Die Zauberschule Durmand

Lyanna senkte nun das erste mal ihren Blick, sollte sie die Quelle ihrer Kraft preisgeben? Was würde passieren wenn sie es tat? "Wirst du mich preisgeben?", hauchte Aldrich mit süßlicher Stimme und sie sah wie der Drachenfürst sich langsam um Nitch schlängelte und dabei seine lippen und zu einem schmalen lächeln. Da Nitch ihn den Drachenfürsten wohl nicht sehen konnte, musste dieser wohl mit ihrem Verstand spielen. Schließlich griff Lyanna in die Tasche und reichte ihrem Professor das Buch. "Ich habe dieses Buch gefunden. Es scheint eine art Tagebuch zu sein. Ich konnte jedoch nicht herausfinden von wem es war.", erklärte Lyanna schließlich und das war nicht ganz gelogen da sie es bereits gelesen und der Verfasser sich darin nicht erwähnt hatte. Jedoch wusste sie dass Aldrich derjenige war, der dieses kleine Buch verfasst hatte.

"Interessant.", lächelte Aldrich und schlängelte sich zu Lyanna herüber. "Hättest du mich auch verraten, wenn meine Seele sich nicht an die deine geklammert hätte? Das Buch düfte für ihn ziemlich wertlos sein.", stichelte der Drachenfürst boshaft weiter. Die Schwarzmagierin ignorierte die Erscheinung welche nur sie sehen konnte gekonnt.

Das merkwürdige Buch entgegennehmend sah Nitch auf den Einband. Es gab wohl zu viele magische Bücher als das der Lehrer alle gekannt hätte, deshalb war ihm dieses wohl fremd. Sein Einband ließ jedoch auf nichts Gutes schließen. Zumindest war da keine unheilige Kraft zu spüren, vermutlich aber nur weil Aldrich das Buch bereist verlasen hatte. Stanley war sich nicht ganz sicher was er darüber halten sollte und legte das Buch in die Schublade seines Schreibtischen und verschloss es dort - er würde es zu gegebener Zeit ansehen.
Mit einer Geste gab der Professor Lyanna dann zu verstehen, dass sie dem Herren folgen sollte, und zwar ins Nachbarzimmer. Direkt neben Nitch's Unterrichtsraum befand sich ein Alchemistisches Labor welches mit so vielen Tränken und Zutaten voll gestellt war das man kaum den Wald vor lauter Bäumen sah.

"Sie werden das Labor aufräumen, Miss Baskerville. Alle vorhandenen Tränke katalogisieren und eine Inventur der Zutaten machen. Während dessen können Sie ja darüber nachdenken was Verantwortung bedeutet.", begann Nitch zu erklären. Kurz bevor die Lehrkraft den staubigen Raum dann wieder verließ, wandte er sich noch einmal seiner Schülerin zu: "Ich weiß das Sie das besser können - beweisen Sie es."

Lyanna nickte folgsam als Nitch sie ins Nebenzimmer führte und ihr die Strafaufgabe gab die Träge zu Katalogisieren und eine Inventur der Zutaten zu machen. So machte sich die Schwarzmagierin zähneknirschend ans Werk. Sie nahm die Tränke zur Hand überprüfte deren Inhalt an Hand von Büchern welche sich im Raum befanden und verfasste eine Liste über die Tränke und deren Wirkung und sortierte sie daraufhin feinsäuberlich im Regal. Diese Aufgabe dauerte über 3 Stunden bevor sie sich schließlich an die Zutaten ranmachte.

Sie zählte jede Zutat genau durch und schrieb die Anzahl feinsäuberlich in einer Tabelle auf und sortierte sie alphabetisch in den Schrank rein. Danach machte sie sich an die Arbeit die Schränke und Tische zu entstauben, vielleicht würde sie ja etwas ihr ansehen zurückbekommen wenn sie mehr machte als der Professor ihr aufgetragen hatte. Schließlich war es am späten Abend als sie die letzte Zutat richtig einsortiert und den letzten Schrank und den letzten Kessel gesäubert hatte. Danach sammelte sie alle niedergeschriebenen Unterlagen zusammen und machte sich auf den Weg zu Nitch.

