Die Skellige-Inseln

"Wir werden im Morgengrauen mit einem meiner Schiffe losfahren. Dann fahren wir die südliche Küste hinunter und fahren schließlich in einen Fluss der in einen größeren See mündet umgeben von dichten Wald. Weiterhinten am Ufer liegt unsere Hauptsiedlung Igjarsar.", erklärte Floki und erreichte mit Vanessa die Siedlung.

"Achja überleg dir ein Geschenk für König Björgvin. Es ist Sitte das der Gastgeber Geschenke mitbringt. Ich habe mein Geschenk bereits für den König.", fügte Floki mit einem breiten Grinsen hinzu.

"... ein Geschenk?", fragte Vanessa äußerst verdutzt. War das sein Ernst? Die Kerle entführten sie, heuerten sie danach an und nun sollte sie deren König beschenken? Diese Skelliger waren das merkwürdigste Volk, was der Blondine jemals untergekommen war.

Floki blieb stehen und sah zurück zu Vanessa, ihr verdutztes Gesicht war ihm keineswegs entgangen und mit einem leichten lächeln erwiederte er: "Nun Lathgertha gab dir Straffreiheit, das heißt du bist jetzt erst einmal ein Teil unserer Gesellschaft. Deshalb musst auch du dich an unsere Sitten und Bräuche halten."

Er stemmte eine Hand in die Hüfte und neigte seinen Kopf zur Seite. "Wenn du dir nicht sicher bist, was du unserem König schenken sollst. Schau dich im Dorf um vielleicht kann dir ja Hengill weiterhelfen oder der Druide unserer Siedlung. Man erzählt sich dass unser König sowohl den Kampf liebt und ebenso sehr die Götter verehrt. Du hast ja noch ein paar Stunden Zeit dir etwas zu überlegen. Wir sehen uns bei Morgengrauen an den Stegen."

Gemütlich pfeifend setzte der Skelliger seinen Weg fort vielleicht würde er noch im Gasthaus einkehren und dort den ein oder anderen Meet über seinen Durst hinaustrinken oder sich mit ein paar Kerlen im Dorf zum Spaß raufen.

Am Rande des Dorfes von Floki zurückgelassen stand Vanessa nun dort wie bestellt und nicht abgeholt. Ein Geschenk für den König? Sie hatte keine Ahnung was so ein Kerl wohl haben wollte. So wie die Skelliger sich gaben war es nichts was man bei ihr, auf dem Festland, geschenkt hätte. Schmuck und Bücher konnte sie also von der Liste streichen. Wenn Floki der Lich nicht so gefallen würde und die Klaue nicht hier wäre, würde Vanessa diese ganze Farce wohl einfach umgehen. Wenigstens die Inseln schienen der Blondine zu gefallen, das machte es für die Magierin erträglich.
Zum Schmied wollte sie nicht. Der Kerl hatte sie als Floki ihr das Dorf zeigte schräg angesehen, so als wolle er die Blondine gleich zweiteilen. Vermutlich hatte sie in Juan-dá-Parc seinen Bruder getötet. Oder Sohn. Oder was auch immer - aber das war der Lich egal. Deshalb war es vermutlich besser den Kontakt vorerst zu meiden, vor allem wenn Vanessa allein unterwegs war.
Floki's Vorschlag mit dem Druiden sagte der Frau also schon deutlich mehr zu. Vielleicht war der Druide ja sogar selbst Magier, die Vermutung lag zumindest nahe. Und mit Magierin konnte Vanessa viel besser umgehen als mit grobschlächtigen Barbaren, auch wenn diese ihren ganz eigenen Charme auf die Lich hatten.

Folglich trotte Vanessa zu einer kleinen, fast rundlichen Hütte, direkt am Waldrand. Das hölzerne Gebäude war von Pflanzen überwuchert und auf dem Dach wuchs Gras. Die Lich war sich sicher das hier ein Druide wohnen musste. Als die Frau näher herantrat, wehte der Wind sachte durch ein Knochenwindspiel direkt neben ihr. Beim genaueren hinsehen bemerkte die gut gebildete Frau sofort das es sich dabei um Rippenknochen eines Menschen handelte. Selbst der Druide schien eine Art Barbar zu sein - wieso verwunderte das Vanessa überhaupt noch?
Erst noch ganz kurz zögernd, ob sie es wirklich tun sollte klopfte die Lich dann doch an die Tür des Verschlags. Nicht das sie Angst gehabt hätte.... aber ein wenig Mulmig war ihr vermutlich schon, auch wenn man es ihr nicht ansah.

