Die Festung des 'Weißen Mantels'

Einige Minuten nachdem Lyanna sich ihr Zimmer zurecht gezaubert hatte, klopfte es an der Tür. Als Baskerville die Pforte sogleich öffnete, stand ihr ein junger Mann entgegen. Der ebenfalls Schwarzhaarige Kerl trug eine Mitternachtsschwarze und schnörkellose Robe und besaß neben fein gekämmten Haar auch einen scheinbar säuberlich gepflegten Bart. Als Lyanna zu dem etwas größeren Herren aufsah, nutzte dieser den Augenblick, hier na der Tür, um einen Blick in Lyanna's Zimmer zu werfen. Als dem Unbekannten aufgefallen war, das sich die junge Frau ihr Zimmer zurechtgezaubert hatte, huschte ihm ein ganz kurzes aber ehrliches Lächeln über die Lippen, bevor er schließlich zu Baskerville sah.

"Guten Abend, die Dame.", richtete er das Wort höflich und etwas kokett das Wort an Lyanna: "Ich wurde geschickt um Sie auf die Zeremonie heute Abend vorzubereiten."

"Guten Abend.", grüßte Lyanna etwas knapp zurück, dabei verschränkte sie die Arme und sah etwas zu dem groß gebauten Mann auf. Ein gepflegtes äußeres hatte er ja schonmal, etwas worauf die junge Magierin durchaus wert legte. Was ihr jedoch ein wenig sauer aufstieß, war der neugierige Blick, den er in ihr Zimmer warf, zumindest war ihr dies nicht verborgen geblieben.


"Es gibt also eine Zeremonie verstehe.", antwortete Lyanna und dachte sich dabei innerlich, warum man eigentlich bei so einer Aufnahme immer eine Zeremonie veranstalten musste? Sie seufzte innerlich und erwiderte: "Nun denn, wie wird diese Zeremonie ablaufen, was muss ich beachten?"

"Nun....", begann der Schwarzmagier schließlich zögerlich, nachdem ihn Lyanna nicht hereingebeten hatte, bevor er doch erneut ansetzte: "... es gibt nicht viel zu beachten, was die Aufnahme betrifft. Das Einzige über das ihr Euch im Klaren sein solltet, bevor ihr Eintretet ist Euer neuer Titel.
Denn wisst: Alle die sich dem Meister verpflichten legen ihre weltlichen Namen ab."

Mit jedem Satz wanderten die Augenbrauen ein wenig hoher und um so weniger gefiel ihr was sie hörte.


"Kommt rein...", seufzte Lyanna ging als erste in ihr Zimmer, dann holte sie ein weiteres Mal ihren Zauberstab hervor und zauberte zwei schöne Sessel herbei, wobei sie sogleich in einem der beiden Platz nahm. Mit einer Hand bot sie dem Schwarzmagier schließlich an sich zu setzen.


"Ich lege also meinen weltlichen Namen ab? Und er teilt mir einen neuen zu. Hab ich das so richtig verstanden?", fragte Lyanna nach. Was war das für ein seltsamer Zirkusverein, in den sie da hineingeraten war? Das war sicherlich wieder so ein Quatsch wie: Wasche dich rein und werde neu geboren. Da war sich Lyanna ziemlich sicher.


"Nun gut erzählt mir bitte etwas mehr.", forderte die Schwarzmagierin ihren Gegenüber auf und fügte an: "Möchtet ihr bei Gelegenheit etwas trinken?"

"Danke.", entging es dem Magier fast schon etwas zu fröhlich, als er von Lyanna endlich hereingelassen wurde, damit die beiden nicht länger im Türrahmen sprechen mussten. Nachdem die junge Frau auch noch angemessene Sitzmöbel bereitstellte, lächelte der Kerl erneut und setzte sich schließlich, bevor er seiner Gastgeberin schließlich erklärte: "Nein, Nein. Nichts dergleichen. Ihr dürft Euch den Titel frei aussuchen. Das Ganze ist auch mehr eine Tradition als eine wirklich feste Regel. Aber bis jetzt haben alle Schüler des Meister dies getan. 'Die Schwarze Lady', 'Der Schwarzmagier', 'Die Hexe' und natürlich 'der dunkle Lord' höchstselbst. Wir alle haben es getan.
Wenn ich an dieser Stelle vielleicht eine Empfehlung abgeben darf? 'Der Schrecken von Tartarus', würde Euch ausgezeichnet stehen."

