Götterfels

"Zwar haben wir keine Magier bei uns in den Reihen, dennoch hat die Company als solche keine Probleme mit Magiern. Wir behandeln Magier genauso wie Nichtmagier, wenn sie ein Verbrechen begangen haben. Es ist ganz einfach, brichst du das Gesetz musst dafür gerade stehen egal ob du Magier bist oder nicht. Magie einzusetzen ist kein Verbrechen wenn ihr uns fragt." erklärte der Soldat letztlich auf die Frage wie die Company zu Magierin stand.

"Aber ja die restlichen Arischpack sind da weniger tolerant wie wir. In dieser Hinsicht wollen wir uns von ihnen unterscheiden.", nickte der Hauptmann schließlich.

"Danke, Herr Hauptmann. Ich denke ab hier komme ich allein zurecht.", nickte wiederum nun auch die Lich dem Soldaten zu, als sie sich nicht mehr unweit des Armenhauses befanden. Als der Mann der Company damit praktisch von der Frau entlassen wurde, nickte er der angeschlagenen Schönheit noch zu, bevor er sich zurück auf den Weg machte. Zu seinem Glück hatte er nicht gegen Magier gesagt, sonst wäre ihm dieses Privileg wohl verwehrt geblieben. Wenn es jedoch stimmte, was der Kerl gesagt hatte, dann gab es zumindest einen Punkt welchen Vanessa nicht an der Company hassen würde: Ihre Haltung gegenüber ihresgleichen.
Nachdem der Offizier schließlich außer Sichtweite war strich sich van der Cliff einmal über das Gesicht und die falschen Verletzungen verschwanden wieder, ebenso wie die Schäden an ihrer Kleidung. Schließlich wollte die Lich bei ihren nun folgenden Besuch beim Lordkanzler, herzeigbar aussehen.

"Die Bürger sind mit den Regelungen unzufrieden werter Lordkanzler!", rief ein Ratsmitglied aufgebracht und stand von seinem Platz auf. Es war allgemein bekannt, dass die neuen Dekrete von Lord Thomas Campbell beim Volk eher gemischt aufgenommen wurden. Manche sprachen sich dafür aus und manche natürlich dagegen. Doch der Rat wagte es kaum dem Lord zu widersprechen, da er die übrigen Ratsmitglieder vor einiger Zeit eingeschüchtert hatte in dem er einige andere Ratsmitglieder wegen Verrats hinrichten ließ.

"Ich halte selbst nicht sehr viel von diesen Dekreten, doch sie wurden mehrheitlich verabschiedet und in diesem Sinne rechtskräftig.", hielt der Lordkanzler dagegen.


"Wir haben den Kriegszustand ausgerufen! Den Kriegszustand!", rief eine andere Ministerin.

"Nun da wir innerhalb von Götterfels immer wieder mit Anhängern des Mantels zu kämpfen haben ist die Lage nunmal äußerst Heikel.", wandte ein anderer Minister ein.

"Dennoch sind die Maßnahmen deutlich übertrieben. Ich meine gegen den Mantel vorzugehen schön und gut, aber Leute aufgrund eines Verdachts und ohne Prozess hinzurichten ist nicht etwas was ich nicht vertreten kann.", rief ein anderer Minister aufgebracht.


"Und doch gingen in letzter Zeit die Übergriffe des Mantels zurück.", seufzte Norrington und fügte hinzu: "Die Regelungen bleiben bis auf Weiteres in Kraft. Damit ist die Sitzung beendet."

Daraufhin sammelte Charles seine Dokumente zusammen und verstaute diese in einer feinen Ledermappe die er unter seinen Arm klemmte. Mit dem ende der Sitzung war seine Arbeit jedoch noch lange nicht getan, es gab in seinem Büro noch immer genügend zu erledigen. So machte sich Charles schließlich auf den Weg zu seinem Büro. Jedoch musste er, um dort hinzukommen, erstmal den Garten vor dem königlichen Palast durchqueren.

