Die Zauberschule Durmand

Durin sah sie Mitfühlend an: " Was heißt ich will? Ich muss, es ist die Pflicht von meinem Bruder und mir meinem Onkel zu helfen den Schwarzeisenberg zurückzuerobern. Mein Onkel hat den Anspruch auf den Thron von Har Lodur. Ich habe nicht die Wahl. Wenn ich sie hätte dann kannst du mir glauben würde ich nur zu gerne hier bleiben."

Dann ging der Zwerg auf Araja zu und nahm sanft ihre Hand und schenkte ihr ein verständnisvolles lächeln: " Ich erwarte nicht, dass du für mich deine Ausbildung hier abbrichst. Sowas kann und will ich nicht von dir verlangen. Außerdem bin ich ja nicht von jetzt auf gleich Weg."

"Eure Pflicht?!", begann Araja dann wenig einfühlsam: "Hat euch schon mal jemand gesagt das ihr Zwerge echte Dickköpfe seid? Das ist jetzt so lange her, wieso kümmert es dich noch? Wenn du nicht willst, musst du auch nicht. Er kann dich ja schlecht zwingen!"

Der Rotschopf schien wenig begeistert über das, was Durin vorhatte. Es war vermutlich das erste mal das der Zwerg überhaupt miterlebte das Araja wütend wurde, auf eine sorgende Art versteht sich. Aber das machte wohl nur umso klarer, das der Frau einiges an ihrem Freund lag.

Durin wandte seinen Kopf ab: "Auch wenn ich nicht will, die Hallen waren und werden immer meine Heimat sein und ich werde meinem Onkel der mir damals das leben gerettet hat nicht meine Hilfe verwehren. Er hat meinen Bruder und mich aus den Hallen gebracht, deshalb ist es umso wichtiger dass ich ihm beiseite stehe."

Dann blickte Durin wieder zu Araja: "Und ja wir Zwerge sind dickköpfig und wir vergessen nie. Niemals werden wir das Unrecht dass man uns angetan hat vergessen bis unsere Feinde für ihre Taten gebüßt haben."

Sein Blick wurde etwas trauriger als er Araja so wütend sah, wenn gleich er wusste dass sie nur um ihn besorgt war. Natürlich wusste er auch um ihre Angst, vermutlich ging es ihr auch darum dass er vielleicht niemals zurückkehren könnte weil er in diesen Hallen sein Leben lassen könnte.

"Dafür das du so clever bist, bist du auch ein ganz schöner Idiot - Durin!", stöhnte Araja dann mit einer Mischung aus Verzweiflung und Wut bevor ihre Geige am Hals packte und davon stampfte. Wie es aussah würde heute nichts mehr aus dem Schwerttraining der beiden werden, dafür war der Rotschopf jetzt viel zu aufgebracht. Ohne sich überhaupt zu verabschieden war sie weggegangen und ließ den Zwerg zurück auf der Brücke.
So sehr wie Araja gerade explodiert war konnte man sich kaum vorstellen das sie die meiste Zeit schüchtern und zurückhaltend war, aber wenn es um die Menschen, oder eben Zwerge, ging die ihr etwas bedeuteten, dann konnte die junge Frau zum Drachen werden. Es fiel ihr irgendwie Schwer sich in Durin's Haut zu versetzten - vielleicht waren die beiden ja doch unterschiedlicher als Araja anfänglich dachte.

Als die Studentin dann außer Reichweite war und sich ihr kraftvoller, wütender Gang langsam etwas beruhigte konnte man auch an ihrem Gesichtsausdruck erkennen, dass es ihr bereits jetzt Leid tat was sie gesagt hatte. Irgendwo ganz weit hinten fühlte sie sich wohl an diesen verfluchten Streit mit ihren Stiefvater erinnert - kurz bevor der schwarze Ritter das Dorf überfiel. Jetzt hatte sie wieder diesen dummen Fehler gemacht und war einfach davon gelaufen, anstatt sich dem Problem zu stellen. Aber was war überhaupt das Problem?
Ein wenig erschöpft ließ sich die junge Frau dann auf einer Bank nieder. Hier in einem der kleineren Schlossgärten war es die meiste Zeit ruhig, hier und dort saßen andere Schüler welche sich in magischer Lektüre vertieften. Hier konnte Araja darüber nachdenken was das Problem sein könnte.
Lag es daran das sie nicht wollte das Durin etwas passiert? Oder dachte sie doch nur an sich selbst und wollte einfach nicht allein gelassen werden? Es gab noch so viele weitere Gründe und vermutlich wäre jeder davon gleich richtig oder falsch zugleich gewesen. In nur einem Punkt war sich Araja wirklich sicher: Wann immer ihre Gefühlswelt ins Chaos geworfen wurde, wurde es schwer für sie noch einen klaren Gedanken zu fassen.

