Die Zauberschule Durmand

Durin stand am See und hatte zwei Holzübungsschwerter mitgebracht. Eines ließ hatte er geschultert und das andere ließ er gelassen herabhängen. Es dauerte nicht lange da kam Araja bereits die Treppen hinunter gelaufen, die Freude auf das Training konnte man ihr bereits vom weiten ansehen.

Als Araja schließlich vor ihm stand, warf Durin ihr eines der Übungsschwerter zu. Für einen Zwerg war es ein Langschwert für einen Menschen musste es wohl eher ein Kurzschwert gewesen sein. "Ich dachte schon du kommst gar nicht mehr.", grinste der Zwerg frech und tippte mit dem Schwert ein bisschen auf den Boden. "Dann wollen wir mal anfangen.", grinste der schwarzhaarige Zwerg und nahm sein Schwert hoch.

"Zu erstmal musst du das richtige Gespür bekommen, herausfinden welcher Arm dein Schwertarm ist. Dann brauchst du einen stabilen Stand in dem du das Gleichgewicht schön gleichmäßig verteilst. So kannst du später Schläge besser abfangen und entsprechend parrieren.", erklärte Durin und stellte sich entsprechend etwas breitbeiniger hin und hob sein Übungsschwert leicht hoch um es seiner Schülerin vorzumachen. "Ungefähr so. Jetzt versuch du es.", forderte der Zwerg die Rothaarige auf.

"Hm - von mir hat sie die Zauber jedenfalls nicht.", begann Nitch dann während er sich nachdenklich am Kinn rieb: "Ich habe ein ähnliches Gefühl. Als Miss Baskerville vor einigen Monaten hier eintraf, merkte ich schnell, dass sie eine Ehrgeizige junge Frau ist. Sie besaß Talent und den Willen es zu fördern.
Was sie aber bei unserem Selbstverteidigungskurs getan hat erfüllt mich mit Sorge. Entweder ist sie eine mächtigere Magierin als ich zu beginn dachte oder sie bedient sich ...'fremder' Hilfsmittel. Die Schwarze Schule wird häufig von Menschen angezogen die schnell, viel Macht suchen und sie dort glauben zu finden. Und das mündet fast ausschließlich in großem Unglück... oder dem gar dem Tod. Ich würde ihnen aber widersprechen das Baskerville eine Gefahr darstellt - zumindest noch nicht. Sie muss offenbar in ihre Schranken gewiesen werden. Oder was meinen Sie?"

Für das Training hatte sich Araja nach langer Zeit wieder in ihre Abenteurerkleidung geworfen, welche ihr Alexandras geschenkt hatte, nachdem sie ganz offiziell seine Knappin geworden war. Zum ersten mal seitdem Durin und der Rotschopf sich kanten sah er die junge Frau also nicht in ihrer prüden Schuluniform, sondern in einer Lederrüstung. Scheinbar nahm die Magierin das Training ziemlich ernst.
Als der Zwerg Araja das Übungsschwert zuwarf, schaffte es die junge Frau die Waffe gerade noch und im letzten Moment aufzufangen - dabei sah sie nicht nur ziemlich unbeholfen aus, sondern auch noch irre komisch. Das erinnerte Araja jetzt doch sehr an die erste Unterrichtsstunde damals mit dem Mantelritter. Dieses mal hatte sie die Waffe wenigstens direkt aufgefangen und sich nicht noch mehr zum Moa gemacht als damals. Peinlich war es ihr trotzdem. Deshalb überging die junge Frau den Fehler einfach und hörte Durin weiter zu.

"Schwertarm? Ich bin Rechtshänderin.... falls du das meinst.", murmelte sie fast ein wenig zu sich selbst und versuchte dabei ihre Körperhaltung dem des Zwerges anzupassen: "Und Gleichgewicht ist kein Problem - das hab' ich schon seitdem ich Geige spiele!"
Mit einem verspielten Grinsen sah der Rotschopf dann zu ihrem Lehrer als sie es endlich geschafft hatte korrekt dazustehen: "Wer hat dir das alles eigentlich beigebracht?"