"Was führt dich zu mir mein Kind.", ertönte eine kräftige und selbstbewusste Männerstimme und ein Mann kam ums Haus gelaufen. In einer Hand hielt er einen glattpolierten Stab von dem mehrere Äste abstanden in dem nach unten zirkulierend verschiedene Runen schwarz eingraviert waren. An Zwischen den Ästen befand sich ein blauer kreisrunder Kristall der schwach zu glimmen schien. Der Mann selbst hatte langes graues Haar und einen nochlängeren grauen Vollbart und ein Lederstirnband das die Haare davon abhielt ihm ins Gesicht zu fallen. Unter den Buschigen Augenbrauen lagen prüfende dunkelbraune Augen. Er selbst trug eine weise Tunika darüber einen langen brauen Mantel der am Boden hinterher gezogen wurde, ebenso trug er eine dunkle Stoffhose und lief Barfuß durch die Gegend. Um die Hüfte trug er einen Gürtel an dem mehrere verschieden Tonflässchen befestigt waren. In der anderen Hand hielt er einen geflochtenen Korb in dem verschiedenste Kräuter, Pilze und Pflanzen lagen.

Er winkte die Lich zu sich, dass sie ihm folgen solle und ging am Stock gestützt wieder in die Richtung aus der er gekommen war. Als Vanessa ihm vermutlich zögernd nachgegangen war, fand sie den Druiden in einer kleinen Lichtung vor. Er saß auf einem Baumstamm und um sie herum befand sich ein alter Steinkreis in die Runen eingeschlagen worden sind. Zwischen den Steinen hingen Seile an denen ebenfalls Holzscheiben mit Runen und Zeichen eingeschnitzt worden waren, aber es hingen auch verschiedene Tierknochen am Seil die leise vor sich hinbaumelten. Der Druide bot dem Gast den Baumstamm vor sich zum Hinsetzen an.

Rimgarl legte seinen Korb beiseite und hielt nun mit beiden Händen den Stab fest und sprach ruhig: "Was kann ich für dich tun?"

Dem Kerl folgend fand sich Vanessa bald in einer Lichtung wieder. Die Skelliger waren wahrlich Naturverbundene Leute, wenn sie sich lieber im Wald als in ihren Häusern aufhielten.

"Seid ihr der Druide?", fragte die Lich dann selbstbewusst um zu verbergen, dass sie noch immer etwas unsicher war. Als der Kauz dann nickte und ihr den Platz anbot, blieb die Magierin jedoch stehen und musterte erst den Alten bevor sie ihren Blick durch die Baumgrenze schweifen ließ. Vanessa glaubte wirklich immer an Verrat oder in diesem Fall wohl an einen Hinterhalt. Sie tat das vermutlich nicht einmal mehr bewusst und viel mehr aus Gewohnheit.

"Ich komme....", begann Vanessa dann und unterbrach sich daraufhin selbst um noch einmal über ihre Worte nachzudenken bevor sie erneut ansetzte: "... nicht aus eurem Dorf. Man lud mich zu eurem Fest ein und man legte mir nahe, dass ich eurem König ein Geschenk darbringe.
Als Weißer des Dorfes könnt ihr mir sicher einen Rat erteilen wie dieses Geschenk auszusehen hat und woher ich es bekommen kann."

Der Druide zog leicht die Augenbrauen zusammen und raunte: "Das Fest der Allmutter Terra ja." Er nickte zustimmend. "König Björgvin ist eine sehr raue Natur und liebt den Kampf über alles. Ich habe da vielleicht etwas für dich, dass du dem König überreichen könntest. Es ist eine Axt die angeblich von Zwergen geschmiedet worden ist. Ich weiß das Björgvin eine Vorliebe für seltene Waffen pflegt. Er besitzt eine große Sammlung an Waffen die er bei seinen Raubzügen erbeutet hat." , erklärte der Druide ruhig und erhob sich schließlich.

