Götterfels

Linaewen sah ihn sanft an: "Hab keine Angst, ich bin da und bisher ist noch niemand vom Greif gefallen den ich mit genommen habe."

Dann schenkte sie ihm ein ermutigendes lächeln während sie ihm die Hand hinhielt, kam der Hippogreif etwas auf Arthur zu und stupste diesen mit seinem Schnabel an, gleichzeitig sah Talia ihn treuherzig an.

"Sieh mal selbst Talia möchte, dass du aufsteigst. So was kommt tatsächlich nicht sehr häufig vor.", lächelte die Elfe aufmunternd, dann fügte sie hinzu: "Würdest du mir zu liebe einen Ausritt wagen?"

"Tja.....äh, Ja... wie könnte ich denn da ablehnen..?", grinste Arthur ziemlich schlecht gespielt, als der Hippogreif herantrat und ihn anstupste. Es war dem jungen Mann deutlich anzusehen das er nicht auf das Tier steigen wollte, aber er brachte es einfach nicht übers Herz Linaewen zu sagen, das er an Höhenangst litt. Wie würde das denn aussehen? Was würde die Elfe wohl von ihm denken, wenn er ihr das Gestand? Würde er sie auslachen? Vermutlich nicht, aber das wollte der Arzt nicht riskieren, schließlich wollte er die Schönheit beeindrucken und nicht verängstigt den Schwanz einziehen.

"Naja... was.. kann ein winzig kleiner, ganz niedriger Flug schon anrichten, hm?", kommentierte Arthur schließlich als er in die liebevollen Augen der Hochelfe sah und schließlich doch ihre Hand nahm. Wenn es jemanden auf Tyria gab der ihn von seiner Höhenangst befreien konnte, dann wohl diese Frau.

Als Arthur zu ihr auf den Hippogreif stieg, nahm Linaewen die Lederriemen des Sattels und sicherte ihn am Sattel. Als sie sich selbst mit den Riemen gesichert hatte, überprüfte die Elfe nochmal alles damit Arthur auch nichts passieren konnte. Nachdem sie damit fertig war, nahm sie die Zügel in die Hand. Der Doktor saß natürlich vor ihr und hielt sich am Sattel fest.


"Bereit?", fragte Linaewen den Efandryl welcher darauf mulmig nickte. Dann ließ sie die Zügel schnalzen und Talia nahm Anlauf. Als Talia in einen schnellen Sprint überging, entfaltete sie ihre gewaltigen Flügel und fing an diese kräftig zu schwingen. Langsam fing an der Hippogreif an Höhe zu gewinnen. Normal stieg Linaewen wesentlich schneller und steiler in die Lüfte auf, doch aus Rücksicht auf Arthur hatte sie sich für eine sanftere Methode entschieden.

"Und ist es schlimm bisher?", fragte Linaewen als der Hippogreif sich mittlerweile über den Dächern der Stadt befand. Sie befanden sich mittlerweile auf der Höhe der äußeren Stadtmauer und es bot sich ihnen ein wunderschöner Ausblick auf die Stadt unter ihnen.


"Ist das nicht ein wunderschöner Ausblick?", lächelte Linaewen und sah auf die Stadt hinab. Von oben wirkte die Stadt noch immer so groß, doch jetzt zum ersten Mal konnte sie das Ausmaß der Stadt aus einem völlig anderen Blickwinkel sehen.