"Wenn du Rechtshänderin bist, dann ist dein Schwertarm auch der recht Arm.", erklärte der Zwerg gelassen und ging ein paar Schritte nach links als würde er gleich einen Angriff erwarten. "Mein Onkel hat mir alles beigebracht, was ich über den Schwertkampf weiß. Mein Vater war schon lange tot als ich alt genug war eine Waffe führen zu können.", erzählte der schwarzhaarige Zwerg, dann fuhr er mit dem erklären fort: "Wichtig ist, dass du sich seitlich hinstellst damit du dem Gegner möglichst wenig Angriffsfläche bietest. Je weniger Fläche dein Feind zum angreifen hat, desto besser."

Plötzlich sprang der Zwerg nach vorne und versetzte ihr einen schnellen Schlag gegen das linke Bein und tänzelte dabei eleganz nach hinten um sie herum bevor sich begreifen konnte, was passierte zog Durin ihr mit dem Übungsschwert das Bein weg und hielt ihr das Übungsschwert vor die Nase. "Damit wären wir bei der nächstn Lektion. Das Schwert ist nicht nur eine Waffe, es ist eine Verlängerung deines Arms. Denke dir es ist eine Verlängerung deines Arms." Dann ging er ein paar Schritte zurück, damit Araja sich wieder aufrichten konnte.

"Das musst du dir unbedingt angewöhnen, wenn du eine gute Kämpferin werden willst. Und wenn ich in den Jahren eines gelernt habe, dann dass du im ernstfall keinen fairen Kampf erwarten darfst. Es mag hart klingen, aber in einem richtigen Kampf geht es ums Überleben da heißt es Du oder er.", erzählte Durin etwas ernster.

"Dann wollen wir es mal erneut versuchen.", grinste der Zwerg und forderte die Rothaarige auf ihn anzugreifen. Er war gespannt wie sie sich anstellen würde, natürlich durfte er nicht zu viel erwarten immerhin war sie da, damit sie den Schwertkampf lernte.

Hemwick ließ die Worte von Nitch etwas auf sich wirken und er musste seinem Kollegen in seiner Aussage recht geben, dass die Scharze Schule oft von jenen aufgesucht wurde die schnell sehr viel Macht suchten.

"Nun das kommt ganz darauf an, was sie darunter verstehen sie in ihre Schranken zu weisen. Ein ernstes Gespräch muss aufjedenfall mit ihr geführt werden. Sollte sie sich wirklich an magischen Hilfsmittel bedienen, würde ich dazu raten sie ihr abzuziehen. Man erlernt Magie am besten wenn man sie aus eigener Kraft meistert und ich bin mir sicher sie sind da meiner Meinung Professor Nitch. Zu einer gewissen Strafarbeit würde ich auch raten, die ihrem Vergehen angemessen ist, da Sie ihr Hauslehrer sind müssen sie nach eigenem ermessen handeln. Jedoch würde ich vielleicht nicht zu Hart mit ihr ins Gericht gehen, da dies ihr erstes Vergehen ist. Aber das ist lediglich meine Ansicht.", erklärte der Professor milde und fügte wohlgesonnen hinzu: "Ich vertraue auf ihr Gespür und ihre Kompetenz Professor Nitch."

"Es wird mit ihr entsprechend Verfahren, seit versichert.", nickte Nitch dann seinem Kollegen zu: "Ich weiß Ihre Expertise zu schätzen, Hemwick. Vielleicht habe ich mich anfänglich in Ihnen getäuscht. Aber.... es wäre mir trotzdem lieber wenn sie die gefährlichen Verwandlungen innerhalb der Schule 'vermeiden'. Guten Tag."

Damit verließ die Lehrkraft dann das Zimmer von Hemwick und machte sich auf den Unterricht für den kommenden Tag vorzubereiten. Vermutlich würde er dann auch Lyanna zur Verantwortung ziehen.

So viel zum Thema Gleichgewicht. Es hatte nicht mal fünf Minuten gedauert da lag Araja schon im Staub. Dem überraschten Gesichtsausdruck der jungen Frau war wohl zu entnehmen, dass sie erwartet hatte das sie Durin etwas sanfter an die Materie heranführen würde. Vermutlich hatte der Zwerg aber recht dem Rotschopf nichts vorzugaukeln, es war schließlich Schwertkampf - und kein Picknick. Ein ganz klein wenig beleidigt schien Araja aber doch, das war aber wohl die beste Motivation, die sie jetzt haben konnte.

