Tempus Viatores, Prolog: Herz aus Stein

Es dauerte dann eine gefühlte Ewigkeit, bis Vanessa die Treppe hochkam, und somit offenbarte, dass eine kleine Untersuchung des Zimmers problemlos möglich gewesen wäre. Damit hatte Baskerville wohl diese Chance vertan, den Raum auf Hinweise zu untersuchen.

"Ah, guten Morgen.", begrüßte Vanessa dann ihren Gast während sie mit einigen Büchern unter dem Arm sowie einigen weiteren, zerknüllten Papierrollen nach oben kam. Dem kurzen, aber prüfenden Blick der Blondine nach zu urteilen, war ihr durchaus aufgefallen, das Lyanna hier gewartet hatte. Das kurze aber ehrliche Lächeln, was sich dabei der Lich über die Lippen schlich, zeigte das sie wohl angetan war, von soviel Disziplin.
Nachdem dann die Hausherrin zuerst ins Arbeitszimmer getreten war, folgte ihr Lyanna sogleich auf den Fuß und sah die Blondine fragend an, woraufhin diese bereist das Wort erhob: "Danke, das ihr gekommen seid. Ich hatte Euch gegenüber bereits eine Feier erwähnt, richtig? Ich glaube es war in Bezug auf diesen ... Jurdan.
Besagte Feier findet übermorgen statt. Geladen ist die Elite dieser Inseln: der König, die Jarl, ihre Huskarle und wer sonst noch einigermaßen wichtig ist. Und da Ihr ohnehin schon hier seid, dürft Ihr meinetwegen auch an der Feier teilnehmen. Allerdings würde ich Euch bitten, James etwas unter die Arme zu greifen. Er erwähnte etwas Hilfe gebrauchen zu können und ich bin leider schon mit anderen Vorbereitungen beschäftigt. Wäre das machbar für Euch?"

Lyanna lauschte Vanessas Worten über die Feier, sie wusste ja bereits das sie stattfinden würde. Schließlich erwähnte Vanessa, dass auch Lyanna an dieser Feier teilnehmen dürfe aber James helfen solle.

"Es stellt für mich kein Problem dar, ihm zu helfen.", nickte Lyanna und gab sich mit der Bedingung einverstanden.

"Wobei soll ich ihm dann genau helfen?", fragte die Schwarzmagierin nach.

Dass die ganze Elite der Insel kommen würde, weckte natürlich das Interesse der jungen Frau und sie fragte sich wohl, wie diese aussehen würde? Waren die auch so Wild wie die Bewohner dieses Dorfes? Oder doch ein wenig zivilisierter? Das würde sie ja wohl bald herausfinden.

Die ganzen Notizen und Papierrollen, welche verdächtig nach Zauberspruchrollen aussahen, beiseite schiebend, um Platz auf dem Arbeitstisch zu schaffen, sah Vanessa dann nochmal zu Lyanna auf, nachdem sie sich gesetzt hatte.

"Das weiß ich nicht. Mit solchen Details belastet mich James in der Regel nicht. Er ist so eine gute Seele.", lächelte die Lich dann, beinahe etwas gutmütig verspielt zu Baskerville: "Aber ich bin mir sicher, dass es besser schnell erledigt werden sollte."

"Gut dann werde ich mich gleich auf den Weg zu James machen und ihm zur Hand gehen.", erklärte sich Lyanna bereit und machte einen leichten Knicks. Also ging es wohl wieder zurück zu James, um sich anzuhören, was er für sie zu tun hatte.

Nachdem sie sich von Vanessa verabschiedet hatte, machte sie sich auf die Suche nach James. Vielleicht war er ja noch unten in der Küche zu Gange. Wenn schon übermorgen die Feier stattfinden würde, hatte sie nicht mehr viel Zeit den Raum hinter der verschlossenen Türe zu erkunden. Es war wohl besser, wenn sie das sogar heute noch in Angriff nehmen würde.

Lyanna brauchte nicht lange um James zu finden. Der Butler war noch immer in der Küche damit beschäftigt Vorkehrungen für die Feier zu treffen. Wie es aussah war der Diener aktuell damit beschäftigt das Geschirr zu zählen und vorzubereiten. Der Menge an Besteck nach zu urteilen wurden mehr als nur ein paar Leute erwartet.
Als Baskerville schließlich die geräumige Küche betrat, sah Sir James sogleich in ihre Richtung und fragte höflich: "Wie ich sehe haben Sie mit der Herrin gesprochen. Also werden Sie mir heute zur Hand gehen, ja?"
Daraufhin nickte die junge Magierin dem Butler zu, um seine Frage zu beantworten, woraufhin James seine Arbeit kurz unterbrach. Nachdem er seine Hände mit einem Handtuch gesäubert hatte trat er an Baskerville heran.