Müde und erschöpft, erreichte sie das Büro ihres Hauslehrers und klopfte an. Als sie das Büro betrat versuchte sie sich jedoch nicht ihre Müdigkeit anmerken zu lassen: "Professor Nitch, ich habe die Tränke katalogisiert und die Zutaten gezählt und niedergeschrieben die sie wollten. Ebenso habe ich eine Liste über die Zutaten verfasst welche bald zur Neige gehen werden und bei Zeiten aufgefrischt werden sollten. Darüber hinaus habe ich das Labor rausgeputzt."

Wohlwollend nickend nahm Nitch Lyanna's Erklärung entgegen und begann dabei fast zu lächeln: "Gut. Sehr gut Miss Baskerville. Feine, saubere Arbeit - so wie ich es mir von Ihnen erhofft hatte. Und vielen Dank für die Liste und das saubermachen. Es sah ja wirklich schauderhaft da drinnen aus.
Ich hoffe Sie verstehen, dass ich Sie das nicht habe tun lassen, weil es mir Spaß gemacht hat. Aber auf unserer Schule gibt es Regeln. Regeln die sie einhalten werden solange ich hier bin."

Die Zutatenliste zur Seite legend nahm Nitch nun seine böse, besserwisserische Stimme ab um sie durch eine fast schon freundliche zu ersetzten: "Ich weiß was sie durchmachten mussten, Miss Baskerville. Das Leben hat Ihnen mehr als nur einen Stein vor die Füße geworfen. Aber lassen Sie sich nicht auf das Niveau herab auf dem sich die meisten anderen Schüler befinden. Und vergessen sie Reneé - hätte sie kein Talent würde Sie neben ihnen verblassen.
Wenn Sie in Zukunft einen Zauber lernen möchten, kommen Sie direkt zu mir. Wir können dann direkt die Praxis durchgehen und das ist schließlich viel mehr Wert als ein Buch - nicht wahr? Nur weil sie ihre Familie verloren haben heißt das nicht das sie nicht eine neue finden können. Durmand ist jetzt ihre Familie. Beweisen Sie ihr Respekt und machen Sie sie Stolz."

Die Worte durchstießen das Herz der jungen Magierin wie ein Schwert. Sie wandte leicht ihren Blick ab und legte eine Hand auf ihre Brust. Das erste mal seit langem hatte ihr jemand wirklich Hilfe angeboten. Die Schwarzmagierin wusste nicht so recht was sie darauf erwiedern sollte, doch schließlich fand sie ihre Stimme und verneigte sich leicht vor Nitch: "Ich weiß ihr Angebot und ihre Hilfe zu schätzen Sir."

"Wenn nichts dagegen spricht, würde ich mich jetzt gerne in den Gemeinschaftsraum zurückziehen.", erwiederte Lyanna und ging schließlich zu Tür. Im Türrahmen blieb die Magierin stehen und legte eine Hand sanft auf das dunkle Holz. Ihren Kopf wandte sie nun leicht in Richtung des Professors und sie sprach etwas leiser: "Danke." Dann eilte die junge Magierin schnell davon.

Ganz hastig hatte Araja ihre Hausaufgaben gemacht um so schnell wie möglich zu ihrem Treffen mit Durin zu kommen. Die ganze letzte Nacht hatte sie darüber nachgedacht, über das Training aber vor allem den Zwerg. Der Rotschopf war wohl etwas durch den Wind und wie es aussah war Durin daran Schuld, ob er wollte oder nicht. Dieses Gefühl das Araja jetzt die ganze Zeit hatte: merkwürdig verwirrt, irgendwie verträumt und doch wunderschön. Sie konnte einfach an nichts anderes mehr denken als ihren kurzen Freund. Und das, obwohl die junge Frau doch sonst immer so gesammelt wirkte und so durchdacht. Daran musste sich Araja erst gewöhnen - aber vielleicht würde dieser 'Wahnsinn' bald nachlassen.

Die Studentin hatte sich so sehr beeilt, dass sie viel zu früh da war, denn von Durin war noch keine Spur zu sehen. Folglich setzte sich die junge Frau voller froher Erwartung an den Stamm einer nahen Buche, direkt am See. Denn der Sommer meinte es dieses Jahr gut mit Durmand, die Sonne knallte auf die saftig grünen Wiesen und die Insekten surrten und brummten zwischen den Halmen. Das nahe Wasser und der Schatten der Natur machten es aber erträglich und so legte Araja ihren Kopf vorsichtig an der Rinde ab, um verträumt in den wolkenlosen Himmel zu sehen. Ob es in Toussaint auch gerade so heiß war?