Den Lordkanzler zu finden war der einfache Teil der Übung gewesen. WO sonst sollte sich der engste Berater der Königin befinden, als im Ministerium? Leider hatte das Volk aber keinen Zugang mehr zu den Sitzungen, seitdem das Kriegsrecht ausgerufen wurde. Zu gerne hätte Vanessa gehört was die hohen Herren beratenen habe, war die Blondine doch schon immer an Politik interessiert.
Viel schwerer war es jetzt eigentlich wieder dem Mann zu begegnen, dessen Familie sie einst abgeschlachtet hatte. Es war bereits eine halbe Ewigkeit her, seitdem Vanessa in Gestalt von Beth Davis die Norrignton's bedrohte, um den Willen des dunklen Lords durchzusetzen. War es am Ende nicht Charles eigene Schuld, das er gegen den Mantel kämpfte und die Kaiserin hinzuzog, weshalb seiner Familie jetzt Tot waren? Wenn van der Cliff es nicht getan hätte, dann zweifelsohne einer der anderen Häscher des Nekromanten. Oder erzählte sich das die Lich Nachts nur, um besser schlafen zu können? Wieso kümmerte es sie überhaupt? Sie kannte weder Charles, noch seine Frau oder die Kinder. Die schwarze Lady hat in der Vergangenheit schon häufig gezeigt, dass ihr das Leben anderer, herzlich egal sein konnte - wenn sie denn wollte. Aber hier lag wohl das Problem: Es war ihr nicht länger egal.
Wie viel Mühe sich Vanessa auch gab, auf andere wie eine eiskalte berechnende Mörderin zu wirken, schaffte sie es nicht sich selbst zu belügen. Irgendwo war da doch noch immer das kleine blonde, nette Mädchen, das für alle nur das Beste wollte. Schade nur, dass das 'Beste' was die Lich für die meisten mittlerweile im Sinn hatte, nicht unbedingt auch in deren Interesse lag.
Fakt war, dass die Nacht, in welcher Vanessa die Familie des Lordkanzlers massakriert hatte ein Wendepunkt in der Geschichte der Lich gewesen war. Nicht nur, weil sie damit schlussendlich ihre Seite gewählt hatte, sondern auch weil nicht alles so lief wie geplant. Die Mutter zu töten war einfach, aber die Kinder? Die Blondine redete sich immer selbst ein, ein Monster zu sein, wieso also diese Gewissensbisse? Vanessa wollte die beiden Jungs töten während sie schliefen, damit sie es überhaupt übers Herz brachte. Mit einem einzigen, schmerzlosen Zauber wollte sie das hinter sich bringen, was sie dem dunklen Lord versprochen hatte. Doch einer der Jungen war aufgewacht und hatte in das Gesicht seiner Henkerin gesehen. Es war wohl dieser, wenn auch nur sehr kurze Blick des Jungen gewesen, der sich in das Gedächtnis der Lich gefressen hatte, wie eine eiternde Wunde.
Dass das Kind den zauber aufgrund ihrer Unachtsamkeit deswegen sogar überlebte, hatte Vanessa erst jetzt, so viele Zeit später vom Nekromanten erfahren, als sie wenige tage zuvor mit Baskerville gemeinsam in der Weißen Festung angekommen war. Vermutlich waren diese Erinnerungen ausgerechnet deshalb, jetzt so frisch.

Als die Lich dann also im Garten des Palastes darauf wartete, das sie Sitzung beendet wurde, rang Vanessa damit, wie sie es anstellen sollte. Schließlich kannte Charles das wahre Gesicht der Nekromantin nicht, weshalb sie ihn einfach hätte ansprechen können. Doch konnte das die Blondine jetzt auch noch? Schließlich kamen die Minister aus dem großen Gebäude und so auch Norrington, welcher nun den Pfad zum Palast beschritt.
Vanessa hatte sich demonstrativ auf die Mitte der Straße gestellt, damit der Kanzler an ihr vorbeimusste, doch als dieser endlich kam, wusste die Lich noch immer keinen Rat, weshalb sie einfach Schwieg, anstatt den Politiker anzusprechen.

Charles welcher noch immer die Dokumente unter seinen Arm geklemmt hatte, lief die Straße zum Palast entlang wo sich sein Büro befand. In Gedanken war er noch immer bei der Sitzung. Er war kein Freund dieser Maßnahmen, dennoch zeigten sie ihre Wirkung wie er fand. Ohne es zu bemerken, ging der Lordkanzler schließlich an Vanessa vorbei, welche sich so demonstrativ auf den Weg gestellt hatte.

Ein paar Schritte weiter weg blieb Norrington schließlich stehen, die Schönheit dieser Frau war makellos und er wandte sich langsam zu Vanessa um. Irgendwie wirkte sie auch ein wenig verloren an diesem Ort, ob sie hier etwas suchte? Vielleicht konnte er ihr ja helfen. Die Dokumente konnte er ja später immer noch ins Büro bringen.


"Guten Tag Mylady.", grüßte Charles und verneigte sich höflich vor Vanessa. "Kann ich euch vielleicht helfen? Ihr seht aus als würdet ihr etwas suchen."

