jetzt noch nicht in Frage. Erstmal musste sie noch einen Bericht bei ihrem Ausbilder abliefern. So klopfte sie schließlich zaghaft an die Tür seines Büros, woraufhin sie sogleich hineingebeten wurde.


„Ah Linaewen.“, grüßte der Hauptmann seine Knappin und legte die Feder weg.


„Guten Abend mein Herr. Ich bin hier um meinen Bericht abzuliefern.“, verneigte sich die Elfe und fuhr schließlich fort: „Eure Ausrüstung habe ich gesäubert und gepflegt, ebenso habe ich euren Hippogreif gefüttert und gestriegelt. Ebenso bin ich meinen Pflichten bei König Aranel nachgekommen und habe ihm bei seinen Aufgaben gewissenhaft geholfen. Er wollte meine Meinung zu seinen Friedensverhandlungen mit den Waldelfen wissen.“


„Und was hast du dabei heute gelernt?“, fragte der Hauptmann ruhig nach.


„Nun ich habe gelernt, dass man die Waldelfen von heute nicht mehr für den Konflikt von damals verantwortlich machen darf. Und dass es beiden Völkern helfen würde, wenn sie miteinander wirklich Frieden schließen würden.“, erklärte Linaewen ruhig.


Der Hauptmann nickte verständlich und verschränkte die Finger ineinander: „Eine Frage hätte ich noch an dich Linaewen. Iduna hat mir heute Mitgeteilt, dass du gestern eine Übungspuppe zerstört hast beim Training. Sie nannte mir auch die Gründe dafür und erzählte mir auch dass du bereits gewissenhaft deine Strafe abgeleistet hast. Meine Frage lautet, warum hast du mir nicht von dem Problem mit Kadett Primus erzählt?“


Etwas beschämt blickte Linaewen auf den Boden und antwortete etwas leiser: „Weil ich eure Zeit nicht mit meinen Problemen verschwenden wollte mein Herr.“


„Verzeih... aber ich konnte dich gerade nicht hören. Sprich bitte laut und deutlich.“, meinte Fenris und stand Langsam auf.


„Ich sagte, ich wollte eure Zeit nicht meinen Problemen verschwenden mein Herr.“, wiederholte die Elfe nun klar und deutlich.


Gelassen ging der Hauptmann um den Tisch herum und stellte sich demonstrativ vor seine Knappin, dabei sah er sie streng an, doch sie wagte es nicht ihm in die Augen zu Blicken.


„Sieh mir in die Augen wenn ich vor dir stehe.“, sprach Fenris in einem leicht befehlshaberischen Ton.


„Jawohl mein Herr.“, nickte Linaewen und sah auf.


„Du bist mein Knappe und als solches sind deine Probleme auch die meinigen Verstanden? Ein guter Hauptmann kümmert sich nicht nur um die eigenen Belange. Er musst stets ein offenes Ohr für seine Leute haben. Für alle Leute, nicht nur für seine Ritter oder Soldaten sondern auch für die Knappen. Gerade die Knappen sollten gehört werden, denn sie sind die Zukunft des Ordens. Früher oder später wirst du einmal den Ritterschlag erhalten und einen Platz in den reihen der Integritätsritter erhalten. Du bist für mich genauso viel Wert wie alle anderen auch. Wenn du also ein Problem mit einem Kadett der Schule hast, möchte ich dass du in Zukunft mit mir darüber redest verstanden? Dann können wir schauen wie wir dieses Problem aus der Welt schaffen. Hast du mich verstanden Linaewen?“, fragte der Hautptmann bestimmt.


„Klar und deutlich!“, salutierte Linaewen gehorsam.


„Gut.“, nickte Fenris zufrieden, dann wurde seine Miene etwas sanfter und er legte ihr eine Hand auf die Schulter: „Du bist eine gute Knappin Linaewen. Und ich möchte, dass du dies weißt.“



„Danke Hauptmann.“, antwortete die blonde Elfe und lächelte leicht.


„Es ist dir erlaubt dich zurückzuziehen.“, nickte der Integritätsritter und ging zurück zu seinem Tisch.


„Vielen Dank mein Herr.“, sprach Linaewen und verneigte sich tief bevor sie den Raum verließ.




Gemeinsam von ihrer täglichen und allmorgendlichen Meditationsübung betraten Fenris und Linaewen das Büro des Hauptmanns. Mittlerweile waren ein paar Monate vergangen und die Knappin war schon etwas sicherer auf dem Hippogreif geworden, das viele Üben hatte sich durchaus bezahlt gemacht und sie bekam keine allzu großen Panikattacken mehr.


„Linaewen in der Regel ist es Brauch, dass der Knappe zusammen mit seinem Meister eine Pflanze anpflanzt aus welcher später sein Schwert geschmiedet wird.“, begann der Ritter ruhig zu erklären und sah kurz zur Weltkarte, während er fortfuhr: „Nun möchte ich dir eine Frage stellen. Aus welcher Pflanze soll später dein Schwert hergestellt werden?“


Nachdenklich blickte die junge blonde Elfe drein, nach einiger Zeit antwortete sie schließlich: „Der Osmanthusbaum ist eigentlich mein Lieblingsbaum.“


„Der Baum der süßen Duftblüte?“, fragte der Hauptmann neugierig woraufhin seine Knappin als Antwort nickte.



„Nun diese Bäume wachsen in der Regel in Cantha. Daraus könnte man eine wirklich gute Waffe herstellen. Ist dies deine endgültige Entscheidung?“, fragte der Ritter schließlich nach.


„Ja ich möchte einen Osmanthus anpflanzen.“, nickte Linaewen entschlossen.


„Nun gut dann werden wir nach Cantha reisen und dir einen Sprössling besorgen.“, meinte der Hauptmann und ging zur Türe: „Am besten machen wir uns gleich auf den Weg. Wir treffen uns im Axiomturm auf dem 20. Stockwerk, ich werde Proviant und alles nötige für die Reise besorgen. Du wirst die Hippogreife für die Reise vorbereiten.“



„Jawohl Hauptmann.“, nickte die Elfe gehorsam und machte sich sogleich auf den Weg um den Auftrag ihres Ausbilders auszuführen.


Auf direktem Wege ging die blonde Elfe zum Axiomturm und stieg ins 20. Stockwerk hinauf wo sie sich sogleich dran machte die Hippogreife zu Satteln. Kaum war sie fertig, kam auch schon Fenris mit dem Proviant und der Ausrüstung für die Reise. Nachdem alles in den Satteltaschen verstaut war, stiegen die beiden auf ihre Reittiere. Die beiden Elfen ließen die Zügel schnalzen woraufhin die beiden Hippogreife Anlauf nahmen, am Ende der Rampe machten die Tiere einen ordentlichen Sprung und stiegen mit kräftigen Flügelschlägen schnell auf.


„Wie lange werden wir nach Cantha fliegen?“, wollte die Kadettin wissen während die Greifen weiter an Höhe gewannen.


„Nun ich denke wir werden sicherlich 4 Wochen unterwegs sein.“, rief der Hauptmann seinem Schützling zu.


4 Wochen? Sie würden aber hoffentlich nicht ununterbrochen fliegen. Das würde Linaewen vermutlich nicht überleben, ein paar Tage im Sattel zu sitzen würde ihr sicherlich nichts ausmachen aber die ganze Zeit? Immerhin würde sie sich auch mal die Beine vertreten müssen. Doch letztlich hatte sie das nicht in der Hand und so würde sie die Reise wohl auf sich zukommen lassen.


Völlig entnervt landeten die Hippogreife in einem dicht bewachsenen Wald. Die Reise nach Cantha war Kräfteraubender gewesen als sie gedacht hatte. Natürlich hatten sie hin und wieder eine Pause eingelegt und waren gelandet, doch waren sie überwiegend in der Luft gewesen und hatten auch die Nächte im Flug verbracht, was für Linaewen eine deutliche Herausforderung gewesen war. Vermutlich weil sie Angst gehabt hatte im Schlaf vom Sattel zu fallen, obwohl sie entsprechend gesichert war und ein Absturz nicht möglich war. Natürlich hatte die Elfe auch die Zeit damit verbracht die Welt unter sich anzusehen zumindest wenn sie nicht über dem Ozean flogen. Soweit draußen über dem Ozean zu fliegen hatte der Elfe schon etwas Angst gemacht, aber letztlich war alles gut gegangen. Doch letztlich hatten sie es geschafft und waren in Cantha angekommen. Staunend betrachtete die Elfe den gewaltigen Wald. Die Stämme dieser Bäume waren so viel Dicker als die jener Bäume die sie aus ihrem Tal kannte. Und auch waren diese bei weitem größer. Die beiden Elfen fanden sich auf einer Lichtung wieder in welcher sich ein kleiner Teich befand. Am Ende des Teiches stand ein Baum welcher goldschimmernde Blüten trug. Das Grün seiner Blätter war kräftig und fast schon schillernd und das Licht brach sanft durch seine Baumkrone.


„Hier ist es wunderschön.“, staunte die Elfe während sie sich auf der Lichtung umsah. Einen Ort wie diesen hatte sie noch nie gesehen. Hier war alles absolut harmonisch und friedlich.


„Ich habe diesen Ort einmal vor Jahren entdeckt. Ich war auf einer Erkundungsreise unterwegs die mehrere Wochen in Anspruch genommen hatte. Und als ich dieses Land hier entdeckte fand ich recht bald diesen Wald hier. Auf meiner Suche nach einer Unterkunft fand ich letztlich diese Lichtung.“, erklärte der Ritter seiner Knappin.


Ehrfürchtig trat die junge Elfe vor den Baum und sah diesen Respektvoll an. Dann schloss sie die Augen und begann mit einer sanften und liebevollen Stimme zu singen. Der süße Klang ihrer Stimme erfüllte die Lichtung, während sie in ihrer Sprache sang und dadurch einen Zauber wirkte. Durch den Zauber löste sich sanft eine Duftblüte vom Baum und verwandelte sich in einen Sprössling welcher durch eine gelb schimmernde Aura geschützt wurde.
Dann öffnete sie ihre Augen und zwischen ihren Händen schwebte der Sprössling geschützt von der Aura. Langsam drehte sie sich zu ihrem Hauptmann um und ging zu ihm.


„Behandle diesen Baum stets mit Respekt und Zuneigung. Eine Gute Bindung zwischen euch ist enorm wichtig.“, meinte der Hauptmann ruhig.


„Das werde ich.“, lächelte Linaewen und sah dankbar den Sprössling an.


Dann stiegen sie schließlich wieder auf ihre Hippogreife und machten sich auf den Weg nach Hause. Der Rückweg selbst, war nicht weniger Anstrengend als die Hinreise aber Linaewen fing sich zumindest an ein wenig an diese Umstände zu gewöhnen. Doch sie war trotz allem froh, als sie schließlich auf der 20. Ebene des Axiomturms landete. Die Reise war es jedoch voll und ganz Wert gewesen, da war sich die Elfe sicher.


Gemeinsam gingen sie an jenen Ort wo die Knappen die verschiedenen Pflanzen pflanzten aus welchen später mal ihre Waffen gefertigt wurden. Sorgsam und liebevoll hob die Elfe ein kleines Loch aus und setzte den Setzling ein, dann füllte sie den Rest wieder mit Erde auf und goss die Stelle etwas mit Wasser. Sanft strich sie über die Erde und begann erneut zu Singen, der Zauber sollte die Erde etwas kräftigen, damit aus dem Ableger später mal ein großer und starker Baum werden würde. Zufrieden mit ihrer Arbeit verließen die beiden schließlich den Ort.


Das dumpfe Klopfen von aufeinander schlagendes Holz erfüllte die Trainingshalle der Akademie. Die Kadetten standen sich in zweier Gruppen jeweils gegenüber und übten mit Holzschwertern den Schwertkampf. Dabei ging es auch darum, dass man sich nicht zu sehr verletzte.


Tyrael ging aufmerksam zwischen den Kadetten durch, dabei griff er mal hier und da in einen Übungskampf ein oder zeigte den Schülern wie man es richtig machte. Auch der Hauptmann war in der Halle und beobachtete die Schützlinge aufmerksam beim trainieren.


Konzentriert und ernst lieferte sich Linaewen einen schnellen Schlagabtausch mit ihrer Zimmergenossin Orphelia. Mittlerweile waren gut 30 Jahre vergangen, was für einen Elfen keine nennenswerte Zeit war. Beide Elfen waren sich vollkommen ebenbürtig und hatten sich das Ziel gesetzt Elitekadetten zu werden. Selbstsicher lächelte Orphelia als sie den Hieb ihrer Freundin parrierte und zu einem Gegenangriff überging.


Galant schlug Linaewen das Schwert der Angreiferin zur Seite und zwang sie erneut in einen schnellen Schlagabtausch. Beide Damen führten ihre Übungswaffen mit zwei Händen, da die Holzschwerter so groß wie Bastardschwerter waren.


Doch schließlich gelang es Linaewen Orphelia zu entwaffnen und ihre Freundin seufzte: „Nächstes Mal besiege ich dich...“


„Vielleicht.“, lachte Linaewen leicht und die beiden Damen verneigten sich voreinander.


Aus den Augenwinkeln sah die Knappin wie Kadett Primus einen Anfänger regelrecht vorführte. Am liebsten hätte sie ihn herausgefordert, doch Primus war derzeit leider stärker als sie. Mit voller Wucht schlug er den Kadett welcher ein paar Jahrgänge unter ihm war nieder, sogleich ging Tyrael dazwischen und erklärte den Kampf für beendet.


„Ich frage mich woher Primus diese Kraft nimmt...“, murmelte die Weißhaarige Elfe ihrer Freundin zu.


„Pirmus bezieht seine Stärke aus den Siegen die er erstreitet.“, erklärte Linaewen.


„Wie meinst du das?“, fragte Orphelia etwas verwirrt.


„Nun das ist ganz einfach erklärt. Du hast mir doch erklärt, das Primus aus einer sehr alten Adelsfamilie entstammte und diese Familie eine reihe von erfolgreichen Kriegern hervorgebracht hat. Seine Stärke ist sein Stolz und seine Überzeugung von sich selbst. Er hält sich für unbesiegbar dadurch hat er ein sehr hohes Selbstvertrauen und genau das ist seine Stärke.“, flüsterte die blonde Elfe ihrer Zimmergenossin zu.


Als Primus sie provokant und selbstsicher anlächelte, wandte sich Linaewen ab: „Lass uns gehen.“


„Ist wohl besser.“, nickte Orphelia und folgte ihrer Freundin.


„Wo wollt ihr denn hin?“, fragte Azariel und stellte sich den beiden in den Weg.


„Wir würden uns gerne für die nächste Unterrichtsstunde fertig machen.“, meinte Orphelia ruhig.


„Ich würde aber dich gerne zu einem Duell herausfordern.“, grinste Azariel selbstsicher.


„Nun für ein Duell bedarf es jedoch der Zustimmung beider Parteien und ich habe derzeit keine Lust meine Übungswaffe mit dir zu kreuzen.“, erwiderte die Adlige kühl.


Gerade als Orphelia an ihm vorbeigegangen war, wollte dieser nach ihrer Hand greifen und knurrte: „Wie kannst du es wagen mich einfach stehen zu lassen!“


Doch bevor er die Weißhaarige Elfe packen konnte, hatte Linaewen sein Handgelenk gepackt und erwiderte: „Lass sie in Ruhe.“



„Wie kannst du es wagen mich anzufassen?!“, rief Azariel wütend und riss sich los.



„Ich könnte dir die Frage stellen, was dir einfällt sie Anfassen zu wollen.“, hielt die Elfe mit einer unterschwelligen Kühle dagegen.


