Die Festung des 'Weißen Mantels'

Plötzlich gab es ein seltsames, nicht einzuordnendes Geräusch hinter den anwesenden Magiern auf ihren Türmen. Hinter ausnahmslos jedem Magier erschien wie aus dem Nichts ein Mursaat und schwebte nun neben den Zauberern und wirkten den gleichen Zauberspruch auf den Hauptpunkt der Barriere. Nun wieder konnte man die Blitze deutlicher wahrnehmen und schneller als zuvor schloss sich die Kuppel von oben hinunter Richtung festem Boden. Die anwesenden Mursaat sprachen gemeinsam mit den Magiern, immer wieder, deutlich hintereinander: "Arcadia Malakar Tetriandoch!"

Nicht nur das die Anzahl der Zauberer nun praktisch verdoppelt wurde, so wurden auch die geschwächten Magier motiviert und so gelang es ihnen schließlich innerhalb einiger, dennoch anstrengender Minuten die Barriere bis zum Boden fertig zu stellen. Die sprachen noch so lange den Zauberspruch bis die ganze magische Abschirmung von rot flimmernden Bliten durchtränkt war. Der Suchende Nekromant war der erste der seine Hände wieder fallen ließ und sprach zu den anderen durch ihre Gedanken: "Wir haben es geschafft.....den Unsichtbaren sei Dank."

Entkräftet ließ Lyanna ihre Arme sinken und sah sich einmal ordentlich um, die Barriere, die sie errichtet hatten war gigantisch. Doch dank dem Mursaat hatten sie den Zauber letztlich geschafft. Ein Mursaat, was man nicht alles zu sehen bekam in diesem sonderbaren Dschungel dachte sich Lyanna. Dabei galten sie doch eigentlich als ausgestorben, wenn sie sich zumindest richtig erinnerte.

Aber jetzt wollte sie erstmal runter von diesem Turm und stieg die lange Wendeltreppe hinab und ging zu dem Platz wo sich die Blutsteine befanden. Kaum war sie unten angekommen, da kamen ihr auch schon die anderen entgegen.


"Ein Mursaat?", fragte Lyanna den Beichtvater mit ruhiger Stimme und fügte an: "Ich wusste gar nicht, dass es sie noch gibt."

Die Mitglieder des inneren Zirkels welche dem Erschaffen der magischen Barriere bei wirkten waren erschöpft. Allesamt ließen sie müde die Arme fallen und sahen zu ihren benachbarten Mursaat hinüber. Für den Beichtvater und die Justiziarin war es eine große Überraschung nun tatsächlich vor ihnen zu stehen - denn bisher kannten sie nur die Legenden über die Mursaat und wie bei allen Legenden und Geschichten gab es immer eine gewisse Skepsis dahinter. Rayla schien sich noch eine ganze Weile mit einem der Unsichtbaren zu unterhalten während Kenneth völlig erschöpft seinen Turm verließ. Die übrigen Mursaat schwebten nun wie erhabene Wächter durch die Festung und verschwanden ziemlich schnell mit dem Meister im inneren Heiligtum und verschlossen die Tore hinter sich. Der namenlose Schwarzmagier zog sich ebenfalls voller Erschöpfung zurück. Lyanna hingegen suchte gleich danach das Gespräch mit Kenneth. Er bekam nur ein müdes, erschöpftes Lächeln über die Lippen bevor er zu Boden sackte um sich hinzusetzen.

"Puh...", murmelte er. "Ehrlich gesagt wussten auch wir das nicht...und wir gehören hier zum Rat..."

Kenneth sah' hinauf zu Lyanna die trotz der Anstrengung immer noch gut stehen konnte.

"Wir kämpfen seit vielen Jahren für den Mantel....für die Unsichtbaren....im Glauben an sie aber gesehen haben wir sie trotzdem niemals...ich bin überrascht das sie uns für würdig befunden haben. Uns alle. Auch dich. Das bedeutet....einiges. Findest du nicht?"

Lyanna sah kurz von Kenneth zu dem Mursaat, ehrlich gesagt glaubte sie noch immer nicht an diese Kreaturen. Da gab es doch sicher einen Haken. Vermutlich war der Mursaat ein starker Magier, welcher sich einen faulen Scherz erlaubte, aber das sprach Lyanna lieber in der Anwesenheit des Beichtvaters nicht aus. Denn den Glauben des Mantels in ihrer eigenen Festung so kritisch zu hinterfragen konnte vermutlich mit einem Himmelfahrtskommando verglichen werden.


"Ja wir können uns wirklich glücklich schätzen...", meinte die Schwarzmagierin etwas langsam und half dem Beichtvater hoch.