In dem Moment in welchen Arthur, auf den Greifen gestiegen war, wurde er so nervös, dass ihm fast schon die Schweißperlen von der Stirn flossen. Er war so nervös das er sich mit beiden Händen ganz panisch am Sattel festkrallte wie ein verschreckter Kater, bevor er die Augen schloss um nicht hinsehen zu müssen. Es war verrückt was Angst aus jemanden machen konnte, aber nun war es zu spät um kehrt zu machen, denn Talia nahm schließlich Anlauf.
Als der kleine Arzt spürte wie es plötzlich nach oben ging konnte man ihn beinahe leise beten hören, wie er sagte: "Oh Mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott...!", was der Elfe wohl ein kleines Schmunzeln auf die Lippen zauberte.
Doch als wenige Augenblicke später der Wind begann sich durch seine Haare zu arbeiten und Linaewen ihn nach der Aussicht fragte, öffnete Baratheon schließlich, wenn auch nur ganz zaghaft seine Augen, um zu sehen, was die Elfe sah. Erneut verschlug es dem jungen Mann die Sprache, als er staunend die Stadt unter sich erblickte. Er war in Götterfels aufgewachsen, doch hatte er seine Heimat noch niemals aus diesem Blickwinkel gesehen, hoch über den Dächern. In diesem Moment des staunen war all' die Angst völlig vergessen, als hätte sie niemals existiert und Arthur antwortete der Elfe ganz ehrfürchtig: "Ja ... das ist... Unglaublich."

Talia schlug kräftig mit den Flügeln und blieb in der Luft auf der Stelle stehen. Immer wieder hatte Linaewen zu Arthur gesehen um seine Reaktionen zu beobachten. Dass er trotz dieser Angst mit ihr einen kleinen Ausritt wagte, freute die Elfe. Und noch mehr freute es sie zu sehen, dass er schließlich seine Angst für einen Moment völlig vergessen konnte.


"Weißt du, ich bin sehr viel auf meinem Hippogreifen unterwegs. Ich habe schon so viel von hier oben gesehen. Normalerweise fliege ich noch ein gute Stück weiter oben, allerdings möchte ich dir das jetzt nicht zumuten.", erklärte die Elfe lächelnd und sah wieder nach unten.


"Das erste Mal, war für mich ziemlich schlimm. Ich musste ganz alleine auf dem Hippogreifen reiten und meinem Lehrmeister folgen.", sinnierte die Elfe und fügte an: "Ich bin wie eine Salzsäule auf dem Sattel gesessen. Aber ich habe Stück für Stück meine Angst überwunden. Mein Lehrmeister sagte immer: dass man sich für seine Ängste nicht schämen soll, doch man sollte sich seinen Ängsten stellen denn nur so wachsen wir an ihnen und über uns hinaus."

Dann gab sie Talia mit den Zügeln den Befehl weiter zu fliegen und der Hippogreif setzte sich kreischend in Bewegung. Sie flogen hoch Richtung Norden und kamen schließlich zur großen Arena. Als sie die tiefe und gewaltige Arena dort unten sah, musste die Elfe nicht schlecht staunen. So etwas gab es natürlich nicht in ihrem Tal, deshalb war es für die Elfe umso faszinierender.

"Wie gefällt dir der Ausritt?", fragt die Elfe schließlich während sie Talia sanft über die Dächer der Stadt gleiten ließ.

"Du hattest mal Angst vorm Fliegen...? Das kann ich mir irgendwie nur schwer vorstellen.", entgegnete Arthur auf Linaewen's Erzählung und lächelte kurz etwas nervös, was die Elfe aber wohl nicht sehen konnte, da sie immer noch hinter ihm saß. Ein wenig Angst hörte man dabei in der Stimme des Arztes schon noch durch, ihm war wohl durchaus bewusst, dass er gerade ziemlich hoch war und seine Höhenangst natürlich nicht urplötzlich kuriert war.
Das Schönste an der ganzen Sache war aber eigentlich, das die Elfe Arthur scheinbar verstanden hatte, ohne das er ihr sagen musste das er Angst hatte. Ohne es wirklich auszusprechen hatte die Dame ihm geholfen und ihren Rat mit ihm geteilt und dem jungen Mann damit wohl mehr geholfen als ihr klar war.

"Ich hatte ja nun wirklich meine Bedenken was, das hier anging, aber....", begann der kleine Mensch dann an zu antworten, als ihn die Elfe fragte, wie ihm der Ausritt gefiel, bevor er hörbar fröhlich ergänzte: "... aber du hattest vollkommen recht, Linaewen. Das hier ist ziemlich... unglaublich! Die Leute sehen von hier oben so Klein aus.... und ich kann sogar mein Haus sehen! Dort! Siehst du?!"