Irgendwie hatte Vanessa wohl insgeheim gehofft, das Charles sie ansprach. Leichter machte es das aber trotzdem nicht.

"Seid ihr Lordkanzler Norrington?", fragte die Lich, gewohnt kühl, während sie es aber keine Sekunde schaffte, ihrem Gegenüber in die Augen zu sehen. Als Charles daraufhin nickte und einen Schritt auf Vanessa zukam, beschloss die Magierin wohl, das ganze mit möglichst viel persönlicher Distanz über die Bühne zu bringen.

"Es heißt ihr steht in Verbindung mit dem Herren, Lord Thomas Campbell. Ich wünschte eine Audienz bei ihm. Wisst ihr, wo er sich zurzeit auffällt?"

Charles sah Vanessa ruhig an, als diese meinte er würde mit Lord Thomas Campbell in Verbindung stehen. Was diese Frau wohl von ihm wollte? Sollte er nachfragen oder sollte es ihm wohl egal sein?

"Nun ich könnte euch fragen, was ihr von Lord Thomas Campbell wollt. Doch wenn ich euch so betrachte, bezweifle ich dass ihr gewillt seid mir eure Absichten zu verraten.", erwiderte der Lordkanzler höflich und fügte an: "Zurzeit befindet sich der Lord unterwegs an der Küste des Maguuma Dschungels. Er segelt die Küste nördlich hoch, meinte er habe dort etwas zu erledigen."

"Ich kann euch eine Schreiben aufsetzen, damit euch die Schiffe der Company zu ihm bringen. Oder ich lasse mein Schiff bereit machen und bringe euch selbst zu ihm. Je nachdem was euch lieber ist.", erklärte der Lordkanzler, während er Vanessa musterte.

Irgendetwas sagte ihm, dass mit dieser Frau nicht zu spaßen war und man ihr lieber ihren Willen lassen sollte. Da Lord Campbell zumal ein viel beschäftigter Mann war, konnte es sich bei Vanessa vielleicht um einen Geschäftspartner wer konnte das schon sagen. Charles selbst blickte bei den ganzen Geschäftspartnern Campbells nicht mehr durch.

"Ihr wisst nicht einmal wer ich bin und bietet mir bereits Euer Schiff an?", entgegnete Vanessa etwas ungläubig, während sie endlich ihren Blick hob, um Charles ins Gesicht zu sehen.

"... scheinbar Stimmen die Gerüchte die man sich über Euch bei den Leuten erzählt: Ihr seid tatsächlich sehr zuvorkommend.", begann die Lich schließlich erneut und legte ihr gespieltes, aber scheinbar ehrliches Lächeln auf, auch wenn ihr tief drinnen, so gar nicht nach Spielen war.
"Vanessa van der Cliff. Es ist... schön, Euch einmal persönlich zu treffen, Herr Lordkanzler. Ich habe eine wichtige Botschaft für Thomas, die keinen Aufschub duldet. Ich freue mich also über jede Hilfe, die ihr geben könnt. Und... Mister Campbell wird das sicherlich ähnlich sehen, wenn er erstmal von meinen Worten gehört hat."

"Charles Norrington.", stellte sich Charles mit einem wohlwollenden nicken vor. Dann lächelte er leicht: "Ich weiß nicht, ob man das wirklich Zuvorkommend nennen kann. Ihr müsst wissen, dass der werte Inhaber der Company etliche Geschäftspartner hat und ich nicht im Bilde bin. Und wenn ihr hier seid, dann muss es sich wohl wirklich um eine dringliche Angelegenheit handeln. Und jeder der schon einmal eine solche Angelegenheit vorzutragen hatte weiß es umso mehr zu schätzen wenn man ihm Gehör schenkt."

"Nun wenn ich es so recht bedenke, habe ich noch ein paar Dinge mit ihm zu besprechen. Daher werde ich die Angelegenheit übernehmen und euch zu ihm bringen.", erklärte Charles schließlich seiner blonden Gesprächspartnerin.

"Wann wärt ihr bereit zum Aufbruch?", fragte Norrington ruhig nach.

"Sofort. Ich reise mit leichtem Gepäck. ... und wie ich bereist sagte, es ist dringend.", erklärte Vanessa auf Norrington's Frage und neigte kurz ihren Kopf. Wenn der Lordkanzler sie tatsächlich begleiten würde, wäre dies ein wahrer Dorn im Auge, der Lich.