Glauben war noch nie ihre Stärke gewesen, sie umgab sich lieber mit nachgewiesenen Fakten und Wissen. An etwas zu glauben, war in ihren Augen eher eine reine Zeitverschwendung.

Dass dieser "Mursaat" ihnen geholfen hatte, kam der Schwarzmagierin dennoch sehr gelegen, so war sie jetzt in Sicherheit vor dieser Sylvari.
"Ja das bedeutet einiges, ich fühle mich geehrt.", log die Schwarzmagierin dem Beichtvater ohne Scham ins Gesicht und strich sich eine Haarsträhne hinter das rechte Ohr.

"Nun wenn nichts dagegen spricht, würde ich mich gerne zurückziehen. Heute ist viel passiert und ich könnte etwas Ruhe gebrauchen.", lächelte die Schwarzmagierin.

Am nächsten Morgen klopfte der Schwarzmagier an der Tür von Lyanna's Gemach. Es dauerte eine Weile bis sie die Tür öffnete.

"Der Meister erwartet Euch bei Anbruch der Dunkelheit im Speisesaal.", sprach er kühl und drehte sich gleich danach wieder um und verschwand so schnell wie er gekommen war.

Lyanna blickte dem Schwarzmagier mit kühler Miene nach und schloss die Türe wieder unwirsch. Vielleicht war es besser keinen engen Kontakt mit den Leuten hier aufzubauen, dachte sich Lyanna und widmete sich wieder ihren Büchern. Von dem Zauberritual hatte sich die Schwarzhaarige mittlerweile gut erholt, seitdem war sie auch nicht mehr aus ihrer Unterkunft herausgekommen.

Das Buch flog sanft vor ihr hin und mit einem Wisch ihres Zauberstabs blätterte sie die Seiten um, während ihr Gesichtsausdruck eher gelangweilt wirkte. Nirgendwo stand ein brauchbarer Hinweis über die Mursaat, verstimmt schnippte sie mit den Fingern und das Buch klappte zu. Dann schwang sie ihren Zauberstab kurz und das Buch flog zurück ins Regal. Schon musste die Schwarzhaarige äußerst mühselig einen Tobsuchtsanfall niederkämpfen. So massierte sich die Schönheit ihre Schläfen und schloss dabei die Augen, während sie tief ein und ausatmete.

So verbrachte Lyanna ihren Tag in ihrem Gemach, zwischenzeitig nahm sie einen kleinen Bissen zu sich und so machte sie sich schließlich für die Begegnung mit dem dunklen Lord zurecht. Wie immer hatte sie sich viel Zeit beim Schminken und herrichten gelassen, mit einem verführerischen Lächeln betrachtete sie sich im Spiegel und wandte sich ab um das Zimmer zu verlassen.

Mit Magie öffnete sie die Türe des Speisesaals und sah den dunklen Lord dort stehen. Dann machte sie zur Begrüßung einen Knicks und erwiderte ruhig: "Ihr habt mich rufen lassen, Mylord." Dann verschränkte sie ihre Arme hinter dem Rücken, während ihr Gesicht keinerlei Emotionen zeigte.

Der Suchende hatte den halben Tag damit verbracht das Werk der vereinten Kräfte zu bewundern. Nur die Zeit würde zeigen wie wirksam diese magische Barriere am Ende wirklich war. Das rötliche flackern der Blitze jedoch faszinierte den Mann, der glaubte, alles schon gesehen zu haben. Ziemlich früh am Morgen schon ließ er Lyanna zum Abendmahl rufen und wählte den Beginn der Nacht aus weil der Speisesaal zu dieser Zeit leer war. Er wollte in Ruhe mit der Schwarzmagierin reden, vor allem nach dem Auftauchen der Mursaat.

Er befand sich bereits an einem der zahlreichen Tische und ließ' das Geschirr und zwei verschiedene Flaschen Wein anrichten. Die Magiern - die scheinbar sehr viel Zeit in ihr Erscheinungsbild gesteckt hatte - versuchte es auf die höfliche Art. Mylord. Ein Knicks. Aber in ihrem Gesicht zeigte sich keine Emotion - lediglich die Augen sprachen. Der Nekromant lächelte etwas.

