Tempus Viatores, Prolog: Herz aus Stein

"Ja!", entgegnete Villan ganz stolz als Lyanna ihn auf seine Freundschaft mit der Besitzerin des Anwesens ansprach: "Sie gibt mir immer Süßigkeiten, die ganz doll lecker schmecken! Du musst nur zu ihr gehen und danach fragen. Danach bekommst du sie dann sogar einfach so! Sie ist voll Nett! Viel netter als Mama! Manchmal wünsche ich mir, sie wäre meine Mama. Ich bin froh, dass sie gekommen ist, auch wenn ihr Zuhause so komisch ist."

Danach verstummte der Junge und blickte sich etwas Geistes verloren um. Scheinbar wurde dem Racker langweilig.
"Willst du spielen?!", fragte er daraufhin die Schwarzhaarige, da seine kleine Führung im Dorf wohl beendet war.

Hatte sie sich gerade verhört? Wollte der Junge gerade mit ihr spielen? Mit ihr? Vermutlich war sie die letzte Person auf der Insel mit der man ernsthaft spielen wollte, zumindest wenn es nach Lyanna selbst ging. Außerdem wer war sie denn? Ein verdammter Babysitter? Eigentlich hätte sie wichtigeres zu tun, wobei wenn sie es sich überlegte, stimmte das eigentlich gar nicht.

"Ich mach dir einen Vorschlag.", sprach Lyanna und sah von dem Haus zu Vilian, dabei ging sie vor dem 6-Jährigen in die Hocke: "Du stellst mich Vanessa vor und danach spiel ich mit dir. Ehrenwort."

Sie wollte die Frau von diesem Haus unbedingt kennenlernen. Jemand der so wohnte, musste ja auf eine gewisse Art und Weise interessant sein. Noch wusste sie nicht was es war, doch diese Vanessa war etwas ganz besonderes, da war sich Lyanna sehr sicher.

Vielleicht war diese Frau dort sogar eine Magierin? Wenn sie es war, konnte sie ihr vielleicht beibringen wieder zu ihrer alten Kraft zu finden. Einen Versuch war es allemal wert und den musste Lyanna auch unternehmen.

"Hmmm.... na gut! Vielleicht spielt Vanessa ja sogar dann mit! Das wäre toll!", schlussfolgerte Villan daraufhin und lief los in Richtung Anwesen. Scheinbar war der kleine Junge ganz erpicht darauf mit den beiden Frauen zu spielen.
Desto näher Lyanna der Schlossanlage kam, umso deutlicher wurde ein Gefühl von Magie. Auch wenn sie immer noch große Probleme hatte diesbezüglich überhaupt etwas zu spüren, war sie sich sicher, das jemand, oder etwas in diesem Anwesen magisch war - und das nicht zu knapp. Trotzdem wurde der jungen Magierin etwas mulmig als sie sich mit Villan der Anlage näherte, bis sie schließlich am eisernen Gatter standen. Die beiden Steinstatuen welche den Eingang regelrecht bewachten waren dabei die größten und unheimlichsten. Mit üblen Fratzen grinsten einem von links und rechts zwei dämonische Hunde zu, welche die Zähne fletschten. Villan unterdessen schien diese Dinger vollkommen zu ignorieren und stemmte sich einfach mit seinem kleinen Körper gegen das Gatter, welches sich daraufhin quietschend öffnete. Vermutlich war es eine gute Idee, das Kind zu nutzen, um sich hier Zugang zu verschaffen und folgte Lyanna ihrem Führer weiter.
Der Garten hier vor dem Anwesen war nur bedingt gepflegt. Zwar gab es einen gut aufgeräumten und sauberen Schotterweg hin bis zur Tür, doch sah man über die Hüfthohen Hecken neben sich, erblickte das Auge nur schlecht geführte Brunnen und Gartenanlagen, die bereist wohl schon vor langer Zeit ihren Glanz verloren hatten. Alles in allem, wirkte der mit hergefallenem Laub bedeckte Vordergarten, wie verlassen. Während die Schwarzhaarige dann mit Villan gemeinsam durch den traurigen Garten lief, musterte sie erneut das riesige Haus und seine unzähligen Fenster. Eines davon, direkt in der Mitte und zentral über dem Eingang, hoch oben, fiel ihr dabei besonders auf. Kreisrund war es und aus Buntglas. Vermutlich sollte das Kunstwerk eine Mischung aus Uhr und Kompass darstellen. Doch erst als Lyanna längere Zeit darauf blickte, fiel ihr der Schatten dahinter auf, der kurz daraufhin verschwand. War hinter dem Glas eben noch jemand gestanden und hatte sie beobachtet?
Schließlich erreichten die beiden die schwarz lackierte Tür, welche sich nach einigen steinigen Stufen vor ihnen fand. Ohne zu zögern, ging Villan erneut voraus, streckte sich durch und stellte sich auf die Zehnspitzen um den goldenen Türknauf zu schlagen, der die Form eines Bullenrings hatte. Das Klopfen hallte dabei leise aber gut hörbar durch die vermutlich dahinterliegende Halle, woraufhin es bedächtlich Still wurde. Nach einem Augenblick öffnete sich dann die Tür und ein hagerer alter Mann, in schwarzen Anzug sah hinab zum Jungen mit den Worten: "Hallo Villan.", woraufhin das Kind ebenfalls mit einem freudigen "Hallo!", antwortete.
Der zweite Blick des Bediensteten ging dabei sofort zu Lyanna, welche er eindringlich musterte und daraufhin fragte: "Wer da?"