"Warte hier mein Kind.", forderte Rimgarl den Lich auf und verschwand zwischen den Bäumen. Es dauerte eine lange Zeit bis er wieder zurückkam mit einer langen Kiste und stellte diese vor Vanessa ab, dann öffnete er sie und darin lag eine feingeschmiedete 2 seitige Axt. Die Klingen waren Lang und schmal und Zwergenrunen verzierten die Schneide der Klingen. Feinstes dunkelbraunes Leder zierte die Waffe und ein dunkelblauer Kristall bildete den Knauf der Axt und sah so aus als wäre er nicht von Menschenhand bearbeitet worden.
"Nimm diese Axt, ich bin mir sicher damit wirst du Björgvins Wohlwollen gewinnen.", lächelte Rimgarl sanft.

An der Lichtung wartend hatte die Lich sich dann die Runen auf den Steinen und in den Schnitzungen angesehen, sie hatte ja schließlich Zeit. Als an Geschichte und Schrift Interessierte zeichnete sich Vanessa die markantesten und vermeintlich wichtigsten in ihrem Zauberbüchlein ab. Vielleicht wären die ja noch irgendwann von Nutzen.
Als der Druide dann endlich wiederkam hatte er eine Kiste mit einer Axt darin dabei. Viel gab die Magierin natürlich nicht auf solch herkömmliche Waffen aber selbst sie erkannte, dass es keine normale Axt war. Ganz sicher nicht von diesen Barbaren geschaffen. Misstrauisch dann ihren Blick wieder von der Waffe lösend und zum Druiden schwenkend sah sie dann zu Rimgarl.

"Und was wollt ihr dafür haben...?", fragte sie. Die Lich ging nicht davon aus das der Fremde sie beschenken würde.

Der Druide hielt einen Moment lang inne und schien zu überlegen. "Nun das einzige dass du für mich tun musst ist. Befreie König Björgvin vor Tyrgals einfluss. Die Götter zeigten mir auf, dass es Krieg geben wird."

Dann setzte Rimgarl hin und stützte sich an seinem Stock ab. "Wenn wir dies nicht schaffen, werden dunkle Zeiten auf uns zukommen." Dabei schüttelte er traurig den Kopf und sah wieder zu Vanessa, schickte er Vanessa mit einer wegwinkenden Geste fort.

"Nicht so schnell, Alter Mann.", begann Vanessa dann als der Kauz sie weg Scheuchen wollte. Sie hatte noch so einige Fragen und dieser Kerl würde ihr sie schon beantworten müssen.

"Eine eurer... 'Jarl' manipuliert euren König - wieso? Ist es weil er dieses Land hier haben will? Und was für ein Einfluss soll das sein? Haben euch eure Götter das auch verraten? Erpresst er ihn, wird er bedroht... oder hat er ihn verzaubert?"

Die Augen des Druiden wurden plötzlich glasig und mit rauchiger Stimme sprach Rimgarl: " Lass dir gesagt sein mein Kind, durch Verrat wird die Wahrheit aufgedeckt und durch die Tat erhebt sich die Schlange. Doch ist die Schlange nicht der Verräter nein es ist der Schatten welcher sich hinter ihr verbirgt. Erst wenn der Götter höchste Strafe vollzogen wurde werden sich die Klaue Tief in die Welt graben."

Dann wurden die Augen des Druiden wieder normal und er verlor das Bewusstsein. War dies eine Prophezeihung, gegeben von den Göttern oder doch eher das unsinnige Geschwätz eines alten Mannes? Wer konnte schon sagen was hinter diesen Worten steckte.

Nun war Vanessa klar das dieser Kerl magische Fähigkeiten besaß. Oder zumindest etwas Ähnliches, auch wenn er kein herkömmlicher Zauberer war. Die Lich war ja das lebende - verzeihung: Unlebendige Beispiel für die verworrenen Wege der Magie.
Hatte der Druide gerade eine Vision oder sprach jemand durch ihn? Oder doch eher ein 'etwas'? Viele Fragen warfen sich im Kopf der Blondine auf als sie mit ansah wie Rimgarl ohnmächtig wurde. Schlangen, Schatten und.. die Klaue? Sollte es gar kein Zufall sein das sie hier war, sondern eine Art von Schicksal? Dass sie gerade jetzt kam, suchend nach der Klaue Abaddon's während der Skelliger Hofintrigen? Das beunruhigte die Magierin ein wenig - seit der Sache mit den Reapern konnte Vanessa auf Prophezeiungen verzichten, ganz besonders wenn sie darin involviert war.