"Setzt Euch, Lyanna. Sparen wir uns diese....Höflichkeiten. Die Zeiten in denen ich als 'Dunkler Lord' bekannt wurde sind viele Jahre vorbei. Außerdem haben wir beide ein klares Ziel. Ihr möchtet eine Meistermagierin werden. Ich glaube Ihr seht in Vanessa eine Art....Vorbild. Also solltet Ihr....auch mehr sein wie sie. Oder besser gesagt...wie sie war. Seit Ihr mit ihrer Geschichte vertraut? Also....ihrer ganzen Geschichte....sie hält einige Wendungen parat aber alles begann sehr unerwartet. Sie wusste nichts von ihrer Magie oder das sie eines Tages zu den höchsten Magiern von Tyria gehören würde. Von ihrem Schicksal als Lich hätte sie sicher auch niemals zu träumen gewagt....das alles hat sie nur zwei Dingen zu verdanken: Ihrer eigenen Persönlichkeit...den Drang immer weiter zu machen, egal was kommt.....und natürlich dem Geschenk der Magie..."

Nach seinem Vortrag herrschte für einen Augenblick Ruhe. Um die Situation wieder etwas aufzulockern gab der Schwarzmagier dem Kellner am anderen Ende des Raumes mit einem Winken das Signal das die beiden zum bestellen bereit waren. "Nun...Lyanna...lasst' uns speisen. Was darf's sein?"

Als Lyanna aufgefordert wurde sich zu setzen, kam sie dieser "Bitte" nach. "Nun ich wollte nicht unhöflich sein. Daher hielt ich diese Ansprache für geeignet. Aber dann verzichte ich eben darauf.", meinte Lyanna schließlich.

Während sie dem dunklen Lord lauschte, fixierte sie ihn mit ihren giftgrünen Augen, ihre Finger waren ineinander verschränkt und hielt ihren Mund dahinter verdeckt, was ihre eine aufmerksame aber auch nachdenklich Erscheinung zusprach. Die Aussage, dass sie niemals geträumt hätte ein Lich zu sein, war dann in ihren Augen sehr gewagt, fast schon beleidigend. Lyanna konnte sich nicht vorstellen, dass man es sich freiwillig aussuchte ein untotes Dasein zu fristen. Das ewige Leben hatte natürlich seinen Reiz, aber hin und wieder fragte sich die Schwarzmagierin, ob das nicht manchmal mehr Fluch als Segen war. Doch am Ende zu sterben ohne, dass man sich an sie erinnerte, wollte sie natürlich auch nicht.

"Ich nehme Reh in Pfifferlingssoße und Gemüse dazu. Und als Getränk bitte einen süßen Rotwein.", sprach Lyanna.

Schließlich wurden die Getränke serviert und sie prostete dem dunklen Lord zu: "Auf euer Wohl." Genüsslich nahm sie einen Schluck aus dem Weinglas und stellte dieses langsam ab: "Den Wissensdrang von ihr hab ich bereits... ich eigne mir sehr gerne neue Sprüche an und verfeinere jene dich kenne."

Lyanna ließ lansgam einen Finger über den Rand ihres Glases kreisen und sah dabei den Schwarzmagier weiter an: "Ich habe ihr durchaus einiges zu verdanken, deshalb habt ihr recht. Sie ist mein Vorbild. Erzählt mir ein wenig mehr von ihr, ich höre euch aufmerksam zu."

Der Nekromant lächelte, bestellte sich das selbe wie seine Gegenüber und hörte ihrer Reaktion gespannt zu.

"Ich denke nicht das es in ihrem Interesse ist Euch ihre komplette Lebensgeschichte zu erzählen. Ich möchte sehr stark bezweifeln das sie interessiert daran wäre das wir überhaupt über sie reden. Und ich glaube das es gut täte nun an Eurer Ausbildung zu arbeiten. Dafür seid Ihr schließlich hier. Und wenn Vanessa möchte das ich das übernehme dann werde ich das ihr zu Liebe gerne tun."

Er nahm einen kräftigen Schluck von seinem Rotwein und kostete vom Reh. Zumindest einen guten Geschmack konnte Lyanna unter Beweis stellen. Der Wein und das Essen harmonierten hervorragend miteinander.

"Ohne die Mursaat hätte diese Barriere da draußen nicht funktionieren können. Rayla, Kenneth und Euch hätte es genau an dieser Magiestufe gefehlt. Vermutlich haben sie das erkannt und sich deswegen zu Erkennen gegeben. Das ist seit vielen Jahrhunderten nicht mehr passiert. Über den genauen Grund der plötzlichen Zusammenkunft wurde ich leider noch nicht unterrichtet. Bis es soweit ist werde ich Euch ausbilden."

Er pausierte kurz und beobachtete Lyanna sorgfältig. Kurzzeitig war er sich nicht mehr sicher ob ihr Interesse an der sechsten Magiestufe nun doch größer war als ihre Bewunderung zu der Lich.