Lyanna blickte kühl zu dem Bediensteten und legte jedoch ein noch kühleres aber selbstbewusstes lächeln auf: "Ich bin Lyanna Baskerville. Ich bin neu hier im Dorf. Ein Gewisser Jurdan war so freundlich mich bei sich aufzunehmen."

Dann legte sie eine Hand auf den jungen welcher sie hergeführt hatte: "Und dieser nette junge Mann hat mich heute ein wenig herumgeführt." Dann zog sie Vilian ein wenig zu sich her: "Und als wir zu diesem Haus kamen, fiel mir auf wie sehr es sich von den anderen hervorhebt. Ich würde sehr gerne die Besitzerin kennenlernen. Bestimmt möchte sie zumindest einen Blick auf den Neuzugang in ihrem Dorf werfen."

Dann reckte sie leicht das Kinn um noch ein wenig selbstbewusster zu wirken und zu zeigen, dass sie sich gewiss nicht einschüchtern lassen würde. Aus den Augenwinkeln musterte sie nochmals ihre Umgebung, dieser Ort lud regelrecht dazu ein paranoid zu werden. Der Mann wirkte ebenso als würde er nicht auf diese Insel gehören. Es schien also immer interessanter zu werden.

Die Mimik des offensichtlich krytanischen Butlers verschob sich keinen Zentimeter als Lyanna erklärte, wer sie war. Einen Moment schien der gepflegte Anzugträger darüber nachzudenken, ob er der Bitte der Fremden nachkommen wollte. Aber schlussendlich hatte nicht er das zu entscheiden, sondern seine Herrin. Folglich öffnete der Diener die Tür und blieb an ihrer Seite stehen, woraufhin Lyanna und Villan eintreten konnten. Der Eingangssaal des Anwesens war dabei so ausufernd, wie man es sich von draußen bereits denken konnte. In beinahe alle Richtungen gab es Türen, welche vermutlich in weitere Flure führten und geheimnisvoll in ihren Ecken warteten. Neben einigen Säulen, sowie Landschaftsgemälden gab es dann noch die Treppe, welche pompös gestaltet den Weg nach oben ebnete.

Seinen Blick zum Kind gesenkt sprach der Butler dann: "Du bist sicher hier wegen deinen Naschereien. Richtig Villan?" Einem sehr euphorischen "Ja!", des Kindes war zu entnehmen, das sich der kleine bereits darauf freute und so entgegnete der Diener wohlwollend: "Dann geh' schon mal in die Küche. Ich komme gleich nach."
Daraufhin lief Villan davon und verschwand sogleich hinter einem der zahllosen Ecken an diesem Ort. Nun war Lyanna wieder allein und so ging die Aufmerksamkeit vom Jungen wieder auf sie. Mit einer Handgeste forderte der Butler Baskerville schließlich auf, ihr zu folgen und verwies sie dabei auf den angrenzenden Raum, direkt hier, neben dem marmorierten Eingangssaal. Das Zimmer, in welches der Butler sie führte, war gleich neben dem Eingang, nur wenige Meter von der Tür entfernt und sollte jetzt wohl kurz als Wartezimmer für den Gast dienen.

"Ich spreche mit der Hausherrin und werde euch ankündigen, Miss Baskerville. Ich bitte euch dieses Zimmer, solange nicht zu verlassen.", sprach der Butler erneut und machte sich sogleich auf, sich in die oberen Stockwerke zu begeben. Nun da Lyanna für einen kurzen Augenblick allein war, hatte sie zeit sich das Zimmer genauer anzusehen, in welchen sie sich nun befand. Und hier gab es mehr als genug zu sehen.
Der Raum schien als eine Art Galerie zu dienen um die teuersten, hübschesten und seltesten Besitztümer der Hausherrin zu präsentieren. Eine Raumseite war dabei von einem großen Bücherregal durchzogen, welche nach näherer Betrachtung alle über magische Themen verfasst worden waren und so einige seltene Exemplare aufwies. Auf der Fensterseite wiederum waren Puppen aufgestellt, welche in feinste Kleider und Samt gehüllt waren. Eine wahrlich eindrucksvolle Garderobe für eine Frau mit Klasse und Geschmack. Aus der Reihe der zumeist schwarzen Kleider oder Roben tanzte nur das letzte Exemplar heraus: eine stählerne, aber zugleich meisterhaft gefertigte Rüstung, verziert mit allerhand Totenschädeln und schwarzmagischen Ritualzeichen.
Das aber mit Abstand am auffälligsten Ausstellungsstück war jedoch ein Schwert, welches in einer Vitrine inmitten des Zimmers thronte. Die Waffe schien mit der Klinge nach unten von allein in der Luft zu schweben, während man das Gefühl bekam das die Augen des Dämonenkopfes, welche die Parierstange der Waffe darstellte, beobachteten. Sofort war sich Lyanna sicher, das es dieses Schwert war, welches hier für solche magischen Schwingen sorgte.