"Hallo Araja.", erklang eine freundlich vertraute Stimme. Es war die des Professors für Magische Tierwesen. Während Araja in Gedanken versunken war, hatte er Platz neben ihr genommen. Gerade war er dabei gewesen nach den Alraunen zu schauen welche hier gepflanzt worden waren.

Er verschrenkte die Finger in einander und beugte sich nach vorne, damit er seine Unterarme auf den Oberschenkeln abstützen konnte und sah dabei zu Araja: "Du weißt du kannst jeder Zeit zu mir kommen wenn dich etwas bedrückt. Gibt es etwas worüber du reden möchtest? Du wirkst ein wenig aufgebracht." Seine Stimme klang warm und verständnisvoll und er schenkte der Schülerin ein warmes mitfühlendes lächeln.

Etwas überrascht darüber das Kalameet sich plötzlich zu Araja setzte war diese mit ihrem Blick nach oben geschnellt. Sie war mal wieder so in Gedanken vertieft, dass sie nichts um sich herum wahrgenommen hatte. Ihr trauriges Gesicht versuchte der Rotschopf dann zu verbergen, in dem sie falsch lächelte, aber dafür war es schon viel zu spät denn ihr Hauslehrer hatte schon Lunte gerochen.

"Ist das so offensichtlich...?", fragte die Studentin dann etwas niedergeschlagen bevor Kalameet nickte und die junge Frau weitersprach: "Es ist nur.... ein Freund von mir wird bald die Schule verlassen und... Naja - ich hab ihn gerade deswegen angeschnauzt. Und jetzt fühle ich mich ganz furchtbar.
Ist ihnen das schon mal passiert, dass sie auf jemanden wütend waren der gar nichts falsch gemacht hatte und auch noch ihr Freund war?"

"Ja auch mir ist so etwas passiert. Damals war ich sauer auf Hemwick, wir waren beide unterwegs auf der Jagd nach einer Sphinx. Ich konnte das Rätsel der Sphinx nicht lösen und wie es dann eben so ist, sie hat versucht mich zu töten. Doch bevor sie mich töten konnte, hatte er sie umgebracht. Ich war außer mir, weil diese Tierwesen höchst selten anzutreffen sind. Dabei hätte ich ihm dankbar sein sollen, immerhin würde ich ohne ihn heute nicht hier sitzen.", erklärte Kalameet ruhig und sah dabei in den Garten wie das Sonnenlicht die Farben der Blumen erstrahlen ließ.

"Wir haben uns daraufhin sehr lange nicht mehr gesehen. Ich habe mir oftmals vorwürfe gemacht nach ein paar Jahren traf ich ihn bei einer weiteren Expedition als ich gerade einen Zouwu fangen wollte. Es fiel mir sehr schwer ihn anzusprechen, es waren Jahre vergangen ohne dass wir in der zwischenzeit ein Wort gewechselt hatten. Doch ich sammelte meinen Mut und entschuldigte mich bei ihm. Und weißt du was? Er hat mir vergeben, er vergab mir meine rauen Worte die Dinge die ich zu ihm gesagt hatte und dadurch festigte sich unsere Freundschaft noch mehr.", fuhr der Professor für magische Tierwesen fort und sah schließlich zu Araja, dabei fuhr er fort:
"Der Punkt ist folgender Araja. Wir sind nur Menschen, wir machen Fehler, wir streiten uns, dass ist völlig normal aber das wichtigste ist, du darfst niemals zu Stur sein um einen Streit beiseite zu legen. Denn wenn du das tust wirst du dir das für den Rest deines Lebens nicht verzeihen können."

Dann klopfte der Professor Araja sanft auf die Schulter und fragte mitfühlend: "Möchtest du mir nicht etwas mehr von deinem Streit erzählen? Vielleicht kann ich dir dann etwas besser helfen. Auf der anderen Seite könnte ich dir natürlich noch mehr Lebensweisheiten anraten." bei seinem letzten Satz zog sich ein leichtes grinsen auf die Lippen des Professors, er versuchte zumindest wieder ein kleines lächeln auf Arajas Lippen zu zaubern.