"Was für Zauber beherrscht Ihr? Wie zaubert Ihr? Was habt Ihr bisher gelernt und wer waren Eure Lehrmeister? Bei dem Erschaffen der Barriere habt Ihr Euch aller größte Mühe gegeben, soviel war sicher..."

Lyanna griff in ihren Ärmel, wo sie ihren Zauberstab gerne aufbewahrte, da sie ihn mit Leichtigkeit jederzeit hervorholen konnte. Letztlich war sie zwar nicht auf ihn angewiesen, doch er erleichterte es ihr, die Magie zu konzentrieren und nach ihren Wünschen zu lenken.


"Nun ich nutze für gewöhnlich diesen Zauberstab, ich habe ihn seit meiner Ausbildung und bin zufrieden mit ihm. Meine Zauber gelingen mir mit ihm sehr gut.", erklärte Lyanna ruhig und nahm einen weiteren Schluck zu sich.

"Zu einem nutze ich für meine Feinde den Ophelis Temptes, mit ihm kann ich das Blut meiner Feinde erhitzen und gar zum Kochen bringen. Dann beherrsche ich auch den Secarius, ein zauber der tiefe und schmerzhafte Schnittwunden verursacht und mit dem man sogar anderen den Kopf abtrennen kann. Glaubt mir ich habe es bereits einmal getan...", meinte Lyanna und erinnerte sich an das kleine Kind auf den Skellige, dass sie dort enthauptet hatte. Doch die Geschichte erzählte sie völlig ohne Reue.

"Dann gibt es noch meinen persönlichen Lieblingszauber, den Crutis. Sehr vielfältig einsetzbar zumindest, wenn man andere Foltern möchte. Wie ihr wisst ist er einer der verbotenen Zauber, aber um ihn zu wirken, muss man wirklich Schmerzen zufügen wollen und man braucht viel Fantasie, denn man fügt demjenigen die Schmerzen zu an die man gerade denkt. Und natürlich habe ich auch verschiedene Teleport und Reisezauber erlernt.", lächelte Lyanna süßlich als würde es ihr große Freude bereiten darüber zu sprechen. Zwischenzeitig nahm sie einen Bissen von ihrem Essen zu sich und ließ das Gesagte einen Moment lang wirken.

"Was meine Lehrmeister angeht... nun ich habe bisher an Durmand gelernt. Die Qualzauber habe ich mir alle selbst beigebracht über die Monate und Jahre hinweg. Besonders bei Professor Nitch habe ich viel gelernt.", meinte Lyanna und aß nochmals ein wenig von ihrem Teller.

"Vanessa selbst hat mir bisher nichts beigebracht, zumindest nicht in Sachen Magie, aber dafür in anderen Bereichen.", sinnierte Lyanna weiter während sie überlegte ob Vanessa ihr vielleicht doch etwas auf Skellige beigebracht hatte. Doch schließlich meinte sie: "Nun das war so weit alles Wichtige, ich könnte euch natürlich noch weit aus mehr Zauber aufzählen, aber das würde vermutlich den Rahmen sprengen."

"Oh, du musst mir natürlich nicht alle Zauber aufzählen. Ich sehe schon du beherrschst einiges. Für unser künftiges Training jedoch musst du lernen das bisher gelernte auch ohne Zauberstab zu kanalisieren. Als Meistermagier wirst du....darauf nicht mehr angewiesen sein. Der Zauber mit der Barriere hat gezeigt das es wesentlich wirkungsvoller ist seine Kraft aus dem Körper und Geist zu sammeln....ganz ohne Filter.", antwortete der Nekromant.

Lyanna genehmigte sich einen weiteren Bissen ihres Abendessens, während sie den dunklen Lord nicht aus den Augen ließ. Mit diesem Argument hatte der dunkle Lord die Schwarzmagierin gereizt, wenn gleich ihr der Zauberstab durchaus gefiel.


"Ich freue mich schon darauf, all dies lernen zu dürfen.", erwiderte die schwarzhaarige Schönheit und nippte abermals an ihrem Weinglas, welches sie dann leicht schwenkte.

"Wie wird diese Ausbildung genau ablaufen? Was muss ich beachten? Welche Regeln werden für mich gelten?", fragte die Schwarzmagierin ganz offen heraus.