Durin kam schließlich mit den Übungsschwertern zum vereinbarten Treffpunkt und sah Araja im Gras liegen. Der Anblick ließ sein Herz höher schlagen, er hatte durchaus etwas magisches an sich. So wie das Licht durch die krone der Buche brach und Araja in warmes Licht hüllte. Als er schließlich bei Araja stand ließ er sich zu ihr ins Gras fallen. "Und ich dachte schon, ich wäre zu früh da.", lächelte Durin zu Araja herab.

Der Zwerg schlang seine Hände um seine Beine und sah schließlich zum See hinaus. Eigentlich wollte ja mit ihr weiter üben, doch irgendwie genoss er es auch gerade einfach nur hier mit dem Rotschopf zu sitzen. Der Vorfall von gestern schwirrte dem Zwerg noch immer durch den Kopf und sein Bruder hatte ihn bereits wegen seiner verträumten Art getadelt. Er hatte sich den ganzen Tag auf das Treffen gefreut.

Mit einem freundlichen "Hey.", begrüßte Araja dann ihren Freund und richtet sich dabei auf, indem sie ihren Oberkörper mit den angewinkelten Armen nach hinten abstütze.

"Hat Dorin dich also endlich gehen lassen, ja?", scherzte der Rotschopf dann los um irgendwie ein Gespräch zu starten. Eigentlich hatte Araja ja einige Fragen aber sie wollte den Zwerg nicht gleich überrumpeln.

Der schwarzhaarige Zwerg schmunzelte verlegen und erwiederte: "Ich musste schwere überzeugungsarbeit leisten, damit er mich hat gehen lassen." Sein Blick wanderte etwas zum See und dabei genoss er die sanfte Windbrise.

"Ich hoffe ich habe dich nicht allzulange warten lassen.", sprach der Zwerg und blickte wieder in Arajas Richtung.

"Hm - ich verzeih' dir das du mich hast warten lassen wenn du mir ein paar Fragen beantwortest!", forderte Araja dann mit einem verspielten Lächeln und richtete sich voll auf um wieder gerade sitzen zu können.

"Wenn dir die Frage zu.. persönlich ist, dann musst du nicht antworten und wir fangen einfach mit dem Training an und tun so als hätte ich nicht gefragt, ja? Also... die Frage ist....ähm...
Wir haben vor einigen Wochen mit dem Geschichtsunterricht angefangen, dem magischen versteht sich und..... ähm... da ging es vor nicht all' zu langer Zeit um 'euch'. Also die Zwerge, meine ich. Stimmt.... stimmt es das ich Versteinert wart? Wie... wie ist das so? Also... aus Stein zu sein?"

Im Zuge ihrer Frage wurde Araja immer leiser. Sie war zwar sehr daran interessiert aber wichtiger war ihr trotzdem das Durin sie nicht all lästig empfand.

Durin überlegte kurz wie es war einen Körper aus Stein zu haben und antwortete Nachdenklich: "Eigentlich war das nicht schlimm. Unsere Körper waren sehr widerstandsfähig und hielten herkömmlichen Waffen gut stand ebenso denen eines Zerstörers. Was etwas ungewohnt war, wir brauchten nicht mehr zu essen, nicht mehr zu trinken denn unsere Körper waren ja aus Stein. Die Sonne spührten wir über viele Jahrhunderte nicht mehr und hätten sie vermutlich auch nicht spüren können, denn selbst der Schein einer Fackel wärmte unsere kalten Körper nicht."

Dann hielt Durin einen kurzen Moment inne und fügte zu seiner Erzählung hinzu: "Und um ehrlich zu sein bin ich froh, dass ich wieder einen Körper aus Fleisch und Blut habe. Sonst könnte ich vermutlich jetzt vieles nicht genießen."

Araja stellte es sich schrecklich vor aus Stein zu sein: Nicht essen und trinken zu können oder die Sonne auf der Haut zu spüren - das war wirklich ein Fluch. Dazu noch dieser ewige Krieg mit diesen 'Zerstörern'. Die junge Frau hatte ernsthaftes Mitleid mit Durin's Volk.
Die eigentliche Frage, die dem Rotschopf dabei durch den Kopf fing, hatte sie aber immer noch nicht gestellt. Wenn dieser Fluch bereits solange auf den Zwergen lastete dann.... musste das nicht deutet das Durin über 300 Jahre alt war? Dieser Gedanke ließ Araja einfach nicht mehr los aber sie wollte nicht so direkt fragen - das war schließlich unhöflich.