Noch immer war die Baskerville allein und vom Butler keine Spur. Würde die junge Frau die Chance nutzen sich weiter an diesem sonderbaren Ort umzusehen? Würde sie es wagen, gar die magische Waffe aus ihrer Vitrine zu holen? Oder würde sie dem Wunsch des Dieners entsprechen und ihre Füße stillhalten?

Lyanna hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt und lief in dem Raum ein wenig herum um sich die ganzen Kleider, die Rüstung und das Schwert genauer anzusehen. Natürlich würde sie es nicht wagen, etwas davon anzurühren. Alleine, weil sie schon enorme Ehrfurcht vor dieser Klinge hatte. Doch wie kam sie an dieses Schwert? War es nicht vor langer Zeit zerstört worden? Vielleicht würde sie die Besitzerin fragen, wie sie an dieses Schmuckstück herangekommen war. Denn die Klaue sah man schließlich nicht jeden Tag.

Doch dann wandte sie sich wieder von dem Schwert ab und wandte sich der Rüstung zu. Die Rüstung wirkte sehr extravagant und speziell. Die Schwarzmagierin nahm auch diese genauer unter Augenschein, jedoch verlor die Magierin recht bald ihr Interesse an dem guten Stück. Warum sollte ein Magier eine Rüstung tragen? Wenn sein bester Schutz die Magie selbst war? Außerdem war man in Rüstungen meist langsam und behäbig unterwegs. Die Junge Magierin bevorzugte da schon eher ein hübsches Kleid, dass ihre Figur schön zur Geltung brachte. Das Aussehen war Lyanna nun mal sehr wichtig, denn sie fand dass der Körper einer Frau letztlich ihre gefährlichste Waffe war.

Dann schlenderte sie schließlich weiter zu den Kleidern und blieb vor ihnen stehen, diese hatten tatsächlich ihr Interesse geweckt. Die Art wie diese Kleider geschnitten waren, wie sie aussahen ließen darauf schließen, dass diese Vanessa wirklich einen sehr guten Geschmack für Kleidung hatte. Etwas diese Vanessa für Lyanna etwas sympathischer werden ließ, dennoch vermutete sie dass die Besitzerin des Hauses nicht zwangsläufig ein angenehmer Zeitgenosse sein musste. Alleine der heruntergekommene Garten und das Düster wirkende Haus ließen Bände sprechen. Schließlich drehte sie sich von den Kleidern um und ließ ihren Blick durch den Raum wandern. Wo blieb denn der Butler denn schließlich?

Schließlich kam der Butler nach einigen Minuten wieder. Sehr zu seiner Freude befanden sich sowohl Lyanna, als auch die Ausstellungsstücke noch an ihrem Platz und so bat er mit freundlicher aber fordernder Stimme: "Wenn Sie mir Bitte folgen würden, Miss Baskerville. Die Herrin erwartet Sie."
Dem Diener folgend ging es dann nach oben, in den zweiten Stock. Die Treppe führte die beiden dabei geradlinig zu ihrem Ziel und endete an einer hölzernen Tür, neben welcher der Hausdiener schließlich verweilte und Lyanna durch eine Handgeste bat hineinzutreten. Scheinbar würde ihr der Butler nicht folgen und wollte somit die Privatsphäre der beiden Frauen nicht verletzten.

Als Lyanna in den Raum trat, in welcher sie der Butler geführt hatte, fand sie sich in einem Arbeitszimmer wieder. Neben weiteren Bücherregalen rechts und links, einem magisch betriebenen Globus, dessen Sterne und Monde sich von allein bewegten gab e hier vieles zu sehen, dass das Zaubererherz höher Schlagen ließ. Auf einigen Beistelltischen waren viele Bücher aufgeschlagen, Notizzettel verteilt und allerhand magische Helferlein platziert wie Stäbe, Kugeln und dergleichen. Und obwohl das Zimmer unruhig und zugestellt war, wirkte es keineswegs unordentlich, ganz im Gegenteil. Alles hier schien an exakt der Position zu sein, an der es sein sollte. Ebenso wie der geräumige Arbeitstisch direkt vor dem runden Bleiglasfenster, welches Lyanna bereits von draußen gesehen hatte. Das bunte Glas warf dabei ein sonderbares, beinahe geheimnisvolles Licht ins Zimmer während ein kleines, aber gut besuchtes Aquarium in der Ecke sein Übriges tat.
Am Tisch saß eine Frau, mit goldblondem langem Haar welches sich die Magierin zu einem praktischen Pferdeschwanz nach hinten gebunden hatte. Vanessa's Blick war dabei gesenkt und fixiert auf den Brief, den sie gerade scheinbar schrieb. Und als Lyanna schließlich in der Mitte des Zimmers, auf dem elonischen Teppich zum Stehen kam, hörte man nur noch das leise Kratzen der schreibenden Feder.

Wirklich zu reagieren schien die Hausbesitzerin auf ihren Besuch nicht, zumindest schien sie es nicht für nötig zu erachten, sie überhaupt anzusehen.

Die Stimmung war alles andere als angenehm, doch davon wollte Lyanna sich nicht unterkriegen lassen. Immerhin hatte sie es schonmal bis hierher geschafft und das war ja schonmal kein so schlechtes Zeichen. Jedoch merkte die Schwarzmagierin gleich, dass Vanessa offensichtlich kein großes Interesse hatte sie kennenzulernen, zu begrüßen oder sich mit ihr abzugeben.