"Nun gut ich werde nicht lange brauchen, wartet ihr einen kurzen Moment bitte.", nickte Charles und eilte in Richtung seines Büros fort. Dort angekommen legte er seine Akten ab und suchte ein paar Dokumente zusammen, die er in eine andere Akte verstaute und in eine leichte Tasche verstaute.

Als der Lordkanzler sich sicher war, dass er alles hatte ging er zurück zu Vanessa die wohl schon etwas ungeduldig war aber Charles hatte sich nach besten Gewissen beeilt um alles zusammenzupacken was er brauchte.

"Folgt mir, eine Kutsche wird uns nach Garrenhoff bringen, dort habe ich ein Schiff, das uns direkt zu Campbell bringen wird.", erklärte Charles der blonden Magierin und lief mit ihr schnellen Schrittes in Richtung der Bank davon. Auf dem Weg zum Dwayna Platz kamen ihnen einen Patroullie der Company entgegen die mit eiligen Schritten die Straßen entlang eilte. Charles selbst schenkte den Männern kaum Beachtung. Am Platz angekommen blieb er bei einer Kutsche stehen und sprach zum Kutscher: "Wir müssen so schnell wie möglich nach Garrenhoff mein Herr."

Dann holte der Lordkanzler ein Säckchen mit Münzen hervor und warf dies dem Kutscher zu, welcher es mit einem wohlwollenden Nicken fing und seinen Zylinder leicht nach vorne zog. Dann setzte sich dieser auf seinen Platz und nahm die Zügel in die Hand.

Norrington ging zur Tür und machte diese auf, dann sah er zu Vanessa und erwiderte höflich: "Nach euch Mylady."

Ausgerechnet mit Charles Norrington zu diesem Lord zu fahren, war nicht das gewesen, was sich Vanessa vorgestellt hatte, als sie den Auftrag vom Lord angenommen hatte. Während die Magierin im Garten die paar Minuten auf den Lordkanzler hatte warten müssen, war ihr durchaus durch den Kopf gegangen, zu verschwinden und Campbell auf anderen Weg zu suchen. Doch leider hatte van der Cliff nicht wirklich viele andere Optionen, wenn Thomas gerade auf dem Meer war. Folglich wartete die Blondine und machte sich lieber Gedanken darüber, wie sie die nächsten Tage, oder vielleicht sogar Wochen überstehen wollte, wenn Charles ständig in der Nähe war. Allein seine Präsenz war eine ununterbrochene Erinnerung an das, was sie getan hatte. Selbstsüchtig wie sie war, verschwendete die Lich natürlich keinen Gedanken daran, wie es eigentlich Charles mit all' dem ging, war es doch seine Familie die ermordet wurde und seine Liebsten welche die Nekromantin massakriert hatte.
Als der Lordkanzler schließlich kam und Vanessa kurz darauf bereits in eine Kutsche bat, saßen sich die beiden gleich darauf schon gegenüber, als das Gefährt an fahrt aufnahm. Garrenhof also, den Ort kannte die Magierin noch nicht aber sie war auch nicht zum Sightseeing hier, ganz im Gegenteil. Während in den kommenden Minuten ein für die Lich unangenehmes schweigen in der Kutsche entstand, als der Lordkanzler etwas gedankenverloren aus dem Fenster starrte, dachte Vanessa zum ersten mal darüber nach, es Charles einfach zu sagen. Das sie es war, welche, magisch Verwandelt, in der Form der Beth Davis, ihm damals gedroht hatte und sie es auch war, der seine Familie tötete. Alles im Auftrag des Ordens, dem sie auch heute diente - wenn auch etwas ungewollt.
Wie Norrington wohl darauf reagieren würde? Würde er ausfallend werden? Würde er ruhig bleiben? Oder würde er seine Klinge, ohne zu zögern in den Wams der Lich treiben? Irgendwie wollte es die Nekromantin herausfinden. Aber nicht jetzt. Noch nicht. Vorher hatte sie eine Aufgabe zu erledigen.

Als nach einer gefühlten Ewigkeit die beiden kein Wort miteinander gewechselt hatten und die Kutsche die Tore Götterfels bereits weit hinter sich ließ, atmete die Lich etwas nervös aus und ein, womit wohl klar war wie unangenehm ihr diese Situation war. Mit Untoten, dunklen Lords oder Drachendiener hatte sie kein Problem - aber mit dem Mann dessen Familie sie ermordete. Vanessa war vieles, aber nicht einfach. Als der Lordkanzler zu ihr sah, da er ihren nervösen Atem hörte, kam ihm die Lich schließlich zuvor etwas zu sagen, damit dieser bloß nicht fragen konnte, ob sie ein Problem hatte.

