Die Zauberschule Durmand

Über die Lippen von Lyanna huschte ein hauch des lächelns und sie neigte ihren Kopf leicht zur Seite. Ehrgeizig war gar kein Begriff für Lyanna wenn man es genau nahm. Für ihre Ziele war sie bereit über Leichen zu gehen und jeden auszustechen der ihr im Weg war. Sie kam Albin etwas näher und sprach etwas leiser: "Du machst dir keine Vorstellungen wie ehrgeizig ich sein kann wenn ich etwas möchte."

Lyanna zupfte etwas an der Kleidung ihres Gesprächpartners herum und blickte Albin wieder in die Augen. Er hatte Botschaft wohl verstanden wie die angehende Schwarzmagierin zufrieden feststellte. Denn sie konnte in seinen Augen deutlich lesen, dass er Neugierig auf mehr war, dann lächelte sie leicht schelmisch: "Du gehörst wohl zu der neugierigen Sorte oder?"

"Beweise es..", reagierte Albin nur etwas ehrgeizig, ging ein Stückchen zurück und deutete auf Lyanna's Zauberstab. "..wie ehrgeizig bist du bisher gewesen?"

Zwar lächelte Araja auf die Ermunterung ihres Ritters, so wirklich überzeugt schien sie aber noch nicht: "Ja, ich weiß was du meinst. Vielleicht red' ich mir das ganze auch nur selbst ein.... Ich glaube das liegt daran weil ich immer mehr das Gefühl bekomme dass das hier eine Art... Scheideweg sein könnte, verstehst du das?
Als ich vor einigen Wochen in Beauclair sagte ich wollte werden wie du, war das ernst gemeint. Ich meine schau mich an, ich sehe alles andere aus als ein Ritter. Und du gabst mir trotzdem die Chance und hast mich zu deiner Knappin gemacht. Dank dir glaube ich sogar das ich es schaffen könnte aber...."

Nun stoppte die Rothaarige kurz und blickte aus dem Zimmerfenster hinüber zum Horizont wo die Sonne gerade unterging: "... aber wenn ich hier bleibe bin ich Studentin und nicht länger deine Knappin. Ich glaube kaum das du die nächsten Monate oder sogar Jahre hier bleiben willst 'nur wegen mir'. Es ist so als müsste ich mich entscheiden... entweder oder. Deshalb rede ich mir wohl die ganze Zeit ein das ich es hier sowieso nicht schaffen würde.... weil, wenn sie mich ablehnen mir diese furchtbare Entscheidung abgenommen werden würde."

Die Entscheidung, welcher Araja bevorstand schien sie doch noch mehr zu bewegen als er zuerst angenommen hatte. Irgendwie schienen ihre Aussagen allerdings sehr treffend zu sein. Alexandras dachte eine Zeit lang nach bevor er seine Antwort formulierte.

"Siehst du...sicher ist das hier eine...schwierige Entscheidung für's erste. Aber...wenn du eine Tür verschließt, öffnet sich irgendwo eine andere. Und ich werde sicher nicht aus der Welt sein während du dich entschließt einem Magiestudium nachzugehen. Und es gab durchaus schon Magier die sowohl zaubern, als auch kämpfen konnten. Das ist sicher nicht der Alltag, aber absolut möglich. Was ich damit sagen will: Eine Entscheidung, die du heute triffst, ändert nicht zwangsläufig alles. Sie schiebt vielleicht manches Auf, schließt es aber niemals aus."

Lyanna zog erneut ihren Zauberstab aus dem Ärmel und schlug damit immer wieder auf die Handfläche, für diesen Moment sah sie fast aus wie eine sehr strenge Lehrerin. "Du willst wissen wie ehrgeizig gewesen bin?", lächelte sie etwas unheilvoll.

Sie schwang ihren Zauberstab und stieß ihn wie einen Degen nach vorne und sprach selbstbewusst: "Redictus!" Augenblicklich war der ganze Körper von Albin vom Hals an abwärts eingefroren. Sofort fiel der Hexer nach hinten um und Lyanna stellte sich mit einem Fuß sanft auf seine Brust, sie liebte es zu dominieren. "Reicht dir diese Kostprobe? Das ist ein kleiner Fluch der ersten Stufe. Die Stärkeren Schwarzmagier können selbst deinen Kopf miteinfrieren und den Zauber über einen sehr sehr langen Zeitraum aufrecht erhalten."