"Weniger Fläche... klar...", kommentierte sie dann zwar leise aber etwas pampig von unten bevor sie sich wieder aufgerappelt hatte. Natürlich bot der kleine Zwerg viel weniger Fläche als sie, das war auch der einzige Vorteil von Durin - mal abgesehen von der Erfahrung. Zum Glück trug Araja aber den Lederharnisch, sonst hätte sie jetzt wohl schon die erste Prellung gehabt. Dem Zwerg wieder gegenüberstehend sah die Studentin dabei zu wie dieser wieder seine Haltung einnahm, dieses mal jedoch wartete. Ganz offensichtlich sollte sie ihn jetzt angreifen.
Im ersten Moment wollte der Rotschopf noch zum Sturmangriff ansetzten, ihre Vernunft obsiegte aber - und auch ein wenig ihre Sorge. Vielleicht war es ja das beste sich nicht blind reinzustürzen.

"Auf... ähm.... was soll ich denn zielen? Also ziele ich überhaupt, meine ich? Ist ja kein Zauber, oder so. Ich will dir ja nicht wehtun.... nicht ernsthaft, meine ich.", fragte Araja dann etwas zaghaft, es war schließlich ihr erster Kampf überhaupt. Mit Alexandras hatte sie nur an einer Übungspuppe trainiert - der konnte man schlecht Wehtun.

Hemwick nickte wohlwollend: "Nun ich weiß ihre Worte zu schätzen und auch ich möchte mich für meine Worte damals entschuldigen." Als dann Nitch ihn abermals auf die gefährlichen Verwandlungen ansprach erwiederte Hemwick gelassen: "Nun ich werde mein bestes geben, gefährliche Tiere zu vermeiden."

Als dann Nitch sein Zimmer verließ sah der Professor besorgt aus dem Fenster. Wenn er doch nur sagen konnte, warum er bei Lyanna ein so ungutes Gefühl hatte. Jedoch beschloss er keine weiteren Gedanken daran zu verschwenden, Nitch würde sicher das ganze wieder hinbiegen.

Durin lächelte leicht: "Du hast in einem richtigen Kampf nur wenig Zeit dich auf die Schwachpunkte deines Gegners zu konzentieren. Meist sind es nur sehr wenige Sekunden, da du unmittelbar in einen Zweikampf verwickelt wirst. Daher versuche die Schwachstellen zu nutzen die dir dein Gegner bietet. In deinem Fall habe ich eben deine Unwissenheit genutzt um einen schnellen und für dich unvorhersehbaren Schlag auszuführen, aber keine Sorge das diente nur als bildhaftes Beispiel. Was ich dir sagen möchte, du zielst auf die Schwachpunkte die du als erstes wahrnimmst."

Dann ging der Zwerg wieder ein paar Schritte in seitlicher Haltung und er sprach: "Und du hast auch richtig gehandelt, nicht blind darauf losstürmen. Denn das ist das gefährlichste was du tun kannst. Nimm dir einen kurzen Moment Zeit um mich zu studieren und versuche meine Schwachpunkte zu erkennen und sie ausznutzen. Und habe keine Angst du kannst mir nicht ernsthaft wehtun." Seine Worte sollten ermutigend klingen, damit Araja sich traute ihn anzugreifen. Während er langsam um Araja herumtänzelte, ließ er dabei immer wieder sein Schwert kreisen.

"Schwachpunkte...? Hm - Gut.", begann Araja dann etwas nachdenklich und beobachtete ihren Lehrer dabei wie er um sie herumtänzelte. Schwachpunkte-Schwachpunkte-Schwachpunkte, ging es dem Rotschopf dabei die ganze Zeit fragend durch den Kopf. Was war das denn nun überhaupt..? Das einzige, was der jungen Frau sofort ins Auge sprang, war der Größenunterschied zwischen den beiden - war DAS ein Schwachpunkt? Oder doch die Tatsache das Durin nicht damit rechnen würde das Araja gleich anfangen würde zu zaubern? Vielleicht könnte man das ja miteinander verbinden.