"Kennt ihr Lord Campbell schon lange...?", fragte van der Cliff mit einem schiefen, überforderten Lächeln, ohne dabei jedoch ihre Haltung zu verlieren, um irgendwie die Kontrolle im nun folgenden Gespräch zu behalten.

Charles blickte zum Fenster raus, während er abwägte wie lange er Lord Campbell bereits kannte. Doch die Antwort war eigentlich ziemlich simpel, wenn Charles so darüber nachdachte. Norrington fuhr mit der Hand über sein Kinn und sah schließlich zu Vanessa: "Es dürfte jetzt vielleicht ein Jahr sein, vielleicht auch ein wenig mehr. Ich bin kam mit meinem letzten verbliebenen Sohn aus Durmand zurück und dort suchte er mich in meinem Büro auf. Er schlug mir eine Zusammenarbeit vor, welche ich zunächst aus einer gewissen Abneigung ihm gegenüber ausschlug. "

Charles hielt einen Moment inne und sah wieder nach draußen während er fortfuhr: "Ein wenig später, brachte der Weiße Mantel meinen mir verbliebenen Sohn um... und ich war so verzweifelt, dass ich letztlich einer Zusammenarbeit mit Campbell zustimmte. Meine Sympathie für ihn ist in all der Zeit nicht gestiegen, dass kann ich euch verraten. Aber was soll man machen, er hat nun mal sein Wort gehalten und uns die Truppen zur Verfügung gestellt die er versprochen hat."



Schließlich blickte er zu Vanessa und erwiderte: "Aber wenn ich ehrlich sein soll, könnte ich auf seine Bekanntschaft verzichten. Aber das ist eben nur meine bescheidene Meinung zu seinem Wesen."

"Ihr mögt ihn nicht? Warum?", fragte Vanessa sogleich, nachdem Charles seine persönliche Meinung über Campbell geäußert hatte, bevor sie nach einer kurzen Denkpause erneut die Stimme erhob und sich ein wenig zu erklären versuchte: "Wisst, ich frage, weil ich ihn selbst noch nicht kenne. Wir sind uns bis jetzt nicht begegnet und man erzählt sich gewisse... 'Geschichten' über ihn. Ich hatte schon häufig das Vergnügen, Verhandlungen führen zu dürfen und dabei habe ich gelernt das es von Vorteil ist, sein Gegenüber bereits vor dem ersten Treffen, besser zu kennen als sich selbst.
Ich würde gerne wissen, worauf ich mich einlasse, wenn ich die Botschaft meines Herren überbringe."

"Die Botschaft eures Herren hm?", wiederholte Charles und sah nachdenklich drein während er überlegte wie er Lord Campbell beschreiben sollte. "Nun wo soll ich anfangen zu erzählen....", grübelte Norrington nachdenklich und fügte an: "Er hat so eine arrogante Art aufzutreten, man könnte meinen er stellt sich selbst über das Gesetz. Und er ist ziemlich gut informiert, fragt mich nicht wie er das anstellt, ich glaube er hat einige Agenten, die ihn immer mit den nötigen Informationen versorgen." 



"Sein selbstsicheres Auftreten kommt daher, dass er stets Soldaten und mächtige Leute um sich scharrt, ebenso sucht er andere auf die entsprechend über Macht besitzen. Durch diese Macht und sein Geld kauft er sich gerne bei anderen ein. Er wartet auf den richtigen Moment und schlägt dir eine Angebot vor, dass du nicht ablehnen kannst. So war es letztlich auch am Königshof, also ist er durchaus ein fähiger Mann was Diplomatie angeht. Und nun kommen wir zu dem, was mich an ihm stört, das Leid der Bürger in Tyria interessiert ihn gar nicht. Und das, obwohl er einen Sitz im Rat erhalten hat und der Rat sollte nicht weniger als die Interessen des Volkes vertreten. Das einzige das wir gemeinsam haben ist unser Kampf gegen den Mantel, also handle ich nach dem Prinzip: Der Feind meines Feindes ist mein Freund.", erklärte Charles Vanessa und in seiner Stimme schwang ein wenig kühle mit.

"Haben nicht alle Männer ein Verlangen nach Macht...?", fragte Vanessa beinahe etwas spitzfindig bevor sie kurz ihren Kopf senkte und ergänzte: "... als Lordkanzler werdet ihr das wohl kaum Leugnen können. Aber zu meinem Glück kann ich mit solchen Männern umgehen."