"Dieser ganze Fluch... und der Krieg. Das heißt du warst die GANZE Zeit... dabei, oder?", war dann die Frage welche Araja ganz kleinlaut von der Seite stellte, um Durin nicht 'direkt' nach seinem alter zu fragen.

"Mein Bruder und ich sind ja noch vor dem großen Krieg im Schwarzeisenberg aufgewachsen. Als dann dort ein großer Zerstörer mit seinen Dienern auftauchte und die Hallen überrannte, waren mein bruder und ich noch kinder. Wir sind ja dann mit unserem Onkel nach Durmand gereist. Kurz nach unserer Ankunft verwandelten wir uns in Stein.", erklärte Durin nachdenklich

Dann überlegte der Zwerg einen kurzen Moment und fing an zu lachen: "Beim Barte des großen Zwerges ich bin ja über 300 jahre alt." Als der Zwerg sich wieder beruhigt hatte fügte er hinzu: "Obwohl soviel Zeit vergangen ist, habe ich kaum etwas von der Welt gesehen. Schon seltsam."

Araja bekam ganz große Augen als sich ihre Theorie bestätigte, es war wirklich unglaublich was Magie alles bewerkstelligen konnte. Die Überraschung schien der jungen Frau geradezu ins Gesicht gemeißelt, Durin hingegen schien das ganze ziemlich mit Humor zu nehmen. Irgendwie wollte der Rotschopf die Situation jetzt nicht kippen lassen, also machte sie auch einen Scherz.

"Für.... äh, jemanden der so Alt ist, Naja... Also ich hatte immer geglaubt mit dem Alter kommt die Weisheit. "

Araja hoffte inständig, dass der Zwerg den Scherz verstehen würde, irgendwie fühlte sich die junge Frau wohl ein wenig eingeschüchtert - schließlich saß sie neben jemanden der über 300 Jahre alt war.

Da lachte Durin noch lauter als über die Erkenntnis dass er ja nun so alt sei und legte eine Hand auf Arajas Schulter: "Araja ich bin der Meinung Weisheit kommt nicht zwangsläufig mit dem Alter sondern mit den Erfahrungen die du in deinem Leben gemacht hast. Du kannst alt sein und dich immer in deinem Haus versteckt haben, wie kannst du dann Weisheit gesammelt haben wenn du dich nur versteckt hast?"

Der Schwarzhaarige Zwerg sah Araja grinsend an: "Wie auch immer. Das ist alles Vergangenheit für mich. Ich mag es nicht so in den vergangenen Zeiten zu leben."

"Du hast recht.", lächelte Araja milde entgegen als ihr Durin auf die Schulter klopfte und seine Sicht der Dinge preisgab. Vielleicht sollte der Rotschopf dem Alter keinen so großen Stellenwert einräumen, auch wenn das ganze schon ein wenig Befremdlich war für das Landei aus Toussaint.
Um das Thema dann nicht weiter zu vertiefen begannen die beiden wieder mit ihrem Training. Die junge Frau hatte wahrlich den Willen die Waffe zu erlernen und das konnte man ihrem Enthusiasmus deutlich anmerken. Den ganzen Abend übten die beiden noch bis sich völlig entkräftet hatten und der Zwerg dann im Abendrot wieder zu seinem Bruder verschwand. Araja hingegen blieb noch etwas und kühlte sich am See ab, auch um dem Kelpie noch etwas Gesellschaft zu leisten.
Erst als es spät genug war und es bereits dunkel geworden war ging Araja dann langsam zurück in Richtung Schloss, den Spaziergang am Wald entlang ließ sie sich aber nicht nehmen. Doch auch hier sollte sie nicht allein bleiben...

"Hey, Schlampe!", reif Ethan dann von etwas weiter weg als er und seine Freunde den Rotschopf so spät noch draußen endlich gefunden hatten. Der Schwarzhaarige hatte drei seiner Kommilitonen dazu überredet ihm zu helfen dem Rotschopf eins auszuwischen, für das was sie Lyanna angetan hatte. Seit Tagen hatte der Student die junge Frau beobachtet und auf den richtigen Moment gewartet und nun war sie endlich allein und weit weg vom Schloss, wo ihr niemand helfen konnte.
Araja wusste, dass sie keine Chance hatte und bekam es mit der Angst zu tun, wäre Durin doch jetzt nur noch hier gewesen.