Es war schwer Araja jetzt aufzumuntern, aber der versuch zählte. Um nicht völlig undankbar zu erscheinen lächelte der Rotschopf ganz verhalten. Es viel ihr einfach gerade schwer fröhlich zu sein, denn das war sie einfach nicht. Die Worte des Professors waren aber richtig und triefen bei der jungen Frau wohl einen Nerv weshalb sie sich Kalameet jetzt wohl ein wenig mehr anvertrauen wollte.

"Mir ist sowas schon mal passiert, damals mit ... meinem Stiefvater. KUrz bevor er gestorben ist haben wir uns getritten und... ich hatte niemals die Chance es wieder gut zu machen. Ich mache mir bis heute Vorwürfe deswegen, vor allem weil der Streit meine Schuld war.
Heute ist es Durin. Er muss unbedingt mit seinem Bruder und seinem Onkel zu diesem verdammten Schwarzeisenberg. 'Das Erbe der Zwerge zurückfordern', wie er gesagt hat. Er sagt zwar selbst das er nicht will aber trotzdem wird er gehen. Das macht mich irgendwie Wütend. Ist das... normal?"

Kalameet seufzte leise bevor er bedacht seine Worte wählte:" Das mit deinem Vater tut mir leid Araja. Soetwas wünsche ich niemanden. Was Durin angeht.... diese Worte werden dir hoffentlich verständlich machen was Durin durchmachen wird. Du musst wissen, Zwerge haben ein anderes Pflicht gefühl als wir Menschen. Gerade im Fall von Durin ist es sehr speziell, wenn sein Onkel das Erbe der Zwerge im Schwarzeisenberg einfordert ist das eine sehr persönliche Sache, das heißt laut meinem Verständnis dass sein Onkel der künftige König des Berges wird. Ich gehe einmal davon aus das ein Zerstörer diese Hallen eingenommen haben wird, denn sie sind alte Feinde der Zwerge wie du ja sicherlich schon weißt. Durin und Dorin bleibt nichts anderes übrig als ihrem Onkel zu folgen, denn ein Zwerg wird immer seiner Familie folgen."

Er gab Araja einen kurzen Moment um die Worte wirken zu lassen und fuhr fort: " Deine Wut ist normal, denn du kannst es nicht nachvollziehen. Aber versuche dich einmal in Durin reinzuversetzen. Wenn du jemanden hast, der deine Hilfe braucht. Jemand der dir sehr viel bedeutet, würdest du ihm deine Hilfe verwehren weil jemand anderes traurig darüber ist weil du gehen musst?"

"Ich hatte gedacht das.... vielleicht...", seufzend unterbrach Araja sich dann selbst - vermutlich hatte Kalameet recht. Sie konnte von Durin kaum verlangen seine Familie für sie aufzugeben. Wer war sie schon, ein dummes, 17-jähriges Mädchen im Vergleich zu seiner über 300-Jahre alten Familie? Vermutlich sah der Rotschopf jetzt das es ein Fehler war sich zwischen sie zu stellen, das stand ihr einfach nicht zu. Mit dieser ziemlich deprimierenden Einsicht erhob sich Araja dann und blickte noch einmal mitgenommen zu Kalameet: "Sie haben vermutlich recht. Danke. Ich... ich sollte mich bei ihm entschuldigen, bevor er geht. Ich gehe dann zurück in mein Zimmer. Gute Nacht."

Später auf ihrem Bett sitzend schmollte die Studentin dann noch bis in die tiefe Nacht. Es machte sie sichtbar traurig ihren einzigen, wahren Freund hier auf Durmand zu verlieren. Mit Verlusten konnte Araja noch nie gut umgehen, weshalb ihre angeschlagene Laune auch noch am darauffolgenden Tag kaum gebrochen war.
Heute war der letzte offizielle Schultag vor den Sommerferien und Nitch verteilte bei seinem Unterricht die Ergebnisse des Theorietests. Ihre Prüfung entgegennehmend merkte der Rotschopf gar nicht das sie fast als einzige in der Klasse 100% erreicht hatte, alle ihre Fragen waren korrekt beantwortet und sogar Nitch lobte sie dafür - doch der jungen Frau schien das herzlich egal. Nachdem Nitch alle für den bestandenen Test gelobt hatte überließ er die Schüler in ihre Freizeit. Auch die Lehrkräfte scheinen Urlaubs bedürftig nach diesem Schuljahr.