Nun blickte die Lich grüblerisch aus dem Fenster und beobachtete das vorbeiziehende Land. Die Nekromantin musste sich immer noch mit den Gedanken anfreunden, das es für sie bald auf See ging. Ein Vergnügen, auf das sie hätte verzichten können.

"Ich habe meinen Posten bekommen, weil mir das Wohl des Volkes und der Königin am Herzen lag, ich habe schon unter Königin Jennah gedient, die im Übrigen meine Kenntnisse und meine Dienste stets geschätzt. Außerdem habe ich selbst nie nach Macht gestrebt, ich habe mir alles was ich heute besitze erarbeitet, denn ich kam aus einfachen Verhältnissen aber das zeigt doch nur dass man, was aus sich machen kann wenn man es auch wirklich möchte. ", erwiderte der Lordkanzler ruhig.

"Aber wenn ihr mit ihnen gut umgehen könnt ist das ja umso besser...", belächelte Charles die Aussage schließlich und sah zum Fenster raus: "Es dauert nicht mehr lange, dann sind wir am Hafen. Ich schätze eine halbe Stunde noch und werden dann direkt ablegen."

Das klackernde Geräusch von hohen Absätzen vermischte sich mit den Stiefeln von Soldaten und erfüllte den prunkvollen und hohen Thronsaal von Götterfels. Die East Cantha Trading Company hatte mittlerweile ihre Truppen zurückgezogen und so war nur noch die Stadtgarde übrig um die Stadt zu verteidigen.

Das Klackern der Absätze gehörte zu Cecillia Nightray der Frau von Evander Vessalius. Die Assassinengroßmeisterin des Ordens hatte einen Brief von Königin Chloe erhalten, doch der Grund, warum sie sich im Thronsaal einzufinden hatte, stand nicht in dem Schreiben. Folglich fragte sich die Assassine, was die Königin wohl von ihr wollte. Cecillia trug ein dunkelrotes Kleid mit einem hohen Stehkragen. Das Kleid hatte ein als Ausschnitt eine schmale Raute und ließ ihre Rundungen lediglich erahnen, ohne zu viel preiszugeben. Passend dazu trug sie ein schwarzes Korsett, das ihre Taille gut zur Geltung brachte und ihr Rock war mit mehreren Schichten aufgebaut, die sich farblich mit rot und schwarz abwechselten. Der Rock selbst war so lang, dass  er ihre Schuhe verdeckte und war etwas ausufernder. Die Ärmel lagen eher eng an und wurden nach unten hin immer breiter, dabei war der Saum der Ärmel mit Rüschen verziert. Passend dazu trug die Assassine Netzhandschuhe und eine schlichte Halskette.

Nachdem sie über die große Brücke geführt worden war stand sie nun direkt vor der Köngin. Der Herold ging einen Schritt nach vorne und rief: "Es tritt ihre Majestät Cecillia Nightray." Dann ging der Mann mit gesenktem Kopf ein paar Schritte zurück, auch die Soldaten hatten sich nun in den Hintergrund zurückgezogen.

Cecillia hob mit beiden Händen ihren Rock so weit an, dass man ein wenig ihre Stöckelschuhe sehen konnte und machte einen würdevollen Knicks zur Begrüßung, dabei sprach sie respektvoll mit gesenktem Kopf: "Es ist mir eine Ehre vor euch treten zu dürfen, meine Königin."


Schließlich ließ sie ihren Rock los und der Saum verdeckte erneut ihre Schuhe. Gespannt wartete die Assassine was die Königin wohl zu sagen hatte.

Chloé lächelte, als sie Cecillia in den Thronsaal kommen sah. Der Herold kündigte die Assassine an, als hätte sie keine eigenen Augen im Kopf. Wie immer, als er sprach, verdrehte sie leicht die Augen.

"Zuviel der Ehre. Ich möchte gleich zur Sache kommen...", sprach Chloé sehr direkt und beherrscht. Die blonde Königin legte eine erste Mine auf. "Ich möchte einen Statusbericht von Euch und von Norrington. Tut Euch gegebenfalls zusammen. Ich möchte einen detaillierten Bericht über alles was gerade in Kryta....ach was...was in ganz Tyria vor sich geht. Ich möchte bestens informiert sein. Über alles. Ich habe das Gefühl....in letzter Zeit etwas eingerostet zu sein. Ich erwarte Euch in zwei Stunden in einen privaten Gemächern in meinen Turm."