Ihren Kopf ein wenig neigend, um die selbe Haltung anzunehmen, wie der nun Schlafende Druide sah sie den alten Mann noch eine Weile an. So friedlich an seinen Baumstumpf gelehnt würde ihm schon nichts passieren. Vanessa würde den Kerl sicher nicht in seine Hütte tragen - er musste jetzt schon selbst zurechtkommen.
Auf dem Weg zurück zum Langhaus des Jarl's notierte sich Vanessa die Worte des Druiden, ebenso wie die Runen wenigen Minuten zuvor, in ihr Zauberbüchlein. Unter ihrem angewinkelten Arm hielt sie die Zwergenaxt, schließlich schien der Druide ja nichts dafür haben zu wollen. Mal abgesehen davon hätte sie der Schlafende ohnehin nicht davon abhalten können, sie mitzunehmen. Angekommen in ihrer kleinen, für die Verhältnisse der Magierin fast schon schäbige Kammer versuchte sich es die Lich bequem zu machen. SO fern das überhaupt möglich war. In dem Gebäude wurde es zum Abend dann sehr still und nur das leise Knistern der Fackel am angrenzenden Gang war noch zu hören, so wie das heulen einiger Wölfe, draußen in den Wäldern. Mithilfe eines kleinen beschworenen Lichtzaubers las Vanessa dann noch einige Zeit aus ihrem Buch - insbesondere die Worte des Druiden. Viel Schlaf würde die Frau auf dem Fellbett ohnehin nicht finden, dann könne sie sich auch fortbilden.

Mit den ersten Sonnenstrahlen des nächsten Morgen erhob sich die Lich dann zügig, um sich auf zum Hafen zu machen. Sie wollte hier nicht länger als nötig bleiben - umringt von den Kriegern der Jarl und in diesem schäbigen Kämmerlein.

Floki stand bereits am Steg und an diesem dockte ein besonders Prächtiges Drachenboot. Die Schuppen des Drachenkopfs waren mit Silber beschlagen und die Augen sahen bedrohlich nach unten herab. Die Rundschilder an den Öffnungen für die Ruder waren ebenfalls auf hochglanz poliert worden und es besaß mehrere Masten. Die Segel hatten das Zeichen des Königs aufgenäht bekommen und hingen stolz am Masten.

"Morgen.", grinste Floki breit als Vanessa ankam. Dann blickte der Schiffsbauer zum Boot und fügte an: "Ich denke dieses Schiff dürfte König Björgvin gefallen. Komm lass uns aufbrechen." Gemeinsam mit dem Lich ging er über die Planke aufs Schiff wo bereits die restliche Besatzung wartete. "LEINEN LOS, WIR LEGEN AB!!!!", brüllte Floki lachend und die Männer machten sich sofort an die Arbeit. Die Leinen wurden eingeholt, ein Mann gab auf einer Trommel den Takt vor zu denen die Männer anfingen zu rudern. Langsam aber stetig bewegte sich das Boot zurück in tiefere Gewässer bis es sich langsam Richtung Fjördmündung drehte. Zielstrebig fuhr das Drachenboot den See entlang.

Zufrieden ging Floki über das Deck und setzte sich breitbeinig auf ein kleineres Fass. "Ich habe lange an diesem Schiff gearbeitet. 5 Jahre wenn ich mich richtig erinnere.", schmunzelte der Skelliger und holte einen Kanten Käse heraus von dem er sich mit einem Messer eine Stück wegschnitt. Während er das Stück abschnitt blickte er zum Himmel hinauf und erwiderte: "Bei dem Wind und dem Tempo sind wir Morgen in Jögfindyr. Dort hat unser König seine Langhalle. Wo wir gerade dabei sind....." Floki blickte zu Vanessa und nickte ihr zu: "...was hast du für ihn besorgt?"