Nach einigen Augenblicken hatte sich die Studentin dann entschieden was sie tun würde, jetzt musste sie es nur noch umsetzten. Das war aber leichter gesagt als getan. Wie von Durin gezeigt begab sich der Rotschopf in eine seitliche Lage, mit dem Schwertarm und dem rechten Bein nach vorne ausgerichtet. Damit verschwand auch ihre linke Hand aus dem Sichtfeld des Zwerges womit Araja unbemerkt ihren Zauber vorbereiten konnte. Ihren Blick starr auf ihren Kontrahenten gerichtet versuchte die junge Frau sicherzustellen das der Zwerg nichts mitbekam und als die Magie dann endlich einsatzbereit war ging es los.
Ihre linke Hand öffnend ließ Araja das Irrlicht frei, welches so gleich, wie von seiner Schöpferin gewollt, auf Durin zuflog. Ein wenig wie eine lästige Fliege schnellte es, um den Kopf des Zwerges um ihn abzulenken. Diesen kurzen Moment der Überraschung nutzte der Rotschopf dann aus, um einen schnellen Satz nach vorn zu machen und mit der Spitze des Übungsschwertes zuzustechen.

Durin drehte sich zwar zur Seite weg doch das Übungsschwert traf ihn trotzdem am Oberarm. "Sehr gut.", erwiederte Durin und sprang rasch zurück um wieder den nötigen Abstand zwischen sich und Araja zu bringen. "Und das du Magie eingesetzt hast, war das Beispiel dass du eben nicht erwarten kannst dass dein Gegner stets fair kämpft.", lobte Durin die Rothaarge und feuerte sie weiter an: "Nutze alle dir gegebenen Stärken im Kampf, je mehr desto besser. Also gleich nochmal."

"Ich würde sagen, wir üben etwas die Verteidigung. Diesmal ohne Magie.", schlug Durin schmunzelnd vor. "Wenn du einen Schlag mit dem Schwert abwehrst musst du deine ganze Kraft in den Schwertarm legen, außerdem brauchst du dafür eine gute Körperspannung im Arm. Sonst knickt dir dein Ellenbogen ein und du bekommst den Hieb trotzdem ab.", erklärte Durin.

"Üben wir das mal. Einmal schlägst du zu und dann ich.", erwiederte der schwarzhaarige Zwerg und wies Araja an einen Schlag auszuführen, damit sie anfing ein Gefühl dafür zu bekommen.

Freudig lächelnd über das Lob von Durin grinste Araja dann besonders breit. Nach der Demütigung zu Boden gegangen zu sein schien dies genau das zu sein, was sie junge Frau jetzt brauchte: Ein Erfolgserlebnis.
Der nächste Schlag den sie dann ausführen sollte war nicht gerade besonders einfallsreich. Fast gerade von oben versuchte der Rotschopf wohl die Schwerkraft für sich arbeiten zu lassen und wurde deshalb natürlich einfach vom Zwerg geblockt. Aber es ging ja schließlich darum zu üben.

Nachdem die beiden einige Minuten einfachere Schläge aus verschiedenen Richtungen ausgetauscht hatten ging Araja dann eine Frage durch den Kopf: "Ich weiß, die Frage klingt jetzt vielleicht ein wenig komisch aber.... Weißt du noch WARUM du dich entscheiden hast zu kämpfen? Du ..... du hättest doch bestimmt auch etwas anderes lernen können. Wieso gerade Schwertkampf?"

Der schwarzhaarige Zwerg wehrte einen weiteren Schlag von Araja ab und als sie ihn fragte warum er sich für das Kämpfen entschied antwortete er: "Ich habe mich nicht dafür entschieden zu Kämpfen. Man hat mir keine Wahl gelassen, mein Onkel sagte es wäre meine Pflicht eines Tages zum Schwarzeisenberg zu reisen damit wir unsere alte Heimat zurückerobern können und dafür müsse ich gut vorbereitet sein. Dazu gehörte eben auch der Kampf mit dem Schwert."