Dennoch beschloss Lyanna sich erstmal vorzustellen, also verneigte sie sich vornehmlich: "Mein Name ist Lyanna Baskerville. Es ist mir eine Ehre hier zu sein." Dann ließ sie ihre Augen durch den Raum wandern und fuhr fort: "Draußen habt ihr eine sehr bemerkenswerte Rüstung und ein noch bemerkenswerteres Schwert ausgestellt. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen es handelt sich dabei um die Klaue. Ich hätte nicht gedacht, dass ich dieses sonderbare und wirklich einzigartige Schwert einmal persönlich zu Gesicht bekomme. Ihr scheint wohl eine Vorliebe für seltene und magische Gegenstände zu haben, alles in allem hat es den Anschein dass ihr euch mit der Magie bestens auskennt. Herrscht ihr über dieses Dorf?"

Als Lyanna Vanessa etwas genauer ansah, verengte sie etwas nachdenklich die Augen. Irgendwie kam die blonde Frau ihr bekannt vor. Hatte sie Vanessa irgendwo schonmal gesehen? Sie konnte jedoch nicht sagen woher, dieses Gesicht kam ihr so bekannt vor. Doch woher? Die Schwarzmagierin konnte sich die Frage jedoch nicht beantworten.

Für einen winzigen Augenblick hatte es den Anschein, Vanessa würde lächeln. Zumindest hatte sich einer ihrer Mundwinkel nach oben geschoben, doch als die Blondine schließlich aufsah war davon nicht mehr viel zu sehen. Eisern und mit nur einem einzigen Blick musterte die Lich ihren Besuch bevor sie sich wieder dem Brief zuwandte.

"Der König von Skellige herrscht über dieses Land.", beantwortetet Vanessa zuerst die Frage ihres Gastes: "... und nur sehr wenige Menschen erkennen die Klaue Abaddon's, wenn sie sie sehen. Ihr könnt Stolz auf euch sein."

Weder mit ihrer Reaktion, noch mit ihrer Gestik oder Mimik ließ die Nekromantin durchscheinen was sie von Lyanna dachte, fast so als würde sie mit Absicht versuchen abweisend zu sein. Vielleicht war das aber auch einfach die Art, der Magierin. Wer konnte das schon sagen?

Diese Skelliger hatten also einen König? Nun warum auch nicht? Als Vanessa schließlich meinte sie könne Stolz auf sich sein weil sie die Klaue erkannt hätte, erwiderte Lyanna: "Nun ich habe viele Monate damit verbracht die Magie zu studieren. Ich war zwar auf Durmand, jedoch kann man nicht behaupten dort eine gute Ausbildung zu genießen."

Dabei betrachtete Lyanna kurz ihre Fingernägel und sah wieder zu Vanessa: "Ich habe bereits gelesen, das es sich bei der Klaue über ein sehr mächtiges und altes Artefakt von Abaddon handelt. Manche sagen, ein Stück seines Bewusstseins würde in der Klaue selbst wohnen, andere sagen es kanalisiert lediglich seine Macht und durchtränkt den Träger mit seiner dunklen Kraft. Egal was davon auch stimmen mag oder was nicht, ich stelle die Vermutung dass die Klaue meine magischen Sinne blockiert und stört."

Lyanna verschränkte die Arme wieder hinter ihrem Rücken bevor sie fortfuhr: "Ein Blick auf eure Einrichtung verrät mir, dass ihr eine sehr mächtige Magierin sein müsst. Hab ich recht?"

Nachdem Lyanna also weiter sprach und sich scheinbar nicht unterkriegen wollte, legte Vanessa schließlich die Feder beiseite, schloss fein säuberlich ihr Tintenfäschen und verschränkte ihre Arme auf dem Tisch während sie ihren Gast jetzt endlich in die Augen sah.

"Ja, ich bin eine Magierin. Ob ich mächtig bin, haben andere zu Beurteilen.", entgegnete Vanessa ein wenig trocken philosophisch auf Lyanna's letzte Frage, bevor sie auf etwas einging das die Schwarzhaarige zuvor erwähnt hatte: "Aber wie kommt ihr darauf das die Klaue eure magischen ... 'Kräfte', blockieren würde?"

Die Lich konnte sich eine Spitzfindigkeit nicht verkneifen und hatte das Wort 'Kräfte' in ihrem letzten Satz bewusst Sarkastisch betont. Wollte die Blondine Lyanna etwa verhöhnen?

Endlich schien Lyanna die Aufmerksamkeit der blonden Frau gewonnen zu haben. Und die Schwarzmagierin trat einen Schritt näher heran. Von dieser sarkastischen Bemerkung ließ sich Lyanna nicht verunsichern. Doch es war das erste Mal, dass sie nach den richtigen Worten suchte. Doch es dauerte nicht lange, bis sie diese gefunden hatte: "Nun das liegt daran, dass ich ursprünglich Zauber aus dem fünften Kreis problemlos einsetzen konnte. Ich habe Durmand soweit absolviert. Seit ich hier bin spielen meine magischen Sinne verrückt und vorhin als ich vor der Klaue stand, da war mir so als wäre sie die Quelle allen Ursprungs. Jedoch habe ich dafür noch keine plausible Erklärung."