"Na? Wo ist dein toller Drache jetzt - Miststück? Schöne grüße von Lyanna!", giftete Staud dann weiter als er und seine Gruppe auf den Rotschopf zugingen und einige der Kerle bereits die Fäuste in die Hände schlugen. Es war wohl ganz offensichtlich welche Art von 'Besuch' das hier war.
Zum Glück war Araja nicht auf den Kopf gefallen und nahm die Beine in die Hand - vielleicht hätte sie die magische Kraft gehabt sie abzuwehren, aber die Angst hatte sich ihrer bemächtigt und sie hatte ohnehin einen besseren Plan.
Schnell den nahen Hügel hinaufgerannt waren ihr ihre Hasser gefolgt und so fanden sich Ethan, seine Jungs und auch der Rotschopf in einem kleinen, winzigen Talkessel wieder umringt von vielen spitzen und schroffen Steinen.
Nun glaubte Ethan seine Chance gesehen, von hier gab es keinen Weg nach draußen, außer den den sie gerade gekommen waren. Somit war der Rotschopf eingekesselt und es gab keine Möglichkeit zur Flucht.

"Oohhh, versucht das kleine Mädchen wegzurennen?", piesackte Ethan weiter und weiter, doch Araja schien davon unbeeindruckt.

"Wer sagt denn was von wegrennen?", entgegnete die junge Frau voller Selbstbewusstsein und verschränkte die Arme ineinander.
Kurz darauf hörte man ein teuflisches Brüllen aus den Hügeln und die vier Kerle blickten sich panisch um.

"Heilige Scheiße, was ist das ETHAN?!", fragte einer von Staud's Freunden ganz panisch bevor dieser wieder das Wort an sich riss: "Halt die Klappe du Idiot! Die Alte versucht uns nur zu verarschen! Wir machen sie jetzt fertig, so sieht's aus!"

Seinen Zauberstab zückend ging Ethan dann auf Araja zu doch als er nur wenige Schritte gemacht hatte sprang ein riesiges Ungetüm aus den Felsen - genau zwischen Araja und ihre Angreifer. Der Zouwu war endlich gekommen seine Freundin zu beschützen und brüllte aus ganzer Kraft in Richtung der vier jungen Männer. Ethan, welcher dem Tier am nächsten war wurde von der Wucht sofort zu Boden geworfen und der Rest seiner Freunde lief sogleich kreischend davon. Nachdem sich auch der junge Mann wieder aufgerappelt hatte und sich dabei vermutlich in die Hosen gemacht hatte, lief auch er davon.

Als die Kerle dann verschwunden waren legte der Zouwu seinen böses Gesicht wieder ab und kuschelte sich an den Rotschopf heran wie eine verschmuste Katze. Kichernd und lachend entgegnete Araja dem Tierwesen dann: "Hehe, Danke Leo! Ich wusste das ich mich auf dich verlassen kann!"

So schnell würde Ethan den Rotschopf wohl nicht mehr behelligen, aber nun hatte der junge Mann mehr Angst vor ihr, als vor Lyanna's Reaktion wenn sie erführe was hier heute geschen war.

Die Wochen verstrichen und es war immer noch keine Spur von Harold oder dem Erzmagier in Sicht. Es war mittlerweile so viel Zeit vergangen das dass zweite Semester sich seinem Ende neigte und das bedeutete vor allem eines: Prüfungen. Wie jeden morgen hatten sich auch heute wieder die Schüler in Nitch's Klassenzimmer eingefunden, um ihre theoretische Prüfung für den zweiten der sechs Kreise abzulegen.
Das Thema war die Phylakteriumkrise. Wachend über seine Studenten ging Nitch durch die Reihen der Tische während man von links und rechts das gekratze schreibender Federn hörte und das Rattern in den Köpfen der Schüler. Verständlich, da die Aufgaben dieses Jahr deutlich schwieriger waren als noch zum ersten Test.

Frage 1: Welche Lebensform war hauptverantwortlich für die Phylakteriumkrise?

Frage 2: Welcher Unterklasse der Schwarzmagie bediente sich diese Lebensform, um in die Geschicke Tyrias einzugreifen?

Frage 3: Wie lautet die Namen, der drei Menschen welche bei der Vernichtung des Seelensteins anwesend waren?

Frage 4: Welche drei 'Personen' benötigten die Angreifer, um die sogenannte 'Konvergenz' auszulösen?

Frage 5: Mit welchem Hilfsmittel schaffte es Cerberus Industries die Magierkonflikte auszulösen?