Nun kam der Teil, auf den sich Araja nicht besonders freute: die Entschuldigung bei Durin. Am liebsten wäre die Studentin wohl wieder mal davon gelaufen aber der Zwerg hatte besseres verdient. Mal ganz abgesehen davon waren da immer noch diese Gefühle' die Araja bezüglich ihres Freundes hatte. Vielleicht war Durin ja viel mehr als 'nur' ein Freund. Ihr Gewissen ließ also nicht zu, dass sie den Kurzling einfach verschwinden ließ, ohne das geklärt zu haben.
Bei ihrem Weg zur Unterkunft der Brüder sah Araja dann wie einige ältere Schüler gerade Plakate aufhingen. "Verpasst nicht unseren Abschlussball! Morgen Abend in der großen Halle - Alle sind eingeladen!", war darauf zu lesen sowie zwei tanzende Personen welche sich zum Takt der Musik bewegten. Sehr viel Beachtung schenkte der Rotschopf dieser Party aber nicht - sie war nicht der Typ für so etwas.

Angekommen vor der Tür des Gästezimmers in dem Durin und Dorin lebten, stockte Araja dann noch einmal der Atem. Sie zögerte eine ganze weile und musste sich mehr als einmal Überwinden bevor sie endlich klopfte. Gespannt darauf wer von den beiden Zwergen die Tür jeden Moment öffnen würde zerriss es die junge Frau geradezu.

Als es an der Tür klopfte, sahen beide Zwerge sich an und fragten sich wer das wohl sein könnte. Durin hatte jedoch schnell eine vermutung gefasst um wen es sich handeln könnte. Schnell eilte er zur Tür, er wollte den Gast nicht lange warten lassen. Als der schwarzhaarige Zwerg die Türe öffnete stand er vor Araja. "Hey Araja.", grüßte Durin und klang dabei recht freundlich und ging zur Seite damit sie eintreten konnte.

"Wer ist es?", rief Dorin von hinten.

"Araja.", rief Durin zurück.

Der blonde Zwerg rief: "Ich denke es wäre wohl besser wenn ich hier hinten bleibe, damit ihr ungestört reden könnt."

"So zuvorkommend kenne ich meinen Bruder gar nicht.", sprach Durin trocken und konnte sich jedoch ein schmunzeln nicht verkneifen.Durin war ziemlich froh, dass Araja da war. Die letzte Nacht war nicht gerade angenehm gewesen für ihn. Immerzu hatte er an die Rothaarige denken müssen. "Komm setz dich erstmal.", sprach der Zwerg und stellte Araja einen dampfenden Becher hin. "Ein Tee aus Bergkräutern. Hab ich eben erst aufgesetzt.", erklärte Durin und versuchte das ganze eher beiläufig klingen zu lassen. "Ähm, was kann ich denn für dich tun?", wollte der schwarzhaarige Zwerg wissen und versuchte ganz gelassen zu klingen.

Ihren Blick zum Zwerg senkend sah Araja zu Durin, als dieser die Tür öffnete. Die Augen der jungen Frau gingen dabei jedoch deutlich tiefer als sie mussten, ganz offensichtlich hatte sie ein schlechtes Gewissen wegen dem, was passiert war. Als der Zwerg sie hineinbat und Dorin dankenswerter weiße das Weite suchte, setzte sich der Rotschopf auf den angebotenen Platz, ohne dabei etwas zu sagen.

"Für mich tun...?", fragte Araja dann ein wenig überrascht. Nach ihrem Auftritt gestern fragte Durin sie ernsthaft ob ER etwas für SIE tun könne? Die junge Frau hatte wahrlich das Gefühl es wäre umgekehrt.
"Ich bin eigentlich hier um... mich zu Entschuldigen. Wegen gestern Abend. Tut mir leid. Tut mir Leid, das ich dich so angeschnauzt habe, das war... nicht richtig. Das hast du nicht verdient. Von dir zu erwarten, dass du deine Familie im Stich lässt nur wegen... naja, mir. Das hätte ich nicht erwarten dürfen. Es war nicht meine Absicht mich zwischen dich, deinen Bruder oder Onkel zu stellen - das steht mir gar nicht zu. Ich hoffe du ... bist mir nicht böse?"

Durin lauschte ihrer Entschuldigung und lächelte schließlich: "Du weißt ich kann dir nicht wirklich böse sein. Dazu kann ich dich zu gut leiden. Aber ich nehme deine Entschuldigung an. Danke das bedeutet mir sehr viel."