Als der Zwerg Araja die Erklärung bot, schien es als wäre es für den Zwerg damals das natürlichste auf der Welt gewesen, dass lernen musste wie man richtig das Schwert führte.
"Wie sieht es bei dir aus? Warum hast du dich entschieden zu Kämpfen?", fragte der schwarzhaarige Zwerg nun Araja und machte nun seinen Seitenhieb, damit Araja diesen mit ihrem Übungsschwert abfangen konnte.

"Weiß nicht.", gab Araja dann etwas nachdenklich zu und zuckte fast ein wenig mit den Schultern: "... bis vor gar nicht so langer Zeit hatte ich Angst vor Waffen. Richtig ernsthafte Angst, meine ich. Vielleicht.... also, ich glaube das es helfen könnte wenn ich das Ganze besser verstehe - damit das endlich aufhört.
Wenn du die Wahl gehabt hättest damals - hättest du dich dann für etwas anderes entschieden? Einem Handwerk nachgehen... Familie gründen oder so etwas."

Das Klackern der aufeinander treffenden Holzschwerter zeigte das Araja langsam aber sicher ein Gefühl dafür bekam wie das ganze Ablief. Sie war weit davon entfernt eine gute Kämpferin zu sein aber der Grundstein schien gelegt, vielleicht auch weil sie bereits Monate zuvor mit dem Stab angefangen hatte. Zwar gingen die meisten von Durin's angriffen noch durch aber der Rotschopf ließ sich nicht unterkriegen.

Ob er sich damals anderst entschieden hätte? Der Zwerg hatte nie darüber nachgedacht. Wären die Zerstörer nicht gewesen, hätte er gewiss etwas anderes gelernt. "Ich habe nie darüber nachgedacht um ehrlich zu sein. Weil es für mich keinen Sinn macht über Dinge nachzudenken die hätten sein können.", antwortete der Zwerg mit einem Achselzucken.

"Ich meine ich kenne nichts anderes. Es scheint wohl das Schicksal unseres Volkes zu sein. Der ewige Kampf gegen die Zerstörer. Was Familie gründen angeht, da mein Bruder und ich sehr viel unterwegs sind war nie sehr viel Zeit für eine Familie.", sinnierte Durin beiläufig. Dabei schlug Durin versehntlich etwas härter zu als beabsichtigt und Araja viel nach hinten um und Durin auf sie drauf. Er stützte sich über ihr ab und rieb sich den Kopf, dabei ächzte er: "Tut mir leid, dass war nicht beabsichtigt."

Es schien Araja ein wenig nachdenklich zu stimmen, was Durin's Schicksal betraf. Das die Zwerge immer kämpfen mussten stellte sich die junge Frau schrecklich vor. So in Gedanken vertieft sah sie also den Treffer welcher sie, buchstäblich fällte, nicht kommen und ging zu Boden. Zumindest war der ihr direkt auf den Boden folgende Zwerg, weich auf der jungen Frau gelandet - Glückspilz.
Araja brauchte einen kurzen Augenblick um sich von dem unsanften Treffer und Durin's Landung zu erholen. Und doch verfing sich ihr Blick in den Augen ihres Freundes für mehr als nur einen kurzen Moment. Es war ein merkwürdiger aber auch irgendwie schöner Moment als die beiden sich so nahe kamen. Ein Augenblick, mit dem der Rotschopf so überhaupt nicht gerechnet hatte, weshalb ihr deutlich anzusehen war das sie ... 'ein wenig' überfordert war.
Es dauerte ungewöhnlich lange, selbst für Araja's Verhältnisse, bis sie wieder ihre Stimme fand und ein wenig peinlich berührt zur Seite sah nachdem sie Durin Ewigkeiten angestarrt hatte und endlich antwortete: "Ist... schon in Ordnung. Nichts passiert."

Dem Zwerg fiel das erstemal wirklich auf wie hübsch Araja eigentlich wirklich war. Der Zwerg war selbst leicht rot geworden und richtete sich langsam auf und reichte Araja die Hand, dabei räusperte sich der Zwerg: "Nun ich denke wir haben für heute genug Trainiert. Ähm du hast gute Fortschritte gemacht. Besser als ich zu meinen Anfangszeiten."