Dann kniete sie sich neben ihn und hauchte: "Stell dir vor, was ich alles mit dir anstellen könnte wenn ich den Zauber nur ein gutes Stück länger aufrecht erhalten könnte?" Ihre Stimme klang nun süßlich und verführerisch. Es dauerte gar nicht lange da löste sich der Zauber wieder und die schwarzhaarige Magierin war bereits wieder aufgestanden und wartete darauf das Albin sich wieder erhob.

Müde nickend hörte Araja Alexandras Worten zu. Es schien fast so als hätte der Ritter immer den passenden Ratschlag auf der Zunge. Zwar konnten seine Worte der Knappin ihre Entscheidung nicht abnehmen, machten sie aber womöglich erträglicher.

"Was würdest du tun, an meiner Stelle?", fragte die Violinistin gerade heraus bis ihr auffiel, dass sie die Frage anders formulieren musste: "... oder... was würdest du dir wünschen? Ich meine.... dich betrifft das ja schließlich auch."

Albin war zunächst etwas schockiert über die schicksalhafte Auswahl von Lyanna's Zauberspruch. Sofort erinnerte sich an die erst kürzlich absolvierte Zugangsprüfung zurück, an die schlangenhafte Gestalt und ihre Versteinerungszauber gegenüber seinen Mitreisenden. Zunächst wusste Albin nicht ob er in seiner neusten Bekanntschaft ebenfalls eine Hexe verloren gegangen war. Sie triumphierte etwas nach ihrer Vorführung, löste den Zauber aber Recht schnell und einen kurzen Augenblick lang saß' Albin noch etwas reglos vor ihr.

"Wow..", murmelte er, schüttelte sich einen Moment und erhob sich wieder. "Jaa...du bist eine Schwarzmagierin...", lächelte der Hexer nun und sah' seiner Gegenüber in die Augen.

"Das sind leider zwei Paar Schuhe, meine Liebe.", antwortete der Ritter entschlossen. "In erster Linie wünsche ich mir das du deinen Träumen folgst. Ganz klar. Natürlich möchte ich diese Zeit mit dir nicht verlieren, aber.....Tyria ist kleiner als man denkt. Wir würden uns sicher sehr sehr bald wieder sehen. Du kennst ja meinen Hauptaufenthaltsort. Ich möchte nicht das du wegen mir so eine großartige Chance aufschiebst.", fügte er abschließend hinzu.

Lyanna lächelte kaum merklich als Albin sie als eine Schwarzmagierin bezeichnete, zwar hatte sie schon ein ausgeprägtes Talent für Magie aber es war bei weitem noch nicht ausgereift und verfeinert, doch all das würde sie hier meistern.

Sie legte sanft ihren linken Zeigefinger auf Albins Lippen und blickte ihm dabei noch immer tief in die Augen: "Nun, ich hoffe ich konnte dich davon überzeugen, dass die Schwarzmagie kein Fluch sondern ein Segen ist."

'Ihren Träumen folgen' sollte sie. Diese Aussage schien den Rotschopf sehr nachdenklich werden zu lassen und sie blickte scheinbar weiter etwas verloren durch das Fenster neben ihr. Denn ihren Träumen zu folgen war wohl etwas komplizierter als Gedacht, schließlich wollte sie in der Abtei bleiben und trotzdem bei Alexandras sein.
Entscheidungen zu treffen war zudem nicht gerade eine von Araja's Stärken, in den Vergangenen zwei Jahren ging es für sie ums Überleben, nicht darum zu entscheiden was aus ihrer Zukunft würde.
Sie fühlte sich wohl so als würde sie den Ritter verraten wenn sie hier bleibe nach all' dem was er für sie getan hatte und zeitgleich wollte sie die Chance eine echte Magierin zu werden nicht verstreichen lassen. Am liebsten hätte sie all' diese Gedanken mit Alexandras geteilt aber sie starrte einfach nur weiter schweigend aus dem Fenster. Ihr war bewusst das nur sie Entscheiden konnte und sie war wohl mittlerweile Alt genug dies auch zu tun... und trotz der Worte des Ritters hatte sie Angst vor den Konsequenzen dieser Entscheidung. Vielleicht wollte sie Alexandras aber auch einfach nicht mit 'ihren Problemen' belasten.