Nach seiner Erklärung grinste der Schwarzmagier seinen Gegenüber schließlich zu, wohl um klarzumachen das er durchaus darüber informiert war, WER Lyanna war und WAS sie getan hatte.

"Oh, ich nehme einen Wodka-Martini, wenn es nichts ausmacht.", korrigierte der Kerl schließlich noch und schmunzelte verspielt in seinen Bart.

Lyanna schwang ihren Zauberstab erneut und beschwor ein Glas und die nötigen Zutaten für das gewünschte Getränk. Und als der Wodka-Martini fertig war, ließ sie diesen zu ihrem Gast hinübergleiten. Im Anschluss zauberte sich die Schwarzhaarige selbst einen Cocktail herbei und prostete elegant ihrem Gast zu.

Sie durfte sich also den Titel selbst aussuchen? Das wiederum gefiel der Schwarzmagierin durchaus. Während sie an ihrem Cocktail nippte, strich sie fast schon verführerisch mit dem Zeigefinger der freien Hand über ihren Hals runter zu ihrem Dekolleté wo sie mit ihrem Finger absichtlich etwas unter dem Stoff hängen blieb und etwas am Ausschnitt zupfte. Dabei hatte sie unauffällig den Schwarzmagier im Blick um zu sehen wie wohl seine Reaktion dazu war.



Schließlich stellte sie ihr Getränk ab und lächelte etwas süßlicher: "Der Schrecken von Tartarus? Das wäre tatsächlich ein Titel der mir Gefallen würde. Ich behalte ihn im Hinterkopf." Dann lehnte sie sich etwas nach vorne um ihm einen kleinen Einblick gewähren zu können. Wenn Lyanna etwas liebte dann mit ihren Reizen zu spielen. Und das konnte sie durchaus und sie wusste auch um diese. "Ihr scheint wohl zu wissen wer ich bin. Wenn ich richtig liege seid ihr ein Mann, der wohl gerne stets informiert ist.", sprach die schwarzhaarige Schönheit etwas leiser fast schon flüsternd.

Zurückprostend bedankte sich der Magier mit einem wohlwollenden Lächeln, welches er wohl auch noch eine Weile behalten würde. Schließlich wurde ihm nach dem kalten Getränk auch noch etwas äußerst heißes serviert und das sogar ohne das er es verlangt hatte.
Als er also an seinem Drink nippte nutzt er den Moment die Ausstattung seines Gegenübers zu studieren, als sich diese ihm geradezu aufzwang. Trotzdem starrte der Kerl nicht, oder begann lüstern zu geifern. Er behielt die Haltung und schmunzelte Lyanna verstohlen zu, bevor er schließlich auf ihre Frage einging.

"Wer in der Gegenwart solch mächtiger Magier ist, lernt es sich über sie zu Informieren. Das macht einen das Leben nicht nur einfacher, sondern verlängert es auch Ungemein.
Und ohne Euch jetzt zu schmeicheln, aber ich bin mir sicher, dass die meisten von Eurem Ausbruch etwas mitbekommen haben. Nur die wenigsten werden Euch erkennen. Die Frage, die sich mir dabei stellt, ist: Wollt ihr das, oder wäre Euch lieber der Sinn danach das Euch gleich JEDER erkennt?
Oh und wo wir gerade dabei sind: Es würde mich wahnsinnig interessieren wie ihr das Angestellt habt. Das mit Tartarus meine ich natürlich."

Lyanna legte ein Bein über das Andere und setzte sich etwas aufrechter hin während ihre Hände auf den Armlehnen des Sessels ruhten. Mit ihrem Blick fixierte sie förmlich den Schwarzmagier, er wusste, was sie hören wollte und was ihr gefiel, das machte ihn ihrer Meinung nach auch sehr gefährlich.