„Dann fordere ich dich zu einem Duell heraus!“, meinte der Elf zornig.


„Nun wie du wünschst.“, meinte die Knappin knapp.


„Gut ich lege die Regeln fest! Es wird nicht abgestoppt und wer zu Boden geht hat verloren.“, meinte der Elf selbstsicher.


„Soll mir recht sein...“, erwiderte Linaewen und zuckte mit den Schultern.


„Nein lass das!“, rief Orphelia und eilte zu ihrer Freundin.



„Nein ich lass das nicht, er muss endlich lernen dass er sich so nicht weiter verhalten kann...“ meinte die blonde Elfe entschieden.


Die ganze Halle hatte die Auseinandersetzung mitbekommen und die restlichen Kadetten hatten für die beiden Platz gemacht. Tyrael hatte sich in die Mitte des runden Platzes gestellt und musterte die beiden Schüler, dann erhob er die Stimme: „Ich will eines klarstellen, wenn jemand dem anderen Mutwillig körperlichen Schaden zufügt wird dies nicht ohne Konsequenzen bleiben. Es wird nicht nachgeschlagen wenn jemand zu Boden geht. Hab ich mich klar ausgedrückt?“


Die beiden Elfen nickten knapp und zogen ihre Übungswaffen. Linaewen ging streckte das linke Bein nach hinten weg, während sie mit dem rechten Bein etwas in die Knie ging. Dabei hielt sie das Schwert nach hinten weggestreckt mit beiden Händen fest. Ihr Blick war fest entschlossen und sie ließ Azariel nicht aus den Augen.


Azariel stand etwas breitbeiniger da um einen guten Stand zu haben und hielt mit beiden Händen seine Klinge zur Seite weg.



„Auf mein Signal geht es los.“, verkündete Tyrael und hielt die Hand nach oben.


Linaewen verengte leicht ihre Augen und wartete nur noch auf das Signal für den Angriff und ihr Gegner schien darauf zu pochen, dass es endlich losging.


Dann riss Tyrael die Hand runter und rief: „Der Kampf beginnt!“



Hauptmann Fenris saß im Fersensitz am Rand und beobachtete aufmerksam das Schauspiel welches sich ihm gleich bieten würde.


Als Tyrael das Signal gab rannte Azariel sogleich auf die Blonde Elfe zu und zog das Schwert nach oben um es so gleich auf Linaewen herabfahren zu lassen. Linaewen unterdessen hatte sich noch nicht bewegt sondern verharrte noch immer in ihrer Kampfhaltung und als Azariel sie fast erreicht hatte, stürmte nun auch die Elfe los und holte mit voller Kraft mit einem Seitenhieb aus. Zu Azariels Pech war Linaewen deutlich schneller weshalb ihr Hieb ihn zuerst sehr schmerzhaft über der Hüfte traf. Azariel musste seinen Schlag abbrechen, da er zur Seite wegtaumelte und sich fluchend die schmerzende Seite hielt. Linaewen hielt nun mit beiden Händen die Klinge über ihren Kopf.


„Der Volat Accipiter? Ist das dein ernst?!“, rief Azariel wütend und stürmte erneut auf sie zu und schlug mit ganzer Kraft nach der Elfe.


Linaewen machte sogleich einen Satz zurück und ließ die Klinge auf Azariel herabfahren und traf dessen Schulter ziemlich empfindlich, woraufhin dieser vor Schmerzen Schrie.


Tyrael welcher neben seinem Hauptmann saß wollte gerade einschreiten, da wurde dieser von Fenris zurückgehalten. Der Schwarze Integritätsritter sah zu seinem Hauptmann welcher nur mit dem Kopf schüttelte.


Linaewen hielt nun die Klinge wie ein Katana nach vorne weg und wartete erneut darauf, dass Azariel sie angreifen würde, als dieser wieder seine Kampfhaltung einnahm rief die Elfe: „Für dich brauch die eine solch Ehrbare Technik wie den Volat Accipiter nicht.“



Die Provokation schien zu Sitzen und sogleich stürmte der Kadett erneut auf die Knappin zu und schlug mehrfach schnell zu. Ebenso schnell wehrte die Knappin die Schläge ab, doch zurückdrängen ließ sie sich nicht. Schließlich wich sie einem Hieb aus, welcher von oben kam und schlug Azariel mit ganzer Kraft in die Kniekehle. Mit einem Schmerzensschrei ging dieser zu Boden und Linaewen drückte ihm die Übungswaffe ins Kreuz, damit dieser nicht mehr aufstehen konnte.


Die junge Elfe hatte immerhin einen Vorteil gehabt, sie hatte schon früher mit den Waffen ihres Vater trainiert und so schon im Voraus Erfahrung mit Schwerter Sammeln können. Auch hatte sie viele Bücher und Schriftrollen zu diesem Gebiet gelesen und das hatte sich heute ausgezahlt.


„Der Kampf ist vorbei.“, entschied Tyrael schließlich und erhob sich mit den Worten: „Kadett Ilmare gewinnt den Kampf.“


Die Knappin verneigte sich Respektvoll vor den Integritätsrittern, steckte ihre Übungswaffe weg und ging zu Orphelia, welche sogleich meinte: „Mach das nie wieder hab mir wirklich Sorgen um dich gemacht.“



„Tut mir leid, aber ich musste ihm einfach mal die Leviten lesen.“, seufzte die blonde Elfe während sie die Halle verließen, dabei fügte sie an: „Dieses Verhalten von den beiden geht mir gehörig auf die Nerven und irgendwer muss ihnen mal eine Lektion in Demut und Respekt beibringen.“



„Überlass das lieber den Rittern.“, meinte Orphelia etwas besorgt.


„Eigentlich hast du ja recht, ich hoffe er wird es sich in Zukunft zwei mal Überlegen wie er mit dir umspringt.“, nickte die Knappin schließlich während sie sich auf den Weg zu ihrem Zimmer machten.


Zischend schlug das Geschoss in die Zielscheibe ein und blieb dort vibrierend stecken. Seitdem einprägenden Kampf zwischen Linaewen und Azariel waren bereits gut 10 Jahre vergangen. Und die Knappin machte gute Fortschritte in ihrer Ausbildung, das Schwert selbst führte sie immer sicherer und präziser auch im Umgang mit dem Großbogen und der Lanze wurde sie immer besser.
Cirdan lief unterdessen hinter den Knappen auf und ab, während er ihre Fortschritte beobachtete. Hier und da gab er den Knappen Tipps wie sie besser mit dem Bogen schossen oder genauer zielten.



„Der Ellenbogen muss weiter nach oben Kadett Ilmare.“, meinte Cirdan etwas seufzend und drückte der Kadettin den Ellenbogen gleich etwas weiter nach oben, woraufhin diese das Gesicht verzog.



„Haltung und Disziplin sind alles beim Bogenschießen.“, tadelte der rote Ritter weiter und blickte auf die Zielscheibe: „Nun ein guter Schuss, doch wenn du die richtige Körperhaltung von Anfang an eingehalten hättest, hättest du vermutlich sogar die Mitte getroffen.“


„Tut mir leid Ordensmeister Cirdan.“, murmelte Linaewen.



„Merk es dir fürs nächste Mal.“, nickte der Ritter leicht, dann meinte er schließlich: „Weiter machen.“


Mit verschränkten Armen stellte sich der rote Ritter neben Iduna, welche ihn angrinste. Mit einer hochgezogenen Augenbraue sah dieser seine einstige Ausbilderin an: „Was ist denn so lustig?“



„Du magst Kadettin Ilmare hab ich recht?“, grinste die Integritätsritterin.



„Ich weiß nicht was du meinst...“, brummte der Ritter unbeeindruckt.


„Ach komm normal bist du etwas strenger zu den Kadetten.“, schmunzelte Iduna amüsiert.


Der rote Integritätsritter räusperte sich und sah weiterhin den Schülern bei ihren Übungseinheiten zu. Es Ärgerte ihn ein wenig, dass Iduna ihn wohl dabei ertappt hatte doch anmerken lassen wollte er es sich trotzdem nicht.
Der nächste Pfeil von Linaewen traf schließlich in die Mitte und freudestrahlend blickte sie zu dem roten Ritter, welcher ihr zufrieden zunickte.


Der Wind fuhr der blonden Elfe durchs Haar während sie zusammen mit ihrem Hauptmann und einigen anderen Integritätsrittern durch die Lüfte flog. Mittlerweile hatte Linaewen gut 90 Jahre der 150 Jahre hinter sich gebracht. Die Knappin hatte sehr gute Fortschritte gemacht weshalb Fenris sie von Zeit zu Zeit mit auf Patroullien nahm. Auch das Fliegen machte der jungen Elfe mittlerweile keine Angst mehr. Unbeschwert flog sie leicht hinter ihrem Ausbilder her. Integritätsritter Cirdan hatte sich der Gruppe ebenfalls angeschlossen und flog neben Linaewen her. Insgesamt bestand die Gruppe aus 7 Rittern und der Knappin. Heute ging es darum die nordöstliche Grenze des Reiches abzufliegen und zu kontrollieren. Denn in letzter Zeit hatte der Orden vermehrt von Sichtungen über die Zerstörer erfahren, was Fenris etwas beunruhigte denn so viele Sichtungen waren schon lange nicht mehr vorgekommen, weshalb er vermutete dass diese Kreaturen etwas planten. In der Ferne fiel Linaewen ein gigantischer Baum auf. Seine Baumkrone ragte so viel weiter über dem Dunkelrankenwald auf, dass er einem sofort ins Auge stach.


„Was ist das für ein Baum?“, rief die Knappin dem roten Ritter zu.



„Das ist Yggdrasil. In der Baumkrone gibt es ein Schloss, dass einst von einem Waldelfenkönig errichtet wurde. Es heißt er habe dort seine Liebste festgehalten.“, antwortete der rote Ritter während er neben Linaewen herflog.


Langsam nickend sah sie vom Baum nach unten. Sie flogen die Ausläufe des Gebirges ab, die Hänge waren mit Wäldern überwuchert, in den Tälern zogen sich kleine Flüsse hindurch aber auch saftige Grasweiden. Die Berge besaßen auch viele Plateaus mit kleinen Seen von welchen Wasserfälle auf die nächsten Plateaus hinabfielen. Dazwischen zogen sich einige Wanderwege hindurch die aus Schotter und Kies bestanden. Die Gipfel der Berge hingegen waren jedoch kahl und stets von etwas Schnee bedeckt. Hier und da konnte man auch kleine Siedlungen der Elfen erkennen oder einzelne Häuser.


Plötzlich rief einer der Ritter: „Hauptmann dort unten!“ Dann wies er auf eine der Siedlungen. Nicht weit weg von dieser sah man eine Gruppe von Zerstörern welche auf die Siedlung zuhielten.



„Kümmern wir uns um diese Kreaturen.“, nickte Fenris entschlossen und nahm seinen Großbogen, dabei rief er: „Wir werden eine kleine Salve an Pfeilen auf sie abschießen und sogleich in einen harten Sturmangriff übergehen. Ich will das keines dieser Biester überlebt!“


„Jawohl!“, riefen die Ritter und nahmen ebenfalls ihre Bögen zur Hand.


Auch Linaewen nahm ihren Bogen zur Hand und so ging die Gruppe in einen Sturzflug über. Auf Halben Wege schossen die Ritter mehrere Pfeile ab und töteten damit mehrere Zerstörer. Daraufhin befestigte die Gruppe ihre Bögen wieder an ihren Sätteln und nahmen die Lanzen zur Hand.


„In Pfeilformation.“, rief der Hauptmann und hielt mit der Lanze auf die Zerstörer zu. Die Gruppe nahm sogleich die befohlene Formation ein. Mit voller Wucht rammte die Patrouille die Zerstörer und rissen gleich mehrere mit sich mit.


Die Zerstörer wurden durch das erfassen der Lanzen regelrecht durch die Luft geschleudert und jene die getroffen worden waren blieben nach dem Aufschlag auf dem Boden tot liegen. Dann riss die Patrouille ihre Hippogreifen schnell nach oben und zogen einen bereiten Kreis um sich für den nächsten Angriff in Position zu bringen.


Dann gingen sie in den nächsten Sturzflug über und Fenris legte seine Lanze weg, dann zog er sein Schwert, streckt dieses dem Himmel entgegen und rief: „Ultimative Schwerttechnik Solos Lumines!“ Um sein Schwert herum erschienen Hekta, Octa und Pentagramme als diese zerbrachen fing an seine Klinge so hell wie die Sonne zu erstrahlen. Dann richtete er seine Klinge auf die Zerstörer und schoss einen schmalen Lichtstrahl auf den ersten Zerstörer ab. Der Lichtstrahl durchschlug mit einer enormen Kraft den Körper des Zerstörers und explodierte als er den Boden berührte, dabei riss die Explosion noch weitere Zerstörer in den Tod. Dann richtete Fenris seine Waffe auf den nächsten Zerstörer und wiederholte den Angriff erneut bis keiner der Zerstörer übrig geblieben war. Staunend sah Linaewen zu wie ihr Lehrmeister kurzen Prozess mit den Zerstörern machte. Immer wieder schoss der der Hauptmann die Lichtstrahlen mit seinem Schwert ab und verschonte dabei nicht einen einzigen Drachendiener.
Danach landete die Gruppe und überprüfte ob einigen dieser Kreaturen doch noch gelungen war zu überleben.


Als sie sicher waren, dass keines dieser Biester am Leben war, fragte die Knappin vorsichtig: „Was war das für ein Angriff Meister?“


Fenris steckte seine Waffe klirrend weg und blickte seine Knappin direkt an: „Das war die Ultimative Schwerttechnik meines Schwertes. Die Ultimative Schwerttechnik verkörpert die vollendete und wahre Gestalt unserer Schwerter. Man muss eins mit seinem Schwert sein um diese Technik beherrschen zu können und das erfordert Jahrelange Übung. Mein Schwert wurde jedoch nicht wie das der meisten Ritter aus einer Pflanze oder einem Baum geschmiedet. 100 Spiegel bündelten das Licht auf ein sehr seltenes Metall welches die Strahlen in sich aufnahm. Dann wurde das Metall zu einem Schwert gefertigt. Das Schwert von Cirdan wurde zum Beispiel beinhaltet zum Beispiel eine Phönixfeder weshalb sich sein Schwert in der Ultimativen Schwerttechnik in einen brennenden Phönix verwandelt. Doch solche Schwerter sind in unserem Orden höchst selten.“


„Verstehe. Vielen Dank für die Erklärung mein Herr.“, nickte Linaewen.


Der Hauptmann drehte mit seinem Fuß einen der Drachendiener um und betrachtete diesen eine kurze Zeit lang, dann sah er zu Cirdan: „Ich mach mir ehrlich gesagt sorgen über die Häufigkeit ihrer Erscheinung.“


„Ich weiß was ihr meint Hauptmann. Ich frage mich ob dieser Zerstörerpatriarch Baltael dahinter steckt.“, grübelte der Ritter.



„Es wäre nicht zum ausschließen, immerhin haben wir etliche dieser Drachendiener in den letzten Jahrzehnten vernichtet. Die Möglichkeit, dass er nach Rache sinnt ist nicht so weit hergeholt wie man meinen möchte. Wir sollten die Patrouillen verdoppeln.“, meinte Fenris schließlich, dann lief er zu seinem Reittier und stieg auf und fuhr fort: „Ich werde dem König sogleich Bericht erstatten. Cirdan ich übergebe meine Knappin in deine Obhut.“


Mit diesen Worten gab er seinem Hippogreif die Sporen und dieser stürmte sogleich mit ausgebreiteten Flügeln los. Mit kräftigen Flügelschlägen erhob sich das Reittier in die Lüfte und wurde in der Entfernung immer kleiner.