Durin nahm sich selbst einen Becher Tee und trank einen schluck. "Ich wollte dir keine Angst machen Araja. Das tut mir leid.", erklärte Durin und blickte schließlich zu Araja. "Ich verspreche dir, dass ich heil zurückkommen werde.", Er sah ihr ernst in die Augen und fügte hinzu: "Das verspreche ich dir bei allen Göttern die es auf dieser Welt gibt."

Von hinten rief Dorin: "Wenn ich du wäre würde ich das Versprechen annehmen Araja!!!"

Araja viel mal wieder ein Stein vom Herzen, als Durin die Entschuldigung annahm und sich herausstellte das kein ernsthafter Schaden von ihr angerichtet worden war. Der Rotschopf wollte gerade anfangen zu lächeln, da rief Dorin dazwischen. Etwas verwundert darüber das der Bruder doch noch hier war drehte sich die junge Frau nach hinten, um diesem mal Manieren beizubringen.

"Sag mal wolltest du uns nicht allein lassen?", fragte Araja Dorin also etwas Ironisch woraufhin dieser endlich hinter der Türkante verschwand. Danach konnte sich die Studentin wieder Durin widmen.

"Du... solltest mir lieber nichts versprechen was du nicht halten kannst. Ich weiß nicht was ein Zerstörer ist, aber der Name sagt schließlich alles. Und wie du bereits einmal angemerkt hast: Du bist nicht länger aus Stein.
Versprich einfach.... das du vorsichtig sein wirst, ja? Das reicht mir schon."

Durin nickte zustimmend, sie hatte ja recht. "Ich werde Vorsichtig sein. Ich will ja lebend zurückkommen."

Da fiel dem Zwerg die Einladung für den Abschlussball auf. "Hättest du lust mit mir auf den Abschlussball zu gehen?", fragte Durin und nahm die Einladung an sich welche ein Student ihm auf dem Rückweg hierher in die Hand gedrückt hätte.

"Es wäre zumindest ein schöner Abend vor dem Abschied.", merkte der Zwerg an.

"Ääh... was? Ich meine... Ja?", stammelte Araja los als sie der Zwerg nach dem Ball fragte. Die Frage kam so unverhofft, dass der Rotschopf etwas überrumpelt schien, eigentlich wollte sie doch gar nicht gehen. Also nicht allein. Aber jetzt hatte sie plötzlich zugesagt. Ihre Antwort kam, obwohl sie etwas gestammelt war, ziemlich schnell - gerade zu wie der Blitz. Da war wohl etwas in der jungen Frau das unbedingt mit dem Kurzling zum Ball wollte. Aber Araja hasste doch solche Anlässe, ganz besonders wenn da so viele Leute waren? Egal.
Diese hin und her Gerissenheit, welche die Studentin gerade mit sich selbst ausmachte, merkte man ihr aber kaum an, sie lächelte einfach nur - ziemlich breit sogar. Da war schon verrückt.

"Dann... bis morgen Abend...?", fragte sie noch bevor Durin nickte und Araja die Unterkunft der Brüder wieder verließ. War das gerade wirklich passiert? Die Violinistin konnte es selbst kaum glauben: Als sie gekommen war hatte sie das Gefühl einen ganzen Berg an Schuld mit sich herumzuschleppen und nun hatte sie diese Vorfreude.
Zumindest frohlockte die junge Frau solange bis ihr klar wurde das sie gar nichts zum Anziehen hatte. Fast die Hände über den Kopf zusammenschlagend kam Araja in den Sinn das sie wohl kaum in ihrer Schuluniform oder der Lederrüstung zum Ball gehen konnte - wie würde das denn aussehen? Nur hatte Araja kein Geld um sich etwas zu kaufen, mal abgesehen davon das sie keine Zeit mehr hatte bis morgen etwas Passendes zu finden.
Fast ein wenig panisch dachte die Studentin darüber nach was sie nun tun sollte. Ihre einzige Möglichkeit war Magie, ein Zauber der ihr das passende bringen würde. Doch sie kannte keinen und bis sie in der Bibliothek etwas Passendes finden würde wäre der Ball längst vorbei. In ihrer Not entschied sie sich dann denjenigen Aufzusuchen bei dem sie bereits in den vergangenen Monaten Hilfe gesucht hatte, wenn es um Zauber ging: Hemwick.

Zum Glück war der Professor für Verwandlung noch nicht in seinen Urlaub gegangen und war noch immer in seinem Zimmer neben seinem Klassensaal zu finden. Zwar wie immer etwas schüchtern, aber auch wahnsinnig aufgeregt klopfte Araja also eilig an die Tür der Lehrkraft und kam kurz darauf auch schon ungefragt hinein.
Das war zwar etwas unhöflich aber zum Beschweren kam Hemwick ohnehin nicht, denn die junge Frau erklärte, ohne dabei Luft zu holen, gleich worum es ging - und es war mehr als eindeutig, dass es ihr dabei wohl ziemlich wichtig war.