Dann betrachtete sie kurz ihre Fingernägel während sie ihre nächsten Worte mit bedacht auswählte: "Wisst ihr, mir steht durchaus der Sinn danach das mich jeder erkennt. Dennoch weiß ich auch, dass dieses Verlangen nicht unbedingt sinnvoll ist. Aber ich stimme euch zu, sich zu Informieren kann das Leben durchaus verlängern." Dann sah sie wieder zum Schwarzmagier mit einer ernsten Miene: "Wisst ihr... ich habe mich bewusst in Tartaros einsperren lassen. Wo manch einer einen weiten Bogen um diesen Ort macht, wollte ich unbedingt dort hin. Denn dort habe ich etwas Wichtiges gelernt. Warum Leute hinter Gittern einsperren, wenn man sie auch in ihren Köpfen gefangen halten kann. Das und nichts anderes machen diese Dementoren. Es gab nur wenig Zellen, die wirklich über eine Türe verfügten und dort kamen die Schwerverbrecher rein, mit unter auch ich. Doch die Dementoren hatten auf mich nicht die Wirkung wie auf meine Mitgefangenen. Während die meisten jammerten und dahin sabberten, konnte ich mir meine Kräfte bewahren, um mein eigentliches Ziel zu erreichen. Ich wollte die Dementoren unbedingt haben. Und ich bot ihnen etwas an, etwas das sie nicht ablehnen konnten oder gar ablehnen wollten."

Lyanna machte eine kurze Pause und nutzte diese auch um an ihrem Getränk zu nippen. Schließlich sprach sie weiter: "Ihr werdet euch sicherlich fragen, was könnte man einem Dementor anbieten. Einem Wesen das keinerlei Interesse an materiellem Wert hat. Einem Wesen das so unsagbar böse ist, dass es in der ganzen Magierwelt verrufen ist. Und die Antwort ist so einfach, ich bot ihnen an das wenn sie sich mir anschließen, sie nach Herzenslust sich am Glück anderer gütig tun dürfen. Den Dementoren gefiel Tartaros ebenso wenig wie es mir oder jemand anderem. Denn in Tartaros konnten sie sich nicht vermehren und waren ebenso Gefangen wie ich. Ihr fragt euch sicherlich warum sie auf mich keine Wirkung haben. Nun auch das ist einfach erklärt. Dementoren ernähren sich von Glück jener Kreaturen die sie umgeben. Sobald sie das Glück anfangen aufzusagen lassen sie die Gefangenen ihre schlimmsten Erinnerungen immer und immer wieder durchleben. Für viele ist es die reinste Hölle, aber ich kannte nichts anderes als Leid und Schmerz. So konnten sie mir kein Glück aussaugen und was meine schlimmsten Erinnerungen angeht, so kannte ich nichts anderes als Leid und Schmerz. Für mich war dieses Empfinden völlig normal, weshalb es mir nichts mehr ausmachte."

Erneut nippte sie an ihrem Getränk und lächelte leicht: "Wie auch immer die Dementoren halfen mir schließlich beim Ausbruch, sie kümmerten sich mit unter um die Wächter und ich sprengte mit meiner Magie ein großes Loch in die Mauern. So konnte ich gemeinsam mit vielen anderen Gefangenen diesen Ort schließlich verlassen."

"Aber genug von mir.", lächelte die Schwarzmagierin und lehnte sich wieder etwas vor: "Erzählt mir ein wenig von euch und bei Gelegenheit würde ich gerne ein wenig mehr über meinen künftigen Meister erfahren."

"Ah, Verstehe. Die Dementoren also, interessant...", säuselte der Schwarzmagier schließlich nachdenklich und nickte dabei bedächtig, als er die Information vernahm. Während der Erzählung seines Gegenübers hatte er die Chance genutzt erneut Lyanna selbst und den Raum zu begutachten. Scheinbar war die neue Schülerin eine Frau von Klasse, was man wohl leider nicht von allen hier in der Festung behaupten konnte.

"... ich würde ja jetzt gerne behaupten, dass mich das Überaschen würde, oder dass ich das erwartet hätte... aaaber... um ehrlich zu sein habe ich mich noch nie für magische Lebensformen interessiert. Zumindest nicht über das grundlegende Studium hinaus.", begann der Kerl schließlich erneut nachdem er seinen Drink lehrte: "Aber nach dem was ich von diesen Wesen weiß, muss eure Tat schon beeindruckend gewesen sein. Zumindest beeindruckend genug, um dafür zu sorgen, das Euch der Meister in Betracht zieht.
Und falls Ihr an dieser Stelle jetzt hofft, dass ich Euch etwas über ihn erzählte, muss ich Euch enttäuschen. Über 'ihn' zu sprechen ist keine gute Idee. Das ist die erste Lektion, die ihr hier lernt. Was ich betrifft werdet ihr Euch mit meinem Gesicht anfreunden müssen, wenn Ihr bleibt, denn ich bin ebenfalls des Meisters Lehrling. Seid über zwei Jahren studiere ich im seinen Schatten und kann Euch versichern das der Preis den wir dafür zahlen die Belohnung wert ist."