Nachdem Araja auf den Beinen stand rieb sich der Zwerg etwas verlegen den Hinterkopf. Er selbst wusste gerade nicht so recht weiter und war ebenso überfordert wie die Rotschopf. Um das Schweigen zu unterbrechen fragte Durin diesmal etwas schüchtern: "Wollen wir uns morgen wieder zur selben Zeit hier zum Üben treffen?"

Dankend nahm Araja die helfende Hand des Zwerges an und richtete sich wieder auf. Der zugrunde liegende Treffer hatte ihr doch etwas mehr wehgetan als sie dachte, weshalb sie beim Aufstehen ein wenig stöhnte aber irgendwie schien die junge Frau das nicht wirklich zu stören. Sie hatte schließlich genug Zauber um sich wieder heil zu machen, wenn es nötig war. Die Gedanken der Studentin lagen eher bei den merkwürdigen Gefühlen, die sie jetzt auf einmal hatte, seitdem Durin über ihr gelegen war.
Fast ein wenig abwesend aber dennoch mit einem ziemlich ehrlichen Lächeln beantwortete sie die Frage des Zwerges dann bevor sie sich zurück zu ihrem Zimmer begab: "Morgen fände ich ... schön."
Diese Nacht hätte Araja wohl noch so einiges über das sie nachdenken konnte bevor sie ihren Schwertkampflehrer am nächsten Tag wiedersehen würde.

Hemwick betrat als letzter den Unterrichtssaal und stellte sich wie üblich in die Mitte des runden Raums und sah zu seinen Schülern auf. "Heute werden wir keine Gegenstände verwandeln. Heute werden wir uns auf die bevorstehenden Unterrichtseinheiten des dritten Rangs vorbereiten in denen es darum geht sich selbst in ein Tier zu verwandeln. Mir geht es heute darum euch einen kleinen Einblick zu gewähren. Doch seid gewarnt, nicht jeder von euch wird in der Lage sein sich selbst in ein Tier zu verwandeln. Doch seid nicht Traurig darüber, eure Talente liegen dann in anderen Fachgebieten.", erklärte Hemwick lächelnd und fügte: "Die Schüler welche die Talente entwickeln sich selbst zu verwandeln werden von mir zusätzliche Unterrichteinheiten erhalten und darüber hinaus ins Register für Gestaltwandler. Es ist nicht erlaubt sich heimlich in ein Tier zu verwandeln, wer von mir erwischt wird bekommt wird direkt zum Schulleiter geschickt. Ich hoffe ich habe mich Klar ausgedrückt."

Dann ging er etwas auf und ab: "Nun die meisten Gestaltwandler schaffen es meist nur eine Tiergestalt anzunehmen. Aber hin und wieder gibt es unter ihnen Gestaltwandler die gut genug sind sich in mehrere Tiere zu verwandeln. Um sich in ein Tier zu verwandeln müsst ihr zu nächst herausfinden welches Tier eurem Charakter entspricht. Dann müsst ihr eure ganze magische Kraft durch den Körper schicken und euren Körper formen. Ihr könnt jedoch beruhigt sein, die Verwandlung verläuft stets schmerzfrei, aber wenn ihr nicht aufpasst kann es passieren dass ihr euch nicht mehr zurückverwandeln könnt. Daher ist eine Registrierung wichtig, denn nur ein geübter Rang 5 Magier kann euch dann noch zurückverwandeln."

Dann verwandelte sich Hemwick in einen stolzen Adler und erhob sich in die Lüfte und zog seine Kreise über seine Schüler, dann ging er in einen Sturzflug über und verwandelte sich kurz vor der Landung in eine anmutige schwarze Katze und landete gekonnt auf den Pfoten und stolzierte auf den Schreibtischen herum. Danach sprang er mit einem Satz zurück in die Mitte des Raums, während des Sprungs nahm Hemwick wieder die menschliche Gestalt an und blieb vor dem Schreibtisch stehen. " In der nächsten Stunde werden wir behandeln wie man mit Verwandlungsmagie einen Gegner entwaffnet. Ich möchte, dass ihr mir dafür ein paar Beispiel für die nächste Stunde aufschreibt. Die besten Vorschläge werden wir dann üben. In diesem Sinne ist der Unterricht beendet.", lächelte Hemwick und schickte die Schüler zur nächsten Stunde.