Bei dieser Schifffahrt war Vanessa wenigstens nicht an den Mast gefesselt, so wie das letzte mal. Als das Boot auf den See hinaus fuhr und den Fjord hinter sich lies dachte die Lich darüber nach wieso Evander immer so gerne zur See gefahren war. Die Magierin konnte dem nicht viel abgewinnen - nicht das sie Seekrank wäre oder der gleichen aber fester Boden schien ihr doch etwas mehr zuzusagen.
Lange sollte die Blondine aber nicht allein bleiben, da sich Floki bereits neben sie, auf ein Fass gesetzt hatte. Ohne etwas zu sagen, hob die Lich dann die Zwergenaxt, welche sie knapp unter dem Blatt hielt, nach oben um es zu präsentieren als der Skelliger nach dem Geschenk des Königs fragte. Dabei sah Vanessa kurz zu ihm rüber bevor sie die Waffe wieder senkte und neben sich an den Holzbug lehnte. So wie sie die Waffe gehalten hatte war klar, dass sie keine Ahnung hatte wie man damit umgeht, aber sie hatte ja nicht vor damit zu kämpfen.

Mit verschränkten Armen sah Vanessa dann wieder zum Wasser hinaus. Ihre Lust sich mit Floki zu unterhalten schien begrenzt, doch dieser saß noch immer neben ihr auf jenem Fass und kaute seinen verdammten Käse.
"Bringen Frauen bei euch gar kein Unglück auf dem Schiff?", fragte Vanessa dann mit sarkastischem Unterton, als sie bemerkte das Floki wohl nicht vorhatte zu gehen.

Floki fing an laut zu lachen, als hätte er gerade den bestens Witz seines Lebens gehört. "Unglück? Wer hat den diesen Mist verbreitet? Die Frauen sind bei uns ebenso große Kämpfer wie die Männer. Und wir haben keine Probleme damit, dass Schildmaide sich bei uns an Deck befinden.", lachte Floki sichtlich amüsiert.

Nach einer Weile erhob sich der Skelliger und ging ein paar Schritte weiter weg von ihr. "Diese Axt, ich denke damit wirst du den König beeindrucken. Ich habe selten eine solche Waffe gesehen. Ist die überhaupt von Menschenhand gemacht worden?", fragte der Skelliger und kratzte sich dabei an der Wange. Die Axt hatte natürlich sein Interesse geweckt, die Art wie sie aussah und auch ihre Ausstrahlung war ganz sonderbar.

"Von dort wo ich herkomme ist es nicht normal das Frauen zur See fahren. Zumindest meinte das der Mann, der sich mal mein Bruder schimpfte immer. Er war selbst 'Pirat'.", begann Vanessa dann zu erzählen bevor sie ganz leicht lächeln musste: "... wenn ich so darüber nachdenke, unterscheidet ihr euch von Piraten gar nicht so sehr."

Vielleicht war es ja Vanessa's Schicksal ständig von Piraten umgeben zu sein - Magier wären ihr doch lieber gewesen. "Die Axt hat ein Zwerg gemacht.", erklärte die Lich dann immer noch auf das Wasser sehend bevor sie sich Floki endlich wieder zuwandte: "Zumindest glaubte das euer Druide. Sagt: Ist es normal, dass der alte Greis wirres Zeug spricht?
Und damit meine ich nicht das er über Zwerge sprach, sondern... sagen wir mal, darüber das er mich vor Schlangen und Schatten warnt."

Als Vanessa den Druiden ansprach und die Dinge die dieser zu ihr gesagt hatte wurde Floki plötzlich ernst. Das lächeln und diese alberne Art war von einem Moment auf den nächsten verschwunden. Langsam mit schräg geneigten Kopf schritt er auf Vanessa zu, dabei verengte er leicht die Augen.

"W...was hast du da gerade gesagt?", fragte Floki langsam nach und blieblich schließlich vor Vanessa stehen. "Haben die Götter durch ihn gesprochen? Was hat er gesagt?", wollte der Skelliger wissen, dabei schien seine Stimme zu zittern. "Es kommt nicht sehr oft vor, wenn dass er wirres Zeug von sich gibt. Meist passiert das nur wenn etwas schlimmes bevor steht und die Götter uns auf die Probe stellen."

In Flokis Augen konnte man eindeutig sehen, dass ihm das Thema gar nicht behagte. Im Gegenteil es hatte den Anschein als würde es ihm sogar etwas Angst machen.

"Er hat das also nicht zum ersten mal getan. Verstehe.", entgegnete Vanessa in ihrer kühlen, besonnenen, fast schon ein wenig abneigenden Art. Dabei griff sie an ihren pechschwarzen Ledergürtel, nahm das Zauberbüchlein davon ab, öffnete es indem sie die Lederlasche davon löste und sah hinein. Erst waren die Seiten leer, doch noch einigen Augenblicken formten sich darauf erst die Runen, welche die Lich am Vortag notiert hatte und kurz danach das Gebrabbel des Druiden.