Der Suchende Nekromant lächelte kurz und starrte Lyanna für einen Moment etwas nachdenklich an. Anschließend stand er hektisch auf und hielt seine linke Hand auf die Höhe seines Gesichtes. Etwa eine halbe Sekunde danach schmiss er mit einer Handbewegung und der daraus entstehenden Magie den Tisch an dem Lyanna gerade noch friedlich gesessen hatte um. In der rechten Hand des Schwarzmagiers entstand gleich darauf ein Feuerpfeil den er blitzschnell Richtung seiner neuen Schülerin warf. Ihre Reaktion war genau so schnell wie der Pfeil - denn sie blockte den Pfeil mithilfe ihres Stabes ab. "Welche Regeln? Welche Beachtungen?", fragte der Nekromant bevor er einen weiteren Feuerpfeil in ihre Richtung schleuderte. "Wir sind Schwarzmagier, Lyanna....denkst du jemand fragt nach Regeln und Abläufen bevor er dich angreifen wird? Wehr dich! Jetzt wird's Ernst.", erklärte der Meister nun seine erste Trainingseinheit für begonnen und begann nun einen richtigen Feuerball zu formen...

Lyanna ruhiges Gesicht wich einem angriffslustigen und irren grinsen. Wenn die Schwarzmagierin sich an etwas erfreuen konnte, dann war es Kämpfen und anderen Leuten unendliche Qualen zuzufügen, bevor sie diese letztlich auf einem sehr langatmigen Weg umbrachte.

Elegant riss die Schwarzmagierin ihren Zauberstab nach oben, sämtliches Besteck, Porzelan- und Glasscherben erhoben sich in die Luft. Ohne mit der Wimper zu zucken, ließ sie die Geschosse auf den Schwarzen Nekromanten abschießen, in dem Wissen, dass er die Projektile abwehren würde. Gerade als die Geschosse auf den suchenden Nekromant zuflogen, glühten an ihrer freien Hand an jedem Finger je eine grünliche Energiekugel auf und diese erhoben sich schnell in die Lüfte. Dann schnippte sie einmal mit den Fingern und mit einer beachtlichen Geschwindigkeit machten die magischen grünen Geschosse einen breiten Bogen um den Nekromant von links und rechts zu treffen, während das Besteck und die Scherben bereits auf ihn zuflogen.

Lyanna war dabei leicht in die Knie gegangen, um sich für den nächsten Angriff zu wappnen. Erstmal wollte sie herausfinden, über welche Kräfte dieser Lord wirklich verfügte.

"Hervorragend!", reagierte der Suchende Nekromant während er die Attacken von Lyanna abwehren musste. Sie nutzte ihre Umgebung als Waffe denn alles konnte eine Waffe sein - so viel hatte sie mittlerweile schon begriffen. In ihrem Blick war die Freude an dem Training, am Kampf und am Lernen zu sehen. Sie sagte nicht nur das sie wissbegierig ist, sondern sie zeigte es auch. Als die Schülerin sich hinkniete und auf einen Gegenangriff wartete nutzte der Nekromant dies sofort aus. Mit beiden Händen formte er einige Zeichen in der Luft und warf Lyanna somit an die Wand des Speisesaales. Sie war nun kurze Zeit an der Wand gefangen und konnte sich nicht rühren. "Keine Angst. Wir machen weiter. Aber jetzt ohne Zauberstab.", erklärte der Lehrmeister kurz und Lyanna ließ ihren Stab wie durch Zauberhand fallen. Gleichzeitig wurde auch sie befreit und befand sich nun wieder am Boden.

"Wir werden uns jetzt abwechselnd angreifen und die Zauber des anderen abblocken. Falls du bisher immer mit einem Stab gezaubert hast fangen wir mit kleineren Zaubern an und arbeiten uns hinauf. Wehr dich!"

Der Nekromant kanalisierte nun aus beiden Händen eine knochige Hand die direkt auf Lyanna zuflog.

Als ihr Lehrmeister meinte, sie würden jetzt ohne Zauberstab weitermachen, nickte die Schwarzhaarige gehorsam, dabei stellte sie sich aufrecht und entschlossen hin. Ihre Hände hatte sie zu Fäusten geballt, während der Suchende Nekromant ihr nun erklärte, dass sie sich nun abwechselnd angreifen und die Zauber des anderen abwehren sollten.

Mit ruhiger Miene sah zu wie die Knochenhand auf sie zuflog. Schließlich kreuzte sie ihre Arme vor ihrem Gesicht und ein magischer Schild erschien an dem die Hand zerschellte. So gleich absorbierte sie mit einer Hand die magische Energie, welche die Schwarzmagierin für den Schildzauber benutzt hatte und die Energie begann sich mit einem grünlich schimmernden Farbton zu entflammen. Von der Kugel zum Nekromanten blickend lächelte die Schwarzmagierin und stieß diese in den Boden, sogleich bewegte sich ein flammender Riss auf den dunklen Lord.