"Mir ist natürlich bewusst, dass ich von meinem Können her nicht an euch heranreiche. Jedoch bin ich nicht dumm und merke, wenn etwas meine Sinne durcheinander bringt. Und ihr habt mir lediglich eine Frage auf meine Frage gestellt. Das bedeutet letztlich, dass ihr mir noch nicht widersprochen habt.", sprach Lyanna und verschränkte die Arme.

Vanessa begann müde zu lächeln und ein wenig zu seufzen, während sie ihr Briefpapier wieder in eine der Schubladen räumte: "Es scheint tatsächlich so, als wenn Durmand die Ausbildung ihrer Studenten vernachlässige. Zu meiner Zeit war das anders."

Nachdem die Lich ihren Tisch aufgeräumt hatte und noch einmal mit der flachen Hand über die Platte gestrichen hatte, erhob sie sich schließlich und ging zu ihrem Aquarium, wo sie begann die Fische zu füttern. Alles, was die Blondine tat, schien das Ziel zu haben, Lyanna zu provozieren, oder zu ignorieren, doch bis jetzt hielt die Schwarzhaarige dieser Tortur hervorragend stand.
Nach einem kurzen Moment der Ruhe und nachdem die ersten Flocken von Fischfutter geflogen waren, erhob Vanessa doch noch einmal ihre Stimme.

"Ich kann Euch versichern, dass die Klaue vollkommen harmlos ist. Sie ist das letzte, was Euch stören sollte. Die Waffe wurde von langer Zeit zerstört und hat Ihren magischen Kern eingebüßt. Das dort unten ist nichts weiter als ein normales Schwert.
Aber Ihr seid bestimmt nicht hier um mit mir über meine kleine Sammlung zu sprechen, oder?"

Lyanna blickte kurz über die Schulter und dann wieder zu Vanessa: "Nein deshalb bin ich nicht hier. Ehrlich gesagt war ihr ursprünglich hier, weil euer Haus sich von denen der Bewohner des Dorfes deutlich abgehoben hat. Schließlich kam in dieses Haus und sah die Klaue, die Ansammlung der vielen Bücher über die Magie und anderen Themen. Diese haben letztlich ebenfalls mein Interesse geweckt."

Die Schwarzhaarige atmete tief ein und aus bevor sie schließlich weiter sprach: "Jetzt bin ich hier, weil ich euch bitten möchte euer Wissen mit mir zu teilen. Mich in den Künsten der Magie zu unterweisen. Richtig zu unterweisen, denn wie ihr selbst gesagt habt, Durmand hat die Ausbildung der Studenten vernachlässigt."

Während sie sprach, ruhten die Augen der jungen Magierin auf Vanessa. Nicht eine Sekunde ließ sie die blonde Frau aus den Augen. Ertrug es, dass sie eigentlich erneut ignoriert wurde und das hasste sie am allermeisten. Doch hier war es angebracht seinen Stolz herunterzuschlucken, sie war nicht an Durmand wo sie sich viel herausnehmen konnte. Jedoch drängte sich ihr die frage auf, wenn die Klaue ihr magisches Feingefühl beeinträchtigte, was dann? Diese Angelegenheit schien wohl noch etwas warten zu müssen.

Kurz nachdem sich Vanessa nach vorne gebeugt hatte, um die Fische genauer zu beobachten, musste die Blondine etwas ungläubig und überrascht zu Lyanna sehen. Dem Gesichtsausdruck der Lich war zu entnehmen, das sie diese Frage wahrlich nicht erwartet hatte. Nachdem sie einige Sekunden überrascht gestarrt hatte ging ihr Blick zurück zum Aquarium woraufhin sie zu antworten begann.

"Wieso denkt Ihr, ich könnte Euch etwas beibringen? Sagtet Ihr nicht gerade eben, Ihr hättet den 5. Kreis der Magie bereits abgeschlossen? So viel ich weiß, gibt es nur Sechs und ich kann all' jene die diesen Rang gemeistert haben an beiden Händen abzählen. Was sagt Euch, das ausgerechnet ich, eine einsame Frau auf einer von den Göttern verlassenen Insel wie dieser, eine jener Personen sein sollte?
Ihr stochert doch nur im Trüben herum und hofft darauf das Euch irgendwann, irgendwer hilft. Fragt Ihr denn jeden dahergelaufenen Magier ob er Euch etwas lehrt, nur weil er einen Zauberstab schwingen kann? Seit Ihr so Verzweifelt? Und vor allem... wer bei den Sechs, sucht ausgerechnet auf Skellige, nach einem magischen Lehrmeister?"

Lyanna ließ die Triade über sich ergehen, jedoch verzog die Schwarzmagierin keine Miene während Vanessa sprach. Als Vanessa schließlich fertig war, schweig Lyanna einen Moment um ihre nächsten Worte mit etwas mehr bedacht zu wählen:"Wie gesagt ich habe den 5. Kreis der Magie absolviert. Dennoch befinden sich meine Kräfte derzeit aus nicht erklärbaren Gründen auf dem des 2. Kreises."

Plötzlich fiel es ihr wieder ein, warum sie Vanessa ihr so bekannt vorkam. Eldwin! Hatte sie nicht damals das Kloster geführt und dort Magier ausgebildet?