"Ich denke darüber nach.", fing sie dann leise an zu sprechen: "Es sind ja noch ein paar Tage bis zur Einschreibung, glaube ich. Danke für den Tee."

Wohlwollend und müde lächelnd verließ der Rotschopf den Ritter dann. Sie war erschöpft vom heutigen Tag und wollte jetzt nur noch eines: Ihr Bett aufsuchen. Vielleicht würde ihr ja morgen die Entscheidung leichter fallen...

Nachdem der Professor den Waldhüter wieder besänftigt hatte, beschloss er nochmals durch das Schloss zu gehen. Dafür das Sommerferien waren, herrschte heute ziemlich viel Aufruhr.
Er setzte seinen Rundgang in den unteren Stockwerken der Schule fort in der Hoffnung niemanden dort zu finden. Gerade in den Lehrräumen von Nitch musste man vermutlich aufpassen. Kalameet war es lieber, dass er selbst die Streuner dort auflas damit sie sich niemand einen Tadel von Nitch erdulden musste.

Später als er in den unteren Gewölben ankam, war er froh darüber hier als erstes hergekommen zu sein denn er fand genau hier eine sehr neugierige Seele. Es war eine junge Frau die sich hier wohl sehr neugierig umsah.

Voller Bedacht um sie nicht zu erschrecken näherte der Professor sich der Streunerin und lächelte leicht: "Kann ich dir vielleicht helfen?"

Die angehende Schwarzmagierin ließ keine Möglichkeit außer Acht mit ihren Reizen zu spielen und versuchte ganz offensichtlich Albin den Kopf zu verdrehen. Zu sagen es würde nicht funktionieren wäre wahrscheinlich eine Lüge gewesen. Ein leicht erfreutes grinsen kam über die Lippen des Hexers und er versuchte eine geeignete Antwort zu formulieren:

"Nun...es kommt wohl darauf an was wir daraus machen, richtig? Wenn ich mich aber recht entsinne sind die größten magischen Verbrecher dieser Welt fast ausschließlich Schwarzmagier gewesen....so scheint sie doch oft mehr Fluch als Segen zu sein, denkst du nicht?"

Lyannas Blick wurde etwas kalter als er es wagte Schwarzmagier als Verbrecher zu verunglimpfen. Aus ihrer sicht waren die wahren Verbrecher jene die ihnen aus Angst vorschrieben welche Magie gefährlich war und welche nicht. Jene welche die schwarze Magie nicht verstehen wollten oder sie gar verstehen konnten. Aber mit seiner ersten Aussage hatte er dennoch Recht, es kam darauf was man daraus machte.

"Du hast natürlich vollkommend recht, es kommt darauf an was wir daraus machen." Sie näherte sich mit ihren Lippen den seinen und schlang ihre Arme um seinen Hals, doch bevor sie ihn küsste biss sie ihm auf die Unterlippe und lächelte dabei sinnlich. Dann ließ sie von ihm ab: " Mag sein, aber es gibt nicht nur magische Verbrecher es gibt auch große Verbrecher unter den Nichtmagier. Aber sagt dazu jemand etwas? Nein es sind immer nur die böse Magier und weißt du warum?"

Sie hauchte ihm ins Ohr: "Sie fürchten die Magie. Aber so waren die Menschen schon immer, wenn sie etwas nicht verstehen konnten wurde dagegen aufbegehrt." dann ließ sie von ihm komplett ab und wandte sich erneut. "Denk einmal darüber nach wer darüber entscheidet, wer Gut und Böse ist. Die Geschichte wird immer von den Siegern geschrieben."

Die Sommerferien hatten sich dem Ende zugeneigt und das neue Schuljahr in der Abtei Durmand fing an zu beginnen. Und so wie es Brauch war, wurde als Anlass ein großes Essen gegeben. Die Halle hatte 4 große Tische welche der Länge nach aufgestellt worden waren und der Tisch an dem die Lehrer speißten war quer vor die Schülertische aufgestellt worden. In der Mitte des Lehrertisches saß Tom Di Laurentis. rechts von ihm Professor Nitch und daneben Professor Abrax. Links vom Schuldirektor saß Professor Kalameet ein Platz neben ihm frei geblieben und nach dem freien Platz hatte Professor Varietas sich niedergelassen.