"Aber es ist so.", lachte Linaewen leicht als Arthur meinte er könne sich nur schwer vorstellen, dass die Elfe einmal angst vorm Fliegen hatte.

Die Elfe freute es umso mehr, dass Arthur anscheinend Freude an dem Ausritt fand. "Ich dachte mir schon, dass du durchaus nicht begeistert bist. Alleine als ich dir gestern das Angebot gemacht habe, hast du etwas verunsichert gewirkt. Aber es freut mich, dass es dir gefällt."

Als Arthur seiner Herzensdame sein Haus zeigte, ließ sie die Zügel schnalzen und der Greif ging in einen angenehmen Gleitflug über und sank immer weiter herab. Schließlich landeten sie nicht weit weg von der Haustür von Arthurs Wohnung. Die Elfe stieg ab und löste die Riemen die Arthur sicherten.

"Ich denke das war genug für heute.", schmunzelte die Elfe und strich ihrem Reittier sanft den Hals.

Ein wenig froh war Arthur schon, als Linaewen endlich begann in den Sinkflug überzugehen und als er kurz darauf wieder Festen Boden unter den Füßen hatte war er schon sichtlich erleichtert. Ein verträumtes und etwas verliebtes Lächeln konnte sich der Arzt jedoch nicht verkneifen, als die Elfe an ihn herantrat und die Riemen löste, welche ihn sicherten. Für einen kleinen Moment kam sich der junge Mann vor wie ein Kind, um das man sich kümmern musste, was ihm wohl ein wenig peinlich war. Linaewen gegenüber schien ihn das ausnahmsweise aber mal nicht ganz so sehr zu stören, vielleicht war es aber auch einfach mal schön, selbst verhätschelt zu werden.
Nachdem Baratheon der Elfe dann gegenüberstand, strich er sich noch kurz den Anzug zurecht, welcher während des Ritts etwas an seiner Passform gelitten hatte, während er nach den richtigen Worten suchte: "Nun, also... ich weiß gar nicht was ich sagen soll außer... Danke. Ich glaube nicht, dass ich lüge, wenn ich sage dass das der denkwürdigste Ausritt meines Lebens war. Er kommt zumindest direkt nach dem einem, wo ich noch ein Kind war und von nem' Pony gefallen bin."

Mit einem kurzen Lacher unterbrach sich der Chirurg daraufhin selbst, bevor er nun wieder in die zauberhaften Augen der Elfe sah und schließlich ergänzte: "Ich würde mich also ganz gerne dafür erkenntlich zeigen. Darf..... darf ich dich also zum Essen einladen?"

"Dann werden wir das wohl bald wiederholen hm?", lächelte die Elfe etwas verspielt, vielleicht würde sie ihm sogar beizeiten mal die Zügel in die Hand geben. Das würde sicherlich sein Selbstvertrauen stärken. "Ohje...", lächelte die Elfe vergnügt als Arthur meinte er wäre einmal vom Pony gefallen und sie fügte an: ".... das war sicherlich kein Vergnügen."

Als er sie dann zum Essen einladen wollte, errötete die Elfe etwas und wusste nicht so recht was sie sagen sollte bis sie sie schließlich liebevoll erwiderte: "Ich nehme die Einladung sehr gerne an. Ähm heute Abend oder wann würde es dir reinpassen? Ich richte mich natürlich nach dir."


Linaewen konnte die Einladungen zum Essen gehen an einer Hand abzählen, zumal sie in Istariel Männer kaum an sich herangelassen hatte. Insgesamt hatten es nur 3 Elfen geschafft sie zum Essen einzuladen, weiter sind sie jedoch bei ihr nie gekommen. Irgendwie hatte ihr auch das gewisse Etwas gefehlt, aber hier könnte es wohl anders sein. Selbst Merdarion hatte sie ein aufs andere Mal abgewiesen, als dieser sie zu einem romantischen Essen einladen wollte.