Damals, als Vanessa ihr den Zauberstab abgenommen hatte, hatte die Schwarzhaarige lernen müssen, ohne Zauberstab auszukommen. Weshalb sie die meisten Zauber zumindest ohne Stab ausführen konnte. Mit einem ruhigen Gesichtsausdruck wartete Lyanna wie der dunkle Lord den Zauber abzuwehren gedenke, damit sie den Zauber studieren und recht bald selbst anwenden konnte.

"Du machst das sehr gut.", entgegnete der Nekromant und winkte mit einer Handbewegung diese Trainingsstunde zu Ende. "Du hast Potential. Sehr viel sogar. Ich denke wir...kriegen das hin."

Kaum hatte er ausgesprochen war eine gewaltige, magische Welle zu spüren. Er blickte etwas erschrocken Richtung Ausgang und gab seiner Schülerin mit einem Kopfnicken zu verstehen ihr zu folgen. Schon als sie den Speisesaal in Richtung Haupthalle verließen konnte man die Rauchschwaden erkennen. "Feuer? Hier?", murmelte der Schwarzmagier fast schon unverständlich und als sie in den Haupthof der Festung kamen konnte man bereits deutlich erkennen das der gesamte Dschungel um die Barriere herum in Flammen stand. Die Kuppel tat was sie sollte und wehrte das durch Magie entstandene Feuer immer wieder ab, dennoch schlängelte es sich ziemlich hartnäckig an der Barriere vorbei und zog' weiter durch den Dschungel...

Lyanna stellte sich wieder aufrecht und würdevoll hin, während sie zufrieden lächelte. "Ich danke für das Kompliment.", erwiderte die Schwarzmagierin höflich und verneigte sich kurz. Auch die junge Schwarzmagierin verspürte die magische Druckwelle, welche sie plötzlich erfasste, was ihre Neugier schließlich weckte. Was im Namen von Abaddon konnte solch eine gigantische Welle erzeugen?

Sie folgte ihrem Ausbilder raus in den Haupthof und sah wie der Dschungel um sie herum lichterloh in Flammen stand. Dann sah wie ein brennender Sylvari an der Barriere stand und verzweifelt versuchte durchzukommen. Die Schwarzmagierin konnte sehen, wie das Geschöpf sich vor Schmerzen die Seele aus dem Leib schrie. Nur gedämpft konnte sie die Qualen des Waldwesens vernehmen und wie in Trace ging sie hin und legte ein zufriedenes und boshaftes breites Lächeln auf, während sie die qualvollen Schreie des verbrennenden Sylvari förmlich aufsog. Dieses Lächeln hatte sie das letzte Mal aufgesetzt, als sie die Fraun von Tond langsam aber quallvoll getötet und schließlich ausgeweidet hatte. Zumindest hatte sie das Herz der Frau bei lebendigem Leib herausgerissen. Auch wenn es sich um eine Illusion im Nachhinein gehandelt hatte, so hatte sie es dennoch sehr genossen.

Genussvoll schloss sie für einen Moment, während sie sich versuchte vorzustellen, welch höllische Qualen der Sylvari wohl erleiden musste. Da war er das, wonach es sie verzehrte, der der süße zarte Schmerz, den ein lebendes Wesen verspüren konnte, das einzige, was die Schwarzmagierin bedauert war, dass sie ihn nicht selbst foltern konnte.

Langsam schloss sie die Augen und sah genüsslich zu, wie der Sylvari elendig an der Barriere verbrannte, bis schließlich nur noch ein Häufchen Asche übrig war. Langsam drehte sie sich um, ging wieder zurück zum Suchenden Nekromant.


"Das wird diese verrückte Sylvari doch nicht alleine verrichtet haben, oder?", fragte sie ihren Ausbilder ruhig, während sie nochmals das Feuer musterte und fügte hinzu: "Wie wird es jetzt weitergehen?"

"Das ist eine...gute Frage...", murmelte der Nekromant. Er konnte sich den Ursprung und Ausbreitung dieser Flammen auch noch nicht erklären doch der ganze Dschungel schien von Magie durchströmt zu sein. Es war kein gewöhnliches Feuer, so viel stand schon einmal fest.

"Das müssen wir herausfinden...und zwar bald. Ich bin nur froh das diese Wahnsinnige uns gewarnt hat. Wir hätten....dieses....Baumvieh da vorne sein können.....mh.....um sie ist es wohl nicht sonderlich schade.."

Lyanna verschränkte die Arme und sah mit leicht nachdenklichem Blick zum Feuer. Warum hatte diese verrückte Sylvari ihn gewarnt? Vermutlich doch nur um ihn dann gesondert zu töten, oder etwa nicht? Dieser verrückten Hexe hatte sie vorne herein nicht vertraut und das war auch gut so.