"Viele Dinge müssen noch vorbereitet werden für die Feier von Miss van der Cliff. Unter anderem der Schlossgarten, hinter dem Haus. Darum werden sich die Herrin und ich kümmern. Jedoch gibt es ein Problem mit dem Ofen. Er scheint... kaputt zu sein. Gestern Abend schien die Herrin ein wenig... forsch beim Kochen, weshalb eines der Teile beschädigt wurde.
Der hiesige Dorfschmied könnte das Teil womöglich einfach ersetzten oder reparieren. Aber alle meine Versuche, mit diesem Archibald in Kontakt zu treten waren vergeblich. Ich hatte gehofft das Sie womöglich mehr Glück bei ihm haben könnten. Sie haben schließlich bereits erste 'Erfolge' bei der hiesigen Bevölkerung gesammelt.
Wären Sie also so freundlich den Schmied hierher zu bringen, damit er den Ofen reparieren kann?"

Lyanna seufzte leicht innerlich in sich hinein. Um zum Schmied zu gehen, würde sie wohl mehr oder weniger zu dieser alten Vettel müssen. Doch was tat Lyanna nicht alles, um bei Vanessa Punkte zu sammeln.

"Ich werde mich sogleich darum kümmern.", beteuerte Lyanna dem Butler, als dieser ihr das Problem mit dem Ofen erklärte. Wie schwer konnte es schon sein, dieses Ersatzteil zu besorgen.

Lyanna schwang einmal ihre Hand und mit Magie löste sich sogleich das kaputte Stück und steckte es ein. Der Schmied würde sich wohl leichter tun, wenn er wusste was er genau anfertigen müsse.

"Nun dann werde ich mich sogleich auf den Weg machen, außer es gibt noch etwas anderes um das ich mich kümmern muss.", merkte die Schwarzmagierin an.

"Nein, das ist alles. Aber bitte bringt den Schmied auch hierher, es wird wohl noch ein paar andere Dinge geben, bei denen wir ihn gebrauchen könnten. Preis spielt keine Rolle, das könnt Ihr ihm ausrichten. Auch wenn er das bereits von mir gehört hatte... mehrfach.", entgegnete James noch erklärend bevor er sich wieder seiner Arbeit widmete.

Hoffentlich konnte sie den Schmied überzeugen, da war ja auch noch die Sache mit seiner Frau. Ob sie Lyanna wohl einen Strich durch die Rechnung machen würde? Sie würde es ja dieser alten Schachtel zutrauen.

"Ich werde es ihm ausrichten und herbringen.", nickte Lyanna und gab zu verstehen, dass sie die Aufgabe von James verstanden hatte.

So nahm Lyanna ihren Mantel und verließ kurzer Hand das Anwesen von Miss Van der Cliff. Wie immer führt sie der Weg vorbei an der alten Eiche, während sie zielstrebig das Haus des Schmiedes ansteuerte.

Als Lyanna schließlich das Anwesen mit ihrer neusten Aufgabe verließ, blies ihr draußen auf dem Vordergarten eine eisige Brise entgegen. Die Bäume des Gartens hatten begonnen das erste Laub abzuwerfen und verwandelten den kiesigen Pfad zum Eingangstor in eine Matschpartie. Auch das Wetter und die düsteren Wolken am Horizont untermalten den beginn des Herbstes und der kalten Jahreszeit perfekt, während nur noch wenige blaue Insel im Himmel etwas Wärme schenkten.
Nachdem die junge Magierin also das schwer quietschende Eisentor hinter sich gelassen hatte und in Richtung Spikeroog gegangen war, fiel ihr am Rand des Dorfes bereits etwas auf. Etwas das fehlte. Frida's Leiche war verschwunden, aber nicht nur das. Der Platz an dem die riesige Skelligerin verstorben war fand sich kein einziger Tropfen Blut mehr, und das obwohl das Ableben der Blondine durchaus Brutal vonstattengegangen war. Etwas fragend blieb Lyanna neben dem Tatort stehen. Das sich einer die Einwohner die Mühe gemacht hatte, die Leiche zu beseitigen war verständlich, aber den Ort des Geschehens so zu reinigen, als wäre niemals etwas passiert? Das passte nicht zu diesen Wilden. Während Baskerville also nachdenklich zu Boden sah, raschelten nur die verbleibenden Blätter der Eiche über Ihr, als erneut das Schlagen des Ambosses einsetzte.
Archibald stand wieder in seiner Schmiede, so wie auch die letzten male. Von seiner Frau Phylippa war derzeit keine Spur, doch sah man die alte Vettel auch meist nicht draußen.