"Ihr habt doch damals Eldwin die Magier ausgebildet bevor diese widerwärtige Magierjägerin kam und alle umgebracht habt!", rief Lyanna und musterte Vanessa eingehend. "Jetzt weiß ich auch warum ihr mir so bekannt vorkommt. Ich habe meine Eltern dort verloren..."

Schließlich schüttelte sie den Kopf als wolle sie eine schreckliche Erinnerung loswerden und fuhr fort: "Aber um auf eure anderen Fragen zurückzukommen. Ich bin nicht freiwillig hier gelandet, ich bin zusammen mit ein paar Begleitern aus dem Magiergefängnis Tartaros ausgebrochen. Der Sturm war jedoch so stark und... und ich weiß nur noch, dass mich ein brennend heißer Schmerz durchdrang bevor ich im nächsten Moment eine eisige Kälte vernahm. Als Nächstes bin ich in einem Haus aufgewacht. Es gehörte Jurdan, er hat sich um mich gekümmert. Verzweifelt bin ich nicht und dass ich hier gelandet bin ist wohl ein blöder Zufall. Und ich möchte ganz ehrlich zu euch sein. Ursprünglich war ich auch gar nicht auf der Suche nach einem Lehrmeister. Doch als ich sah, dass ihr die Klaue in eurem Besitz hattet und über wie viele Bücher ihr verfügt da kam mir der Gedanke dass hier sicherlich ein sehr mächtiger Magier wohnt. Und sollte ich mit meiner Annahme richtig liegen, wäre es mir eine große Ehre wenn ich von euch lernen dürfte. Ich kann nur schätzen wie mächtig ihr wirklich seid, doch wenn ich all dies kombiniere und euch so sehe, müsst ihr eine überaus mächtige Magierin sein."

Dann legte sie ihre Hände in den Schoß und verbeugt sich nochmal um zu zeigen, wie ernst es ihr mit dieser Bitte wirklich war.

Vanessa schien nicht sonderlich überrascht, als Lyanna Eldwin ansprach. Aber strenge genommen zeigte die Blondine keine echten Emotionen, entweder weil sie tatsächlich ein Eisklotz war, oder weil sie ihr Innenleben vor den anderen verbarg.
Die Fische noch ein wenig beobachtend erhob sich die Magierin schließlich während sie nachdenklich mit dem Kiefer malmte. In jenem Moment dachte Vanessa wohl darüber nach, was sie mit Baskerville tun sollte. Sie konnte sich an Eldwin erinnern aber hatte ihren Namen nicht erwähnt. Wusste sie nun, das sie Vanessa Vessalius war, die gestürzte Kaiserin, ehemalige Leiterin der Abtei Durmand und Medium der Phylakteriumkrise - oder nicht? Sollte Lyanna wissen, wer sie war, konnte sie eine Gefahr darstellen, schließlich wussten nur die aller Wenigsten von der Auferstehung der Lich und so wollte es die Untote auch haben. Aufmerksamkeit war das letzte, was sie wollte.
Sich zurück auf ihren Stuhl setzend musterte die Blondine die Schwarzhaarige einige Momente, während sie nachdenklich ihr Gesicht mithilfe des auf der Stuhllehne abgewinkelten Armes abstützte. Die lang anhaltende Stille, die daraufhin entstand, war kaum auszuhalten. Fast so als würde man vor seiner tadelnden Mutter stehen und seine Strafe erwarten. Doch als Vanessa schließlich doch ihre Stimme erhob, schien es so als gäbe es für Lyanna eine Chance.

"Gut. Ihr wollt also lernen, ja? Ich werde Euch eine Aufgabe geben.... ein Rätsel, um genau zu sein. Wenn Ihr es Lösen könnt, sorge ich dafür, das Ihr im 6. Kreis ausgebildet werdet und alle Eure Fragen beantwortet werden. Was sagt Ihr dazu?", erklärte die Lich und bekam wieder dieses kurze, kaum sichtbare Lächeln im Gesicht. War das eine Falle? Oder freute sich die Blondine einfach über Gesellschaft oder gar das bevorstehende 'Spiel'? Fakt war eines, die Lich schien zu genießen was hier passierte.

"Ich möchte lernen.", bestätigte Lyanna erneut und nickte als sie die Bedingung von Vanessa vernahm. Sie würde die Aufgabe annehmen, was blieb ihr auch großartig übrig? Dass die Ausbildung einen gewissen Preis zu kosten schien, war der Schwarzmagierin von vornherein klar gewesen. Sie würde also ein Rätsel gestellt bekommen? Schon schossen der Schwarzhaarigen tausend Szenarien durch den Kopf wie dieses Rätsel aussehen würde.

"Ich bin damit einverstanden.", erklärte sich die Magierin schließlich bereit und sah Vanessa entschlossen an: "Stellt mir euer Rätsel." Innerlich war sie schon ein wenig nervös, doch das war wohl ganz normal in dieser Situation. Dennoch war sie gewillt dieses Rätsel zu lösen.

Als Baserkerville schließlich annahm wanderte Vanessa's Mundwinkel zum ersten mal wirtklich nach oben. Ein schiefes, aber dennoch ziemlich belohnendes Lächeln.