"Seine genauen Worte waren: 'Lass dir gesagt sein mein Kind, durch Verrat wird die Wahrheit aufgedeckt und durch die Tat erhebt sich die Schlange. Doch ist die Schlange nicht der Verräter. Nein, es ist der Schatten, welcher sich hinter ihr verbirgt. Erst, wenn der Götter höchste Strafe vollzogen wurde wird sich die Klaue tief in die Welt graben.'
Klingt das für euch irgendwie bekannt? Es ist ziemlich allgemein, wenn ihr mich fragt."

Floki verengte leicht seine Augen. "Ich glaube diese Worte werden noch eine große Bedeutung haben.", murmelte der Skelliger und strich sich mit einer Hand durch sein lichtes Haar. "Ich frage mich ehrlich gesagt was diese Worte zu bedeuten haben. Hat er sonst noch etwas gesagt?", seufzte der Skelliger dann etwas lauter und stützte sich auf eine Rundschild ab.

"Jedenfalls sollten wir wachsam sein wenn wir in Jögfindyr ankommen. Ich habe irgendwie ein seltsames Gefühl." fügte Floki schließich hinzu und blickte auf die Felshänge vor sich.

Vanessa hatte Floki genau dabei beobachtet wie er auf die Worte des Druiden reagierte. Das Verhalten de Skelliger's schien nicht gespielt und seine Nervosität über das Gesprochene echt. Der Kerl gab tatsächlich etwas auf das, was Rimgarl gesagt hatte. Die Lich war ebenfalls gottesfürchtig, hatte aber noch kein Bild von denen die hier ihr Unwesen trieben.

"Kannst du mir ein wenig etwas über diesen anderen Jarl erzählen: Tyrgal? Schließlich ist er ja auch der Grund weshalb ich hier bin. Was ist so furchterregend an dem Kerl, wenn deine Jarl und eure Leute sogar eine 'Dämonin' in ihren Reihen aufnehmen, um ihn zu stoppen?
Ich habe mittlerweile verstanden, dass ich ihn nicht töten soll oder zumindest darf. Aber was stellst du dir vor, was ich mit ihm machen soll? Was 'wir' mit ihm machen sollen?"

Floki hielt einen kurzen Moment inne bevor er Vanessas Frage beantwortete doch schließlich erhob der Skelliger seine Stimme: "Jarl Tyrgal ist ein grausamer Krieger, er besitzt die größte Flotte der Skelliger und damit mehr Krieger als wir. Sein Blutdurst stellt selbst den des Königs in den Schatten und so geschickt er mit dem Schwert umgehen kann, so geschickt ist er auch bei der Wahl seiner Worte. Es heißt, er hätte den König auf seiner Seite und wenn ich daran denke, dass er unsere Länder überfällt und der König bisher nichts getan hat, könnte daran etwas wahres sein."

Der Skelliger ging etwas auf und ab. "Das Problem ist allerdings, dass wir Tyrgal nicht einfach vor Gericht stellen können, da der König ihn deckt und schutz bietet. Das heißt wir müssen irgendwie einen Weg finden wie wir die Verbrechen anhängen können die er begangen hat. Ich denke, deswegen hat dich mein Jarl ausgewählt weil du mit deiner Magie mehr ausrichten kannst als wir.", erklärte Tyrson.

"Hm. Da ist vermutlich was dran...", entgegnete Vanessa leise auf Floki's letzte Worte bevor die Lich ihrem Blick wieder dem Wasser schenkte. Als man das Gefühl bekam, dass sie das Gespräch bereits beendet hatte erhob die Lich dann aber doch noch einmal die Stimme: "Es gibt nicht viele Magier bei euch.... habe ich recht?"

"Es gibt hier kaum jemanden der wirklich Magie beherrscht, deshalb haben wir so wenige Druiden.", erklärte Floki und blickte wieder hinaus in die Weite. Jedoch wollte der Skelliger nicht weiter über dieses Thema reden und zog es eher vor darüber zu schweigen. Vermutlich hatte man Floki selten so ernst in seinem Leben gesehen.
Den Rest des Tages sprach Tyrson nicht sehr viel außer, dass er der Mannschaft befehle fürs Schiff zubrüllte.