Etwas verloren stand Linaewen da und sah ihrem Ausbilder nach, wie dieser in der Ferne verschwand. Die Elfe wurde aus den Gedanken gerissen als Cirdan rief: „Aufsetzen, wir fliegen weiter!“
Sogleich hockte Linaewen auf ihrem Hippogreifen und setzte mit den anderen Rittern die Patrouille fort.


Ein paar Jahre waren mittlerweile vergangen und Linaewen hatte in dieser Zeit ein gutes Verhältnis zu Aranel aufgebaut, wenn gleich es für sie noch immer ein wenig ungewohnt war mit dem König Schach zu spielen oder über einfache Dinge zu sprechen, doch zollte sie ihm große Bewunderung dafür.


„Gewonnen.“, schmunzelte König Aranel und setzte seine Dame vor Linaewens König ab. Seufzend baute die blonde Elfe ihre Figuren ab und auf ihrer Seite erneut auf: „Ihr seid einfach zu gut in diesem Spiel mein König.“ Etwas bedrückt betrachtete die Elfe ihre Figuren, während sie über ihren ersten Zug nachdachte.


Aranel baute auch seine Figuren wieder auf und sah die Elfe etwas warmherziger an: „Was bedrückt dich Linaewen? Ist es die letzte Niederlage?“


Die Knappin blickte auf und schüttelte den Kopf: „Nein es hat nichts mit dem Spiel zu tun. Es sind andere Dinge die mir Kopfschmerzen bereiten.“



„Möchtest du darüber reden?“, fragte Aranel nach und neigte leicht seinen Kopf.



„Ich glaube nicht, das meine Probleme wichtig genug sind dass sie dem König vorgetragen werden müssen.“, seufzte Linaewen und bewegte ihren ersten Bauern.


Der Hochelfenkönig bewegte ebenfalls einen Bauern und sah wieder zur jungen Elfe, dabei sprach er ruhig: „Was wäre ich für ein König, wenn ich nicht jedem Problem meine Aufmerksamkeit schenken würde.“



„Es hat mit 2 Schülern aus der Akademie zu tun.“, meinte Linaewen schließlich und setzte den nächsten Bauern, währenddessen fuhr sie fort: „Sie gehören dem Hochadel an. Ihre Familien sind hoch angesehen in der Gesellschaft. Aber das ist nicht das einzige Problem, sondern dass sie sich arrogant und rüpelhaft verhalten. Nicht nur mir gegenüber sondern auch meiner Mitbewohnerin.“


König Aranel bewegte eine weitere Figur und lauschte Aufmerksam seiner rechten Hand, welche weitersprach: „Kadett Primus lässt es sich nicht nehmen bei jeder Gelegenheit Orphelia oder mir das Leben schwer zu machen. Warum ist der Hochadel so? Sollten sie nicht mit gutem Beispiel für andere voran gehen? Ich meine sie haben doch eine Vorbildfunktion oder nicht?“


Nachdenklich rieb sich Aranel das Kinn bevor er zu antworten begann: „Es gibt in jeder Gesellschaft wenige Individuen die unangenehm auffallen oder hervortreten. Das Problem ist leider, dass diese Elfen ihren Rang und Status als Selbstverständlich erachten und sich daher oftmals einfach alles erlauben können. Und ich kann dich sehr gut verstehen auch ich habe hin und wieder meine Probleme mit dem Hochadel, denn sie denken sie könnten meinen Sanftmut aber auch meine Güte ausnutzen. Aber es sind nicht sehr viele Familien die so denken, da kann ich dich beruhigen. Aber dennoch komme ich nicht drumherum dir recht zugeben, ja der Hochadel hat eine Vorbildfunktion zu erfüllen und wenn sie dieser nicht nachkommen, wirkt sich das oft negativ auf die anderen Schichten der Bevölkerung aus.“


„Ich habe damals Kadett Azariel versucht eine Lektion zu erteilen. Doch letztlich hat er nicht aufgehört Orphelia zu belästigen.“, seufzte Linaewen.


„Ah ich erinnere mich sehr gut, Hauptmann Fenris hat mir davon berichtet. Du musst einen recht eindrucksvollen Kampf hingelegt habe.“, nickte Aranel knapp.


Linaewen warf mit ihrem Springer einen Bauern von Aranel und sah zu ihm auf: „Mag sein, doch es ist trotzdem Unfair dass sie so gute Noten haben. In 20 Jahren beginnt das Tunier für die Auswahl der Elitekadetten. Azariel und Primus haben leider gute Chancen 2 der 6 Plätze zu erhalten...“


„Ich bewundere deinen Sinn für Gerechtigkeit. Auch Fenris ließ dies schon mit großer Zufriedenheit verlauten. Ja es ist ungerecht, manchmal gibt es Situationen im Leben die erscheinen ungerecht und grausam, das lässt sich nicht vermeiden. Das einzige was wir tun können ist weiter zu kämpfen und nicht zu verzagen. Deshalb rate ich dir, kämpfe weiter wie du es bisher getan hast.“, ermutigte der König seine Gegenspielerin und warf ihren Springer.


Etwas verlegen lächelte die Elfe schließlich und nickte daraufhin: „Danke für eure Worte mein König.“


„Kein Problem.“, lächelte der König schließlich, während sie ihre Partie weiterspielten. Die Elfe war durchaus Dankbar dafür, dass sie sich dem König hatte anvertrauen können. Das Thema lag ihr schon seit langer Zeit im Magen. Aber der König hatte recht, sie musste weiterkämpfen denn man durfte ihnen nicht alles durchgehen lassen.




Die ganze Schule hatte sich in der Trainingshalle versammelt um dem Turnier beizuwohnen welches entschied wer Elitekadett wurde. Fünf von sechs Kämpfe hatte man zu gewinnen, Linaewen und Orphelia hatten bereits vier der sechs Kämpfe gewonnen. Schließlich betrat die Elfe die Kampffläche wo bereits Kadett Primus stand und selbstsicher lächelte.


Das Herz der Elfe schlug etwas schneller, bisher hatte sie Kadett Primus noch nicht besiegen können. Die beiden Elfen nahmen ihre Kampfhaltung ein. In beiden Gesichtern konnte man die Abneigung für den jeweils anderen deutlich erkennen. Schließlich trat Tyrael in die Mitte der Arena und rief: „Auf mein Zeichen beginnt der Kampf.“


Bei den beiden Kontrahenten konnte man nun eine deutliche Anspannung ansehen. Dann rief Tyrael schließlich: „LOS!“ Sogleich sprinteten beide Elfen aufeinander und schlugen mit all ihrer Kraft zu, als sie in der Reichweite des jeweils anderen waren. Laut krachend trafen die beiden Übungswaffen aufeinander und mit ganzer Kraft drückten sie gegen den jeweils anderen. Linaewens und Primus Gesicht waren nur wenige Zentimeter von einander entfernt. Dann machte die blonde Elfe einen Schritt zurück und Kadett Primus stolperte leicht nach vorne. Diesen Moment nutzte die Knappin um einen weiteren Schritt zur Seite zu machen und von oben zuzuschlagen. Doch Primus schlug die Waffe rechtzeitig weg und stabilisierte seine Körperhaltung wieder sehr schnell. Sogleich setzte Linaewen mit einer schnellen Schlagkombination nach, die jedoch alle von ihrem Gegner abgewehrt wurden. Das dumpfe Geräusch des aufeinander schlagenden Holzes erfüllte die Halle, während die Schüler und Integritätsritter welche gerade Lehrdienst hatten gebannt zusahen.


Elegant und schnell tauschten die beiden ihre Schläge aus, doch schnell musste Linaewen feststellen das Primus deutlich stärker war als sie. In seinem Gesicht konnte man eine klare Selbstzufriedenheit erkennen, während er Linaewen weiter zurückdrängte.


Der Kadett schlug blitzschnell von der Seite zu und Linaewen musste mit einem Sprung nach hinten ausweichen, ging jedoch sogleich in die Gegenoffensive und vollzog einen gut gezielten Stich, den Primus zur Seite wegschlug, dann packte er die Elfe mit einer Hand und warf sie über den Rücken. Dann wirbelte er herum und schlug mit voller Kraft nach der Elfe, welche am Boden lag. Schockiert rollte sich Linaewen weg und sprang schnell wieder auf die Beine.


Mit einem breiten und siegessicheren aber auch bösartigen Grinsen verwickelte Primus Linaewen in den nächsten heftigen Schlagabtausch. Mittlerweile konnte die Elfe jeden Knochen und jeden Muskel spüren und lange würde sie wohl nicht mehr standhalten. Mit voller Kraft ließ Primus die Waffe von oben kommen, Linaewen fing den Hieb gerade noch so ab doch durch die Wucht ging die Elfe ächzend zu Boden. Schwer atmend rief sie: „Stopp!“ Doch Primus vollzog gerade den nächsten Hieb da ertönte sogleich die Stimme des Hauptmanns: „Luminus Element! Ilumine Signum!“


Bevor das Übungsschwert Linaewen hätte treffen können, traf das Holzschwert auf ein magisches grell schimmerndes Licht. Der Hauptmann stand mit ausgestreckter Hand, während Linaewen mit einem verstörten Gesicht am Boden saß. Hatte Kadett Primus sie tatsächlich ernsthaft verletzten wollen?


„Der Kampf ist zu Ende!“, rief der Hauptmann und ging auf die beiden Elfen zu. Mit einem strengen Gesichtsausdruck sah er Primus an und meinte schließlich: „Ich dulde ein solches Verhalten nicht solange ich die Akademie führe. Hast du mich verstanden?“


„Jawohl.“, nickte Primus widerwillig.


„Jawohl was?!“, rief der Hauptmann.


„Jawohl Hauptmann!“, rief Primus.


„Ich erkläre den Kampf hiermit für Ungültig.“, beschloss der Hauptmann und brachte seine Knappin vom Platz, welche noch immer zitterte. Selbst Orphelia hatte mit bleichem Gesicht das ganze beobachtet und konnte immer noch nicht glauben was gerade passiert war.


„Wie geht es dir?“, wollte Fenris wissen und half Linaewen sich vernünftig hinzusetzen.


„Es...ich weiß nicht...“, murmelte die Elfe niedergeschlagen und schüttelte lediglich den Kopf.



„Komm erst einmal zur Ruhe und erhole dich von dem Schock.“, meinte der Hauptmann und klopfte seiner Knappin auf die Schulter, welche schließlich nickte. Das Turnier wurde schließlich normal fortgesetzt und auch Linaewen machte weiter, wenn gleich ihr der Kampf mit Kadett Primus noch immer in den Knochen steckte, so machte sie den zweiten Platz nach Primus. Den Abend verbrachte sie damit diesen Erfolg mit ihren Eltern und ihrem Hauptmann zu feiern. Immerhin war sie jetzt eine Elitekadettin und genoss nun ein paar Sonderprivilegien, darunter das Privileg sich selbst einen Knappen nehmen zu dürfen. Doch was Linaewen noch mehr freute, war das auch Orphelia es geschafft hatte und auf Platz vier gekommen war.


Zuletzt von Linaewen am Fr 10 Sep 2021, 10:46 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Die erblühende Duftblüte Empty Re: Die erblühende Duftblüte

Beitrag von Linaewen Mo 06 Sep 2021, 22:49

Die Sonne war untergegangen und 2 jüngere Kadettinnen standen salutierend und diszipliniert vor einem Sofa auf dem Orphelia saß. Auf ihrem Schoß befand sich ein zugeklapptes Buch, das Zimmer war ziemlich luxoriös eingerichtet, feinste Teppiche verzierten den Boden. Ein Tisch aus feinstem exotischen Holz mit einer fein geschliffenen rötlich schimmernden Steinplatte welche ins Holz eingelassen worden war stand vor dem Sofa. Die Stühle und Tische waren mit feinsten Schnitzereien verziert und ausgestattet worden und die Beine der Möbel waren schön geschwungen. An den Wänden hingen Gemälde in vergoldeten Bilderrahmen, Regale die mit allerlei Büchern voll gestellt waren standen schön sauber an den wänden. Rüstungsständer auf denen leichte Plattenrüstungen ausgestellt waren, hatte man ebenfalls in regelmäßigen Abständen aufgestellt. Das Sofa auf dem Orphelia saß stand genau in der Mitte des Raumes und hinter ihr an der Wand unter einem doppelflügligen großen Fenster befand sich ein Waffenständer in dem Linaewens und ihr Schwert abgestellt worden war.


„Elite Kadett Orphelia ich melde gehorsamst dass ich alle Aufgaben mit größter Sorgfalt erledigt habe! Die Ausrüstung wurde gründlich gepflegt und die Aufräumarbeiten im Archiv sind auch erledigt!“, salutierte die junge Elfe.


„Sehr gut Fiora du darfst dich entfernen.“, lächelte Orphelia ihrer Knappin zu und sah dann mit einem entschuldigenden lächeln zur anderen Kadettin: „Es tut mir leid Elianora, Linaewen ist leider noch nicht zurück, leider kann ich dich nicht entlassen das verbieten die Regeln.“


Elianora schüttelte daraufhin den Kopf: „Es ist alles in Ordnung ich muss eben warten bis Elitekadett Linaewen da ist.“



„Ich werde mit Linaewen sprechen.“, seufzte die blonde Elfe woraufhin eine Stimme von hinten kam: „Und worüber willst du mit mir sprechen?“


Orphelia sah über ihre Schulter und sah wie Linaewen durch das Fenster rein geklettert kam, das Zimmer in welchem sie sich befanden befand sich im Erdgeschoss und war zum großen Garten der Akademie ausgerichtet.


„Darüber dass du gefälligst pünktlich hier zu sein hast, wenn die Kadetten ihren Bericht abgeben.“, seufzte Orphelia.


Linaewen welcher in einer Hand eine gut gefüllte Papiertüte in der Hand hatte, winkte mit der anderen ab: „Entspann dich Orphelia, ich hatte außerdem einen guten Grund warum ich weg war.“ Dann griff die Knappin in die Tüte und holte zwei große Teigtaschen hervor.



„Moment sind das die gefüllten Teigtaschen von dem Bäcker die Straße runter?!“, fragte Orphelia argwöhnisch.


„Mhm mit selbstgemachter Himbeerfüllung.“, grinste die Linaewen zufrieden.


„Hier für euch.“, schmunzelte die Elitekadettin und warf den beiden Knappen die Tasche zu.


Staunend sahen Fiora und Elianora die Tasche an und verneigten sich mehrfach: „Vielen danke Elitekadett Linaewen.“



„Kein Problem.“, lächelte die Elfe und setzte sich zu Orphelia, welche sogleich versuchte nach einer der Teigtaschen zu greifen, doch Linaewen war schneller und hielt die andere provokant von ihrer Freundin weg.



„Ach komm schon!“, rief Orphelia, während die beiden Knappen eilig das Zimmer verließen.


„Na gut ich will mal nicht so sein.“, grinste Linaewen und gab Orphelia eine der Taschen ab.



„Ich kann es immer noch kaum glauben, dass wir bald unseren Abschluss machen.“, seufzte Orphelia und biss in ihre Teigtasche rein.



„Naja es sind noch gut 40 Jahre.“, schmunzelte die Knappin des Hauptmanns und genehmigte sich ebenfalls einen Bissen.



„Die werden schnell umgehen, glaub mir.“, lächelte die Zimmergenossin und lehnte sich schließlich zurück, dann nahm sie die Teetasse vom Tisch und nippte an dieser: „Im Übrigen die neuen Trainingsschwerter die wir bestellt haben sind morgen fertig.“


„Wirklich? Das ging ja schnell. Dann kann ich es ja morgen gleich ausprobieren.“, lächelte Linaewen zufrieden.