Lyanna saß ruhig da und beobachtete den Unterricht von Hemwick wie dieser aus ihrer Sicht mit den Verwandlungen angab. Jedoch hatte das Thema ihr Interesse geweckt und sie wusste schon welches Tier zu ihr passen würde. Vermutlich würde sie sich in eine Schlange verwandeln wenn sie dies hinbekommen sollte. Aufmerksam lauschte sie den Erklärungen von Hemwick und schrieb sich Notizen zu seinem Unterricht auf. Nachdem er ihnen eine Aufgabe für den nächsten Unterricht erteilt hatte schickte er sie zum nächsten Unterricht.

Lyanna schlenderte mit einigen Schülern aus ihrem Haus zum Unterricht von Professor Nitch. Auf dem Weg dort hin, hörten sie getuschel dass der Sohn von Norrington aufgewacht sei und der Erzmagier die Schule verlassen hätte. Der Lordkanzler würde also vermutlich bald diese Schule verlassen. Dann würde der Nichtmagier diese Schule nicht weiter beschmutzen das passte der Schwarzmagierin gut rein.

Schließlich erreichten sie Nitchs Unterrichtszimmer und sie nahm an ihrem Tisch platz und wartete darauf das der Unterricht begann.

"Wie lautet der echte Name der 'schwarzen Lady'?! Miss Reneé?!"

Diese Frage musste Araja wie aus dem nichts getroffen haben. Schon bei Hemwick's Unterricht hatte die Studentin nur beiläufig aufgepasst, weil ihre Gedanken fast die ganze Zeit bei Durin und dem Training lagen. Dem Rotschopf war nicht einmal klar welches Thema es überhaupt war - sie hatte kein bisschen aufgepasst. Ohne zu antworten, senkte die junge Frau also ihren Blick worauf Nitch in seiner gewohnter Manier mit dem Kopf schüttelte.

"Sehr enttäuschend, Miss Reneé. Gerade Sie müssten sich doch für diese Geschichte interessieren.", begann der Lehrer dann und wandte sich wieder der Klasse zu: "Kann mir jemand anderes vielleicht die Frage beantworten, wie der Name DER Frau war, die den Angriff der untoten Charrhorden auf Götterfels anführte, während der Phylakteriumkrise?"

Lyanna hob die Hand und als Nitch sie aufrief antwortete sie: "Der Name der Schwarzen Lady war Vanessa Vessalius. Sie hatte die leichen der Charrs benutzt welche bei der großen Epedemie in der Schwarzen Zitadelle ihr Ende fanden."

Das Thema der schwarzen Lady war durchaus auch ein Thema das die angehende Schwarzmagierin interessierte zumal sie die Vanessa durchaus für ihr Handeln bewunderte. Jedoch war Lyanna nicht so dumm, das laut rumzuposaunen.

"Sehr gut Baskerville. Wie mir scheint wohnen wenigstens sie noch dem Unterricht bei.", giftete Nitch mit bösem Blick zu Araja welche das aber vermutlich mittlerweile sogar egal war.

"Sie alle können sich ja den Grund denken, weshalb wir dieses spezielle Thema in unserem Fach: 'Magische Geschichte', durchnehmen. Die Phylakteriumkrise und ihre Folgen haben noch heute, bereits über 17 Jahre später noch immer Einfluss auf unser Leben, die Gesellschaft oder die Politik. Wie kein anderes Ereignis in der jüngeren Tyrianischen Geschichte haben die Magierkriege, wie sie gerne in der Mundart genannt werden, das Angesichts dieses Kontinents verändert.
Die Schlacht am Götterfels war aber nur die Spitze eines Eisberges welchen wir in den kommenden Wochen gemeinsam durcharbeiten werden. Nun erhalten sie doch noch eine Chance zu glänzen Miss Reneé: Können sie mir WENIGSTENS den Namen der Frau beantworten welche die Krise damals beendete?"