"Großartig! Nun dann... sagen wir Morgen Abend, bei mir? Ich koche! Was sagst du?", strahlte Arthur dann als Linaewen das Angebot schließlich annahm, bevor der junge Mann noch ergänzte: "Außer natürlich dir... geht das zu schnell. Wir können auch woanders hingehen! Ich kenne einen großartigen Canthaner in der Stadt! Das beste Sushi diesseits der Meere! Also.... nicht das ich schon mal wirklich in Cantha gewesen wäre, aber.... ach, du weißt schon was ich meine!"

Bevor sich der Arzt dann um Kopf und Kragen sprach, stoppte er und musterte die Elfe voller Erwartung, auf ihre Antwort.

Linaewen schüttelte den Kopf: "Nein nein, alles in Ordnung." Dann legte sie wieder ihren üblichen sanften Blick auf und erwiderte: "Ich freue mich schon sehr auf morgen."

Dann verschränkte sie die Arme hinter ihrem Rücken und lächelte: "Dann bis morgen Abend. Ich bin gespannt was du schönes auf den Tisch zauberst." Dann verabschiedete sie sich mit einem bezaubernden lächeln und winkte ihm zum Abschluss nochmal zu, bevor sie ihren Hippogreif Richtung Waisenhaus führte.

Als Cirdan sah, wie Linaewen mit Arthur zusammen wegflog musste der Integritätsritter etwas schmunzeln. Den Elfen waren natürlich Arajas zickiger Kommentar in der Stube nicht entgangen. Da ihre Lehrmeisterin nicht da war und er ihr Stellvertreter war es nun seine Aufgabe ein kleines Wort mit Araja zu wechseln. Die Töchter waren aufgrund ihres Kommentars ein wenig verstimmt und wollten schon selbst mit der Knappin reden. Sie konnten ja verstehen, dass sie unbedingt aus der Bruchbude rauswollte, jedoch war sie noch immer ein Knappe und so standen ihr solche Kommentare gegenüber eines Integritätsritters nicht zu. Das sah natürlich auch der rote Ritter ein, weshalb er beschlossen hatte mit ihr zu reden.

Schließlich suchte der Ritter Araja im Hof auf, wo sie zusammen mit Durin und Dorin auf einer Bank saß. "Hallo Araja.", grüßte der Ritter die Rothaarige ruhig. "Araja ich würde gerne ein kleines Stück mit dir gehen.", erklärte der Ritter höflich aber bestimmt.

Im Waisenhaus gefiel es Araja nun wesentlich besser, als in dieser Bruchbude von Gasthaus, in welchen die Gruppe zuvor genächtigt hatte. Auch wenn die großgewachsene Rothaarige sich auch hier ein wenig vor der ersten Nacht fürchtete, wenn sie an die Größe der Betten dachte. Aber dafür würde es sicher auch eine gute Lösung geben.
Da die junge Frau nun nichts zu tun hatte und ihre Übungen zum Meditieren bereits am Mittag gemacht hatte, saß sie nun mit Durin und Dorin zusammen und tauschte Karten. Zumindest bis der Ordensmeister zweiten Ranges auf sie zukam. Am Blick des Elfen und seiner Tonlage ahnte die Knappin bereits, das sich etwas anbahnte, aber noch ließ sie sich nichts anmerken.

"Hey Cirdan. Sicher...", grüßte die junge Frau den Hochelfen und gab den beiden Zwergen durch ein Kopfnicken zu verstehen, das sie wohl gleich wiederkäme. Nachdem Knappin und Ritter ein paar Schritte gegangen waren fragte Araja schließlich: "... was brauchst du? Gibt es ein.. Problem?"
Zwar wusste der Rotschopf nicht worum es ging, aber vielleicht war das ja hier ihre Chance, mit Cirdan ins Gespräch zu kommen. Die Halbdrachin hatte nämlich ohnehin vor, den Elfen etwas auszufragen im Bezug auf das Drachenthema. Vielleicht wüsste ja Cirdan etwas mehr über diese Wesen? Aber vorher wollte die junge Frau wohl klären, was dem Ritter auf dem Herzen lag.