An den Tischen der Schüler saßen bereits alle Schüler ab dem zweiten Lehrjahr. Die Tische waren so aufgestellt worden, das man in der Mitte einen breiten Gang gelassen hatte den die Neuankömmlinge entlanggehen konnten. In der Halle herrschte eine aufgeregte Stimmung. Die Schüler waren ebenso gespannt wie die Lehrer weshalb man sich eher flüsternd unterhielt. Professor Kalameet hielt einen Niffler in seinen Armen der gerade versuchte eine Goldmünze zu klauen die mit einer schmalen Stahlkette an seinem Handgelenk befestigt war. Auf seiner rechten Schulter hatte sich der Ent niedergelassen der eher entrüstet als amüsiert dem Niffler zusah. Leicht abwesend streichelte der Professor dem Niffler über das glänzende Fell und schien darauf zu warten, dass sich endlich das große schwere Tor öffnete.

Und schließlich war es soweit, das Tor öffnete sich gefolgt von schweren Schritten. Harold der Große führte die Schüler in die große Halle rein. Nachdem sich alle Schüler in der Halle eingefunden hatten, nahm Harold direkt neben Kalameet Platz und daraufhin erhob sich Di Laurentis. Alle Augen waren nun auf den Schuldirektor gerichtet. Die Halle lauschte gespannt seiner Rede über die Magie. Er ermutigte die Schüler dazu an sich zu glauben und sich beim lernen fest anzustrengen. Doch auch ermahnte der Professor die Schüler sich an die Regeln zu halten und erklärte welche Folgen dies hätte. Zum Schluss veries der Schuldirektor auf ein paar Orte die kein Schüler betreten durfte außer er hatte den vierten Kreis der Magie absolviert. Zu diesen Orten gehörte die Treppe im dritten Stock und der große Wald.

Nachdem Tom allen die Möglichkeit gegeben hatte das gehörte zu verarbeiten, rief Tom zu der Prüfung aus. Er erklärte, dass die Lehrer sich die Schüler an Hand ihrer Begabungen aussuchten und wie sie zu ihrem jeweiligen Haus passten. Dann nahm Professor Kalameet eine lange Pergamentrolle und stellte sich mittig vor den Tisch der Lehrer und verlass den ersten Namen auf der Liste. Wie jedes Jahr war es ein großes Spetakel, da sich auch einige besonders begabte Schüler unter den Neuankömmlingen befanden. Nach und nach wurde von Kalameet die Schüler aufgerufen. Alle wurden sie gerecht unter den Professoren verteilt. Einige Schüler führten kleine magische Kunststücke vor, andere fühlten sich so unter Druck gesetzt, dass sie kaum etwas brauchbares zustande brachten.

Nachdem Kalameet wieder einen Schüler in sein Haus aufgenommen hatte blickte er auf die Liste und rief laut: "Lyanna bitte nach vorne treten."

Lyanna hatte wieder ihr schwarzes Figurbetontes langes Kleid an. Selbstsicher bahnte sie sich ihren Weg zwischen den Schülern durch und ließ dabei ihre Reize wirken. Ein paar der Schüler machten bereits freiwillig Platz, andere Schüler tuschelten leicht. Lyanna ging an Araja vorbei und blickte ihr dabei tief in die Augen und lächelte leicht. Die Schwarzmagierin wollte unbedingt in Professor Nitchs Haus.

Selbstbewusst blieb sie vor Professor Kalameet stehen. Dieser forderte sie auf etwas zu zaubern. Lyanna lächelte leicht: "Nun habt ihr etwas dass ich als Ziel verwenden kann? Ich würde gerne eine neuen Zauber ausprobieren, von dem ich in der Bibliothek gelesen habe."

Der Professor nickte Knapp und holte einen alten Teller und ließ ihn mit einem schwebe Zauber etwas in die Luft steigen.
Lyanna fixierte den Teller mit ihrem Blicke und bereitete die Arme aus: "Avagar Emortis." Im Halbkreis erschienen über Lyanna mehrere kleine blaue Lichtkugeln. Dann ließ sie ihre Arme sinken und stieß einen nach vorne. Eine der Lichtkugeln schoss wie ein Pfeil nach vorne und zerbrach den Teller. Die Tonscherben landeten klirrend auf dem Boden.
Danach erwiederte Lyanna laut: "Avagar Enatiel." Die Kugeln über ihr erloschen wieder.