"Herr Hemwick! Entschuldigend Sie die Störung aber.... I-Ich bräuchte Hilfe von Ihnen! Ich weiß, das Schuljahr ist vorbei aber... Ich brauche einen Zauber! Einer der... ääh...... also ich brauche ein Kleid! Gibt es einen Verwandlungszauber für so etwas?!"

Etwas überrumpelt von Arajas Art einfach ins Zimmer ungefragt reinzukommen nachdem diese an der Tür geklopft hatte, hatte er nicht einmal die Gelegenheit sie zu grüßen da sie direkt los sprach. So lauschte der Professor für Künste der Verwandlung stumm der kleinen Bitte seiner Schülerin. Nachdem sie mit ausgesprochen hatte ging der Professor zu eines seiner Regale und ging die Bücher der reihe nach durch.

"Mal sehen... wo haben wir es denn?", grübelte der Professor nachdenklich und holte schließlich ein verstaubtes Buch heraus. Er schlug es auf und entnahm ein paar selbstgeschriebene Notizen heraus. Er las sich die Notizen durch und reichte das alte zerknitterte Blatt Araja. "Hier das dürfte dir helfen. Ich habe den Zauber früher einmal für eine alte Freundin angewandt. Es formt deine Kleidung nach deinen Vorstellungen."

Dann setzte sich Hemwick auf die Kante seines Bürotisches und schmunzelte: "Derjenige muss wohl etwas ganz besonderes sein wenn du dich für ihn so ins Zeug legst."

"Ja, ich wurde gerade zum Ball morgen Abend eingeladen..", säuselte Araja dann ganz verträumt als sie das Blatt entgegennahm. Die Zeilen des Zaubers und seine Beschreibung durchlesend erhob die junge Frau dann noch einmal den fragend den Blick: "Muss ich... bei dem Zauber auf etwas Bestimmtes achten? Das hier.... ähm, liest sich so einfach? Ist das wirklich alles?"

Hemwick schüttelte den Kopf: "Du musst nichts beachten. Stelle dir das Kleid vor dass du gerne trägen würdest. Du brauchst nur ein kreatives Vorstellungsvermögen, aber ich denke das solltest du besitzen sonst würde ich dir nicht diesen Zauber empfehlen."

Dann zwinkerte der Professor Araja zu: "Nun ich sehe ja morgen Abend welches Kleid du trägst. Ich bin schon überaus gespannt muss ich sagen."

"Ja, ich... äh, ich auch. Danke für die Hilfe, Herr Hemwick. Das meine ich ganz ernst - vielen Dank. Bis morgen Abend.", lächelte Araja dann milde während sie mit dem Papier in der Hand wedelte. Schließlich hatte der Professor der jungen Frau jetzt erneut aus der Patsche gezogen. Es war wirklich erstaunlich wie viele Zauber Hemwick kannte.
Den ganzen restlichen Abend war Araja dann damit beschäftigt nachzudenken und zu träumen - wie sollte ihr Kleid wohl aussehen? Der Rotschopf hatte das Problem, das sie nie viel über dieses Thema nachgedacht hatte, sie kannte streng genommen auch keine besonderen Kleider. Als armes Kind vom Lande war sie immer schon froh gewesen überhaupt etwas zu haben, das nicht voller Löcher war. Und nun stand ihr alles offen, die Auswahl war grenzenlos. Sie wollte etwas Elegantes, nicht zu aufdringliches, etwas das ihrem Charakter entsprach vielleicht. Die Frage war nur: Wie sähe so etwas nur aus?