„Nun gut, ich werde mich jetzt zurückziehen und mir ein warmes Bad genehmigen.“, meinte Orphelia und streckte sich genüsslich, dann zog sie sich in ein Nebenzimmer zurück und ließ Linaewen alleine.


Am nächsten Tag waren die beiden Elitekadetten in aller Früh zum Schmied gegangen um ihre Bestellung abzuholen. Auch wenn es Übungsschwerter waren so waren die Klingen aus Metall gefertigt worden. Da es so ein herrlicher Tag war, nutzten die beiden Damen das Wetter und trainierten draußen. Vor dem Kampf wärmten sich die beiden auf und danach machten sie sich daran die Klingen auszuprobieren.


Der Kleine Übungskampf hatte natürlich ein paar Schaulustige angezogen die gespannt dem Geschehen folgten. Zum Leidwesen der beiden Elfendamen waren natürlich kamen auch Primus und Azariel vorbei wenn gleich sie eigentlich nur an ihnen vorbei liefen und weniger zum Zuschauen blieben.


„Wie eifrig die beiden doch Trainieren.“, schmunzelte Azariel etwas gehässig.


„Sei nicht so gemein, sie geben immerhin ihr bestes.“, lächelte Primus kühl.


„Es Stimmt, dennoch frage ich mich wie sie es zum Elitekadetten geschafft haben...“, lachte der andere Elfe und die beiden liefen weiter.


Linaewen senkte ihr Schwert und sah den beiden ruhig nach, die Niederlage damals vor 10 Jahren in der Übungsarena hatte die Elfe nicht vergessen. Seitdem ging sie Primus so gut es ging aus dem Weg. Aber das war leichter gesagt als getan, bei den monatlichen Treffen der Elitekadetten war es leider unmöglich den beiden aus dem Weg zu gehen.


„Lass sie reden...“, meinte die Elfe schließlich zu ihrer Freundin welche knapp nickte und so kümmerten sie sich weiter um ihr Training.


Am nächsten Tag stand im Unterricht die fortgeschrittene Lichtmagie auf dem Lehrplan. Der Lehrer ging ein wenig auf und ab, dabei erklärte er ihnen worauf es bei den fortgeschrittenen Zaubern ankam und wie man sie richtig einsetzte. Nachdem er ihnen einen ausführlichen Vortrag gehalten hatte klatschte der Lehrer in die Hände und meinte, dass die Schüler es nun selbst versuchen sollten.


So verteilten sich die Schüler in der Halle, damit sie besser üben konnten. Linaewen streckte ihre Hand aus und rief: „Enhance Luminus Element!“ Sogleich erschien an jedem Finger ihrer Hand eine glühend weise Lichtkugel und die Knappin fuhr fort: „Luminor Ilizera!“ Sogleich flogen die Kugeln vor ihre Handfläche und formten sich zu einem langen Speer aus konzentrierten Licht.


„Sehr gut!“, lobte der Lehrer neben Linaewen stand. Die Schülerin ließ den Speer verschwinden und verneigte sich vor dem Lehrer.


Der Fortgeschrittene Zauber fiel der jungen Elfe tatsächlich weniger schwer, viele Abende hatte sie damit verbracht die Magie zu studieren, aber auch zu meditieren um ihre magischen Kräfte auszuarbeiten.


Als es der Abend herrein brach und die Knappen von Linaewen und Orphelia ihre Berichte abgegeben hatten, ging die Knappin des Hauptmanns in den Garten der Akademie. Jedoch nicht zu dem Teil wo die Knappen ihre Bäume gepflanzt hatten, nein sondern zu einem Blumenbeet. Dort hatte Linaewen ein paar Blumen angepflanzt. Es waren blaue Lilien die zu ihren Lieblingsblumen gehörten, diese waren etwas schwer aufzuziehen da sie in dieser Gegend eigentlich nicht wuchsen.


Zufrieden betrachtete sie die Blumen und goss diese erneut. Sie wollte die Blumen ganz ohne Magie aufziehen. Es war ihr persönliches Projekt geworden und so wollte sie Blumen unter diesen etwas widrigen Umständen aufziehen. Danach ging sie zu ihrem Baum der süßen Duftblüten. Der Baum hatte mittlerweile eine beachtliche Größe erreicht und seine goldenen Blüten schimmerten sanft im Mondlicht. Sanft und Liebevoll strich die Elfe über die Rinde des Baumes, dann lehnte sie ihren Kopf an den Stamm und schloss die Augen.


Als sie mit der Pflege der Pflanzen fertig war ging sie zurück, jedoch lief sie Primus und Azariel über den Weg.


„Einen guten Abend wünsche ich.“, grüßte Linaewen knapp und neigte ihren Kopf.


„Du wagst es ihn...“, wollte Azariel los schimpfen, doch Primus kam ihm dazwischen.


„Nicht doch, sie hat mich lediglich gegrüßt. Scheinbar lernt sie doch noch den richtigen Umgang wie man Leuten Respekt zu zollen.“, lächelte Primus kühl.


Linaewen verschränkte die Arme und meinte schließlich: „Mich würde interessieren, was euer Problem mit Orphelia und mir ist... Wir haben euch doch nie etwas getan...“


Primus seufzte leicht: „Ach wirklich? Diese Schule war stets für die Elite dieses Tals. Und auf einmal kommst du daher, ein niemand und auch noch Knappe des Hauptmanns. Ich wollte so sehr der Knappe des Hauptmanns werden... Doch er hielt mich nicht für würdig. Ist das zu fassen?“


Jetzt verstand Linaewen, es war also Blanker Neid und dann blickte sie zu Azariel, welcher leicht knurrte: „Und wie du dich beim König anbiederst ist mir höchst zu wider... ich frage mich ehrlich was er an dir findet...“


Linaewen lockerte ihre Arme und stemmte eine Hand in die Hüfte, dabei blickte sie zwischen den beiden hin und her: „Nun es tut mir leid, erstens biedere ich nicht beim König an und zweitens habe ich meinen Wert beim Hauptmann mehrfach unter Beweis gestellt. Er wird am besten wissen, wenn er für würdig hält zum ausbilden. Dennoch kann ich euren Ärger verstehen und es war nicht meine Absicht euch zu verärgern. Ich wünsche euch noch einen schönen Abend.“


Mit diesen Worten ließ sie die beiden stehen, aber sie konnte deutlich die hasserfüllten Blicke der beiden in ihrem Nacken spüren. Aber ihr war auch klar, dass die beiden es sicherlich nicht gut lassen bleiben würden.


Der nächste Tag wurde wie immer mit 2 Stunden Meditation zusammen mit ihrem Ausbilder eingeleitet und danach kreuzten die beiden Elfen ihre Schwerter. Mittlerweile war die Elfe im Schwertkampf auch ziemlich gut und hielt schon deutlich länger durch als damals wo sie sich das erste Mal mit dem Hauptmann duelliert hatte.


Schnell tauschten die beiden ihre Schläge aus, doch heute wirkt Linaewen etwas abwesend weshalb der Hauptmann ihr schließlich die Klinge aus der Hand schlug und seufzte: „Was ist los Linaewen? Du bist nicht richtig bei der Sache...“



„Tut mir leid Hauptmann...“, murmelte Linaewen und hob ihre Waffe auf.


„Komm ich kenne einen Ort an dem wir uns unterhalten können.“, meinte der Hauptmann und bedeutete seinem Schützling ihm zu folgen.


Gemeinsam betraten sie den Tempel von Rinawen und stiegen die Treppen hinauf zum Axiomturm. Etwas irritiert lief die junge Elfe ihrem Ausbilder nach. Was wollten sie im Axiomturm? Wollten sie ausfliegen? Doch als sie über das 20. Stockwerk hinter sich ließen, fragte die blonde Elfe: „Verzeiht die Frage was wollen wir hier?“



„Das wirst du gleich sehen, habe noch ein wenig Geduld.“, meinte der Hauptmann ruhig und öffnete ein großes Doppelflügliges Tor. Vor ihnen erstreckte sich eine gewaltige Kreisrunde Halle. Staunend blickte sich die Elfe um und sah nach oben wo ich ein gewaltigen Mosaikbild erstreckte.



„Was ist das für eine Halle?“, wollte die Elfe wissen.



„Dies ist das Gewölbe des Himmels. Diese Halle wurde zu ehren von Rinawen gewidmet.“, erklärte der Hauptmann und deutete auf die Frau welche einen Bogen spannte und auf die Sonne zielte.


Staunend blickte die Elfe weiter auf das Gemälde, dabei fiel dass das Tal wohl Istariel sein musste und die Berge den Rahmen des Bildes formten, jedoch konnte die junge Elfe keine Stadt sehen.


„Dieses Gemälde zeigt Istariel bevor die Stadt gebaut wurde. Damals war alles hier voller Weiden und Grashügeln. Doch an dieser Stelle hier gab es einen Teich an dem einst ein Osmanthus wuchs. Rinawen beschloss dort ihr Haus an diesem Teich zu bauen und dieser Ort wurde zu ihrem persönlichen Garten. Mit ihren Kindern verbrachte sie dort viel Zeit, später nach ihrem Tod wurde dort ihr zu ehren der Tempel errichtet und auf diesem der Axiomturm der heute steht.“, erklärte der Hauptmann ruhig weiter.


Schließlich hatten sie das andere Ende des Turms erreicht und gingen weiter nach oben. Nach einer weile erreichten sie den 29. Stock und auch dieser hatte ein beeindruckendes Gemälde, doch dies war ein Sternenhimmel und die Kinder Rinawens waren dort abgebildet wie sie ihre Schwerter dem Mond entgegenstreckten, doch der Abtrünnige Sohn war darauf nicht zu sehen.



„Das Sternengewölbe.“, lächelte der Hauptmann leicht bevor Linaewen antworten konnte und fuhr fort: „Dieses Gewölbe ist den Kindern Rinawens gewidmet, doch der abtrünnige Sohn wurde hier nicht mit eingefügt. Der Nachthimmel soll die Trauer um Rinawen verkörpern aber die Sterne das Licht welche sie selbst in der Dunkelheit des Todes ausstrahlt. Denn selbst im Tod ist Rinawen ihren Kindern nicht von der Seite gewichen. Deshalb werden sie unter einem Sternenhimmel dargestellt.“


Linaewen war von der Pracht des Baus so beeindruckt, dass sie kein Wort herausbekam. So lange sie konnte, betrachtete sie das Kunstwerk an der Decke und ihr fiel auf, dass die Sterne Kristalle waren die herausstanden. Eine gewisse magische Kraft ging von diesem Ort aus das war der Elfe sofort aufgefallen, doch lange damit beschäftigen konnte sie sich nicht da es nun gleich in die nächsten Raum ging wo sich eine Schwebeplattform befand.


Gemeinsam stiegen die beiden mit der Schwebeplattform auf und kamen in einen weiteren Runden kleineren Saal doch vor ihnen befand sich abermals ein großes Doppelflügliges Tor. Hauptmann Fenris stemmte sich gegen die beiden Torflügel und stieß diese auf. Grelles Licht kam ihnen entgegen und als Linaewens Augen sich an das grelle Licht gewöhnt hatten weiteten sich ihre Augen. So etwas schönes wie hier hatte die Elfe noch nie gesehen. Soweit oben hatte sie keinen Garten erwartet. Zusammen liefen sie einen gepflasterten Weg entlang der zu einer kleinen Brücke führte die über einen gepflasterten Graben führte durch welchen plätschernd ein kleiner Bach floss.


Staunend blickte sich Linaewen um und sah mehrere kleinere Hügel die vereinzelt herumstanden doch vor ihnen befand sich ein sehr großer Hügel, um die grüne Fläche selbst waren Bäume gepflanzt worden deren Baumkronen den Boden berührten. So stiegen die beiden Elfen schließlich den großen Hügel welcher sich in der Mitte des Raums befand empor, wo sich der Hauptmann schließlich im Fersensitz niederließ und Linaewen einen Platz neben sich anbot. Sogleich nahm die Elfe die selbe Sitzhaltung wie ihr Lehrmeister ein, dabei ließ sie den Blick über diesen Ort erneut wandern. Über ihnen befanden sich verzierte Fenster die mit Gelben und rötlichen Glasscheiben ausgeschmückt worden waren und durch die sanftes Sonnenlicht fiel. Die Decke um die Kuppel herum wurde von Steinsäulen gestützt und darunter befand sich ein gefliester Bereich.



„Ich habe noch nie so etwas gesehen...“, hauchte die Elfe leise.


„Dieser Ort ist größtenteils dem Garten von Rinawen nachempfunden worden. Doch ein exakter Nachbau war leider nicht möglich. Da man nur noch unvollständige Überlieferungen hatte, dennoch ist dieser Ort sehr schön. Er wird auch Garten über den Wolken genannt.“, erklärte der Hauptmann.


Dann faltete er die Hände im Schoß und sah seine Knappin aus den Augenwinkeln an: „Nun was belastet dich.“


Linaewen strich sich eine Haarsträhne hinter ihr rechte Ohr und blickte bedrückt zu Boden: „Es geht um Elitekadett Primus und Elitekadett Azariel...“



„Machen sie dir wieder Ärger?“, wollte der Hauptmann wissen und sah seine Knappin nun direkt an.


„Noch nicht... aber Primus sagte mir... dass er...dass er eigentlich an meiner Stelle sein müsste. Er denkt er wäre würdiger als ich um euer Knappe zu sein....“, seufzte Linaewen.


Nachdenklich blickte der Hauptmann über den Garten und erhob schließlich das Wort: „Wer würdig ist von mir ausgebildet zu werden, dass entscheide immer noch ich. Weißt du warum ich dich ausgewählt habe?“


Linaewen schüttelte den Kopf, selbst nach all den Jahren hatte sie noch immer keine Ahnung warum Fenris sie als seinen Knappen erwählt hatte.


„Weil du in unserem Kampf damals alles gegeben hast. Du hast ihn nicht auf die leichte Schulter genommen und mir gezeigt, dass du bereit bist selbst in einer Aussichtslosen Situation Kampfgeist zu zeigen.“, meinte der Hauptmann schließlich und schloss die Augen als eine sanfte Brise sein Gesicht streifte.


„Aber damals im Kampf gegen Elitekadett Primus habe ich eine Unterbrechung des Kampfes gefordert... Und auch bei euch damals...“, hielt Linaewen verzweifelt dagegen an.


„Nun es gehört durchaus Größe dazu, sich eine Niederlage einzugestehen. Und das ist es was dich von den anderen Anwerbern so unterschieden hat. Du kamst nicht in den Palast um mein Knappe zu werden. Nein du wolltest ursprünglich das Schwert dem König übergeben und dieser hat schon vor mir dein Potential gesehen. Ich habe es lediglich überprüft und befand dich für würdig. Während des Kampfes wusste ich, dass du diejenige bist der ich mein Erbe weitergebe. Und in den letzten 100 Jahren deiner Ausbildung hast du mich nicht enttäuscht. Du hast sogar das Privileg uns Ritter bei den Patrouillen zu begleiten, das ist nicht sehr vielen Knappen vergönnt.“, lächelte der Hauptmann seiner Knappin aufmunternd zu.


Linaewen nickte leicht und musste etwas lächeln.


„Und was Elitekadett Primus angeht, ja er ist ein guter Kämpfer doch sein Herz ist vergiftet von Neid und Eifersucht. Einen solchen Knappen könnte ich nicht gebrauchen egal wie gut er Kämpfen kann. Kämpfen ist nicht das einzige das einen Integritätsritter ausmacht, nein ein wahrer Integritätsritter ist selbstlos und gibt alles für das Tal und seine Waffenbrüder. Er liebt das Tal und alles darin mit einer bedingungslosen Liebe und Hingabe. Er schwört das Tal zu schützen mit allen Mitteln und ich glaube du bist so jemand.“, meinte der Ritter schließlich.