Beeindruckt über die Fähigkeiten der jungen Magierin applaudierte der Saal und ebenso die Lehrer. Einzig und allein der Erzmagier schien sich, wie bei fast allen Schülern, zurückzuhalten.
Nitch hingegen war angetan vom offensichtlichen Fleiß der Schwarzhaarigen und hatte die junge Frau bereits in den Wochen zuvor, als sie schon an der Schule war in die nähere Auswahl genommen. Dieser Zauber war der Beweis den der Professor sehen wollte und nun stand seine Entscheidung fest. Mit einer irgendwie Stolzen Geste gab er dem Mädchen zu verstehen, das er sie aufnehmen würde und deute auf den Tisch an welchen 'sein' Haus Platz gefunden hatte.

Lyanna hob etwas Stolz den Kopf und lächelte zufrieden als sie die Geste von Nitch sah. Das Zeichen, dass er sie in seinem Haus haben wollte. Darauf hatte sie in den letzten Wochen hingearbeitet.

Mit einem würdevollen Gang schritt die angehende Schwarzmagierin zu dem Tisch und nahm dort Platz. Die Schüler machten ihr sofort einen Platz frei und fingen an sich mit ihr flüsternd zu unterhalten. Lyanna hatte nun ihren Platz gefunden.

Nachdem Lyanna Platz genommen hatte, nahm der Professor wieder die Schriftrolle zur Hand. Noch waren nicht alle Schüler aufgerufen worden. Nach einem prüfenden Blick auf die Liste blickte er zu den noch verbleibenden Schülern, dann rief er laut: "Araja!"

Kalameet war gespannt was Araja vorführen würde. Er schenkte ihr ein ermutigendes lächeln und winkte sie nach vorne.

Schlussendlich hatte sich der Rotschopf doch dazu entschieden es zu versuchen. Die Ermutigungen durch Luna, den Erzmagier aber insbesondere Alexandras hatten Früchte getragen und dafür gesorgt das die ansonsten so schüchterne Knappin sich in die Reihen der 'Neuen' hier heute aufgestellt hatte.
Doch jetzt wo es soweit war ging es mit der Mädchen mal wieder durch - sie hatte ja keine Ahnung wie viele Leute bei dieser 'Zeremonie' dabei sein würden und es gab wohl nichts Schlimmeres für sie, als im Mittelpunkt zu stehen. Mit jedem anderen, der vor ihr aufgerufen wurde konnte man dem Rotschopf deutlich ansehen wie sie Nervöser wurde. Seit Tagen hatte sie sich auf heute 'vorbereitet', sofern man dass so nennen konnte. Luna hatte Araja geraten 'einfach sie selbst zu sein'. Toller Tipp, dachte sich die Violinistin jetzt wo es ernst wurde. Wie ihr das nun helfen sollte wusste sie nicht. Als der Professor dann schlussendlich ihren Namen rief wurden die Wangen der jungen Frau fast so rot wie Haar.
Wie ein scheues Rehkitz tapste Araja also nach vorne und blickte dabei mit einem solch schiefen und gespielten Lächeln in die Menge, dass der Fremdscham vorprogrammiert war. Und so nahm die Katastrophe ihren Lauf.

Auch wenn Kalameet mit seinem ermutigendem Lächeln versuchte dem Rotschopf beizustehen wusste Araja nicht was sie tun sollte. Sie hatte aufgrund ihrer Nervosität alles vergessen was sie und ihre Freunde im Vorfeld besprochen hatten. Und nun stand sie einfach so da und wartete während sie hunderte von Augenpaaren anstarrten, ein furchtbarer Moment.

"Hallo... ich bin... ähm..... Araja?", fing die Knappin dann nach einer gefühlten Ewigkeit an endlich zu sprechen. Doch bereits jetzt musste sich der Rotschopf räuspern - selbst die Stimme hatte ihr das Lampenfieber genommen.

Ein weiterer gefühlt minutenlang andauernde Stille fand ihren Platz und man konnte einen der Schüler provokant husten hören. Die Freunde des Rotschopfs konnten wohl schon nicht mehr hinsehen und fragten sich nur noch ob Araja überhaupt irgendetwas tun würde.
Doch endlich schaffte sie es etwas zu sagen - leider nur das falsche.