Das Vanessa mit seinem Meister gesprochen hatte, damit sie hier lernen konnte ließ die Schwarzmagierin lieber unerwähnt. Dennoch schwenkte sie ein wenig das Cocktailglas und betrachtete den Drink darin: "Nun in aller Regel interessiere ich mich für die meisten magischen Wesen kein bisschen. Dennoch sind unter ihnen hin und wieder ein paar.... Exemplare bei denen es ganz nützlich sein kann wenn man sich mit ihnen befasst."

Als er dann schließlich erwähnt er wäre ebenfalls des Meisters Schüler blickte sie ihn wieder direkt an mit ihren grünen Augen. "2 Jahre schon?", fragte Lyanna schließlich nach. Sie hoffte, das ganze ein wenig schneller über die Bühne zu bringen. Den Ehrgeiz dazu hatte sie zumindest mitgebracht und auch im Blut.

"Nun ich denke nicht das wir beide ein Problem miteinander haben werden. Außer ihr besteht darauf.", lächelte Lyanna ein wenig provokant und fügte etwas gelangweilt hinzu: "Aber natürlich, der "geheimnisvolle" Meister. Warum überrascht mich das jetzt nicht im geringsten? Wie auch immer, ich werde mich wohl damit abfinden müssen." Galant stellte sie ihr leeres Glas weg, ob es den Preis wirklich wert war, würde sie noch früh genug erfahren.

"Zwei Jahre... und ich hoffe es werden noch viele folgen. Nirgendwo sonst hat man die selben Möglichkeiten wie hier. Es gibt keine Beschränkungen, nicht so wie in Durmand oder anderswo. Der Anfang kann Hart sein, wenn der Meister einen Prüft aber wenn man einmal sein Vertrauen genießt kann man tun und lassen, was man will.", erklärte der Magier noch während schließlich das leere Glas selber mit Magie wieder verschwinden ließ.

Viele Jahre mehr? Wie viel länger wollte er denn noch studieren? Hatte er denn gar keinen Ehrgeiz? Einen Wissensdrang zu haben war ja schön und gut, aber irgendwann sollte man auch die Ausbildung abschließen, so zumindest empfand es die junge Schwarzmagierin. Außerdem hatte sie keine Lust stets nur die Schülerin zu sein.


"Verstehe, nun ich für meinen Teil will die Ausbildung hier bestmöglich abschließen.", lächelte Lyanna leicht und legte ein Bein über das andere: "Ja das mit dem Vertrauen ist so eine Sache für sich nicht wahr? Es lässt sich so schwer aufbauen und so leicht einreißen, dass es schon fast beängstigend ist. Aber genug davon. Ich habe noch gar nicht nach eurem Namen gefragt."

"Namen sind unwichtig, meine Liebe...", unterbrach der Nekromant das Gespräch zwischen ihr und dem Schwarzmagier. "Und das soll auch gleich deine erste Lektion sein.", fügte er anschließend noch hinzu bevor er sich ganz dem Magier widmete:

"Würdest du dich bitte mit Kenneth und Rayla im Allerheiligsten einfinden? Wir haben ein Problem.", schilderte der Suchende Nekromant mit einem sehr ernsten Ton. Ohne zu Zögern - oder überhaupt zu reagieren machte er sich auch gleich auf den Weg.

"Nun, Lyanna. Erzähl' mir von dir. Wer bist du? Warum bist du hier und vor allem: Was kannst du?"

Lyanna sah dem Schwarzmagier kurz nach und blickte dann wieder zum suchenden Nekromant, mit ihrer üblichen kühlen Stimme antwortete sie: "Ich habe meine Ausbildung in Durmand bis zum fünften Kreis abgeschlossen. Ich habe mich auf die Schwarze Magie spezialisiert, insbesondere auf die Qualschule. Über die Jahre hinweg habe ich festgestellt, dass mir Qualzauber am besten liegen. Besonders der verbotene Zauber Crutis ist meine Stärke. Ich habe eine ziemlich blühende Fantasie, wenn es darum geht, anderen Schmerzen zuzufügen."