Genervt durch diese alberne Frage antwortete der Rotschopf nur knapp mit einem gewissen ironischen Unterton: "Araja Phylakterium...."

"Richtig, erwarten sie dafür aber kein Lob, Reneé. Die Frau, nach welcher sie ganz offensichtlich benannt wurden, war diejenige welche den Seelenstein vernichtete und somit die Bedrohung durch die Reaper ein für alle mal beendete. Das bedeutet aber nicht das wir uns entspannen können!
Auch heute versuchen noch viele den falschen Leeren dieser Wesen zu folgen oder mithilfe von Magie sich unrechtmäßige Macht anzueignen. Oder gar noch abscheulicheren Unfug mit Zaubern zu treiben."

Bei seinem letzten Satz blickte Nitch ganz kurz zu Lyanna, ganz offensichtlich galt der letzte Abschnitt seiner Laudatio der jungen Schwarzhaarigen. Bevor der Professor dann fortfuhr schrieb er einige Dinge an seine Tafel.

"Ich möchte das sie die Seiten 14 bis 26 morgen lesen. Das sind die Kapitel über Cerberus - DEM Konzern welcher die magischen Armbänder produzierte und somit einen Großteil der Krise auslöste.
Wir werden uns dann auch zu gegebener Zeit einer dieser Armbänder ansehen - für heute sind sie aber entlassen."

Als die Schüler dann ihre Sachen packten und gehen wollten richtete Nitch dann das Wort noch einmal an Lyanna: "Sie nicht, Miss Baskerville."
Mit dem Verschwinden des letzten Studenten waren Lyanna und ihr Hauslehrer dann allein. Zwar wollte Nitch Lyanna die Leviten lesen, aber das musste ja nicht vor der gesamten Klasse stattfinden.

"Ich erwarte immer noch eine Erklärung von Ihnen, Miss Baserkville. Wann gedenken sie sich für die Zauber beim Unterricht zur Selbstverteidigung zu rechtfertigen?"

Lyanna stand im Unterrichtssaal und blickte Nitch direkt an. Was gab es da zurechtfertigen? Sie hatte die ihr gegebenen Mittel im Duell benutzt, aber ganz offensichtlich wollte ihr Hauslehrer eine Erklärung. "Nun wenn ich ehrlich sein soll, wollte ich Araja eine lektion erteilen.", begann die Schwarzmagierin langsam und fuhr mit ihrer Erklärung fort: "Mit mir ging einfach der Zorn durch, während andere hart für ihr Studium an dieser Schule arbeiten tut sie NICHTS dafür."

Dann senkte Lyanna leicht den Kopf, das war mehr als andere normalerweise bekommen würden. Denn Nitch war einer der wenigen an dieser Schule die sie überaus schätzte. "Mir ist jedoch bewusst, dass dies nicht die gefährlichen Zauber rechtfertigt, die ich angewendet habe. Und ich nehme dafür jede Strafe entgegen die sie mir auftragen" Nun blickte die Schwarzmagierin wieder entschlossen auf.

"Ganz richtig, Miss Baskerville: ihre Zauber waren nicht gerechtfertigt. Zudem haben SIE nicht zu bestimmen, wer hier ausreichend für sein Studium tut oder nicht. Dafür sind wir Lehrer da!", begann Nitch zu erklären als er sich langsam aus seinem Stuhl erhob, dabei aber seinen anklagenden Blick keine Sekunde von seiner Schülerin ließ.

"Ihr Zauber waren gut ausgeführt und beeindruckend - sie haben Talent und den Willen es zu fördern. Und doch lassen sie sich von diesen dummen und kindischen Eifersuchtsgefühlen hinreisen. Lernen Sie gefälligst Selbstbeherrschung  - Miss Baskerville!
Wenn Sie mir jetzt auch noch sagen könnten WOHER sie diese Zauber haben, denke ich darüber nach ihre Strafe zu mildern. Ansonsten schicke ich sie zu Kalameet - dann dürfen sie Hippogreifenscheiße schaufeln! Haben Sie mich verstanden?"