Die Elfe wurde etwas rot und rutschte etwas verlegen hin und her: „Ihr lobt mich ein wenig zu viel Meister.“


„Nein ich lobe niemals zu viel. Das ist etwas mir schon mein Lehrmeister beigebracht hatte.“, lächelte Fenris.



„Ich danke euch für dieses Gespräch.“, meinte Linaewen.



„Kein Problem.“, nickte Fenris zufrieden, dann meinte er: „Hier mit erlaube ich dir, dass du ab sofort den Garten über den Wolken betreten darfst. Und nun ist es dir freigestellt zu gehen oder zu bleiben.“



„Vielen Dank Hauptmann.“, erwiderte die blonde Elfe und stand auf, dann verneigte sie sich tief und respektvoll mit den Worten: „Dennoch werde ich mich jetzt zurückziehen, ich habe noch ein paar Dinge für morgen zu erledigen.“


Als sie den Turm verließ wurde es schließlich Abend und sie beschloss noch kurz nach ihren Blumen zu sehen, als sie zum Garten kam liefen ihr Azariel und Primus entgegen. Beide hatten ein zufriedenes lächeln aufgesetzt als sie die andere Elitekadettin sahen.



„Ahhhh einen guten Abend wünsche ich.“, lächelte Primus und legte einen Arm um die Elfe.



„Einen Guten Abend Elitekadett Primus...“, erwiderte die Elfe so höflich wie sie nur konnte, jedoch gefiel es ihr gar nicht, dass er seinen Arm um sie gelegt hatte, dann fuhr sie fort: „Was führt euch so spät noch in diesen Garten?“



„Nun wir wollten noch einen kurzen Spaziergang machen...“, begann Primus beiläufig zu erzählen und sein lächeln wurden plötzlich ziemlich gehässig und hauchte ihr ins Ohr: „...und wir wollten dir ein kleines Geschenk überreichen.“ Dann ließ er eine Hand in die Brusttasche ihrer Uniform wandern und zog sie kurz darauf gleich wieder aus, zum Abschluss tätschelte er nochmals die Tasche und ließ von Linaewen ab.


„Nun gut, einen wunderschönen Abend Linaewen.“, lachte Primus vergnügt und ließ sie alleine dastehen da sich Azariel ihm sogleich angeschlossen hatte.


Was hatte er ihr in die Tasche geschoben? Langsam griff sie in die Brusttasche und holte eine abgeschnittene Blüte ihrer Lilien in der Handfläche. Voll böser Vorahnung und Angst fing ihr Körper an zu zittern und sie eilte so schnell wie sie konnte zu ihrem Beet. Ihr Herz verkrampfte sich als sie das sah was die junge Elfe befürchtet hatte. Der Teil wo sie ihre Blumen gepflanzt hatte war zertrampelt worden und die Blüten hatte man abgeschnitten und wahllos um die Stängel der Pflanzen verteilt. Völlig Fassungslos sank Linaewen auf die Knie und sammelte eine Hand voll Blüten vom Boden auf, dann drückte sie diese gegen ihre Brust und senkte den Kopf. Ein Träne tropfte auf den Boden und noch eine. Dann fing sie an zu schluchzen welches sich in ein verbittertes Weinen verwandelte. Sie hatte so viel Zeit damit verbracht diese Blumen aufzuziehen und innerhalb so kurzer Zeit, hatte man ihr Werk zerstört.


Cirdan stand nicht weit weg von Linaewen und beobachtete die junge Kadettin, wie sie um ihre Blumen trauerte. Langsam ging er auf die gebrochene Elfe zu und setzte sich im Fersensitz neben sie. Dem roten Ritter war nicht entgangen was hier vorgefallen war und sprach etwas vorsichtig: „Das mit deinen Blumen tut mir leid.“


„Ich hatte...zwar diese Blumen für mich angepflanzt...doch eigentlich hätte ich sie gerne meiner Mutter geschenkt.... als Dankeschön...“, schluchzte die Knappin und sah schließlich zum roten Ritter: „Ich danke euch.“


Schließlich nahm der Ritter Linaewen in die Arme und strich ihr tröstend über den Kopf. Iduna stand etwas weiter weg von den beiden und beobachtete die beiden mit sanfter Miene. Sanft und traurig lächelnd wandte sie sich schließlich ab um die beiden allein zu lassen.


Das Klirren von Schwertern erfüllte die sommerlich warme Luft auf dem Campus der Akademie. Linaewen lieferte sich einen Übungskampf mit ihrer Knappin Elianora, während Orphelia und Fiora auf einer Picknickdecke sich eine Kleinigkeit zum Essen gönnten und ein paar Lektionen durchgingen.


„Sehr gut, deine Schläge werden immer besser und präziser.“, lobte Linaewen gut gelaunt und wehrte einen Seitenhieb gekonnt ab.


„Danke ihr lobt mich zu viel Herrin.“, ächzte Elianora und hängte sich noch mehr rein.


Doch schließlich entwaffnete Linaewen ihre Knappin und hielt dieser das Schwert vor die Nase. Ihre Knappin seufzte und nickte reuevoll, dabei hob Linaewen das Schwert ihrer Knappin auf. Die Elitekadettin reichte ihrer Knappin das Schwert, welche es eilig entgegen nahm und zur Picknickdecke eilte. Schließlich setzte sich auch Linaewen dazu und begann ihrer Knappin einige Lektionen zum Thema Schwertkampf zu erläutern.


Doch die Gruppe wurde je unterbrochen als Cirdan schließlich kam: „Linaewen der König lässt nach dir rufen. Bitte mach dich gleich auf den Weg zu ihm.“



Sogleich stand Linaewen auf und verneigte sich respektvoll vor ihm: „Verstanden.“


Die Knappin des Hauptmanns verabschiedete sich von ihrer Gruppe und machte sich sogleich auf den Weg zum König. Mittlerweile war Linaewen bei König Aranel zum Berater und Diplomat aufgestiegen. Es dauerte nicht lange da war die Elfe im Palast angekommen und ging vor ihrem König auf die Knie: „Ihr habt mich rufen lassen mein König?“


„Er hebe dich Linaewen.“, lächelte der König und nickte: „Ja ich habe dich rufen lassen, heute schickt König Avalarion einen Abgesandten zu uns. Es geht um den Friedensvertrag und ich möchte, dass du heute die Verhandlungen führst. Du kennst unsere Standpunkte ja, daher vertraue ich dir voll und ganz.“



„Wie ihr wünscht mein König.“, nickte Linaewen pflichtbewusst, dann wies der König sie sich neben ihn zu stellen.


Nachdem sie ihren Platz eingenommen hatte fragte er: „Nun, was macht deine Ausbildung?“



„Es ist alles in Bester Ordnung. Die Lehrer meinten sie sind mit meiner Leistung mehr als zufrieden und die Noten sprechen auch für sich.“, lächelte die blonde Elfe.



„Das freut mich zu hören.“, schmunzelte der König und fügte an: „Es wird gemunkelt der Phönixritter hätte sogar eine Lieblingsschülerin...“



Linaewen wurde etwas verlegen, es stimmte dass sie ein gutes Verhältnis zu dem roten Ritter hatte. Auch wenn er sich meist Autoritär und streng gab so konnte sie sich wie auch ihrem Ausbilder gut anvertrauen. Da sie nicht mehr oft nach Hause kam, fehlte der Elfe natürlich auch ihre Familie und in dem roten Ritter sah sie so etwas wie einen Vaterersatz.


Doch die Unterhaltung wurde je unterbrochen als schließlich der Gesandte der Waldelfen mit ein paar Wachen aus seinem Reich die Halle betrat. Nachdem dieser Vorgestellt wurde erhob sich der König und erklärte dem Diplomaten, dass er ihn in die Fähigen Hände von Linaewen übergeben würde.



„Es ist mir eine Ehre heute die Verhandlungen führen zu dürfen.“, meinte die junge Elfe und verneigte sich.



„Nun die Ehre ist auch auf meiner Seite...“, meinte der Diplomat eher gelangweilt.


„Wenn ihr so freundlich wärt mir zu folgen.“, forderte die blonde Elfe den Waldelf auf und ging mit ihm raus auf den Balkon von dem man aus den großen Wasserfall betrachten konnte. Sie ließ von Dienern jeweils 2 Kelche mit Rotwein bringen, dann stießen die beiden an und Linaewen erhob schließlich die Stimme: „Nun ich denke es wäre besser, wenn wir direkt zum Geschäftlichen kommen. Mein König lässt ausrichten, dass er die Integritätsritter nicht auflösen wird. Zumal die Integritätsritter sich außerhalb seiner Macht bewegen.“


„Das wird König Avalarion nicht gefallen. Denn dies ist ein Punkt der in den Augen meines Königs nicht verhandelbar ist.“, hielt der Diplomat dagegen.



„Es ist höchst bedauerlich, doch der Ritterorden verwaltet sich selbst. Immerhin bekam er von der Heiligen Mutter die Verbotsregister und erhob sie zu einer eigenständigen Instanz die außerhalb der Reichweite des Königs fungiert.“, erklärte die Knappin ruhig.


„Nun wir Waldelfen halten es für besser, wenn die Integritätsritter aufgelöst werden. Sie haben viele von meinen Schwestern und Brüdern getötet.“, hielt der Diplomat dagegen.


„Es betrübt mich zu hören und ihr könnt euch versichert sein, dass euch mein aufrichtiges Beileid gehört. Dennoch ließ mein König durchblicken, dass eine Auflösung nicht in Frage kommt.“, seufzte die junge Elfe.


„Nun denn... dann sehe ich keinen Grund weiter zu verhandeln.... Ich werde dem König mitteilen, dass die Verhandlungen erneut gescheitert sind...“, meinte der Gesandte leicht säuerlich und mit diesen Worten zog er sich zurück.


Linaewen sah ihm nach und strich sich eine Haarsträhne hinter ihr rechtes Ohr. Sie musste die Waldelfen irgendwie dazu bringen über diesen Punkt hinwegzusehen. Die Integritätsritter waren für das Tal nun einmal wichtig für das Tal, denn sie waren größtenteils für die Sicherheit und die Einhaltung der Gesetze zuständig. So machte sich die Knappin auf den Weg zum König um auch diesem die Neuigkeiten zu überbringen, aber sicherlich hatte Aranel bereits damit gerechnet. Heute hatten zwar keinen Fortschritt in den Verhandlungen gemacht, doch das würde sicherlich noch kommen.


Linaewen und Orphelia spazierten über den Campus und unterhielten sich darüber, dass Linaewen sich doch endlich einen Freund besorgen sollte. Jedoch hielt die Elfe dagegen, dass sie sich keinen Freund suchen wollte, da sie sich voll und ganz auf ihre Ausbildung konzentrieren wollte. Die beiden Damen wurden je aus ihrem Gespräch gerissen, als sie einen Mob an Elfen auf der grünen Wiese sahen. Die Elfen tuschelten aufgeregt als die beiden Elitekadetten näher kamen.



„Lasst uns durch!“, rief Orphelia und die beiden bahnten sich einen Weg durch die Meute. Und das was die Knappin des Hauptmanns sah ließ ihr fast den Kragen platzen. Sie sah ihre Knappin verängstigt auf den Platz stehen wie sie ihr Schwert umarmte und fest an sich drückte, während sie zitternd zu Boden sah. Vor ihr stand Elitekadett Primus welcher wohl die verängstigte Elfe niedermachte.


„Was geht hier vor?!“, rief Linaewen und trat vor.


„Ahhh Linaewen... Ich bin gerade dabei deinem Knappen Manieren beizubringen, was du wohl vernachlässigt hast.“, meinte Primus kühl und sah zur blonden Elfe.


„Sie ist sehr gut erzogen und erfüllt ihre Aufgaben sehr Gewissenhaft! Was ist überhaupt vorgefallen?“, knurrte Linaewen und machte einen Schritt vor.



„Deine Knappin hat meine Kleidung beschmutzt, als sie trainiert hat!“, rief Primus und zeigte etwas Erde die auf seinem Ärmel klebte, dann fuhr er fort: „Und dafür wird sie in einem Duell die Verantwortung ziehen.“



„Ein Duell, nur weil du etwas Erde auf dem Ärmel bekommen hast, als sie trainiert hat?!“, rief die Knappin aufgebracht.


Sogleich stellte sich die blonde Elfe zwischen ihren Knappen und den Elitekadett, dabei sprach sie laut: „Ich glaube es nicht, dass du dich an einem schwächeren Vergreifen willst nur damit du dich groß fühlst! Du willst also ein Duell? Das kannst du gerne haben...“



„Gut... wir kämpfen mit echten Waffen!“, grinste Primus und zog sein Schwert.


„Nein Herrin! Ihr dürft euch nicht darauf einlassen!“, zitterte Elianora und griff nach der Hand ihrer Herrin.


Linaewen schenkte ihr ein sanftes lächeln und meinte: „Geh zu Orphelia und überlasse das mir.“ Mit diesen Worten lief die Elfe zur anderen Elitekadettin und die Knappin des Hauptmanns zog ihr Schwert. Sie streckte ihr Schwert nach hinten weg, dabei ging sie mit einem Bein leicht in die Knie und streckte ein Bein nach hinten durch. Ihr Blick war fest entschlossen, sie würde nicht zulassen dass jemand Elianora etwas antun würde, ganz gleich welche Konsequenzen es für sie selbst haben würde.


Primus hob seine Klinge über den Kopf sah sie mit einem überheblichen Grinsen an. Dann sprintete Linaewen sogleich vor und auch Primus rannte auf seine Gegnerin zu. Im selben Moment stachen die beiden Kadetten zu. Die Spitzen der Klingen trafen frontal auf einander und mit einem lauten Klirren rauschten die Klingen aneinander vorbei. Aus den Augenwinkeln sahen sich die beiden Kontrahenten an während sie aneinander vorbeizogen. Einige Meter von einander entfernt kamen die beiden letztlich zum stehen und drehten sich langsam dem anderen wieder zu.


Sogleich rannten die beiden erneut aufeinander zu und schlugen gleichzeitig von oben herab auf ihren Gegner ein und auf Kopfhöhe kreuzten sich die Klingen mit lautem Klirren. Mit ganzer Kraft drückten Linaewen und Primus gegen ihre Waffen, schließlich gelang es Linaewen ihren Gegner von sich wegzustoßen und zu einem Folgeangriff nachzusetzen. Mit ernstem Gesicht schlug Linaewen mehrfach zu, doch jeder Hieb wurde von ihrem Gegenüber abgewehrt und schließlich ging dieser in einen Gegenangriff über. Linaewen schlug schnell die Klinge von Primus nach unten und drückte mit ganzer Kraft ihr Schwert nach unten, dass Primus seine Waffe nicht befreien konnte.


Die Gesichter der beiden waren nur wenige Zentimeter von einander entfernt und voller Abscheu blickten sich die beiden an. Dann gab Primus ihr eine Kopfnuss und Linaewen wich fluchend ein paar Schritte zurück, sogleich ging der Elf erneut auf Linaewen los. Schnell mit ein paar Schritten zur Seite wich die Elfe gerade noch so den Hieben ihres Feindes aus. Primus setzte nach und stach mit enormer Schnelligkeit zu, die Elfe schlug die Klinge nach unten und ließ schnell ihre Klinge kreisen um diese neu auszurichten, dann ging sie sogleich in eine Stichattacke über was Primus dazu veranlasste nach hinten auszuweichen. Mit ein paar großen Schritten setzte die Blonde Elfe nach und führte mit beiden Händen einen kräftigen Seitenhieb aus, ihr Gegner konnte den Hieb zwar abfangen aber die Kraft ihres Hiebes war so stark, dass er etwas weggeschoben wurde. Immer wieder schlug Linaewen mit ihrem Schwert zu und jeder Hieb war stärker als der Hieb davor. Immer wieder sprühten die Funken auf wenn die Klinge aufeinander trafen, während das Publikum angespannt zusah. Man konnte jedoch klar erkennen, dass sich viele der Kadetten einen Sieg für die Elitekadettin wünschten. Denn in den letzten Jahren hatte sich die Elfe einen guten Ruf aufgebaut und war bei vielen Schülern sehr geschätzt, für ihren Sanftmut und ihr Einfühlungsvermögen.