Die Schwarzmagierin hielt einen Moment inne, bevor sie weiter sprach: "Meine Eltern selbst sind beim Massaker von Eldvin-Kloster umgekommen. Ich war gerade mal 6 Jahre alt und hatte sowieso kein gutes Verhältnis zu ihnen... von daher können sie gerne im Reich der Qual verrotten..."

Lyanna blickte etwas gelangweilt ihre Fingernägel an und fuhr ruhig fort: "Und warum ich hier bin? Nun das ist einfach erklärt, es fing damit an, dass ich in Löwenstein den großen Anschlag auf die Brücke zur Bastion der Stadt verursacht habe. Wir haben zusammen die Brücke niedergerissen und ich habe mich absichtlich fangen lassen, um ins Magiergefängnis Tartaros eingeliefert zu werden. Dort hab ich die Dementoren auf meine Seite gezogen, weil ich ihnen einen Vorschlag gemacht habe, zu dem sie nicht nein sagen konnten. Als ich die Dementoren auf meiner Seite hatte, bin ich schließlich mit denen die mir beim Anschlag geholfen haben, ausgebrochen. Vermutlich sind noch viele weitere Gefangene mit ausgebrochen, aber das ist mir ehrlich gesagt egal. Wie auch immer... ich bin durch den Sturm geflogen und mich hat vermutlich ein Blitz getroffen, denn als ich zu mir kam, fand ich mich auf einer seltsamen Insel mit einem noch seltsameren Dorf wieder. Dort hatte sich Vanessa niedergelassen und fragte sie, ob sie mich zum 6. Kreis der Magie ausbilden kann. Vanessa lehnte ab, aber ich bin hartnäckig geblieben und sie machte mir einen Vorschlag. Ich sollte ihr Rätsel lösen und dafür würde sie sorgen, dass ich die Ausbildung zum 6. Kreis antreten kann. Als wir von der Inquisition angegriffen wurden, flohen wir von dieser komischen Insel und sie brachte mich hierher. Und deshalb bin ich hier, weil ich ein Rang 6 Magier werden will. Ich bin sehr wissbegierig und ehrgeizig, das sind wohl die Eigenschaften, auf die ich besonders stolz bin..."

Der Nekromant horchte der jungen Frau aufmerksam zu. Das sie sich in der Zauberschule bis zum fünften Magiekreis gekämpft hatte verwunderte ihn angesichts ihrem Drang zu Qual und Zerstörung sehr. Waren die Professoren und auch Tom so nachlässig geworden? Früher schienen die Leute mehr darauf zu achten das Geschenk der Magie zu beschützen. Scheinbar hatte niemand aus den Magiekriegen in der Vergangenheit gelernt. Nichtsdestotrotz war die Anwesenheit von Lyanna ein Segen. Ihre kühle Art und ihre Freude zu blinder Zerstörung jedoch machten ihm ernsthafte Sorgen - fürs Erste zumindestens.

"So? Der 6. Kreis der Magie ist dein Ziel....sicher. Wir haben zunächst etwas wichtiges zu erledigen. Betrachte es als deine Prüfung.", antwortete der Schwarzmagier etwas brummig und ging voran, gab der jungen Frau mit einem einfachen Handzeichen zu verstehen das sie ihm folgen sollte. Zügig liefen die beiden nun durch die Festungsmauern um sich mit den anderen im Allerheiligsten zu treffen. Dieses befand sich in der großen Halle der Festung hinter einen magisch gesicherten Schloss. Als die beiden in der Halle standen murmelte der Nekromant einige unverständliche Worte und der Gang öffnete sich. Es war ein kurzer, schmaler Gang und schon standen sie mit den drei anderen in einer dunklen, mit Blutsteinen übersäten Halle. Es gab noch einen Gang der tiefer in das Allerheiligste führte, so viel war zu erkennen.

Justiziarin Rayla, Beichtvater Kenneth und der namenlose Schwarzmagier standen nun im Halbkreis vor dem Suchenden Nekromanten und auch Lyanna gesellte sich zu ihnen. Er setzte gleich zu einer Art Vortrag an und die Mitglieder des inneren Zirkels hörten aufmerksam zu.