Die beiden ließen Durin und Dorin schließlich zurück und schlenderten eine Seitengasse entlang, die Häuser reihten sich Seite an Seite auf und waren ziemlich hoch. Cirdan schwiege eine Zeit lang bis er schließlich das Wort erhob: "Es geht um den Tonfall den du vorhin im Gasthaus angeschlagen hast. Ich möchte dich wissen lassen, dass wir Integritätsritter einen solchen Tonfall von unseren Knappen nicht einfach hinnehmen. Die Töchter des Sturms wirkten vorhin ziemlich verstimmt, ich habe sie vorhin wieder beruhigt und gesagt ich rede mit dir."

Mit einem ruhigen Gesichtsausdruck blickte er zu Araja: "Ich werde davon absehen diesen Vorfall Linaewen zu melden. Wenn gleich es eigentlich meine Pflicht wäre sie davon in Kenntnis zu setzen. Versprich mir bitte, das nächste Mal etwas mehr auf deinen Ton zu achten. Wir behandeln dich alle mit Respekt und möchte, dass du uns ebenso mit Respekt behandelst. Verstanden?"

Nachdem Cirdan schließlich anfing zu sprechen und erklärte worum es ihm ging, wirkte Araja doch sichtlich überrascht. In ihren Augen hatte sie wohl keinen Fehler gemacht, weshalb sie diese Zurechtweisung wohl nicht akzeptierte. In der Rothaarigen hatte schon immer eine kleine Rebellin geschlummert, die sich ausgerechnet jetzt wohl ihren Weg nach außen kämpfte.

"Bitte was?", begann die Knappin dann hörbar gereizt: "Die Töchter haben doch herumgetrödelt, nicht ich! Und jetzt ist es meine Schuld?! Nur weil ich gesagt habe, was alle schon gedacht haben - ist das jetzt ein Verbrechen?!"

Cirdan zog beide Augenbrauen hoch, seinem Gesichtsausdruck sah aus als hätte er sich gerade verhört. Da war er schon wieder, dieser gereizte Tonfall. "Es ist keine Verbrechen zu sagen, was man denkt. Ich kenne Iduna seit sie meine Lehrmeisterin war und was die anderen 6 Töchter angeht, ich habe sie alle in der Akademie ausgebildet und unterwiesen. Iduna und ich haben höchsten Wert auf Disziplin gelegt. Und das tun wir bei jedem Kadett den wir unterweisen. Deshalb fällt es mir schwer zu glauben, dass sie herumgetrödelt haben. Das ist etwas, dass weder Iduna noch ich je geduldet haben. Ich hoffe ich habe mich klar genug ausgedrückt.", erklärte der große Elf noch immer mit ruhiger Stimme.

Der Elf blickte zu Araja und hoffte, dass sie verstanden hatte. Andernfalls würde er wohl ein ernstes Wort mit ihrer Ausbilderin sprechen müssen. Und würde sie nicht einlenken, würde er wohl Araja eine Strafe auferlegen müssen

Araja konnte es schier nicht glauben, das sie gerade wegen dieser Kleinigkeit von Cirdan zurechtgewiesen wurde. Zwar sagte sie es nicht laut, aber als die junge Frau kurz darauf die Arme verschränkte und ein wenig mit dem Kopf schüttelte war wohl klar, was sie dachte. Danach blickte die Knappin beleidigt am Elfen vorbei während sie ziemlich genervt stöhnte: "Ja, das hast du..... sind wir dann fertig?"

Den Ritter nun noch auf die Drachen anzusprechen war für die junge Frau wohl gelaufen. Ehrlich gesagt hatte sie gar keine Lust überhaupt noch etwas mit Cirdan zu besprechen.