"Sie hat uns gewarnt?", fragte die Schwarzmagierin ruhig und sah vom Feuer zum Suchenden Nekromanten.


"Verzeiht die Frage... aber warum habt ihr euch mit ihr eingelassen?", fuhr Lyanna ruhig vor. Sie wollte verstehen, was einen dazu bewog mit dieser Sylvari ein Bündnis oder eine Zusammenarbeit einzugehen.

Vor Wochen war Vanessa aufgebrochen, um die Verhandlungen mit der Company zu suchen. Oder besser gesagt diese dazu zu bewegen Götterfels zu verlassen. Der schäbige, verlogene Handel, den die Lich dabei erzielte, war abgeschlossen und würde wohl umgesetzt. Was in der ganzen Zeit auf dem Festland geschehen war, hatte die Blondine natürlich nicht mitbekommen. Weshalb sie nun ihr blaues... Verzeihung, 'rotes' Wunder erleben würde.

Die Meistermagierin hatte sich von den Schiffen natürlich direkt zurück teleportiert. Eine weitere Woche auf diesen schippernden Särgen hätte sie kaum ausgehalten.
Vanessas Ziel war natürlich dabei die Festung des Weißen Mantels in Maguuma. Dass dieser mittlerweile in Flammen stand, war ihr aber entgangen. Denn ein mancher glaubte das Portale den Benutzer immer sofort und ohne Zeitverlust bewegten, dem war aber nicht so, wenn die Distanzen größer wurden. Und die Lich war wahrlich weit draußen auf dem unendlichen Ozean gewesen. Folglich dauerte die Reise durch das Portale einige Stunden. Exakt jene Stunden in welcher Josmine gewütet hatte.
Irgendwie hatte Vanessa auch im Portal gespürt, dass etwas nicht stimmte, ein paar Turbulenzen waren da sicherlich dabei, aber nichts was sie Nekromantin auch nur im geringsten erahnen ließ, was gleich auf der anderen Seite auf sie wartete. Das eigentliche Problem dabei sollte jetzt aber die unverhoffte Barriere sein, welche die Festung mittlerweile umgab.

Denn gerade als Vanessa glaubte angekommen zu sein, erschien plötzlich dieses rot glühende Monstrum vor ihm im Portalstrom und versperrte den Weg. Jetzt noch zu bremsen war zu spät, also knallte die Lich mit voller Wucht gegen den Schild und wurde somit prompt aus ihrer Teleportation geworfen.
Der Aufschlag brach der Blondine die Nase und sorgte für einige unschöne Prellungen, welche der Untoten vermutlich weniger Probleme bereiten sollten als anderen. Ärgerlich und demütigend war es trotzdem.

"SCHEIßEEEE!!!", rief die Magierin einmal äußerst erbost aus, als sie gegen die Barriere geprallt war und sich nun die blutende Nase hielt, nachdem sie nun noch immer VOR der Barriere war.

"Leck mich doch.... was zum...?!", fluchte sie angepisst und sichtlich angekratzt, während sie sich nun einmal fragend umwandte, weil sie hinter sich etwas spürte. Etwas Magisches. Und etwas verflucht heißes.

Als Vanessa sich schließlich gewendet hatte, ging ihr Kopf in den Nacken, und der Blick hoch zu der Feuerfontäne, welche sich wie eine Ozeanwelle gerade auf sie zubewegte.

"Oh.... SCHEißE!"", rief sie gleich danach noch einmal aus, in dem Wissen jede Sekunde von dieser Flammenlawine verbrannt zu werden.
Dazu kam es jedoch nicht mehr, griff doch plötzlich eine Hand aus dem Inneren der Barriere nach Vanessa und zog die Lich in letzter Sekunde hinein, um sie zu retten.

Aufgrund des plötzlichen Rucks und der Geschwindigkeit die vonnöten war, um die Nekromantin rechtzeitig hereinzuziehen, war diese jetzt auf ihrem Hosenboden gelandet und saß jetzt etwas schwer atmend sicher HINTER der Barriere.
Perplex und noch immer etwas überfordert sah Vanessa dann zu der Gestalt neben sich, welche sie hereingezogen hatte. Nur ein Wesen hier drinnen hatte die Macht einfach durch die magische Barriere zu greifen: eine der Mursaat.

Das Wesen schwebte noch einige Sekunden neben und glitt kurz darauf wortlos einfach wieder davon, so als wäre nichts passiert.
Die Lich unterdessen war schweißgebadet und mehr als eine Frage verunstaltete ihre in Falten geschlagenen Stirn. Es gab wenig Dinge, welche der Lich wirklich gefährlich werden konnten. Und das waren Lichtzauber - und Feuer. Folglich sah die Untote ein wenig mitgenommen aus, nachdem ihr klar wurde, wie knapp sie ihrem Unleben gerade von der Schippe gesprungen war.