"Dann hört gut zu, ich sage es nur einmal.", begann die Lich daraufhin bevor sie sich erhob und aus dem runden Bleiglasfenster hinter sich blickte: "Auf diesem Ort liegt ein Geheimnis. Ich möchte das Ihr Herausfindet welches. Ihr habt dafür so viel Zeit wie Ihr braucht, aber nur drei Versuche. Liegt Ihr mit Eurer Vermutung dreimal Falsch, habt Ihr verloren. Wenn nicht, werde ich wie versprochen dafür Sorgen das Ihr Ausgebildet werdet. Seid Ihr mit den Bedingungen einverstanden?"

Am Ende ihrer Ansprache wandte sich Vanessa ihrem Gast wieder zu und musterte diese eingängig. Lyanna's Kampfgeist war offenkundig, aber war sie auch raffiniert genug, das Rätsel zu lösen?

Lyanna lauschte den Worten der Magierin. Ein Geheimnis das auf diesem Ort lag? Nun darauf wäre sie auch so gekommen jedoch herauszufinden was es war, war eine ganz andere Sache. Sie hatte also so viel Zeit wie sie brauchte? Das war ja schonmal gut und sie hatte die Befürchtung, sie würde viel Zeit brauchen, sehr viel Zeit. Auch drei Versuche hörten sich mehr als Fair an, so befand die junge Schwarzmagierin, wenn gleich sie sich sicher war dass Vanessa nicht einen Hinweise preisgeben würde. Doch sie hatte es schonmal so weit geschafft und sie würde jetzt nicht aufgeben.

"Ich bin mit den Bedingungen einverstanden.", sprach Lyanna und gab mit einem Nicken zu verstehen, dass sie verstanden hatte.

"Hervorragend, dann haben wir eine Vereinbarung.", lächelte Vanessa amüsiert, als Baskerville auf den Pakt einschlug. Die kommenden Tage versprachen also interessant zu werden. Aufgemuntert setzte sich die Lich also wieder auf ihren Stuhl und holte erneut das Briefpapier hervor während sie noch ein paar Annehmlichkeiten äußerte.

"Ihr könnt während unserem kleinem Rätsel hier schlafen. Wir haben hier mehr als genug Gästezimmer. Eine Frau Eurer Klasse ist sicherlich besseres gewohnt, als Jurdan's vermoderte Hütte - findet Ihr nicht? Sir James, zeigt Euch das Haus.", erklärte die Blondine, bevor sie sich einmal durchstreckte, um den Butler laut, aber angemessen zu rufen: "JAMES?!"
Bereits wenige Sekunden später öffnete sich daraufhin die Tür des Arbeitszimmers und der hagere aber wohl gepflegte Diener kam herein.

"Ihr habt gerufen, Madame?"

"Miss Baskerville wird für eine weile hier verbleiben. Sie bekommt das Gästezimmer mit Ausblick. Wäret Ihr so freundlich Ihr alles zu zeigen und zu erklären?", befahl die Hausherrin woraufhin der Butler nickte und an der Tür auf Lyanna wartete. Bevor sich Vanessa dann aber wieder ihrer Schreibarbeit widmete, richtete sie noch einmal das Wort an ihren Gast: "Nun..... außer Ihr habt noch Fragen an mich, versteht sich."

"Ich danke euch für eure Großzügigkeit.", sprach Lyanna und verneigte sich vornehm vor Dame des Hauses: "Ich weiß eure Freundlichkeit zu schätzen." Als dann James hereinkam und gebeten wurde, richtete Vanessa noch einmal das Wort an sie.

Lyanna blickte nochmals zu Vanessa: "Nur eine Frage, heißt das ich darf mich hier im Haus frei bewegen und auch umsehen?"

Vielleicht lag das Geheimnis an diesem Ort. Sie würde ja gleich sehen, wie Vanessa auf diese Frage reagierte und antwortete. Innerlich atmete die Schwarzmagierin erleichtert auf, dass sie nun endlich an einem Ort schlafen konnte der sauber und ordentlich war. Vanessa hatte recht, Lyanna hatte mittlerweile einen gewissen Lebensstandard gehabt, zumindest auf Durmand. Auf Tartaros hatte sie jedoch auf sehr viel verzichten müssen, wenn nicht sogar auf alles. Doch daran wollte sie jetzt gar nicht denken.

"James wird Euch die Regeln des Hauses erklären.", entgegnete Vanessa ziemlich trocken und wandte sich wieder dem Schreiben zu: "Wenn Ihr mich nun entschuldigen würdet, ich habe zu tun."
Daraufhin machte die Blondine klar, dass das Gespräch beendet war und James räusperte sich damit Lyanna ihm folgte. Als sich die Tür des Arbeitszimmers schließlich hinter den beiden zuschlug, begann der Butler zu erklären, als er Baskerville durchs Anwesen führte.

"Um Eure Frage an die Herrin direkt zu beantworten, Madame. Es ist unseren Gästen gestaltet sich frei im Haus zu bewegen, mit Ausnahme des Kellers und dem Arbeitszimmer der Herrin. Das Schlafzimmer von Miss van der Cliff ist ebenfalls tabu. Aber ich bin mir sicher, das dies für eine Frau von Anstand, welche Ihr Zweifelsohne sein werdet, eine Selbstverständlichkeit darstellen sollte."