Mit zusammen gebissenen Zähnen versuchte Primus irgendwie wieder die Oberhand zu gewinnen, doch das gelang dem Elf nicht so recht und so verlor er immer weiter an Gebiet. Doch plötzlich vollführte der Elitekadett einen tiefen Hieb und zog Linaewen damit die Füße weg. Unsanft ging die Elfe zu Boden und schaffte es sich im rechten Moment wegzurollen als Primus mit voller Kraft auf sie einschlagen wollte. Von einem Normalen Duell waren die beiden längst weit entfernt, doch wagte es niemand einzugreifen oder einen Integritätsritter zu holen der den Kampf unterbinden würde.
Schnell sprang Linaewen wieder auf ihre Beine und brachte mit schnellen Rückwärtsschritten schnell viel Raum zwischen sich und ihren Gegner. Schwer atmend sah sie Gegner an, dann packte sie ihr Schwert schließlich mit beiden Händen und hielt es nach hinten weggestreckt. Primus hob sein Schwert mit beiden Händen über den Kopf, bereit schnell und erbarmungslos zuzuschlagen. Dann beugte sich Linaewen ein wenig nach vorne und sprintete los was das Zeug hielt, ihr Blick war fest auf Primus fixiert und sie war Wild entschlossen mit dem Nächsten Schlag den Kampf zu beenden. Auch ihr Feind rannte auf sie zu und schließlich blieben beide plötzlich stehen und schlugen mit aller Kraft zu die sie aufbringen konnten, während beide einen Kampfschrei ausstießen. Obwohl alles so schnell ging, kam es Linaewen vor als würde die Zeit kaum vergehen. Ihr Schwert traf das von Primus, das erste was sie hörte war ein lautes Knacken und knirschen, dann sah sie wie sich dort die Risse bildeten wo ihr Schwert das seine traf. Schließlich wurden die Risse kräftiger und Klinge brach in der Mitte auseinander. Geschockt sah der Elitekadett zu wie seine Klinge kaputt ging, während Linaewens Schwert nicht mal einen Kratzer davon trug.


Dann gab sie ihrem Feind mit der Schulter einen Kräftigen Stoß das dieser Hinfiel und stieg mit einem Fuß auf seine Brust. Entschlossen hielt die Elfe ihm ihre Klinge ans Kinn und sah ihn kühl an während sie sprach: „Du wirst niemals wieder versuchen meine Knappin zu züchtigen noch anderweitig Hand an sie zu legen. Das selbe gilt auch für Orphelias Knappen. Ist das klar?!“


„Tzzz.“, bekam Linaewen nur als Antwort, dann drückte sie leicht mit der Klinge nach und rief: „IST DAS KLAR!“


„Ja...“, knurrte Primus schließlich.


„Gut... andernfalls sehe ich mich gezwungen zu den Integritätsrittern zu gehen.“, erwiderte die blonde Elfe schließlich und steckte ihre Waffe weg.


Dann drehte sie sich um und wollte gerade gehen als sie von hinten hörte: „Terraris Element!


Doch Linaewen drehte sich sogleich um und rief mit ausgestreckter Hand: „Enhance Luminus Element! Stellaria Infernalis!“ Sogleich erschien ein Pentagramm über ihr und in der Mitte sammelte sich eine große Lichtkugel, dann schoss ein großer Lichtstrahl Primus entgegen und riss diesen von den Beinen bevor er seinen Zauber wirken konnte. Seufzend senkte sie die Hand und sah zu wie sich der Kadett vor schmerzen krümmte. Dort wo der Zauber ihn getroffen hatte, trug der Kadett etwas stärkere Verbrennungen davon. In erster Linie hatte der Zauber ihn am Bauch erwischt, weshalb er sich so jämmerlich auf dem Boden krümmte.


„Das wirst du bereuen...!“, keuchte Primus vor Schmerzen.


„Aber nicht heute...“, erwiderte Linaewen kühl und ließ Primus liegen, während sie ihr Schwert wegsteckte ging sie zurück zu ihrer Freundin und ihrer Knappin.


Plötzlich fingen die Schüler an zu applaudieren und jubelten Linaewen zu. „Das war ja unglaublich!“, staunte Orphelia und sah nochmal zu Primus der sich noch immer vor schmerzen wand. Azariel eilte zu seinem Freund und fing an diesem aufzuhelfen.



„Danke Herrin.“, verneigte sich Elianora vor Linaewen, welche ihr lächelnd über den Kopf strich: „Schon gut, ich habe lange genug Angst vor Primus gehabt. Als er sich mit dir duellieren wollte, hat dass das Fass zum überlaufen gebracht. Sollte er nochmal versuchen dich oder Fiora zu erniedrigen dann zögere nicht mir Bescheid zu geben.“



„Jawohl!“, strahlte die Knappin vor Freude und verneigte sich daraufhin sehr tief um Linaewen Dankbarkeit und Respekt zu zeigen.



„Nun wollen wir deinen Sieg mit einem schönen Essen feiern?“, fragte Orphelia breit grinsend während sie beide Hände in die Hüften gestemmt hat.



„Das klingt gut.“, schmunzelte die blonde Elfe und sah kurz zu ihrer Knappin: „Hol Fiora, ihr dürft beide gerne mitkommen.“



Freudestrahlend eilte die Knappin sogleich davon um ihre Freundin zu holen. Den restlichen Abend verbrachten die 4 Lachen in einem Restaurant nahe der Akademie. Immerhin hatte man nicht alle Tage etwas besonderes zu feiern.


Zuletzt von Linaewen am Fr 10 Sep 2021, 13:21 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Die erblühende Duftblüte Empty Re: Die erblühende Duftblüte

Beitrag von Linaewen Mo 06 Sep 2021, 23:00

„Wie liefen deine Prüfungen?“, fragte Orphelia während sie ein paar Unterlagen durchging.



„Hab sie alle mit Bravur bestanden.“, merkte Linaewen an und unterzeichnete ein paar Papiere. Die beiden Damen saßen auf dem Sofa vor dem Glastisch und machten etwas Papierarbeit, während sie sich eine heiße Tasse Tee genehmigten.



„Und wie sieht es bei dir aus?“, fragte die Knappin ihre Zimmergenossin.


„Ich hab alle Prüfungen bestanden, aber in Geschichte hatte ich mehr Glück als Verstand.“, lachte die weißhaarige Elfe peinlich berührt.


„Wenn du ein wenig mehr in diesem Fach lernen würdest, hättest du bessere Noten.“, tadelte Linaewen ihre Freundin schmunzelnd.


„Ja ich weiß schon...“, brummte Orphelia und sah aus den Augenwinkeln zu ihrer Freundin: „Sag mal stimmt es was man sich erzählt? Also das mit den Zerstörern?“



„Leider ja, die Aktivität hat deutlich zugenommen. Hauptmann Fenris gibt sich dem König gegenüber besorgt. Es gab mehrere Berichte dass ein Zerstörerpatriarch sich hier irgendwo aufhält. Seine Ziele sind uns jedoch nicht bekannt...“, seufzte Linaewen und legte ihre Dokumente weg.


„Nun solange wir die Integritätsritter und eine äußerst talentierte Knappin haben mache ich mir da weniger sorge.“, lächelte Orphelia ihrer Freundin zu.



„Das ist lieb von dir.“, erwiderte Linaewen und sah sanft zu ihrer Mitbewohnerin. In den letzten Monaten war Linaewen immer wieder mit den anderen Integritätsrittern auf Patrouille gegangen und hatte Zerstörer gejagt. Sie selbst war nicht wirklich an den Kämpfen beteiligt sondern unterstützte die Ritter mit Magie, so hatten die Integritätsritter es deutlich leichter die Ungetüme zu vernichten. Zwar war jeder Integritätsritter ein gut ausgebildeter Magier und hatte die Unterstützung der Knappin nicht nötig, doch da Linaewen das Zaubern übernahm konnten die Ritter ihre Kräfte auf den Kampf konzentrieren.


Schließlich klopfte es an der Türe und Fiora kam mit bedrückter Miene rein: „Verzeiht.... darf ich stören Herrin?“



„Natürlich du darfst immer stören.“, meinte Orphelia.



„Außer wenn Brodwyn da ist.“, grinste Linaewen frech, was Orphelia die Schamesröte ins Gesicht trieb. Dann boxte sie Linaewen gegen die Schulter und rief: „Du hättest ja auch mal anklopfen können!!!“



„Ja schon gut.“, lachte Linaewen und hielt verteidigend ihre Arme hoch um nicht noch mehr getroffen zu werden.


„Also was bedrückt dich?“, fragte Orphelia und setzte sich wieder richtig hin.


„Es geht.... es geht um eine gemeinsame Freundin von mir und Elianora...“, begann Fiora zu murmeln und schließlich wurde ihre Stimme kräftiger: „Sie ist die Knappin von Azariel und jeden Abend kommt sie völlig aufgelöst in unser Zimmer und bricht in Tränen aus. Sie ist sogar kurz davor ihre Ausbildung abzubrechen.“


Die beiden Elitekadetten sahen sich kurz an und Orphelia sprach: „Und warum wenn ich fragen darf?“


Fiora schien sich ein wenig herumdrücken zu wollen und meinte schließlich: „Sie berichtet, dass sie ganz schreckliche Dinge für Elitekadett Azariel machen muss! Dinge die sich für eine Dame nicht schicken und ungehörig sind.“


Die beiden Elitekadetten konnten sich schon sehr gut denken worum es sich dabei handelte und Linaewen fragte schließlich ruhig nach: „Was lässt Azariel sie machen und wie lange geht das schon so?“


„Naja das geht seit gut 6 Monaten so... Sie hat uns immer gesagt wir dürfen nicht mit euch reden weil sie nicht noch mehr ärger haben möchte. Sie sagte... sie müsse Azariel waschen und er verlangt dabei schreckliche Dinge von ihr.“, zitterte Fiora und man konnte die Hilflosigkeit in ihrem Gesicht deutlich erkennen.


Orphelia ballte ihre Hände zu Fäusten und stand plötzlich auf: „Danke für deinen Bericht Fiora. Halte dich von Azariel und Primus bitte fern, das selbe gilt auch für Elianora. Linaewen und ich kümmern uns selbstverständlich darum und sorgen dafür, dass deine Freundin aus dem Dienst von Azariel entlassen wird. Du hast mein Wort in dieser Sache.“



„Danke Herrin. Vielen vielen lieben Dank.“, nickte Fiora und eilte zur Türe hinaus.


„Ich habe das Gefühl, dass das eine Falle von den beiden ist...“, merkte Linaewen an und stand ebenfalls auf.



„Wie meinst du das?“, fragte die Zimmergenossin nach und sah ihre Freundin direkt an.


„Nun ich habe Primus öffentlich besiegt und ihm damit seinen Rang als stärkster Kadett der Akademie genommen. Azariel habe ich schon davor besiegt... sie wissen dass sie uns so nichts anhaben können also versuchen sie uns sicherlich mit irgendwelchen schmutzigen Methoden von der Schule werfen.“, erklärte Linaewen seufzend.


„Dann müssen wir eben aufpassen... Ich gehe trotzdem hin und wechsel ein ernstes Wort mit ihnen...“, knurrte die Elfe wütend und eilte zur Türe raus.


Seufzend eilte die Knappin des Hauptmanns ihrer Freundin nach. Mit eiligen Schritten liefen sie durch den Komplex des Wohnbereichs und kamen schließlich beim Zimmer von Primus und Azariel an.



„Primus! Azariel! Macht sofort die Türe auf!“, rief Orphelia wütend und klopfte mehrfach gegen die Türe. Kurz darauf wurde die Türe geöffnet und Azariel stand mit einer überraschten Miene die schlecht gespielt war vor ihr: „Orphelia? Linaewen? Was macht ihr denn hier?“


„Tu nicht so überrascht.“, keifte die Elitekadettin wütend und tippte mit einem Zeigefinger auf seine Brust: „Wir wissen ganz genau was du getan hast!“




„Ich weiß ehrlich gesagt nicht was du meinst.“, grübelte Azariel und musste jedoch dabei leicht grinsen.


„Was ist denn los?“, fragte Primus und gesellte sich dazu.


„Nun Elitekadett Orphelia meint sie weiß was ich getan habe. Ich weiß aber ehrlich gesagt nicht was sie meint.“, erwiderte der Kadett unschuldig und zuckte dabei mit den Schultern.


„Ich rede davon, dass du deiner Knappin unsittliche Aufgaben aufträgst und sie erniedrigst! Du wirst sofort damit aufhören! Ansonsten sehe ich mich gezwungen den Integritätsrittern Bescheid zu geben, dass man dir deine Knappin wegnimmt.“, fauchte die weißhaarige Elfe wütend.


„Was hast du denn deiner Knappin aufgetragen?“, fragte Primus als hätte er ein ernsthaftes Interesse die Situation aufzulösen.


„Ach weißt du Elitekadett Primus, nach dem Training bin ich meist Verspannt und Erschöpft wie du weißt. Ich trainiere jeden Tag sehr hart und da hab ich meiner Knappin angewiesen mir ein Bad einzulassen und mich zu waschen. Und weil ich so nett bin und nicht wollte, dass sie ihre Kleidung schmutzig macht habe ich ihr angewiesen diese Auszuziehen.“, erklärte Azariel unschuldig.


„Nun wie ihr seht, hatte er nur das beste für seine Knappin im Sinn. Ich wüsste nicht weshalb man ihm seine Knappin wegnehmen sollte.“, meinte Primus und fing an bösartig zu lächeln.



„Genau ich habe es nur freundlich mit ihr gemeint.“, schmunzelte Azariel.



„Du Misshandelst eine unschuldige und das nur weil ihr genau wisst, dass ihr nicht an Linaewen herankommt! Ihr beide solltet euch schämen!“, rief Orphelia und griff instinktiv nach ihrem Schwert.


„Pass auf was du sagst und tust Orphelia!“, rief Primus und baute sich bedrohlich vor ihr auf: „Wenn du jetzt deine Waffe ziehst wird das böse Konsequenzen für dich haben.“


Die Elitekadettin haderte etwas mit sich und ließ dann langsam von ihrer Waffe ab.


Linaewen legte ihr von hinten eine Hand auf die Schulter und zog diese schweigend zurück.


„Nun wir wünschen euch noch einen schönen Tag.“, grinste Azariel und die beiden verschlossen schließlich wieder die Türe.


„DAS IST DOCH WOHL DIE HÖHE!!“, schrie Orphelia wütend und trat mit voller Wut gegen die Türe.


„Lass dich nicht provozieren, dass ist genau das was sie wollen.“, versuchte Linaewen sie zu beruhigen.


„Du hast ja recht....“, seufzte die Kadettin niedergeschlagen und machte sich gemeinsam mit ihrer Freundin auf den Weg zurück. Dass die beiden nichts erreicht hatten, nagte sehr an den beiden Elfen. Nur zu gerne hätten sie der Freundin ihrer Knappen geholfen und sie aus der Situation befreit. Doch die beiden hatten recht, sie hatten keine Beweise.
Als die beiden zurückkamen setzten sie sich niedergeschlagen auf das Sofa, das schlimmste an allem war dass sie nicht helfen konnten und wie sollten sie das nur ihren Schützlingen klar machen?