Nachdem sich Vanessa ein wenig gesammelt hatte und sich den Staub von der Kleidung geklopft hatte, um wieder etwas herrschaftlicher auszusehen, blickte sie auf zur Festung und fletschte die Zähne. Jetzt war die Lich sauer und sie wollte Antworten. Antworten vom Chef.

Gerade als sich Lyanna zurückziehen wollte, tauchte Vanessa durch ein Portal auf. Es war einer der wenigen Momente, in denen man Lyanna wohl mit einem überraschten Gesichtsausdruck antraf. 

Doch schnell war der Schwarzhaarigen klar, dass ihre Herrin wohl ziemlich sauer war. Weshalb sie sich zur Begrüßung verneigte und sich dann lieber im Hintergrund aufhielt. Es gab eben Momente im Leben wo es gut war nicht die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Und dieser Moment hier war einer dieser beschriebenen Momente.

Dennoch blieb sie hier, denn sie war schon ziemlich erleichtert, dass Vanessa hier war.

Nachdem Vanessa dann schließlich den Staub von ihrer Kleidung abgeklopft hatte, heilte sie die leichten Wunden, welche sie auf ihrer Herreise erhalten hatte. Herrisch lief die blonde Lich auf den Nekromant zu, dabei reckte sie das Kinn um Stolz und erhaben zu wirken. Vermutlich wollte sie damit Stärke demonstrieren, ob das beim dunklen Lord Eindruck schinden würde, stand auf einem anderen Blatt Papier.

Schlecht gelaunt erhob Vanessa ihre Stimme: "Was geht hier vor sich? Ich breche mir fast meine verdammte Nase und werde obendrein fast von einem Meer aus Flammen verschlungen. Du erklärst mir am besten ganz schnell was hier los ist!"

Lyanna wusste nicht, was sie dazu ritt, war es Mut oder Größenwahn? Doch ehe es sich die Schwarzhaarige versah, hatte sie sich in den Weg gestellt. Doch war es nicht das, was Vanessa auf der Insel von ihr gewollt hatte, dass sie nicht immer blind folgte, sondern auch zeigte, dass sie selbstständig handeln konnte?

"Geh mir aus dem Weg.", keifte die blonde Magierin ihre Schülerin an.

"Nein.", sprach Lyanna entschieden und blickte Vanessa entschlossen an. Auch wenn man es ihr äußerlich nicht ansah, so fühlte sich Lyanna innerlich äußerst Unwohl. Sie rechnete wohl damit das Vanessa ihr mit Magie wohl allerlei Schmerzen zufügte.

Als die Lich sah, dass Lyanna sich tatsächlich nicht rührte, malmte sie verärgert mit dem Kiefer und sprach mit bebender Stimme: "Dann sag du mir, was hier los ist."

"Verzeiht aber ich kann euch die Frage ebenso wenig beantworten wie der dunkle Lord. Für dieses Flammenmeer wird sehr wahrscheinlich diese Hexe Josmine verantwortlich sein. Mehr wissen wir auch nicht. Wir haben jedoch diese Barriere errichtet, weil der dunkle Lord wusste, dass Josmine etwas beschwören würde, das uns alle vernichten kann.", erklärte die Schwarzmagierin ruhig.



"Josmine?! JOSMINE?! Das hätte ich mir ja denken können, auf so etwas kann ja nur dieses verrückte Weibsbild kommen...", rief Vanessa aufgebracht und stieß Lyanna unsanft zur Seite.

Die Schwarzmagierin blickte ruhig ihrer Lebensretterin nach. Sie trug es ihr nicht nach, dass Vanessa sie gerade so behandelte. Vermutlich, weil sie immer noch das Gefühl hatte, in ihrer Schuld zu stehen. Als Vanessa schließlich weg war, blickte die Schülerin zum dunklen Lord.

Der Nekromant war sichtlich überrascht über die Vorgehensweise von seiner neuen Schülerin. Es gehörte einiges dazu sich einer so mächtigen Lich in den Weg zu stellen und dabei die Kontrolle zu behalten. Vor allem aber gehörte viel dazu dies zu überleben.

"Du hast Mut dich Vanessa in den Weg zu stellen....sie hat eine lange Geschichte hinter sich und ist heute....naja....das siehst du ja selbst...", murmelte er und sah' anschließend wieder in das Flammenmeer direkt vor der Festung. "Wir sollten nun herausfinden was dieses Feuer zu bedeuten hat. So wie ich Josmine kenne ist das nur der Erste Schritt.."