Der Weg der beiden führte dann wieder ein Stockwerk nach unten und während sie gemeinsam die Treppe beschritten erklärte James weiterhin: "Die Gemächer von Miss van der Cliff befindet sich oben, ebenso wie Ihr Arbeitszimmer. Im zweiten Stock finden Sie die Gästezimmer, so wie das Archiv und die Lesekammer. Im Erdgeschoss sind Küche, Galerie sowie Esszimmer und Musiksaal.
Das Essen wird um Punkt Sechs Uhr Abends serviert und als Gast meiner Herrin sind sie dazu eingeladen. Sie sollten es nicht verpassen, Miss van der Cliff ist eine herausragende Köchin."

Am Ende der Treppe bog James schließlich, in einen langen mit Teppich ausgelegten und Holzgetäfelten Gang ein, der offensichtlich zu den Gästezimmern führte. Vorbei an einigen weiteren Gemälden sowie einer kleinen Löwenstatue welche ihren Platz auf einem der hier unzählig herumstehenden Beistelltische fand. Das ganze Haus wirkte sehr ruhig während einem der Duft von bearbeitetem Holz durch die Nase ging. Schließlich blieb James am Ende des Ganges stehen und öffnete die letzte Tür woraufhin der Lyanna bat hineinzutreten.
Das Zimmer welches Baskerville daraufhin betrat, war eines Königs würdig. Neben dem verschleierten aber übergroßen Himmelbett verfügte der Raum über zwei große Fenster, verziert mit Blumenkörben und Gardinen. Die beiden Türen an der Seite ließen darauf schließen das Bad und Umkleide separate Räume hatten. Das wichtigste war jedoch wohl das Schreibpult auf der dem Bett gegenüberliegenden Seite. Sofort erkannte Lyanna die Machart des Pultes, und die Werkzeuge welche sich darauf fanden. Das Möbelstück war zweifelsohne der Arbeitsplatz eines magischen Schreiberlings, auf welchen man alles hatte um Runensteine oder Zauberschriftrollen zu fertigen. Sicherlich ein wichtiges Utensil, vor allem da Baskerville's eigene magische Fähigkeiten aktuell beschränkt waren.

"Dies ist Euer Zimmer, Miss Baskerville", begann James dann erneut zu erklären, als Lyanna eine Chance hatte, sich das Zimmer anzusehen: "Umkleide und Bad stehen zu Ihrer freien verfügen, ebenso wie die für Sie bereit gestellte Garderobe. Das Pult ebenso, versteht sich.
Wenn Sie fragen oder Wünsche haben, zögern Sie bitte nicht, mich aufzusuchen."

Während James sie durch das Haus führte, lauschte sie den Erklärungen des Butlers. Sie durfte also überall hin außer in das Arbeitszimmer und das Schlafzimmer. Das die beiden Zimmer Tabu waren, war ihr von vornherein klar gewesen, aber vermutlich musste der Butler es einfach erklären. Es überraschte Lyanna dann doch ein wenig, dass Vanessa zu kochen schien. Eine Frau ihres Formates hätte sich sicherlich einen guten Koch leisten könne. Wäre sie an Vanessas Stelle gewesen, hätte sie das vermutlich auch getan. Doch wenn sie schonmal dazu eingeladen war, warum nicht? Sie hatte immerhin schon lange nichts mehr anständiges zu essen gehabt.

"Nun ich werde auf das Angebot sehr gerne darauf zurückkommen.", erklärte Lyanna mit einem leichten Lächeln und strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. Doch das Archiv und die Lesekammer würde die junge Magierin definitiv sehr bald besuchen, so viel stand fest und so viel Zeit wollte sie auch nicht verschwenden wenn es um die Lösung des Rätsels ging.

Schließlich kam sie in ihrem Gästezimmer an und Lyanna ließ ihren Blick durch das Zimmer wandern. Auch wenn sie es sich nicht anmerken ließ, sie war begeistert von dem Zimmer und ging ein paar Schritte auf und sprach: "Nun ich danke für die Einweisung der Hausregeln und für auch für euren Service. Wenn ich etwas brauche, werde ich mich melden. Jetzt werde ich mich erstmal ein wenig einrichten. Ich hätte fürs Erste nur eine kleine Bitte, könntet ihr dem Jungen sagen dass ich mich kurz Frisch mache und dann mein Wort einhalte? "

Das erste was sie brauchte war ein Bad und zwar dringend. Als James schließlich weg war, ging sie ins Bad und ließ sogleich die Hüllen fallen. Erleichtert seufzend ließ sie sich in die Wanne gleiten und säuberte ihren geschundenen Körper. Die Schrammen an ihrem Körper würden ihr wohl noch eine kleine Weile erhalten bleiben, wie sie sehr zu ihrem Ärger feststellen musste. So wollte sie sicher kein einziger Mann, vermutlich nicht mal ihre Begleiter die mit ihr aus Tartaros ausgebrochen waren. Ihre Anhänger... nach denen musste sie ja auch noch suchen. Waren sie auch hier auf der Insel? Oder hatten sie es nach Kryta geschafft?

Nachdem Lyanna mit dem Baden fertig war und sich etwas Neues zum Anziehen herausgesucht hatte, machte sie sich auf den weg zu Vilian um ihr Versprechen einzulösen. Wenn Lyanna auf etwas Wert legte, dann dass man sein Wort hielt.