Frage 6: In wie vielen Bereichen bot Cerberus Industries 'Hilfe' oder Arbeitsplätze an?

Frage 7: Wo war der Hauptsitz von Cerberus Indutries?

Frage 8: Wer führte die untoten Charrlegionen beim Angriff auf Götterfels?

Frage 9: Wer opferte sich, um den Seelenstein zu zerstören?

Frage 10: Wem darf man, unter allen Umständen, niemals dienen oder gehorchen wenn man eine weitere Phylakteriumkrise verhindern möchte?

Lyanna las sich die Fragen durch und stellte fest das der Test diesmal wesentlich Anspruchsvoller war als der Test im letzten Jahr, jedoch war er nicht unmöglich zu beantworten. Und die Schwarzmagierin liebte ja die Herausforderung, so tauchte sie ihre Feder ins Tintenfass ein und fing an die Antworten niederzuschreiben.

1. Die Reaper

2. Die Traummagier

3. Araja Phylakterium, Tom DeLaurentis, Evander Vessalius

4. Wiedergängerin Araja Phylakterium, Vanessa Vessalius, Souverin

5. Mit den Armbändern namens Magy-Boys.

6. in den Bereichen: Vertrieb, Produktion, Sicherheit, Forschung

7. Der Hauptsitz befand sich in Rata Novus

8. Vanessa Vessalius

9. Araja Phylakterium.

10.

Bei der zehnten Frage jedoch, fiel Lyanna keine Antwort ein und seufzend drehte sie die Prüfung um und wartete bis die Prüfungen vorbei waren. Nachdem auch der letzte Fertig war, ging es nun weiter zu den nächsten Prüfungen.

Die nächste Prüfung war im Fach Pflege für magische Tierwesen. Die Schüler versammelten sich wie immer im Unterrichtsraum von Kalameet welcher sie nun zum See runter führte. Nachdem sich alle Schüler aufgestellt hatten lächelte der Professor für Magische Tierwesen: "Nun eure diesmalige Prüfungsaufgabe wird etwas... ich sage mal ausgefallener sein als die letzte. Ich habe hier eine kleine Truhe mit Zetteln, auf jedem Zettel ist ein Tierwesen aufgeschrieben. Ich möchte dass ihr das Vertrauen des jeweiligen Tierwesen gewinnt und mit diesem hier herkommt. Na dann wollen wir mal."

Kalameet öffnete die Truhe und schwang seinen Zauberstab, schon flogen die Zettel auf die Schüler zu und jeder von ihnen griff einen aus der Luft. Auf dem Zettel den Araja gefangen hatte, stand Hippogreif.
Nachdem jeder Schüler ein Tierwesen bekommen hatte lächelte der Professor gut gelaunt: "Dann wünsche ich euch gutes Gelingen, ihr habt für eure Aufgabe eine Stunde Zeit."

Beim Theorietest hatte der Rotschopf wie immer ihre Probleme. Zum Glück interessierte sich die junge Frau für Geschichte weshalb sie in den vergangenen Wochen gut aufgepasst hatte - das würde also schon gutgehen. Solange sie bestand war ihr alles andere egal, sie war schließlich keine Streberin.
Die nächste Prüfung ließ dann auch nicht lange auf sich warten: Kalameet hatte bereits etwas vorbereitet und die Schüler vor eine besondere Herausforderung gestellt. Ein Tier selbst 'einzufangen' war wohl deutlich schwieriger, als es nur im Unterricht anzusehen und zu studieren. Mit dem Wesen das Araja gezogen hatte war die Studentin aber zufrieden.