Lyanna bekam bei diesem Anblick ein sehr ungutes Gefühl, was war hier nur passiert? Langsam ging die Schwarzmagierin zu der Stelle wo Frida bis vor kurzem noch gelegen haben musste. Die Schwarzhaarige blickte sich fragend in der Gegend nach etwas verdächtigen um.

Diese alte Vettel würde wohl kaum etwas mit der Leiche anfangen können, war es vielleicht jene Person, die vielleicht für den Untoten verantwortlich war? Tote standen schließlich nicht einfach so von sich aus auf, nein da musste jemand dahinter stecken. Vielleicht hatte hier ja jemand etwas gesehen. Seufzend ging sie zu Tond, da er der einstige Ehemann war und es gleich in der Nähe seines Hauses passiert war, hatte er ja vielleicht etwas mitbekommen.

Fragend ging Lyanna als zum Haus des Künstlers und klopfte dort abermals an die Türe. Erneut dauerte es einige Augenblicke, bis die Tür sich öffnete und dieses mal Villan die junge Magierin begrüßte. Bereits einen kurzen Augenblick später kam auch der Vater hervor und stellte sich neben seinen Jungen und nahm in familiär an der Schulter, während er zu Baskerville aufsah. Dabei hatte der kleine Skelliger ein freundliches, beinahe warmherziges Lächeln für die Schwarzhaarige übrig. Scheinbar war das Ableben seiner Frau eine wahre Entlassung für ihn und Villan gewesen.

"Guten Morgen! Wollt Ihr... wollt Ihr vielleicht reinkommen?", fragte Tond schließlich gewohnt ein wenig stottern und schüchtern, wenn auch höflich.

Lyanna schüttelte den Kopf als er fragte, ob sie hereinkommen wollte: "Nein ich hab es ein wenig eilig und noch ein paar Sachen zu erledigen."

Mit einem Daumen zeigte sie über die Schulter nach hinten auf die Stelle wo bis vor kurzem noch Frida gelegen hatte. "Aber ich habe eine kurze Frage an dich. Was ist dort auf dem Platz passiert? Dass man Frida weggebracht hat, war zu erwarten jedoch sieht der Platz viel zu sauber aus. Ich kann kein Blut an der Stelle sehen und auch sonst könnte man meinen, dass dieser Kampf niemals stattgefunden hat. Ist dir zufällig etwas Seltsames aufgefallen? Jemand der die Leiche weggebracht hat? Oder irgendwer der sich an dem Ort zu schaffen gemacht hat?"

Warum war Lyanna wohl in Eile? Was bei Grimmdal wollte sie an diesem Ort denn unbedingt so schnell machen? Vermutlich ging es Tond ja nichts an, aber etwas verwundert war er über die Aussage wohl schon.
Als die Schwarzhaarige schließlich die fehlende Leiche ansprach, tat der kleine Künstler einen Schritt zu Seite und sah an die beschriebene Stelle. Etwas fragend zuckte er mit den Schultern während er antwortete: "Hm, keine Ahnung. Ich hab' nicht darauf geachtet. Villan und ich sind seit gestern mit packen beschäftigt, deshalb ist uns nichts aufgefallen. Wo wir... gerade dabei sind... willst Du ... willst Du vielleicht mit? Du willst doch sicher nicht an diesem Ort versauern, oder?"

Lyanna zog eine Augenbraue hoch als Tond erwähnte, er würde wegwollen. Natürlich wollte sie von diesem Ort verschwinden, dennoch entschied sie sich bei Vanessa zu bleiben. Irgendwie hatte sie für diese blonde Frau so etwas wie Sympathie entwickelt, außerdem wollte sie von ihr unbedingt ausgebildet werden. Das Tond nichts gesehen hatte, konnte sich Lyanna nicht so recht vorstellen. So etwas würde doch nicht unbemerkt passieren.

"Du willst mir also erzählen, dass du gar nichts gesehen hast? Ich meine sowas passiert doch nicht einfach unbemerkt!", erwiderte Lyanna ein wenig aufgebracht, als würde sie den Worten des Künstlers nicht trauen können.

Mit einem leichten seufzer schüttelte sie dann letztlich den Kopf: "Nein ich werde bleiben, ich habe hier noch ein paar Dinge zu erledigen. Bis wann werdet ihr diesen Ort verlassen?"