"... und ich.... kann... Zaubern?"

Die junge Frau klang bei ihrer Aussage so zurückhaltend und naiv das fast der gesamte Saal zu lachen begann. Die meisten der Schüler, insbesondere die der Oberstufe brachen in schallendes Gelächter aus und demütigten Araja auch noch mit dummen Zwischenrufen wie: "Ach Ja? Was denn? WITZEZAUBER?!" oder "Geh' nach Hause zu deiner Mami!".
Und wieder einmal hatte der Rotschopf das Gefühl es vollkommen vermasselt zu haben. Am liebsten wäre sie auf der Stelle davon gerannt aber sie war noch immer wie in Schockstarre während sie diese Farce über sich ergehen lassen musste. Mit jedem weiteren kichern, jeder unsinnigen Beleidigung und Herabwürdigung der Schüler wurden die Augen der Knappin feuchter. Der Erzmagier, welche durch einen lauten Zwischenruf für Ruhe sorgen wollte hatte keinen wirklichen Erfolg.

Ermutigt durch die Unruhe und das durcheinander sah einer der Oberstufenschüler seine Chance das ganze ein wenig 'auf zu Peppen'. Er nahm sich eine der Tomaten, welche den Schülern zum Essen bereitgestellt wurde und warf das Gemüse böse lachend auf den Rotschopf.
Zu Araja's Glück sah sie die Tomate auf sich zufliegen und schaffte es ihre Hände noch im letzten Moment schützend zu heben. Doch sollten es nicht ihre Arme sein, welche sie beschützen würde. Erneut ungewollt zauberte die junge Frau einen Schild zu ihrem Schutz. Aber nicht irgendeinen, sondern sogar einen Reflektierenden.
Als das Gemüse auf die bläulich schimmernde Oberfläche traf, prallte es ab und flog im exakt selben Bogen zurück aus welchen es gekommen war. Völlig überrascht über das plötzliche Erscheinen des Schilds hielt die meisten der lachenden Schüler ein und folgten mit ihren Blick der Tomate, welche platschend und krachend mit solcher Wucht im Gesicht des Oberstufenschülers landete das dieser von der Bank geschleudert wurde.

Der Kerl, welche so dreist gewesen war mit etwas zu werfen war in der Schule bereits bekannt und beinahe niemand konnte ihn leiden - nicht einmal die Lehrer. Und so lachten die Leute nun über das scharlachrot verschmierte Gesicht des Jungen mit der Tomate an der Jacke.
Neben dem Lachen brach sich nun auch breiter, lauter Applaus sich seinen Weg durch die Halle denn nun waren alle von den magischen Künsten des Rotschopfs überzeugt. Einen Schild zu erzeugen war eine Sache, viele andere hatten dies bereits gezeigt. Einen der jedoch reflektierte gehörte zu den höheren Kreisen der Magie - nur äußerst selten zeigten solch junge Schüler so enormes Potenzial. Selbst der Erzmagier hatte sich nun erhoben und klatsche der jungen Knappin zu die noch gar nicht so recht begriffen hatte was passiert war.

Die Schüler der Oberstufe konnten durchaus ziemlich grausam sein. Selbst der Professor bekam manchmal von ihnen Spottrufe ab, obwohl er dennoch bei einem großteil der Schüler sehr beliebt war.

Ein mahnender Blick an die Schüler seines Haus, ließ diese zumindest recht schnell verstummen. Wenn er etwas nicht leiden konnte, dann wenn man jemand auslachte und das Leben schwer machte. Doch plötzlich kam eine Tomate angeflogen und bevor er seinen Zauberstab hätte ziehen können um dies zu verhindern, hatte Araja bereits einen Schutzzauber aktiviert. Mit einem hohen Bogen flog die Tomate wieder zurück und traf denjenigen der sie geworfen hatte.

Doch nun brach ein großteil der Halle in Jubel aus. Dann ging Kalameet zu Araja und lächelte leise: "Das hast du sehr gut gemacht. Ich möchte dass du in mein Haus kommst, was sagst du dazu?"