Fast die ganze Nacht hatte Araja jetzt über dieses Kleid, ihre Vorfreude über den Ball aber natürlich auch über Durin geschwärmt und dabei kaum ein Auge zugetan. Mittlerweile war es Mittag durch, am Tag des Balls und der Rotschopf wusste immer noch nicht was sie zaubern sollte. Viel Zeit blieb der jungen Frau nicht und aus ihrem Fenster direkt neben dem Bett konnte sie bereist die ersten Schüler sehen welche in passender Montur durch den angrenzen Schlossgarten liefen. Das machte Araja nur noch nervöser, da ihre Kommilitonen alle samt hervorragend gekleidet waren.
Voller Erwartung stellte sich die junge Frau dann vor den Spiegel und sah sich darin an. Sie konnte ihren eigenen Anblick in der Schuluniform kaum ertragen. Sich etwas anderes vorstellen konnte sie aber auch nicht so recht. Ihren gesamten Mut zusammen nehmend schloss Araja dann ihre Augen und versuchte sich zu konzentrieren. Der Zauber den ihr Hemwick gegeben hatte erforderte, dass sie das bereits trug, was sie verwandeln wollte. Das bedeute aber auch das sie nur einen einzigen Versuch hatte. Nervös aber dennoch irgendwie gefasst leise ein und ausatmen machte sich die Magierin dann bereit den zauber zu wirken indem sie seine Worte aussprach: "Perfegdo Sernia."
Dabei musste Araja ihre Hände über sich selbst streichen, um die Magie strömen zu lassen. Sie fuhr erst mit den Fingern beider Hände von der Stirn ab durch ihr Haar, hinunter zum Haaransatz, bis sie zum hinteren Teil des Halses kam. Angekommen bei ihren schönen Schultern änderte sie die Richtung der Handflächen und ging sich über ihren prallen Busen bevor sie dann über den schlanken Bauch und die wohlgeformten Hüften streifte. Mit jedem Zentimeter den sie über ihren jungen Körper fuhr veränderte sich das Antlitz der Studentin.
Aus dem tristen Braun der Schuluniform wurde tiefes, geheimnisvolles Schwarz während der Stoff sich in beinahe unnatürlicher Perfektion an die Formen des Körpers anpasste.
Ihre Augen wieder öffnend sah die junge Frau dann in den Spiegel und dabei stockte ihr der Atem. Sie konnte wohl nicht glauben was sie gerade getan hatte. Nur ein leises: "Bei den Sechs...", ging Araja über die Lippen als sie das Kleid und auch ihre veränderte Frisur erblickte. Nun verstand die junge Frau endlich was 'Magie' tatsächlich bedeutete.

Lange konnte sich der Rotschopf aber nicht bewundern, denn es klopfte bereits an der Tür. Das musste Durin sein, welcher sie wohl abholen wollte. Jetzt kam der Moment der Wahrheit, diesen ganzen Aufwand hatte Araja schließlich nur für den Zwerg getrieben. Vor der Tür noch einmal kurz innehaltend zögerte Araja natürlich kurz, bevor sie endlich öffnete. Erst nur ihren Kopf aus dem Spalt streckend sah sie nach ob es tatsächlich ihr Freund war und als sie Durin's freundliches Gesicht erblickte öffnete sie Tür und präsentierte sich dem Zwerg.

Als Araja die Tür öffnete blieb Durin der Atem weg. Arajas Kleid betonte ihre zärtliche Figur und betonte ihre Schönheit. Durin selbst hatte sich ebenfalls in Schale geworfen. Er trug ein ein dunkles Wams mit einer dazu passenden Hose aus Leder und entsprechenden schwarzen Stiefeln. Den Saum der Ärmel hatte er umgekrempelt damit der Rote Stoff das dunkle Leder entsprechend hervorhob und betonte.

"Du...du siehst atemberaubend aus.", stockte Durin als suche er offenbar nach den richtigen Worten um Araja ein Kompliment zu machen. Sein Herz hatte bereits auf dem hinweg schnell zu schlagen begonnen, doch nun raste es regelrecht in seiner Brust. Er atmete etwas tiefer ein und aus um sich zu beruhigen. Dann verbeugte er sich und reichte ihr die Hand: "Nun Mylady? Wollen wir?", lächelte der Zwerg vornehm und als Araja ihm die Hand reichte machten sich beide auf den Weg zum Ball.

Es dauerte nicht lange da erreichten die beiden den Ball und als sie in die Große Halle eintraten, staunten nicht wenige Schüler über Arajas Kleid. Durin erklärte Araja dass er für sie und sich zu Trinken hole und kam nach kurzer Zeit mit zwei Kelchen. Einen von beiden reichte er Araja und stieß mit ihr an. Die Halle war für den Ball prächtig ausgeschmückt worden. Ein kleines Orchester sorgte für Musik, Kerzen gleiteten sanft und schwerelos durch die Halle an den Säulen hatten sich Rosenranken die in voller Pracht blühten ausgebreitet und wuchsen bis zur Decke hinauf. Die Tische standen an der Wand und waren mit allerlei kleinen Köstlichkeiten für zwischendurch gedeckt. "Sie haben sich wirklich viel Mühe gegeben.", staunte Durin leise.