"Tut mir leid, das ich nicht helfen kann. Ich bin einfach nur froh, dass sie Tot ist. Wäre sie tagsüber verschwunden bin ich mir sicher, ich hätte etwas gesehen. Also muss es wohl erst spät Nachts passiert sein, denke ich.", erklärte Tond noch, bevor er etwas enttäuscht wirkte, als Lyanna ausschlug ihn und Villan zu begleiten: "Ich denke wir gehen morgen. Bis dahin kannst du es dir noch Überlegen! Wir gehen erst nach Hofsvagr. Dort gibt es einen großen Hafen, wo wir dann Skellige verlassen werden. Ich habe genug von dieser Insel und will die Welt sehen!"

"Du willst also verschwinden, bevor du deinen Gefallen einlöst?", fragte Lyanna mit verschränkten Armen und trat einen Schritt näher an Tond heran. Ihr Blick war prüfend und regelrecht bohrend. Sollte er dies wirklich in Erwägung ziehen, würde es ihm leidtun. Lyanna würde persönlich dafür sorgen, dass jeder der ihr gegenüber sein Wort bricht es bereute.

Und wenn Tond wirklich so weit gehen würde, würde heute wohl noch eine weitere Leiche auf dem großen Platz an der Eiche liegen. Da würde Lyanna keine Gnade kennen.

"Was?! Ich..äh, Nein! Natürlich nicht! Ich hatte doch nur.... ähm...", stotterte Tond dann sichtlich eingeschüchtert als Lyanna ihn so Böse ansah und näher kam. Von der einen herrschsüchtigen Frau, direkt an die nächste zu geraten war wohl das Pech des Künstlers. Wenn er bedachte wie Baskerville seine Ex-Frau getötet hatte war es wohl eine schlechte Idee sich mit der Schwarzhaarigen anzulegen.

"... ich war nur etwas ...'Überwältigt', davon das.... Frida endlich weg ist.... dass ich das wohl vergessen hatte! Tut mir leid! Ich würde dir doch niemals einen Wunsch ausschlagen! Sag einfach was du brauchst!"

Lyanna schenkte ihm nun ein mildes Lächeln: "Nun es freut mich zu hören, dass du dein Wort halten möchtest." Dann tätschelte sie die Wange des Künstlers neckisch und erwiderte: "Guter Junge... Ich möchte, dass du morgen deinen Sohn morgen zum Anwesen von Miss van der Cliff schickst. Du wirst dort in der Nähe bleiben und dich bereithalten. Ihr müsst den Butler des Hauses ein wenig ablenken. Wenn du also im Garten ein wenig... sagen wir für Aufregung sorgen könntest wäre ich dir sehr dankbar. Und wehe du verschaffst mich nicht so viel Zeit wie möglich, ich kann sehr unleidlich werden, wenn es morgen nicht alles rund läuft."

Dann ging sie einen Schritt zurück und lächelte sanft: "Ich vertraue auf dein können."

"Aufregung?!", fragte Tond etwas eingeschüchtert, als Lyanna ihm die Wange tätschelte: "Oh, ja gut. Wenn das alles ist! Morgen früh, ja? Was.. was hast du denn vor? Wieso sollen wir den alten mann ablenken?"

"Das ist meine Sache und das wird es auch bleiben.", erklärte Lyanna und tippte mit einem Zeigefinger auf dessen Brust: "Wie gesagt, lenke den alten Mann ab. Ich werde sicherlich 2 Stunden brauchen, je mehr Zeit ich bekomme, desto besser. Nicht gleich in der Früh, am besten nach dem Frühstück. Dann ist die Herrin des Hauses wieder ihrer Arbeit zugewandt, zumindest gehe ich davon aus. Also ich verlasse mich morgen auf dich, enttäusche mich nicht. Ich werde mich entsprechend erkenntlich zeigen, wenn du alles zu meiner Zufriedenheit durchführst."

Dann sah Lyanna zum Haus wo der Schmied lebte und fügte an: "Nun hast du noch fragen? Welche die nichts mit meinem Interesse an dieser Sache zu tun hat?"

"Nach dem Frühstück, zwei Stunden ablenken, alles klar!", wiederholte Tond ganz artig die Befehle bevor er ganz hastig mit dem Kopf schüttelte, um klar zu machen, dass er die Motive der jungen Magierin lieber nicht weiter hinterfragte.
Wenn das wirklich alles war, was Lyanna von ihm wollte, hatte er wohl mit der Schwarzhaarigen aufs richtige Pferd gesetzt.