Cirdan schüttelte etwas verständnislos den Kopf und erwiderte: "Noch nicht ganz... Folge mir..." Dann ging er mit Araja zurück auf einen abgelegenen Platz des Hofes, welcher zum Waisenhaus gehörte. Mit einem Blick nach rechts sah er wie die Töchter des Sturms sich gerade um die Kinder kümmerte.

Dann nahm der Ritter seine Fersensitzhaltung ein und sah Araja bestimmt an: "Als eines der 3 Ratsmitglieder des Ordens bin ich befugt Strafen zu verhängen. Ich möchte dass du jetzt 100 Strafhiebe ausführst. Danach kannst du gehen."

Araja schwante Übles als Cirdan wollte das sie ihm folge. Als der Elf sich dann seelenruhig in den Hof setzte und von ihr so etwas wie Strafhiebe verlangte. Doch dabei hatte die junge Frau, zumindest aus ihrer Sicht, nichts falsch gemacht. Das schien die Knappin jetzt nur noch mehr zu provozieren, obwohl sie doch sonst so zurückhaltend und verständnisvoll war.

"Ich soll... WAS machen?!", begann der Rotschopf, mit zunehmend lauter werdender Stimme zu antworten: "100 Strafhiebe?! Ich weiß nicht mal was das ist! Und wie soll das jetzt helfen?! Kannst du mir das mal erklären?!"

Cirdan seufzte innerlich und erhob sich wieder, dann führte er eine Hand zum Griff seines Bastardschwertes. Schließlich zog er es in einem Zug aus der Scheide und packte den Griff schließlich auch mit seiner zweiten Hand.


"Ich zeige dir wie es geht.", erklärte der Integritätsritter ruhig und hob das Schwert über seinen Kopf. Dann verlagerte er das Gleichgewicht seines Körpers gleichmäßig auf seinen Beinen und schlug mit dem Schwert von oben herab zu und stoppte auf Brusthöhe. Dann nahm er sein Schwert runter und sah zu Araja: "Dies ist ein Strafhieb, ich möchte dass du dies 100 Mal machst."

Schließlich steckte er das Schwert weg und fuhr fort: "Die Hiebe geben dir Zeit über deinen Fehler nachzudenken."

"Meinen 'Fehler', klar doch....", säuselte Araja gerade leise genug, damit es der Elf hoffentlich nicht hören konnte, während sie schließlich ihr eigenes Langschwert zog und dabei einen ziemlich genervten Eindruck machte. Kurz darauf fing die Knappin dann bereits mit den Strafhieben an, auch wenn es eher so wirkte, als wollte die junge Frau auf etwas einschlagen, weil sie wütend war.

"Strafhiebe... nicht zu fassen...", meckerte sie nach einigen Schlägen, doch erneut so leise, dass sie es nur selbst hören konnte. Zumindest tat die Integritätsknappin nun, was der Elf wollte. Gerne schien sie es aber nicht zu machen. Vermutlich würde die junge Frau jetzt eine Weile brauchen, die Hundertschaft zusammenzubekommen, was sicherlich Teil der Bestrafung war. Und da Cirdan den Rotschopf dabei keine Sekunde aus den Augen ließ, würde sie sich wohl auch nicht drücken können.

Cirdan hatte es sich mittlerweile wieder mit dem Fersensitz gemütlich gemacht und schaute Araja ruhig beim Ausführen ihrer Strafhiebe zu. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er ihr am liebsten diese Hiebe nicht auferlegt, doch da Araja nicht einlenken und auch ihre Schuld nicht eingestehen wollte war ihm letztlich nichts anderes übrig geblieben.