"Wir haben ein Problem. Sicher ist euch das verrückte Hexenweib Josmine Saraziel bekannt. Ich hatte vor einigen Jahren gehofft mit einem Pakt ihre Verrücktheiten unter Kontrolle zu bekommen und sie....wie auch immer sie ist für unsere Sache gewinnen zu können. Aber leider - und das war wohl zu erwarten - geht diese Frau nun ihren Weg. Ein Weg des Wahnsinns und das, was passieren wird, kann ich weder vorhersehen noch verhindern. Josmine Saraziel versammelt in diesem Moment die Hexen von Tyria zusammen für ihren persönlichen Liebesfeldzug gegen die Kaiserin. In dieser....", der Nekromant wurde immer abfälliger. "....Tragischen Komödie haben wir aber nichts zu suchen. Es liegt an uns diesen Zufluchtsort zu schützen - denn glücklicherweise weiß ich das Josmine etwas heraufbeschwören wird das uns alle umbringen könnte."

Am Anfang dieses Vortrages konnten sich die Mitglieder und auch Lyanna - die ja schon Bekanntschaft mit der verrückten Oberhexe gemacht hat - ein schmunzeln nicht verkneifen. Doch Satz für Satz verfinsterten sich die Minen der Anwesenden weil die Situation scheinbar ernster war als anfänglich gedacht.

"Wir werden eine magische Barriere erschaffen um diesen Ort und unseren Orden und unser Wissen zu schützen. Ich möchte das ihr einen großen Haufen Blutsteine in den inneren Hof der Festung bringt und euch dann alle auf jeweils einen Turm versammelt. Wir werden anschließend gemeinsam unsere Energie bündeln und einen großen Zauber auf den Blutsteinhaufen wirken und mit dieser Mischung aus unserer Magie und den Steinen eine magische Barriere schaffen die diesen Ort vor Eindringlingen und auch Magie schützt. Bis ich eine Entwarnung ausspreche darf niemand diesen Ort verlassen - denn durch diese Abschirmung wird es nicht mehr möglich sein ihn zu betreten. Alles, was versucht, diesen Ort zu erreichen wird zu Staub zerfallen. Ausnahmslos."

Mit verschränkten Armen hatte die Schwarzmagierin dem Vortrag des dunklen Lords gelauscht. Beinahe hätte sie laut loslachen müssen, als der suchende Nekromant sagte, dass man es nicht hätte voraussehen können, dass Josmine nun ihren eigenen Weg ginge. Schon bei ihrer Begegnung war der Schwarzmagierin klar gewesen, dass diese Hexe völlig unzuverlässig und verlogen war.


"Verzeiht die Frage, da ich ja hier neu bin... habt ihr bereits die Blutsteine hier irgendwo in dieser gemütlichen Festung gelagert oder müssen wir erst losziehen und diesen besorgen?", meldete sich Lyanna zu Wort ohne dabei ihre Arme zu lockern.

Irgendwie beschlich sie jedoch der Gedanke, dass der Mantel die nötigen Blutsteine nicht auf Lager hatten. Der Zauber um die Barriere herbei zu beschwören, war in ihren Augen ja ein kleineres Problem. Vielleicht war es ja gar nicht so schlecht, dass Vanessa sie hierher gebracht hatte. Wenn sie sich mit den anderen für eine Weile gut stellte, würde sie zumindest den verrückten Plan dieser irren Hexe überleben.

Justiziarin Rayla und der Schwarzmagier waren schnell in den Gang hinter der Halle in welcher der Nekromant die Ansprache hielt verschwunden. Lediglich Kenneth wartete die Frage des jüngsten Mitglied ab. Der Suchende Nekromant nickte Kenneth zu und verschwand dann wieder in die Richtung aus der die beiden zuletzt gekommen waren.

"Du kommst mit mir....die Blutsteine sind hier im Allerheiligsten. Rayla ist schon vorgegangen.", beantwortete der Beichtvater die Frage. "Wir brauchen keinen riesen Haufen. Die Blutsteine enthalten eine große Menge Magie. Der schwierige Teil ist es das wir Magier unsere Energie lange genug bündeln können bis die Barriere einen Halt hat. Wir sind nur fünf Leute....das wird anstrengen."

Lyanna nickte gehorsam, als der Beichtvater beschloss, dass sie mit ihm kommen solle. Dass sie die Blutsteine hier hatten und auch nicht so viele brauchten war schonmal eine gute Nachricht.

"Nun gut, dann begebe mich in eure fähigen Hände.", nickte Lyanna knapp. Die Tatsache das sie nur 5 Leute waren, beunruhigte die Schwarzmagierin jedoch weniger. Wenn sie gut zusammenarbeiteten, würden sie den Zauber hinkriegen, da war sich die Magerin sicher.