Lyanna tätschelte ihm die Wange mit einem leichten selbstsicheren lächeln: "Brav so Lob ich mir das. Ich erwarte dich dann morgen Früh beim Anwesen, denke daran du sorgst für Aufruhr im Garten und schickst auch deinen Sohn mit um den Butler abzulenken."

"Dann bis morgen.", verabschiedete sie sich und ging weiter zum Haus des Schmiedes.

So war zumindest dieser Punkt bereits besprochen, dachte sich Lyanna und öffnete das Gatter welches zum Haus der alten Vettel führte. Phylippa war sicherlich nicht erfreut sie zu sehen, doch war sie nicht ihretwegen hier, sondern wegen des Schmieds. Dennoch wusste Lyanna nicht wie sie auf die alte Frau reagieren sollte, wenn sie diese antreffen würde.

Während sich Lyanna also dem Haus mit angebauter Schmiede näherte, wanderte ihr Blick wohl vor allem zum Handwerker, der gerade auf einer Werkbank mithilfe eines kleinen Hammers, Dellen aus einer Eisenplatte schlug. Archibald war, so wie sein Arbeitsplatz anmutete, auf jeden Fall kein Waffenschmied. Weder Klingen noch Rüstzeug fanden sich in seiner Schmiede, mit Ausnahme einer Axt, welche aber wohl eher zum Holzspalten gedacht war. Und so reiten sich unzählige Eisenwaren in der kleinen überdachten Freiluftschmiede. Von einfachem Schmuck, über Töpfe bis hin zu dem ein oder anderen missglücktem Kunstwerk war hier wohl alles zu finden, wenn man bereit war danach zu suchen. Der alte Schmied hatte Baskerville bereits bemerkt, doch ignorierte er die Schwarzhaarige gekonnt und widmete sich weiter seinem Arbeitsstück. Bei diesem Anblick, aber insbesondere der Schmied bekam man den Eindruck Archibald täte das nur, um sich zu beschäftigen und nicht weil er eines der Stücke tatsächlich brauchte.
Von seiner Frau Phylippa war unterdessen keine Spur, aber so gebrechlich wie die Vettel wirkte, war es auch unwahrscheinlich, dass sie draußen herum hopste. Vermutlich saß die alte Hexe nach wie vor drinnen, bei ihren Kräutern.

Lyanna lief langsam auf den alten Mann zu und ließ ihren Blick über den Arbeitsplatz des Schmiedes wandern. Ob er wirklich den Ofen reparieren konnte? Irgendwie wirkte der alte Schmied mehr wie ein Krämer als wie ein Schmied, aber was wusste sie als Schwarzmagierin schon großartig von solchen Dingen.

Der Schwarzmagierin war bereits aufgefallen, dass Archibald sie scheinbar ignorierte. Hatte seine Frau es ihm aufgetragen oder kam dieses Verhalten von ihm aus? Sie würde es wohl recht bald herausfinden, doch so einfach würde sich Lyanna nicht abwimmeln lassen. Zur Not würde sie wohl mit etwas Magie nachhelfen oder mit etwas mehr Gewalt. Nachdem sie schließlich beim Schmied stand, ging sie um ihn herum und holte das kaputte Stück des Ofens hervor, welches er reparieren sollte.

Schließlich legte ihm das Teil vor, dann schob sie es ihm hin und zwang den Mann es so direkt anzusehen. "Ich habe einen Auftrag für euch und er wird sich für euch lohnen.", erklärte Lyanna und verschränkte schließlich die Arme:" Dies ist ein Teil, dass zum Ofen im Haus von Miss Van der Cliff gehört. Der Preis für die Reparatur spielt dabei keine Rolle, es würde sich also für euch lohnen."

Ohne Lyanna eines Blickes zu würdigen, nahm Archibald das Teil in die Hand. Es war eines der Verbindungsrohre für den Rauchabzug und nichts weiter als ein wenig verbeult. Der Schmied nahm das Rohr, untersuchte es einen Moment und nahm schließlich denselben kleinen Hammer, welchen er selbst gerade noch benutzt hatte und begann die verformten Stellen des Metalls wieder in Position zu bringen. Es brauchte erstaunlich wenig Schläge des erfahrenen Schmieds bis das Rohr bereits wenige Minuten später wieder in seine ursprüngliche Form gebracht war.
Nachdem die Arbeit also getan war schob Archibald das Teil wieder rüber zu Baskerville und das alles ohne auch nur einen einzigen Ton zu sagen. Das Rohr war wieder Heil und somit zumindest dieser Teil ihrer Aufgabe abgeschlossen. Den Verstummten nun aber noch dazu zu bewegen das teil wieder im Haus einzubauen, war vermutlich schwerer.