Hippogreife waren große, stolze Tiere und sie konnten fliegen. Lange musste Araja also nicht nachdenken um herauszufinden wo sich eines dieser Tiere aufhielt. Zielstrebig in den Wald gehend suchte der Rotschopf eine Lichtung auf einem Hügel auf und wie es das Schicksal wollte war dort tatsächlich eines der Wesen zu finden. Der Greif hatte gerade ein Reh gerissen und war dabei es zu verspeisen. Ein denkbar schlechter Augenblick um das Tier zu stören - aber Araja hatte keine Wahl.
Vorsichtig ging die junge Frau an das Tier heran, so das es die Studentin bereits von weitem erkennen konnte. Das letzte, was der Rotschopf wollte, war das sich der Greif erschreckte und um sich schlug. Das Wesen bemerkte seine Besucherin also prompt und richtete sich auf, seinen aufschlagenden Flügeln nach zu urteilen und seinem Gekreische war es darüber nicht sonderlich erbaut. Es war unglaublich wie groß dieses Exemplar war - viel größer als Silberklaue. Und auch seine Federn hatte an ihren spitzen eine goldene Färbung.
Araja versuchte sich nicht anmerken zu lassen welche Angst sie vor dem Tier hatte und erinnerte sich daran, wie man den Respekt eines solchen Wesens erlangte. Vorsichtig, noch immer mit ausreichend Abstand verbeugte sich die junge Frau und sah dann mit gekrümmten Rücken in Richtung Tier. Dieses jedoch schien das herzlich wenig zu interessieren.
Der Greif türmte sich sogar weiter auf und stieß die Brust nach vorne, seine Flügel nach vorne schlagend, so als wollte er den Rotschopf davon Wedeln. Der Greif wollte sein Revier wohl verteidigen.

Es verwunderte Araja das der Greif auf die Geste so feindselig reagierte - doch woran lag das? Hatte sie etwas falsch gemacht? Hippogreifen ging es um Respekt und Anerkennung, daran konnte sich der Rotschopf gut erinnern aber diese hatte sie dem Tier schließlich entgegengebracht. Es musste also daran liegen das dass Wesen Araja nicht als würdig erwies. Dieser Gedanke lag nahe, wenn man bedachte wie 'besonders' dieser Greif war - kein Wunder das er sich nicht vor einer kleinen Menschenfrau verbeugte. Irgendwie musste Araja dem Tier beweisen, das sie würdig war und das sie auf Augenhöhe standen. Und sie wusste schon wie.
Erst langsam ihren Makromania zauber auf sich wirkend, um etwas an Körpergröße zu gewinnen, zückte Araja dann ihren Stab, um einen weiteren Zauber zu wirken. Vorsichtig die Rute in die Luft haltend und möglichst vorsichtig die Worte: 'Inspecto Patronum', sagend rief die junge Frau erneut den Drachenschädel. Und der Kopf erschien auch, dieses mal jedoch weitaus friedlicher als sie ihn beim Duell gegen Lyanna rief.
Der Drache schwebte wachend über der jungen Frau und sah voller Kraft und Stolz zum Greifen, dabei verbeugte sich Araja erneut um ihre friedliche Absicht dem Tier gegenüber zu symbolisieren. Nun stand der Hippogreif einer Person, gegenüber der sie Respekt zollen konnte und so tat es ihr das Wesen gleich und verbeugte sich. Das war der Moment auf den Araja gehofft hatte und so trat sie vorsichtig an den Greif heran.
Dieser senkte sich bereits voller Erwartung und ließ seinen Kopf dabei unten - ganz offensichtlich war es jetzt der Greif der hier den Respekt hatte. Sanft streichelte sie das wunderschöne Federkleid und sah auf den Rücken des Tieres. Selbst jetzt wo sie vergrößert war hatte Araja noch mehr als ausreichend Platz auf dem gigantischen Tier um sich zu setzten. Die wenige Zeit, die sie noch hatte, erlaubte es ihr ohnehin nicht mehr den Greifen zu Fuß zurück zu Kalameet zu bringen also war zu fliegen ihre beste Alternative. Sichtlich angespannt darüber das sie gleich fliegen würde krallte sich Araja am Greifen fest und flüsterte ganz vorsichtig: "Zum See, Bitte", zu Tier und dieses gehorchte ohne zu zögern.

Das stolze Tier brauchte nur wenige Sekunden um die Luft zu erreichen, die Baumkronen hinter sich zu lassen und mit der jungen Frau zwischen den Wolken zu verschwinden. Es war unglaublich: zum ersten mal konnte Araja Durmand, den Wald und den See von oben sehen. Von hier aus schien die Freiheit gerade zu grenzenlos und der Hippogreif zog noch einen kleinen Kreis um den höchsten der Schlosstürme bevor es voller Eleganz beim Seeufer zum landen kam. Der Flug dauerte nur wenige Augenblicke, doch er verzauberte Araja wie kaum etwas anderes in ihrem Leben zuvor.
Nach dem Ritt ins Durin's Tasche war das jetzt wohl das beeindruckendste das Araja hier in Durmand erlebt hatte. Und auch Kalameet kam bereist angelaufen. Schnell vom Tier herabsteigend und sich zurückverwandelnd blickte die junge Frau dann zu ihrem Lieblings Professor in der Hoffnung die Prüfung bestanden zu haben.