Als die Königin Norrington erwähnte, fiel ihr der Bericht ihrer Tochter ein, den sie im Hauptquartier abgegeben hatte.
"Meine Königin, der Lordkanzler befindet sich derzeit noch auf hoher See und ist daher unpässlich. Berichten zufolge jedoch dürfte er bereits auf dem Rückweg sein, da er auf einer diplomatischen Mission war.", erklärte die Assassine höflich und lächelte milde: "Dennoch bin ich zuversichtlich, euch einen detaillierten Bericht abliefern zu können. Ich werde wie erwartet mich in euren Gemächern einfinden, eure Hoheit."

Mit einer Verbeugung zog sich die Assassine zurück, um sich ein Bild über die Lage von Götterfels zu machen. Dabei befragte Cecillia verschiedene Minister über die Ereignisse von Kryta und Tyria. Die zwei Stunden waren fast ein wenig zu knapp bemessen, zumindest wenn es nach der Assassine ging, aber sie wäre wohl keine Großmeisterin geworden, wenn sie einen solchen Bericht nicht hinkriegen würde. Nachdem sie sich ein Bild über die Lage gemacht und diese mit ihren eigenen Erlebnissen verglichen hatte, machte sich Cecillia sogleich auf den Weg zu den privaten Gemächern der Königin.

Sachte klopfte die Großmeisterin an der Türe und wurde mit einem Herein eingeladen die Gemächer der Königin zu betreten. Die Königin saß auf einem großen Sofa und ließ mit einer Geste verlauten, dass sie gespannt sei, was Cecillia wohl zu berichten hatte.

"Ich habe den Bericht den ihr gewünscht habt.", verneigte sich die Assassine und verschränkte die Arme hinter ihrem Rücken.

Cecillia ging ein wenig auf und ab, dabei erhob sie schließlich ihre Stimme: "Nun, ich fange am besten mit den Berichten aus Kryta an. Lord Thomas Campbell der Inhaber der East Cantha Trading Company hat das halbe Ministerium wegen Hochverrats hinrichten lassen, dabei hat er ausschließlich jene Minister hängen lassen, die damals versucht haben euch zu entmachten. Kurz darauf hatte er seine Truppen hier in Götterfels stationiert und mithilfe des Rates mehr oder weniger das Kriegsrecht ausrufen lassen. Er erließ ein Ermächtigungsgesetz, das es ihm erlaubt, alles und jeden ohne Prozess hinzurichten, der mit dem Weißen Mantel in Verbindung steht, mit ihm sympathisiert oder der Verdacht besteht, er könne mit Mantel in Kontakt stehen."

Die Adlige hielt einen Moment inne, um die Nachricht wirken zu lassen, dann fuhr sie fort: "Momentan ist Lord Thomas Campbell jedoch auf hoher See unterwegs, es heißt er lässt dort sämtliche Schiffe jagen, die auf den Weg zum Maguuma-Dschungel sind. Vermutlich will er verhindern, dass der Mantel so weiter an Rekruten kommt. Ob daran etwas Wahres dran ist weiß ich nicht, jedoch habe ich vorhin über einen Minister erfahren, dass Campbell scheinbar seinen Leuten den Befehl gab sich aus Götterfels zurückzuziehen, das heißt Götterfels hat lediglich noch seine Stadtgarde, was die Verteidigung der Stadt angeht. Da der Mantel euch versucht hat zu entmachten und entsprechend von der Company zugerichtet wurde, wird dieser vermutlich bald nach Rache dürsten, es wäre also angebracht möglichst schnell Unterstützung herbei zu holen. Zumindest ist das meine bescheidene Meinung zu diesem Thema."

Die Assassine blieb schließlich stehen und stemmte eine Hand in die Hüfte und seufzte leicht als sie weitersprach: "Nun soweit zu den Ereignissen aus Kryta. Auch Tyria hatte durchaus seine Wunden zu lecken, Löwenstein ist Opfer eines schrecklichen Anschlags geworden. Ich selbst war nicht dabei da ich zu diesem Zeitpunkt mit meinem werten Ehemann auf einer diplomatischen Mission war. Wir haben dem Zwergenprinz Thorin Brogarson geholfen den Schwarzeisenberg zurückzuerobern. Doch das ist eine längere und andere Geschichte. Wie auch immer, eine Schwarzmagierin namens Lyanna Baskerville, welche mit ihren Anhängern noch immer gesucht und auf freiem Fuß vermutet wird, hat die große Brücke zwischen der Garnison und dem Marktplatz eingerissen. Dabei sind etliche Unschuldige-Bürger ums Leben gekommen, sowohl Magier als auch Nichtmagier waren unter den Toten. Sie hat sich zwar damals verhaften lassen und wurde im Magiergefängnis Tartaros eingesperrt, doch laut Berichten, die mir vorgelegt worden waren, hat sie die Wächter des Gefängnisses die Dementoren auf ihre Seite ziehen können. Zusammen mit diesen Kreaturen hat sie dann das Gefängnis verlassen, ihr jetziger Aufenthaltsort ist derzeit nicht bekannt."