Am nächsten Tag kamen Elianora und Fiora am Nachmittag ins Zimmer und fragten die beiden Elitekadetten: „Habt ihr etwas für unsere Freundin tun können?“


Orphelia sah die beiden etwas gequält an, dann öffnete sie den Mund und schloss ihn jedoch wieder. Schließlich erhob Linaewen ihre Stimme: „Wir konnten leider nichts erreichen, da wir keine Handfesten Beweise haben. Orphelia hat versucht mit Azariel zu reden, jedoch haben wir die Vermutung dass es noch schlimmer werden dürfte für eure Freundin. Sie müsste selbst zu Integritätsritter gehen und die Sache melden, solange sie dies nicht tut können wir auch nichts machen...“



„Wie bitte?!“, rief Fiora aufgebracht und fuhr fort: „Unsere Freundin kommt jeden Tag weinend zurück. Könnt ihr nichts tun oder wollt ihr nichts tun?!“



„Zügle deine Zunge.“, meinte Linaewen etwas mahnend, dann nahm sie einen Schluck von ihrem Tee und fuhr schließlich fort: „Uns sind die Hände gebunden, wir besitzen nicht über die Befugnisse wie ein Integritätsritter. Doch wir tun was wir können um ihr zu helfen, ich hoffe ich habe mich klar und deutlich ausgedrückt.“



„Verzeiht, ich wollte nicht unhöflich sein. Es hat mich einfach nur wütend gemacht.“, meinte Fiora niedergeschlagen.


„Schon gut ich kann euch verstehen.“, lächelte Linaewen mitfühlend. Mit diesen Worten entließ die Elitekadettin die beiden Knappen und erhob sich schließlich.



„Und was jetzt?“, wollte Orphelia wissen.


„Wir warten ab. Vielleicht erlauben sich die beiden einen groben Fehler den wir nutzen können.“, beschloss die blonde Elfe ruhig und sah aus dem Fenster.


Ein paar Tage waren vergangen und die Sonne war bereits am Untergehen als es an der Tür der beiden Elitekadettinnen klopfte. Sogleich wurde die Türe geöffnet und eine zierliche Elfe kam herein. Die Elfe zitterte am ganzen Leib.



„Was können wir für dich tun?“, fragte Linaewen nach als sie die blonde Elfe so vor sich stehen sah. Der Elitekadettin war nicht das verstörte und verängstigte Gesicht der Schülerin entgangen.


„Verzeiht die Störung... ich bin Philia eine Freundin von Elianora und Fiora.... und... und...“, begann die Elfe zu reden, dann hielt sie sich schluchzend die Hände vor den Mund.


Sogleich war Linaewen aufgestanden und zur Philia gegangen: „Du bist die Knappin von Azariel hab ich recht?“ Daraufhin bekam die Knappin nur ein knappes Nicken als Antwort.


„Elianora und Fiora....wollten.... wollten Elitekadett Primus und Elitekadett Azariel.... zurechtweisen.... und... und... und sie sind noch nicht.... zurückgekommen...“ stotterte Philia verängstigt.



„Wie bitte?“, fragte Orphelia und stand ebenfalls auf.



„Das war vor 2 Stunden....“, schluchzte Philia und schüttelte dabei den Kopf.



„Du wirst hier bleiben verstanden?“, meinte Linaewen und ging zum Waffenständer, dann nahm sie ihr Schwert und befestigte die Scheide an ihrem Gürtel, auch Orphelia tat das selbige.



„Mit den beiden zu reden war eine verdammt Dumme Idee von den beiden....“, meinte Orphelia missgelaunt während sie den langen Korridor entlang liefen.



„Ich weiß nicht was die beiden sich dabei gedacht haben...“, schüttelte Linaewen den Kopf.


Kurz darauf erreichten sie das Zimmer der beiden und Klopften mehrfach kräftig an der Türe. Es dauerte auch nicht lange, da öffnete Primus die Türe und meinte: „Was ist denn jetzt schon wieder?“


„Uns wurde zugetragen, dass unsere Knappen zu euch gegangen aber noch nicht zurückgekehrt sind. Wo sind sie?!“, rief Orphelia wütend.



„Das du immer so laut werden musst... kommt doch einfach rein und seht euch um.“, meinte Primus schließlich und ließ die beiden eintreten. Die beiden Elfendamen sahen sich kurz an und betraten schließlich den Raum. Das erste was ihnen auffiel war ein seltsamer leicht rötlich schimmernder Nebel der im Zimmer hing. Ein paar Räucherstäbchen waren entzündet worden und verbreiteten einen seltsamen Duft im Zimmer. Linaewen und Orphelia hielten sich eine Hand vor Mund und Nase, dabei fiel der Knappin auf dass die beiden lediglich einen Bademantel trugen.



„Also habt ihr die beiden gesehen?!“, wollte Linaewen schließlich wissen.



„Hmmm haben wir sie gesehen?“, fragte Azariel Primus.


„Lass mich überlegen... ja wir haben sie gesehen. Sie waren unglaublich frech und anmaßend uns gegenüber. Und dafür haben wir sie bestraft.“, lächelte Primus kühl.


„Ihr habt was?!“, schrie Orphelia wütend.



„Kommt wir zeigen es euch.“, grinste der Kadett und stand gemeinsam mit Azariel auf.


Die beiden führten die Damen in ein Nebenzimmer wo ein großes Himmelbett stand. Und auf dem Bett lagen die beiden Knappen von Orphelia und Linaewen geknebelt und gefesselt. Dabei hatten sie nur noch ihre Unterwäsche an.



„Habt ihr völlig den Verstand verloren?!“ fragte Orphelia aufgebracht doch plötzlich geriet sie ins Wanken: „Was...was ist.... los? Mein...Kopf.... er... fühlt sich.....so schwer an....“



Dann ging die Elfe auf die Knie, der Rauch hatte eine betäubende Wirkung, Linaewen hatte rechtzeitig und leise einen Zauber gewirkt der sie vor dem Einfluss schützte weshalb sie noch nicht zu Boden gegangen war.


„Nun seht gut zu....“, grinste Azariel und stieg aufs Bett zu Fiora. Auch Primus stieg aufs Bett und beugte sich über Elianora.



„Ihr solltet euch geehrt fühlen.“, grinste Primus breit und fing an ihre Waden hochzuküssen. Verängstigt wand sich die Knappin hin und her. Fiora wollte ihre Beine zusammendrücken, jedoch drückte Azariel diese mit leichtigkeit auseinander.



„Na na warum so schüchtern? Wir tun euch doch nur einen Gefallen. Vielleicht wisst ihr ja danach wo euer Platz ist.“, lächelte Azariel kühl und entfernte den Knebel seiner Gefangenen und zwang ihr einen langen Kuss auf.



„Hört auf...“, flüsterte Orphelia und schüttelte den Kopf.


Primus packte seiner Geisel an die Brust und knetete diese Grob durch, woraufhin Elianora leise zu weinen begann.


„Hört auf!“, sprach Orphelia etwas lauter und kämpfte sich erneut auf die Beine.


Doch die beiden schienen nicht aufzuhören und Primus Hand schien seinen Weg an den Oberschenkeln von Elianora hoch zu suchen und diese fing lauter an zu schluchzen, ebenso wand sich diese wild hin und her.


„AUFHÖREN!“, rief die Weißhaarige Elfe schließlich mit letzer Kraft erhob sich die Elfe und zog ihr Schwert. Mit voller Kraft stach sie Azariel in den Oberschenkel woraufhin dieser zu schreien begann und vom Bett fiel.


Primus war unterdessen aufgestanden und hatte sein Schwert genommen. „Du mieses Stück wie kannst du es wagen....“ Dann zog er langsam seine Klinge und hob diese an um zuzuschlagen.


„Es wird mir eine Ehre sein meinen Pflichten als Adel nachzukommen... wenn ich dir den Kopf abschlage.“, rief Primus und wollte zuschlagen.


Plötzlich blitzte es auf und das Blut spritzte Primus ins Gesicht. Sein Gesichtsausdruck war schockiert und plötzlich fing er an zu schreien: „MEINE HAND!! DU HAST MIR EINE HAND ABGESCHLAGEN!!!“


Linaewen stand schwer atmend mit gezogener Waffe im Raum, im letzten Moment hatte sie ihre Waffe gezogen und Primus die Schwerthand abgeschlagen. Schreiend hielt sich der Kadett die Hand, während das Blut weiter herausspritzte.


Plötzlich ertönte eine magische Stimme im Raum: „Regelverstoß festgestellt. Verstoß gegen Paragraph 99 Absatz 2 des Gebotsregisters. Es ist strengstens Untersagt seine Waffen auf dem Schulgelände in tödlicher Absicht zu ziehen. Regelverstoß festgestellt. Verstoß gegen Paragraph 64 Absatz 5 des Gebotsregisters. Es ist strengstens Verboten jemanden seiner Freiheit zu berauben und sich an der Person körperlich zu vergehen.“


Erschöpft öffnete Linaewen die Fesseln der beiden Schülerinnen und entfernte die Knebel aus deren Mündern. Dann gab sie den beiden ihre Kleider zurück und kaum hatten sich die beiden angezogen kam Integritätsritter Cirdan herein. Unter seinem Helm musterte er die Situation und sah wie die beiden Schülerinnen dankbar und aufgelöst Linaewen umarmten.


Dann blickte der rote Ritter zu Primus und sprach: „Elitekadett Primus und Elitekadett Azariel euch wird zu Last gelegt gegen Paragraph 99 Absatz 2 des Gebotsregisters verstoßen zu haben. Ihr werdet abgeführt und vor den Rat der Integritätsritter gestellt wo entschieden wird wie über euch verfahren wird.“


Der rote Ritter ging auf den Elitekadett zu, streckte seine Hand aus und rief: „Enhance Luminus Element! sanationis fluctus.” Sogleich erschien goldenes Licht und sanfte Lichtfäden schwebten auf den verletzten Kadetten zu und umschlangen den Armstumpen. Es dauerte nicht lang da verscwhanden die Lichtschwaden und der Armstumpf war verheilt. Als nächstes legte der rote Ritter ihm ein spezielles Geschirr aus Lederriemen an und verriegelte die Schnallen. Am Rücke befand sich eine Öse in welche der Ritter schließlich eine Kette einhakte, das selbe tat er auch bei Azariel und so führte der rote Ritter die beiden schließlich ab. Linaewen half Orphelia auf und folgte Cirdan ohne etwas zu sagen. Was würde wohl jetzt mit Primus passieren? Würde man sie auch abführen? Immerhin hatte sie ihn verletzt, doch umbringen wollte sie ihn nicht. Sie war in der Situation schlichtweg überfordert gewesen und hatte schnell handeln müssen. Wenn sie Primus nicht die Hand abgeschlagen hätte, wäre Orphelia wohl gestorben also war es doch Notwehr oder etwa nicht?  


Draußen angekommen brachte der Ritter die Ketten an seinem Sattel an und stieg auf seinen Hippogreifen und sah Linaewen an: „Der hohe Rat der Integritätsritter wird sich dieser Sache annehmen. Ein Verstoß gegen das Gebotsregister stellt einen schweren Verstoß dar.“



„Was...was wird mit ihnen passieren?“, fragte die Elfe nach.


„Nun das wird der Rat entscheiden. Vermutlich wird man sie von der Akademie verbannen und in eine Zelle werfen wo sie ihre Strafe absetzen. Im schlimmsten Fall werden sie verbannt, das hängt davon ab wie einsichtig sie sich zeigen. Dennoch wird der Rat die Zeugenaussage von dir, Orphelia und den anderen Beteiligten brauchen.“, erklärte der Ritter schließlich und gab seinem Reittier den Befehl zum fliegen. Schon bald wurden die Ketten durch den aufsteigenden Hippogreifen angezogen und die beiden Elitekadetten wurden über den Luftweg zum Axiomturm gebracht.


In den nächsten Tagen sprach sich der Tumult welcher statt gefunden hatte in der ganzen Schule herum. Linaewen erhielt von ihrem Ausbilder einen Vortrag warum sie ihn nicht involviert hatte damit er eingreifen konnte. Doch auf eine gewisse Art und Weise war der Hauptmann auch Stolz auf Sie, wenn gleich er das nicht unbedingt so offen zeigte. Das Verhalten von Linaewen hatte gezeigt, dass sie bereit Grenzen zu überschreiten um unschuldige zu schützen. Immer wieder klopften Schüler ihr auf die Schulter und lobten sie für ihren Einsatz, manche wiederum sahen sie eher feindselig an aber sagten nichts zu ihr. Offenbar sahen einige Azariel und Primus im Recht, doch das ganze war jetzt Vergangenheit und Linaewen war froh, dass der Spuk jetzt ein Ende hatte. Das einzige was sie jetzt noch machen musste war eine Zeugenaussage vor dem Rat der Integritätsritter zu tätigen.


So saß Linaewen im Unterricht und ging gerade ihre Arbeit durch als die Türe des Klassenzimmers aufging. Ein Integritätsritter trat rein, es war eine blonde Frau die eher verschlafen wirkte. Fast schon etwas verwirrt sah sie sich um als würde sie nicht so recht wissen was sie suchte.


„Integritätsritter Narissa was kann ich für dich tun?“, fragte Freya und legte ihr Buch nieder.



„Ich suche Elitekadettin Linaewen und Elitekadettin Orphelia. Sie soll sie zum obersten Stockwerk des Axiomturms eskortieren.“, erklärte Narissa ruhig.



„Na gut Linaewen und Orphelia ihr dürft euch vom Unterricht entfernen.“, meinte die Integritätterin schließlich.


Die beiden Kadetten standen auf und gingen zu Narissa welche sie vom Schulgelände führte und den direkten Weg zum Axiomturm einschlug.


„Ihr müsst keine Angst haben, ihr müsst lediglich eine Aussage machen danach könnt ihr euch wieder entfernen und am Unterricht teilnehmen.“, erwiderte Narissa schläfrig.
So erklommen die Gruppe Stockwerk für Stockwerk des Turms und Linaewens Freundin kam aus dem Staunen nicht mehr raus als sie die verschiedenen Gewölbe des Axiomturms sah, alleine die Deckengemälde sorgten dafür, dass die weißhaarige Elfe nicht wusste was sie dazu sagen sollte. Auch der Garten des Himmels schien der Elfe sehr zu imponieren und auch Linaewen staunte immer wieder wenn sie hier her kam. Dies war einer der Orte an dem sich die Knappin des Hauptmanns bevorzugt aufhielt.
Lange hielten sie sich jedoch nicht im Garten über den Wolken auf, da es schon weiter hoch ging. Als sie das 49. Stockwerk erreichten befanden sie sich auf einer großen überdachten Fläche. Über ihnen befand sich das letzte Stockwerk dass sich unter einem Kuppeldach befand.


Linaewen fiel auf, dass man von hier aus das ganze Tal überblicken konnte. Besonders beeindruckend fand sie, dass das Stockwerk über ihnen durch Säulen gestützt wurde welche sich in regelmäßigen abständen am Rande der Plattform befanden. Auch gefiel ihr die Einrichtung des Stockwerkes von der Kreisrunden Karte die in der Mitte eingelassen worden war bis hin zu den verschiedenen Möbeln und Pflanzen.


„Ihr müsst die Wendeltreppe hoch, dann seid ihr direkt da. Jedoch müsst ihr einzeln hoch, das heißt Orphelia wird zu erst aussagen und dann du Linaewen. Mir ist es nicht erlaubt nach oben zu gehen.“, erklärte Narissa ruhig.