Als Araja schließlich ungefähr die Hälfte der Hiebe absolviert hatte, merkte wie Linaewen mit ihrem Hippogreifen zurückkam. Jedoch ganz alleine. Vermutlich würde die junge Dame sich gleich dazugesellen. Und nachdem sie Talia weggebracht hatte, kam es auch schließlich so. Etwas verwundert über den Anblick, der sich der blonden Elfe bot, nahm sie neben Cirdan ebenfalls den Fersensitz ein, was sie in höchstem Maße würdevoll wirken ließ. Beide Elfen hatten sich es also unter einer Eiche gemütlich gemacht und die Sonne strahlte auf sie herab, während eine leichte Brise das Laub zum Rascheln brachte. Eigentlich war es eine Verschwendung so den Tag zu verbringen, aber es half nichts und Cirdan hatte nun mal durchgreifen müssen.

Linaewen schwelgte noch in den Erinnerungen des Rundfluges mit Arthur als sie von einem ihr höchst ungewöhnlichen Anblick aus diesen herausgerissen wurde. Im Hof stand Araja und vollführte Strafhiebe, während Cirdan sie dabei beaufsichtigte. Was hatte Araja nur angestellt, dass sie Strafhiebe machen musste?

Nachdem die Elfe ihren Greifen zu den anderen gebracht hatte, suchte sie sofort ihren besten Freund auf und setzte sich ebenfalls im Fersensitz zu ihm. Die beiden blickten sich jedoch nur aus den Augenwinkeln heraus an.

"Hallo junges Fräulein.", grüßte Cirdan seinen Hauptmann.


"Hallo Onkel Cirdan.", grüßte Linaewen ihren besten Freund. Auch wenn sie einen Vater hatte, durch den Beitritt in den Orden hatte sie längst nicht mehr die Möglichkeit so viel Zeit mit ihm zu verbringen wie früher, deshalb wurde Cirdan recht früh für sie zu einer Vaterfigur. Mit einem leichten Seufzer fügte sie an: "Also Onkel Cirdan, erzähl mir wie viele Hiebe du sie machen lässt und was der Anlass ist."

Cirdan blickte ruhig zu Araja und antwortete pflichtbewusst:" Ich habe beschlossen sie 100 Strafhiebe machen zu lassen. Und der Grund dafür ist, was sich im Gasthaus zugetragen hat. Sie mit einem äußerst ungebührenden Tonfall den Töchtern gesagt sie sollen nicht so herumtrödeln, in diesem Tempo wären sie niemals zum Schwarzeisen gekommen."

Linaewen stöhnte leise: "Bei der Heiligen Mutter.... Iduna und die anderen waren davon sicherlich nicht begeistert nehme ich an?"

Cirdan schüttelte den Kopf: "Nein waren sie nicht, ich habe Iduna allerdings wieder beruhigt und angeboten mit ihr zu sprechen. Was ich auch gemacht habe. Ich habe Araja auf ihren Tonfall hingewiesen und dass sie die Töchter mit etwas mehr Respekt behandeln sollte, da diese sie ja auch Respektvoll behandeln. Allerdings sah Araja bei sich keinen Fehler und wollte auch nicht weiter einlenken. Deshalb habe ich ihr 100 Strafhiebe aufgegeben."


Linaewen stieß einen langen Seufzer aus und schloss die Augen: "Wenn das so ist, dann hast du deine Gründe gehabt."

Cirdan sah schließlich zu Linaewen: "Verzeih mir die Frage, aber war sie schon während der Reise zum Schwarzeisenberg so?"

Die Integritätsritterin schüttelte den Kopf: "Nein ich weiß auch ehrlich gesagt nicht, was mit ihr los ist in letzter Zeit. Sie hat sich mir gegenüber bereits schonmal im Ton vergriffen, ich habe nochmal ein Auge zugedrückt, weil es ihr erstes Vergehen war. Normalerweise ist sie eine ruhige und nette junge Frau. Hilfsbereit und freundlich, natürlich manchmal etwas zu vorschnell doch das ist in dem Alter ganz normal. Wir waren ja auch mal jung. Aber sie hat die anderen und auch mich stets Respektvoll behandelt. "


"Verstehe.", nickte der Ordensmeister 3. Ranges schließlich und sah zu Araja, während diese knurrend ihre Hiebe ausführte.