Rayla und der Schwarzmagier kamen den beiden im nächsten Gang schon entgegen. Brummig wie immer murmelte Rayla lediglich: "Achtung.", bevor sie zügig den Raum wieder in die Hauptkammer verließen. Zunächst wusste Kenneth nicht so richtig was sie gemeint hatte als die beiden ihnen entgegen kamen doch kurz darauf konnten sie es direkt vor ihren Augen sehen: Die Justiziarin und der Magier schafften die Blutsteine mit einem Levitationszauber aus dem Allerheiligsten hinaus. Kenneth erkannte das gerade noch rechtzeitig und stürzte sich etwas eilig zu Lyanna und drückte sie zu Boden um die beiden vor den fliegenden Steinen zu schützen. "Tut mir Leid...", sagte er als die beiden am Boden lagen - etwas zu nah' beieinander - und die Steine über sich schweben sahen. "...aber die Dinger am Kopf vor dem Zauber wären....schlecht.", lächelte er schließlich.

Nachdem die Gefahr weg war, half Beichtvater Kenneth ihr schließlich auf. Mit einem etwas verstimmten Gesichtsausdruck sah sie den schwebenden Blutsteinen nach und staubte ihre Kleidung mit ein paar Klopfern ab.

Dann sah sie zu Kenneth und lächelte etwas freundlicher: "Danke, ich gebe zu mir fehlt die Erfahrung und das Wissen über Blutsteine um zu wissen welche Gefahr sie eigentlich darstellen."

Dass Kenneth sie vor einer unangenehmen Situation bewahrt hatte, wusste die Schwarzmagierin zu schätzen und das machte ihn auf eine gewisse Art und Weise für sie sogar sympathisch. Auch, wenn sich Lyanna schwertat anderen Menschen Sympathie abzugewinnen.


"Können diese Blutsteine einem bei bloßer Berührung die Lebensenergie entziehen?", fragte die Schwarzmagierin nach, welche sogleich der Wissensdurst gepackt hatte.

"Die Blutsteine sind...Überbleibsel aus längst vergangenen Tagen. In ihnen wohnt noch sehr mächtige, alte Magie inne die wir uns hier zu nutzen machen. Nun...eben für so Zauber wie der Meister sie heute vorgesehen hat. Ihre Benutzung entzieht dir Lebensenergie, die bloße Berührung nicht. Ich wollte einfach nicht das so ein Ding bei dir am Kopf landet.", grinste Kenneth.

Die beiden gingen schließlich weiter durch den Gang wo die Blutsteine gelagert wurden.

"Das mit der Levitation sollte kein Problem sein, oder? Gehst du vor und ich laufe hinten. Schaffen wir noch ein paar von den Dingern nach draußen, dann sollte es genug sein."

"Das ist überaus nett von euch.", meinte Lyanna die einen solchen Umgang weniger gewohnt war. Selten war irgendwer zu ihr in den letzten Jahren nett gewesen, obwohl Vanessa es vermutlich auf ihre Art und Weise gewesen war. Das war auch einer der Gründe, weshalb Lyanna die Lich so schätzte. 

Zumindest hatte sie heute wieder etwas Neues gelernt und damit war Lyanna schonmal zufrieden. Als der Beichtvater sie fragte, ob sie das mit dem Zauber hinbekommen würde, nickte sie: "Das sollte ich doch wohl hinkriegen."

So zog sie aus ihrem Ärmel ihren Zauberstab und sprach die Formel für den Levitationszauber, dabei vollführte sie entsprechende Bewegungen mit dem Stab aus und schließlich erhob sich ein kleiner Berg von Blutsteinen in die Luft.

"Dann wollen wir mal.", meinte Lyanna und fing an vorzulaufen.

Lyanna ging voran, gleich hinter ihr die schwebenden Blutsteine die Kenneth von der Gegenseite in der Luft hielt. Es dauerte nicht lang so konnten sie die andere Hälfte der Klumpen, wie gewünscht, in den Hof bringen, wo Rayla und der Schwarzmagier schon auf sie warteten.