Die weißhaarige Elfe schluckte leicht und ging schließlich die Wendeltreppe welche sich in der Mitte der Plattform befand nach oben. Es dauerte gut eine Halbe Stunde bis die Elfe schließlich runter kam und meinte: „Du kannst jetzt hoch Linaewen. Ich warte hier auf dich.“


„Verstanden.“, nickte die Knappin des Hauptmanns.


Mit diesen Worten stieg die Elfe die Wendeltreppe hinauf, bei jedem Schritt schnürte sich ihre Kehle ein Stück weiter zu und ihr Herz fing an heftig zu klopfen. Selten hatte sich die Elfe so unwohl gefühlt wie jetzt, was würde sie dort oben erwarten? Für einen Moment hatte es fast den Anschein als würde die Wendeltreppe wohl gar nicht enden wollen, doch dann passierte sie den Durchgang der zum oberen Stockwerk führte. Kurzzeitig wurde es sehr dunkel und dann wurde es schließlich sehr hell. Nun befand sich Linaewen im 50. Stockwerk.


Etwas vorsichtig sah sich Elfe um und sah dass sich an den Rändern in Regelmäßigen Abständen meterhohe Spitzbogenfenster befanden durch die sanftes Licht reinkam. Dabei waren von draußen gar keine Fenster zu sehen gewesen. Vermutlich waren dies magische Fenster doch die Elfe wollte sich darüber nicht weiter Gedanken machen. Der Stein welcher für die Wände hergenommen worden war, hatte einen sehr hellen Violetten Farbton.


Ihr Blick fiel auf die Mitte des Raumes wo mehrere blaue Kristalle in einer Spirale angeordnet schwebten. Die Kristalle zogen langsame und ruhige Kreise und brachen ein wenig das Licht welches durch die Fenster kam. Staunend blickte Linaewen nach oben und erkannte auch ein großes Deckengemälde aus Mosaiksteinen, es zeigte den weißen Baum aus dem Tempel und darunter war eine betende Frau zu sehen. Unter dieser Frau waren einige Integritättsritter angezeigt deren Händen auf den Parierstangen ihrer Schwerter ruhten.


„Linaewen tritt vor!“, ertönte eine auffordernde Stimme von der Mitte des Raums. Etwas erschrocken sah sie in die Richtung und sah 3 schwere Throne aus purem Stein die in der Luft schwebten. Auf jedem Thron saß ein Integritätsritter. Es waren Fenris, Cirdan und Tyrael. Fenris saß in der Mitte, Tyrael saß rechts und Cirdan links vom Hauptmann. Schwebende Stufen führten hoch zu einfach gehaltenen Thronen.
Die Throne schwebten in mitten der Spirale aus den bläulichen Kristallen und im Boden befanden sich mehrere Metallösen und an diese hatte man Azariel und Primus fest gekettet. Dabei hatte man die Metallketten so fest angezogen, dass die beiden knien mussten.


Etwas zögernd trat die Elfe vor und stand schließlich vor den 3 Integritätsrittern. „Elitekadett Linaewen Ilmare, ihr steht vor dem hohen Rat der Integritätsritter und seid verpflichtet die Wahrheit zu sagen. Solltet ihr es in Erwägung zu ziehen uns eine Lüge aufzutischen, wird dies schwere Konsequenzen haben. Schwört ihr im Namen der Heiligen Mutter Rinaewen und dem Heiligen Lichte von Solos die Wahrheit zu sagen?“, erhob Tyrael seine Stimme.



„Ich schwöre es.“, nickte Linaewen nickend.



„Sehr gut. Dann wollen wir direkt beginnen.“, meinte Tyrael und sah zu Cirdan welcher als nächstes Sprach: „Die beiden Elfen Primus und Azariel haben das Gebotsregister verstoßen da sie sie sich zu einem an unschuldigen Mitschülern vergreifen wollten und zu einem versucht haben eine Elitekadettin zu töten. Ist es richtig, dass die Kadetten Elianora und Fiora zu euch kamen und von den Problemen ihrer Freundin Philia erzählten?“


„Ja das ist korrekt.“, nickte Linaewen.


„Und ist es korrekt, dass ihr das erste Mal zu Azariel und Primus gegangen seid um dieses Verhalten zu unterbinden?“, fragte der Phönixritter nach.


„Auch das ist Korrekt.“, nickte die Knappin des Hauptmanns.


„Verstehe. In dem Bericht der uns Vorliegt steht drinnen dass eure Kadetten versucht hatten die beiden Elitekadetten zur Rede zu stellen, damit Azariel aufhörte seine Knappin zu misshandeln. Da er sie jedoch nicht angefasst hatte, lag zu diesem Zeitpunkt noch kein Vergehen gegen Paragraph 64 Absatz 5 vor. Stimmt es das Primus versucht hat die Elitekadettin Orphelia zu enthaupten die sich unter dem Einfluss von betäubenden Mitteln stand? Unsere Untersuchungen ergaben, dass diese durch Räucherwerk verbreitet wurden. Ist auch das korrekt?“


„Jawohl das ist auch Korrekt.“, nickte Linaewen gehorsam.


„Das ist gelogen!“, rief Primus.


„Schweig Still!“, rief Fenris herrisch und der Kadett verstummte wieder.


„Nun gut und stimmt es auch, dass ihr Primus die Hand abgeschlagen habt um eure Freundin zu retten?“, fragte Tyrael ruhig nach.


„Das habe ich getan und ich würde es wieder tun wenn ich ihr Leben retten müsste.“, meinte die Elfe entschlossen.


Die 3 Ritter wandten sich kurz ihre Gesichter zu, welche unter den Helmen verborgen waren. Dann erhob Cirdan seine Stimme: „Nun gut wir möchten noch eine letzte Zeugenaussage von dir haben. Bitte erzähle alles was du zu dem Vorfall weißt.“


„Jawohl!“, salutierte die Elfe und fing an zu erzählen: „Als Kadettin Philia zu uns kam, war sie völlig aufgelöst und verängstigt. Sie sagte sie mache sich sorgen um ihre Freundinnen die unsere Knappen sind. Wir hatten Angst, Primus und Azariel würden ihnen etwas antun. Also eilten wir sogleich zu deren Unterkunft und sie ließen uns ein. Mir fiel sogleich auf, dass etwas nicht stimmte der Geruch in dem Zimmer war seltsam und meine Sicht verschwamm ein wenig. Zum Glück gelang es mir einen Zauber zu wirken, der mich vor dem Einfluss des Betäubungsmittels schützte. Ich wollte keinen Verdacht auf mich ziehen, weshalb ich den Zauber nicht auf Orphelia anwandte. Schließlich führten sie uns in eines ihrer Schlafzimmer wo wir unsere Knappen gefesselt und geknebelt auf dem Bett vorfanden. Ich konnte die Angst in ihren Augen deutlich sehen, zu diesem Zeitpunkt hatten sie nur noch ihre Unterwäsche an. Orphelia schaffte es noch Azariel in den Oberschenkel zu stechen und ging dann auf die Knie. Ich war wie gelähmt bei diesem Anblick und konnte keinen klaren Gedanken fassen. Als ich dann sah wie Primus sie enthaupten wollte, habe meine Waffe gezogen und ihm die Hand abgeschlagen.“



„Nun gut danke ich denke wir haben genug gehört.“, meinte Fenris und stand schließlich auf. Dann sprach er laut: „Primus und Azariel... ihr werdet beide der Schule verwiesen und in beiden Anklagepunkten für schuldig befunden. Es ist unentschuldbar, dass ihr versucht habt euch an unschuldigen Mädchen zu vergreifen. Ihr werdet für die nächsten 200 Jahre in die Zellen des Axiomturms gesperrt. Außerdem werden euch sämtliche Adelstitel aberkannt und genommen. Außerdem verfüge ich darüber, dass ihr niemals wieder einen Adelstitel erhalten dürft und auch nicht mehr eure Befugnisse ausführen dürft.“


„Das könnt ihr nicht machen!!!“, schrie Primus wütend.


„Du irrst dich, wir Integritätsritter wurden von Rinawen mit der Macht ausgestattet die es uns erlaubt unabhängig vom König Gerichtliche Urteile zu erlassen. Wir sind es welche die Gebotsregister der Heiligen Mutter wahren und vollstrecken.“, rief Fenris entschlossen, dann fügte er hinzu: „Bringt sie weg.“


Cirdan erhob sich und führte die beiden Gefangenen ab, dann sah Fenris zu seiner Knappin: „Nun da du zum Schutze deiner Freundin gehandelt hast, hast du keine Konsequenzen zu fürchten. Du darfst dich entfernen.“



„Jawohl Hauptmann, vielen Dank.“, verneigte sich die Elfe respektvoll und zog sich damit zurück.


Erleichtert erreichte die blonde Elfe ihre Freundin und erzählte ihr welches Urteil die beiden erhalten hatten. Beide waren froh, dass die beiden so schnell wohl keinen Schaden mehr anrichten würden.


Knirschend hob sich das schwere Gatter der Arena, das Grelle Licht blendete die Augen der Knappin. Die normalen Abschlussprüfungen waren längst geschrieben worden und Linaewen hatte sogar eine Auszeichnung erhalten was ihre Eltern besonders stolz machte. Heute jedoch würde sie sich ihren Ritterschlag verdienen und damit ihre Ausbildung vollständig verdienen. Insgesamt waren es heute 9 Knappen die versuchten sich ihren Ritterschlag zu verdienen. Derjenige der zuerst seinen Zerstörertroll besiegte würde den Ritterschlag erhalten.


Die Gruppe betrat gemeinsam die Arena, der Boden war mit Sand ausgelegt worden und Gegenüber der Knappen befand sich ein weiteres Tor. Einige Integritätsritter hatten Position bezogen um einzugreifen sollte die Notwendigkeit bestehen. Keiner hatte den Knappen gesagt was sie heute erwarten würde. Jeder Knappe war mit seiner vollen Ausrüstung in die Arena gekommen der Großbogen hing an ihrem Rücken, in der rechten Hand hielt sie ihr Bastardschwert und in der linken Hand ihr Schild.


Die blonde Elfe bemerkte wie das Tor sich langsam öffnete und etwas in der Dunkelheit aufleuchtete. Kurz darauf kam eine Gruppe von Zerstörertrollen herausgestürmt. Für jeden Knappen hatte man eine dieser Bestien eingefangen. Sogleich rammte einer der Trolle die junge Knappin welche sich mit ganzer Kraft gegen das Ungetüm stemmte, auch wenn ihr selbst nichts passiert war so wurde sie doch ein paar Meter zurückgeschoben. Mit einem kräftigen Stoß drängte sie den Zerstörertroll zurück und wich ein paar weitere Schritte zurück. Die anderen Knappen waren mittlerweile ebenfalls in Kämpfe verwickelt, doch Linaewen hatte nicht wirklich die Zeit sich auf die anderen zu Konzentrieren, da die Bestie sogleich wieder zum Angriff ansetzte. Die scharfe Klaue des Zerstörertrolls schnellte nach vorne und Linaewen hob ihren Schild um die Stichattacke abzufangen, dabei stach sie nun selbst zu und erwischte das Biest an der Seite. Der Troll und schoss eine Feuerkugel nach ihr ab. Schnell wich sie der Kugel aus und rannte auf das Biest zu, dabei ließ sie die Klinge schnell von oben herabfahren. Mit beiden Klauen stach der Troll zu, eine Klaue streifte ihre Hüfte und ließ einen schmerzhaften Schnitt zurück, dabei musste die Elfe einen Schmerzensschrei unterdrücken, die andere Klaue hackte Linaewen mit ihrem Schwert ab woraufhin der Troll vor schmerzen schrie. Schnell sprang Linaewen mehrfach zurück und atmete schwer, der Schnitt war schmerzhafter als sie dachte. Dann steckte sie ihr Schwert weg und nahm ihren Großbogen zur Hand. Schon kam der Troll erneut auf sie zugerannt, die blonde Elfe legte ihren ersten Großpfeil auf und schoss diesen ab. Der Großpfeil traf das Biest direkt in der linken Schulter und warf es zurück. Schnell legte sie ihren nächsten Pfeil auf und schoss diesen erneut ab. Gerade als der Troll aufstand wurde er abermals getroffen und erneut zu Boden geworfen. Schnell steckte Linaewen ihren Bogen weg und nahm das Schwert zur Hand und rannte auf den Troll zu. Dann setzte sie zum Sprung an und hielt mit der Klinge auf das Herz der Kreatur zu. Mit einem Lauten Krach landete sie auf dem Zerstörertroll und ihre Klinge trieb sich tief in die Brust des Monsters. Unter einem lauten kreischen bäumte es sich der Troll nochmal auf und blieb schließlich leblos liegen.


Lächelnd steckte sie ihre Klinge weg und die anderen Integritätsritter zogen ihre Bögen und machten den restlichen Trollen den Gar aus. „Der Kampf ist vorbei!“, rief König Aranel der dem ganzen beigewohnt hatte. Auf der Bühne fing Orphelia zu jubeln an, da ihre Freundin als erstes ihren Troll besiegt hatte und rief: „Ich wusste es!! Ich wusste du schaffst es!!“ Elianora und Firora sprangen ebenfalls vor Freude in die Luft und riefen Linaewen ihre Glückwünsche zu. Quinella und Talariel fiel ein Stein vom Herzen, gerade in dem Moment als ihre Tochter von der Bestie verletzt worden war, war der Mutter das Herz in die Hose gerutscht doch ihr Mann hatte beteuert das Linaewen das schaffen würde und das hatte sie auch letztlich getan.


Der König kam zusammen mit dem Hauptmann des Ordens in die Arena. Hauptmann Fenris zog sein Schwert und sprach feierlich: „Elitekadett Linaewen Ilmare knie nieder.“


Linaewen ging vor ihrem Hauptmann auf die Knie und senkte demütig ihren Kopf. Dann legte er sein Schwert sanft auf ihrer rechten Schulter ab und sprach: „Linaewen Ilmare schwörst du bei der Heiligen Mutter Rinawen die Bewohner des Tals Istariel zu beschützen aber allen voran jene die sich nicht selbst verteidigen können?“



„Ich schwöre es bei der Heiligen Mutter.“, sprach Linaewen ehrfürchtig.


„Schwörst du deine Kräfte für das Gute einzusetzen um das Böse vom Tal fernzuhalten auf dass der Frieden im Tal gewährleistet ist?“, fragte Fenris feierlich seine Knappin.


„Ich schwöre es bei der Heiligen Mutter.“, nickte die Knappin.



„Schwörst du unsere Tugenden und Gesetze zu bewahren und diese auch an die nachfolgenden Generationen weiterzugeben?“, fragte Fenris feierlich.



„Ich schwöre es bei der Heiligen Mutter.“, sprach Linaewen nickend.



„Und schwörst du König Aranel treu zu dienen, ihn als König zu ehren und zu beschützen?“, fragte der Hauptmann zum schluss.



„Ich schwöre es bei der heiligen Mutter.“, nickte die blonde Elfe.


Dann legte er die Klinge auf die linke Schulter und tippte schließlich mit der Schwertspitze auf ihren Kopf, dabei rief Hauptmann Fenris: „Dann erhebe dich hiermit als Integritätsritterin Linaewen Ilmare Ordensmeisterin 100. Ranges.“


Mit diesen Worten brachen die Zuschauer in Jubel aus. Heute war ein neuer Integritätsritter ernannt worden, dies war im Tal stets ein besonderes Ereignis. Sprachlos erhob sich Linaewen und sah sich glücklich lächelnd um. Sie hatte es endlich geschafft, sie hatte sich ihren Lebenstraum erfüllt. Endlich war sie ein Integritätsritter.
Linaewen
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