Das rauschen von schlagenden Flügeln durchdrang die sonst so idyllische Ruhe am See und der Professor blickte zum Himmel auf, offenbar auf der Suche nach etwas. Plötzlich zog ein schwarzer Schatten schnell über ihn vorbei und es dauerte nicht lange, da landete Araja auf einem prächtigen Hippogreif. "Bravo.", lächelte Kalameet zufrieden, applaudierte und ging auf seine Schülerin zu.
"Und wie ich sehe hast du auch noch ein ausgewachsenes Exemplar gefunden. Das gibt Extrapunkte.", zwinkerte der Professor dem Rotschopf zu und machte ein paar Notizen.

Es dauerte eine Weile bis die restlichen Schülern mit ihren Tieren zurückkamen und Kalameet sich an die Schüler wandte: "Nun ich sehe ihr habt alle die Tiere in der Vorgegebenen Zeit eingefangen und hier her gebracht. Die Ergebnisse erfahrt ihr in ein paar Tagen. Damit seid ihr für heute entlassen."
Mit diesen Worten scheuchte Kalameet die Schüler in den restlichen Tag davon.

Freudig lächelnd über das Lob und das schöne Erlebnis mit dem Hippogreifen grinste Araja dann noch fast den ganzen restlichen Tag. Es war einer dieser Tage an dem sie es Genoss auf Durmand zu sein, vor allem da sie jetzt, wo alle Prüfungen vorbei waren, endlich etwas Zeit für sich hatte. Somit hatte sie die Chance endlich wieder mal ihre Geige zu pflegen und zu spielen.
Am Abend war der Rotschopf dann wie immer mit Durin verabredet. In den vergangenen Wochen hatte die beiden Freunde fast jeden Tag miteinander geübt und auch heute wollte Araja den Unterricht nicht verpassen - besonders da sie langsam erste Fortschritte mit dem Schwert zeigte. Mit ihrer Geige im Anschlag, leise vor sich hin fiedelnd wartete die junge Frau also am vereinbarten Treffpunkt, gleich auf der großen Brücke, welche zum Schloss führte.

Durin kam auf die Brücke und lauschte leise Arajas Geigenspiel. Als sie schließlich das Geigenspiel beendet hatte lächelte der Zwerg: "Hey Araja. Das war ein schönes Stück." Dann wurde sein Gesicht ein wenig nachdenklicher.

"Es gibt da etwas das ich dir sagen muss....", begann der schwarzhaarige Zwerg und suchte offenbar kurz nach den richtigen Worten und fuhr fort: "....heute kam ein Brief von unserem Onkel. Er schreibt dass es bald zum Schwarzeisen Berg geht. Er möchte, dass wir nach Löwenstein kommen. Es sieht so aus als würde er dort warten."

Durin hielt abermals einen Moment inne und fuhr schließlich fort: "Nun... ich wollte dich fragen ob du mit mir und Dorin nach Löwenstein kommen möchtest? Außerdem könnten wir weiter an deinen Techniken arbeiten die im übrigen in den letzten Wochen gute Fortschritte gemacht haben."

Mit einem hoffnungsvollen Blick sah der Zwerg die Rothaarige an und wünschte sich sie würde zu diesem Angebot ja sagen. Auf der anderen Seite, konnte und wollte er nicht von ihr verlangen die Ausbildung hier abzubrechen.

"Danke, die Melodie geht mir häufig durch den Kopf.", antwortete der Rotschopf milde lächelnd auf Durin's Lob über das Geigenspiel. Doch bereits dabei sah sie dem Zwerg an das dieser keine guten Nachrichten hatte. Es war etwas in seinem Blick das ihr es verriet.
Als Araja dann ihrem Freund weiter zuhörte wurde auch sie nachdenklich. Nachdenklich und ein wenig bedrückt, um ehrlich zu sein. Gerade jetzt wo es für sie wieder in der Schule lief wollte das Durin sie verlasse.

"Du gehst...?", fragte sie dann etwas schwermütig. Sie hoffte irgendwie das sie es war welche den Zwerg überredete und nicht umgekehrt: "... du willst dort wirklich hin? Zurück zu diesen.... Zerstörern?"

Vielleicht konnte Araja den Zwerg ja ins Zweifeln bringen und dazu bewegen hier zu bleiben - vermutlich wäre das die weitaus sicherer Alternative.