"Danke. Du hast dir aber auch Mühe gegeben.", entgegnete Araja vorsichtig als Durin's Kompliment kam. Dabei musste der Rotschopf anfangen breit zu lächeln, denn sie hatte ihr Ziel erreicht: dem Zwerg gefiel das Kleid. Und dieses Lächeln würde vermutlich noch eine ganze Weile anhalten.
Angekommen beim großen Saal staunte auch Araja nicht schlecht, als sie die schöne Dekoration und das nette Ambiente mit der Musik vernahm.

"Ja, es hat etwas... 'Zauberhaftes'?", grinste die Studentin dann zu Durin als ihr dieser den Kelch reichte. Selbst jetzt konnte sich Araja ihre Wortspiele nicht verkneifen, aber das war vermutlich ganz gut so. Sonst würde die junge Frau wohl einen Teil ihres Charmes verlieren.

"Und.. ähm, ist das dein erster Ball?", fragte sie etwas verlegen, um den zarten Gesprächsfaden nicht abreisen zu lassen. Alles war besser als jetzt Wortlos dazustehen und zuzugeben das man keine Ahnung hatte. Araja hoffte das der Zwerg nicht mitbekam wie nervös sie eigentlich war.

"Aber nicht so Zauberhaft wie du.", lächelte Durin die Rothaarige an und nahm einen Schluck aus seinem Kelch. Irgendwie hatte der Zwerg Angst er könnte zu viel sagen, aber wenn es eben stimmte? Er war ganz hin und weg von Araja. Schließlich fragte seine Begleitung ob er schonmal auf einem Ball gewesen war.
"Ich war nie auf einer Schule, daher ist dies auch mein erster Abschlussball.", erklärte Durin etwas verlegen und rieb sich dabei leicht den Nacken. "Aber ich bin froh, dass ich heute mit dir hier sein kann.", fügte der schwarzhaarige Zwerg charmant hinzu.

Mittlerweile begannen schon die ersten Schüler zur Musik zu tanzen. Was war wenn Araja tanzen wollte? Er war kein guter Tänzer und bei dem größen Unterschied würde das wohl etwas schwer werden mit ihr zu tanzen. Oder sollte doch lieber er sie auffordern? Vermutlich musste er das auch oder? Dies war einer der wenigen Punkte die den Zwerg sichtlich überforderten, aber Durin versuchte sich dies nicht anmerken zu lassen.

Lyanna erreichte mit Ethan den Ballsaal. Auch sie hatte sich mit ihrem Kleid ordentlich hergerichtet. Wie es für sie üblich war, trug sie wieder einmal ein sehr eng geschnittenes und Figur betontes Kleid mit einem langen Rock. Die Schwarzmagierin hatte sich bei ihrer Begleitung eingehakt und fächerte sich mit einem schwarzen Fächer eher desinteressiert Luft zu. Ihre Augen wanderten durch den Ballsaal und erblickte nach einer Weile Araja wie sie mit ihrem Zwerg sprach. Die Augen der Schwarzmagierin verengten sich leicht.
Wie um alles in der Welt kam Araja an ein solches Kleid heran? Da stimmte doch etwas nicht. Vermutlich hatte die Rothaarige mit einem Zauber nachgeholfen schlussfolgerte die Schwarzhaarige Magierin.

"Sieh mal Liebster.", begann Lyanna kühl das Gespräch und wies mit ihrem Kopf zu Araja. "Interessantes Kleid findest du nicht? Ich frage mich wie Araja an ein so aufwendiges und schönes Kleid gekommen ist.", fügte die Schwarzmagierin an.

Ethan war sichtlich erleichtert, dass er heil mit Lyanna im Ballsaal angekommen war. Das war nicht selbstverständlich wenn man bedachte wie sehr die junge Frau Ethan zur Sau gemacht hatte, als dieser von seiner Begegnung mit dem Zouwu berichtete. Das war nicht gerade ein glanzvoller Moment für den jungen Mann gewesen. Zum Glück ging es heute Abend nur um die beiden, zumindest hatte Ethan das gehofft. Doch er wurde eines Besseren belehrt als Lyanna sofort nachdem sie Araja bemerkt hatte das Gesprächsthema auf sie lenkte.

"Die blöde Kuh....", fing er dann Zähneknirschend an: "... macht wohl mit einem Zwerg rum weil sie sich nen' echten Mann nicht leisten kann. Das Kleid ist bestimmt geklaut."