"Dann gehen wir auf die Türme.", sprach Rayla gewohnt brummig und zeigte auf die Vier, die noch nicht besetzt waren. Auf einem hatte sich nämlich bereits der Nekromant positioniert. "Ich nehm' den.", zeigte die Justiziarin und machte sich auf den Weg. Der Schwarzmagier zeigte auf einen weiteren und lief ebenfalls direkt los. Kenneth und Lyanna sahen sich noch einmal kurz an bis der Beichtvater mit einer Kopfbewegung auf den Turm zeigte den er besteigen würde und so machte auch er sich sofort auf.

So blieb der letzte Turm für Lyanna übrig, weshalb sie sich gleich auf den Weg machte, um den letzten Turm zu erklimmen. Immer weiter und weiter stieg die Schwarzmagierin die Wendeltreppe empor, bis sie schließlich nach einiger Zeit die Spitze des Turms erreicht hatte. Dort stellte sie sich in die Mitte und wartete darauf, dass es nun losgehen würde.

Es war wohl das erste Mal für sie, dass sie bei einem solchen Zauber mithalf, doch nervös wurde sie deshalb noch lange nicht. Das war wohl ihrem großen Maß an Selbstbewusstsein zu verdanken, dass die Schwarzmagierin mit sich herumtrug. Mit ruhiger Miene sah sie zwischenzeitig zu den anderen Türmen, jeden Moment würde es wohl losgehen.

Der Nekromant sah' mit verschränkten Armen von einem der Türme zu den anderen Magiern und nickte zufrieden. Gleich darauf führte er seine linke Hand zu seiner Stirn und hielt Zeige- und Mittelfinger dagegen, um nun über die Gedanken mit den anderen zu kommunizieren.

"Wir brauchen jetzt eure volle Konzentration. Richtet beide Arme zu dem Blutsteinhaufen und sprecht immer wieder, langsam und deutlich folgende Formel: 'Arcadia Malakar Tetriandoch.' Bitte sprecht die Formel deutlich und richtig aus, wir können uns keine Fehler leisten. Wir müssen die Kraft in den Blutsteinen bündeln und werden die konzentrierte Magie anschließend in den Himmel befördern und damit den Grundriss der Barriere erschaffen. Anschließend sprechen wir die Formel solange weiter bis die Barriere vollständig mit Blitzen gezeichnet ist. Erst dann ist ein Schutz gewiss."

Auf die Erklärung des dunklen Lord folgte die Umsetzung. Die anwesenden Magier sprachen nun immer wieder langsam und deutlich den Zauberspruch, hielten beide Arme senkrecht in Richtung des Blutsteinhaufens und zauberten aus der offenen Handfläche heraus. Die magischen Wellen die sie aussandten waren deutlich zu erkennen aber noch etwas schwach. Umso öfter sie den Zauber wirkten desto stärker wurden die Wellen und auch der Blutsteinhaufen zeigte jetzt eine Reaktion. Das dunkelrote Schimmern der Steine intensivierte sich und kurz darauf begannen die ganzen Klumpen in einem magischen Leuchten zu baden. Auf Kommando des Nekromanten gingen die Arme der anwesenden Magier nun langsam von den Blusteinen hinauf gen Himmel. Die Wellen die sie vorher beschworen hatten waren mittlerweile ein fester Magiefluss geworden und der Kontakt zwischen den Zauberern und der Blutsteinenergie war stabil. Die Hände gingen immer weiter in die Höhe bis der Anführer ihnen das Signal zum stoppen gab und nun hatten sie den idealen Punkt für die magische Barriere erreicht. Sowohl Rayla, als auch Kenneth, Lyanna und der Schwarzmagier sprachen nun wieder die magische Formel und sendeten Wellen der Magie aus. Der Suchende Nekromant tat genau das gleiche, immer und immer wieder sagten alle den Zauberspruch. Der Vorgang zog sich einige Minuten, die den Anwesenden vermutlich wie eine Ewigkeit vorgekommen sein muss, weil es sehr lange dauerte bis sich Ansätze einer Kuppel zeigten. Blitzartige, magische Energien strömten nun langsam vom oberen Punkt hinunter. Nur langsam aber sicher ging es voran und allen anwesenden Magiern kostete es eine Menge Kraft weiterhin ihre Kräfte auf die Barriere zu bündeln. Als die Wellen, die sie alle aussandten schwächer wurden gab der Nekromant ein scharfes Kommando an alle das sie nicht aufgeben dürften aber die die Blutsteine hatten an der Kraft aller genagt. Die Barriere drohte einzustürzen, bevor sie erschaffen wurde...