Als Araja den Schutzzauber wirkte, hob Lyanna als Zeichen der Überraschung lediglich eine Augenbraue an. Sie hatte mit vielem gerechnet, dass sie zur Seite springt oder getroffen wird aber nicht dass sie es schafft das Geschoss mit einem Zauber abzuwehren. Also hatte die Rothaarige nicht gelogen, als sie ihr erzählte dass sie damals einen Aegis herbei gezaubert hatte.

"Interessant.", murmelte Lyanna leise und verengte dabei leicht ihre Augen. In Araja steckte vermutlich doch mehr Begabung als sie zunächst angenommen hatte. Dann wandte sie sich von dem Geschehen ab und unterhielt sich wieder leise mit einem Schüler der neben ihr saß.

Als Araja ihre Arme dann langsam herunternahm und ihr klar wurde was passiert war konnte sie es kaum glauben. Wirklich begreifen, dass sie den Test bestanden hatte konnte sie jedoch erst als Kalameet an sie herantrat und ihr die Einladung in sein Haus aussprach. Noch immer etwas perplex aber sichtlich erleichtert und erfreut nickte der Rotschopf fleißig: "Ja... äh, Danke!"

Zu ihren neuen Mitschülern laufend begann Araja nun auch endlich zu lächeln - der Schock musste wohl sehr tief gesessen haben. Ihre Kommilitonen machten der jungen Frau schnell Platz und einige klatschten noch immer als die frisch gebackenen Studentin sich zu ihnen saß. Es war unglaublich wie schnell sich die Stimmung im Saal verändert hatte - bis vor wenigen Augenblicken hatte Araja noch das Gefühl die meisten anderen wollten sie lieber herausschmeißen als einladen.
Aber eines war sicher, dieses Ereignis würde der Rotschopf wohl niemals vergessen.

Nachdem auch der letzte Schüler aufgerufen und in eines der jeweiligen Häuser aufgenommen wurde, nahm Professor Kalameet wieder Platz.
Tom di Laurentis sorgte abermals für Ruhe und blickte nochmals in die Runde. Dann hieß er die neuen Schüler willkommen und wünschte ein erfolgreiches Jahr. Mit diesen Worten eröffnete er das Festessen und wie von Geisterhand deckten sich die Tische. Es gab alles was das Herz begehrt, von Pasteten und Kuchen bis zur zahlreichen Fleischgerichten, Suppen und Beilagen.

Kalameet tat sich von allen ein bisschen etwas auf den Teller und begann genüsslich mit dem Essen. Zwischendurch fütterte er den Niffler mit ein paar Dingen von seinem Teller. Dann sah er wie Harold zum Tisch lief und er reichte diesem einen großen gefüllten Teller. "Hier ich hab dir schonmal einen Teller gefüllt.", lächelte der Professor gut gelaunt.

Mit dem Ende der Zeremonie wurde endlich das Essen eröffnet, der Teil des Abends auf den sich Harold am meisten freute. Sicherlich war er auch hier um die ganzen neuen Schüler kenne zu lernen aber beste war nun mal das Festmahl. Die Zauberer wussten einfach wie man mit Magie den perfekten Geschmack erzeugen konnte.
Freudig auf die Tafel zu Stapfend wurde der Halbriese dann sogar vom Professor für magische Tierwesen herzlich mit einem gefüllten Teller willkommen geheißen.

"Oohh-o! Vielen Dank!", begann Harold dann als er die Leckereien auf dem Teller zu Gesicht bekam und diese freudig entgegennahm: "Ihr wisst was das Herz eines Riesen höher schlagen lässt! OH! Und sind das Zucker-Langusten?! Ui-Ui-Ui!"

Mit einem schmunzeln erwiederte der Professor: "Aus eigener Haltung." Kalameet aß ein wenig Leberpastete und lehnte sich etwas zur Harold rüber. "Es gibt übrigens einen neuen Professor an der Abtei. Aber wie es scheint verspätet er sich, zumindest hab ich ihn noch nicht gesehen.", erzählte der Professor munter.
"Das neue Fach heißt Künste der Verwandlung. Ich bin schon gespannt was er den Schülern alles beibringen wird.", lächelte Kalameet und klopfte dem Riesen auf den Oberarm.

"Da fällt mir übrigens noch etwas sein. Die Hippogreife brauchen übrigens neue Boxen und ein größeres Gehege. Ich habe weiteren Nachwuchs bekommen. Könntest du dich bitte darum kümmern?", fragte der dunkelblonde Professor den Riesen freundlich.