"Ich werde später mit ihr ein kleines Gespräch führen, ich mache mir ehrlich gesagt etwas sorgen um sie.", merkte die Elfe an und sah voller Sorge zu ihrer Knappin.

"Das wäre sicherlich nicht verkehrt.", nickte Cirdan und merkte an: "Und wie war der Rundflug mit Arthur?"

Linaewen legte ein leicht verliebtes lächeln auf und wirkte etwas verlegen: "Es war schön und es hat ihm gefallen. Aber er scheint Höhenangst zu haben. Doch er schien es trotzdem etwas genießen zu können. Und morgen hat er mich zum Abendessen eingeladen. Er möchte für mich kochen."

Cirdan hob überrascht seine Augenbrauen als seine beste Freundin erzählte, Arthur wolle für sie kochen und merkte an: "Hm ihr scheint euch wirklich gut zu verstehen, das freut mich zu hören." Der über 4000 Jahre alte Elf schenkte ihr ein ermutigendes lächeln, worauf die Hochelfe dieses erwiderte.

Die Elfe fragte sich ob Arthur und sie nicht ein wenig zu schnell machten, jedoch schien es sie nicht zu stören und auch für Arthur schien das Tempo in Ordnung zu sein, sie hätte zum Essen ja immer noch nein sagen können. Aber es war jetzt schon die dritte Verabredung, da konnte man durchaus mal den anderen zum Essen einladen. Dann schob sie die Gedanken bei Seite und sah Araja ruhig zu wie sie ihre Hiebe ausführte.

Während Araja ihre Strafe 'abschlug' sah sie durchaus aus dem Augenwinkel das Linaewen zurück war, von ihrer Verabredung mit dem Doktor. Irgendwie hoffte die junge Frau in diesem Moment, das Cirdan nichts erwähnen würde, denn Ärger mit ihrer Ausbilderin wollte der Rotschopf jetzt nicht auch noch. Doch es kam wie es kommen musste und die Elfe setzte sich zu ihrem Freund. Jetzt würden die beiden mit Sicherheit über sie sprechen. Na großartig.
Es dauerte dann nur noch einige Minuten bis der Rotschopf mit den Strafschlägen fertig war. Dabei war die junge Frau nicht mal ins Schwitzen geraten, auch wenn sie doch etwas schnaufte, was wohl aber wohl eher daran lag, das sie ständig mit mehr Wucht zugeschlagen hatte, als notwendig war. Das hatte ihr wenigstens geholfen ein wenig Dampf abzulassen, von welchen sie aktuell ganz eindeutig zu viel hatte.
Nachdem ihre Waffe aber wieder verstaut war ging Araja hinüber zu den beiden Elfen, welche noch immer unter der Eiche saßen und versuchte sich dort nun endlich aus der Affäre zu ziehen.

"Ich bin fertig. Darf ich jetzt gehen...?", fragte die Knappin zwar immer noch etwas angepisst, aber bei weitem nicht mehr so unfreundlich wie noch vor der Übung. Dabei schaffte es die junge Frau den beiden Elfen kaum ins Gesicht zu sehen - allen voran nicht Linaewen.

Als Araja fertig war, verabschiedete sich Cirdan mit einem höflichen nicken von seiner besten Freundin und Linaewen tätschelte sanft mit einer Hand den Boden neben sich. Mit einem mitfühlenden Blick bedachte die Elfe ihren Schützling. "Möchtest du dich nicht zu mir setzen? Wir haben in den letzten 2 Tagen nicht sehr viel Zeit miteinander verbracht, wenn du allerdings nicht möchtest verstehe ich das.", erklärte die Elfe mitfühlend.

Insbesondere hoffte sie Araja würde das Angebot annehmen, sie wollte natürlich auch ihre Version hören. Sie fand es nur gerecht, wenn Araja angehört wurde. Sie kannte immerhin nur eine Version der Geschichte.