Die Assassine blickte die Königin ruhig an: "Nun das ist die aktuelle Lage in Tyria und Kryta."

Chloé war überrascht über den überaus schnellen und umfangreichen Bericht von Cecillia. Sie lächelte etwas und nickte zufrieden.

"Danke...damit weiß ich was ich als nächstes zu tun habe. Ich werde Alexandras bitten die Kaiserin aufzusuchen und um ein persönliches Gespräch zu bitten und dich bitte ich Lord Campbell ausfindig zu machen. Ich möchte ihn für eine persönliche Audienz und Verhandlungen über die Zukunft Krytas und die der East Cantha Traiding Company in Götterfels sprechen. Macht ihm bitte deutlich das er keine Wahl hat...wie auch immer..."

Von der sanften Stimme eines der königlichen Minister geweckt erwachte Alexandras etwas erschrocken in den königlichen Gärten. Einer seiner Lieblingsplätze in dieser Stadt hatte sich scheinbar rumgesprochen und zügig wurde er mit einigen hektischen Handbewegungen zur Königin gerufen. Die Stufen zu den privaten Gemächern von Chloé Phylakterium waren viele. Manche behaupten sie waren unzählig, doch Alexandras hatte sie mehrmals nachgezählt, so oft war er schon zu einer privaten Audienz der Königin geladen. Zweihundertdreiundvierzig Stufen. Keine mehr, keine weniger. Die Königin war bekannt dafür schnell zu Wort zu kommen und kaum hatte Alexandras einen Fuß hinter die Türschwelle gesetzt begann sie schon den nächsten Auftrag zu erteilen.

"Alexandras....gut das Ihr da seit. Ich möchte das hier etwas passiert. Ich möchte das folgender Erlass überall rumerzählt wird: Ihr werdet zum Oberbefehlshaber des Weißen Mantels befördert. Mit sofortiger Wirkung. Ich möchte das Kryta und der weiße Mantel zu altem Glanz findet und zwar unter Eurer alleinigen Führung.", etwas hektisch tippte die Königin auf und ab. "Sagt das den Schreibern....und gleich danach möchte ich das Ihr nach Löwenstein aufbrecht. Ich wünsche ein persönliches Gespräch mit der Kaiserin höchstselbst. Richtet ein Festmahl zu Ihrer Gnaden aus!" - schlagartig blieb die Königin stehen. Sie war es gewohnt das alle Ihre Diener sofort nach ihren Befehlen den Raum verließen und gehorsam waren. "Jawohl, Euer Majestät.", entgegnete Alexandras, ohne weitere Fragen zu stellen...

Cecillia neigte ihren Kopf und gab zu verstehen, dass sie den Befehl der Königin klar und deutlich verstanden hatte: "Jawohl meine Königin."

Da fiel der Assassine ein, war nicht Großmeister Laurentius bei Lord Thomas Campbell? Doch wie sollte sie mit ihm Kontakt aufnehmen? Vermutlich würde sie sich selbst wohl auf den Weg machen müssen. Zum Glück war ihr Mann Evander unversehrt zurückgekommen, auch wenn er seine Schuld bei Connigton nicht begleichen konnte. Und dann fiel es ihr wieder ein... Connigton war noch immer ein Problem und Evander hatte noch immer das schwarze Mal an sich haften. Also konnte sie Evander auch nicht mitnehmen... und dann war noch der Auftrag von Bordeaux in Toussaint, den sie zusammen mit Großmeister Ludwig, dem letzten der 3 Großmeister des Ordens. Egal wie sie es drehte oder wendete... vermutlich würde sie Evander losschicken müssen... Vielleicht war das aber gar nicht so schlecht, laut dem Brief von Laurentius der Krähe, den sie von Alessia überreicht bekommen hatte, befand sich der Großmeister gerade auf der Bloody Revenge. Er konnte Evander helfen, sollte dieser von Connigton geschnappt werden.

"Nun ich werde mein bestmögliches tun, damit Campbell hier herkommt. Ich wünsche euch einen schönen Abend.", nickte Cecillia und verneigte sich zum Abschied. Mit diesen Worten verließ sie die Privatgemächer der Königin.