Am nächsten Morgen saß Floki im Schneidersitz auf dem Drachenkopf und blickte in die Ferne wo bereits in der Ferne Rauchfahnen zu sehen waren. Offenbar waren sie nicht mehr weit weg von Jögfindyr entfernt. Das Boot trieb gemütlich auf dem ruhigen Wasser dahin, die Strömung des Fjörds war stark genug um das Schiff vorwärts zubewegen. Als die ersten ersten Sonnenstrahlen diese fremde Welt kitzelten, kehrte auch auf dem Deck wieder das Leben ein. Die Männer begannen sich wieder auf ihre Position zu begeben und die Trommel ertönte erneut. Im Takt tauchten die Männer ihre Ruder ins Wasser um das Boot schneller vorran zu treiben. Eine leichte Brise strich über Flokis Gesicht und brachte sein übliches Grinsen zurück. Sie hatten bald ihr Ziel erreicht und wenn alles gut ging würden sie mit dem König nach Hofsvagr zurückkehren.

Als der frühe Vormittag einkehrte, legte das Drachenboot schließlich an einem eher abgelegeneren Steg der Siedlung an. Doch schnell wurde klar, dass diese Skelliger Siedlung viel größer war als Hofsvagr. Die Siedlung besaß sogar einen festigten Holzwall, in regelmäßigen Abständen, befanden sich Turmähnliche Gebäude, vor den Holzmauern hatte man spitze Pflöcke angebracht die Angreifer abhalten sollte die Mauer zu stürmen. So manch arme Seele hing aufgespießt an diesen Pfählen. Die Hütten und Langhäuser dieser Siedlung waren wesentlich strukturierter aufgebaut worden. So befanden sich die kleineren Hütten eher an der Mauer und zum Zentrum hin wurden die Häuser und Hütten immer größer. Der Hafen selbst war sehr groß und hatte doppelt so viele Stege wie Hofsvagr. Vor den Lagerhütten standen viele Kisten aber es gab auch viele Salzberge in denen Fisch eingelegt war um ihn Haltbar zu machen. So mancher Fischhändler bot hier seinen Fang an und schrie lauthals dass es nur bei ihm den besten Fisch auf der ganzen Inselgruppe gab. Frauen und Kinder liefen eilig durch die Straßen, als gäbe es immer etwas zu tun. Ein paar Männer saßen auf Kisten im Kreis um einen abgesägten Stamm und spielten ein Würfelspiel. Die Siedlung besaß 3 Wirtshäuser und einen großen Marktplatz der jedoch auch gleichzeitig der Richtplatz für Verbrecher war. Und in der Mitte der Siedlung befand sich das Größte Langhaus von allen und es schien jedem klar zu sein, dass diese wohl dem König gehören musste, denn um dieses Haus standen Speerträger die grimmig Wache hielten und sie schienen auf jeden Angriff gefasst zu sein.

Als Floki über die Planke den Steg betrat, sah er ein Schiff mit pechschwarzen Segeln und auf dem größten Segel und es besaß 3 Drachenköpfe. Seine Augen verengten sich leicht und wandte sich jedoch Vanessa zu. "Willkommen in Jögfindyr, der Heimat unseres Königs." Dann faltete der Skelliger die Hände und ging auf sie zu. "Bitte überlasse mir das Reden. Der König sieht es nicht gerne wenn jemand der nicht zu unserem Volk gehört seine Stimme erhebt." Dann drehte er sich um und rief: "Alle mir nach!!!" Mit der Truppe im Schlepptau marschierten sie durch die dichte Menschenmenge und bahnten sich einen Weg zum Langhaus des Königs. Vor dem Haus versperrten die Wachen ihnen den Weg und Floki grinste: "Lasst uns vorbei, wir sind hier um dem König Geschenke zu überbringen und ihr wollte sie ihm doch nicht vorenthalten?"

"Wer schickt dich?", fragte die Wache schlecht gelaunt.

"Jarl Lathgertha.", grinste Floki.

"Und wer bist du?", wollte die andere Wache wissen während sie ihr Schild etwas anhob.

"Floki Tyrson.", schmunzelte der Skelliger.

Die beiden Wachen sahen sich an und einer von ihnen betrat schließlich die Halle, es dauerte einen Moment bis die die Wache schließlich wieder herauskam und nickte: "König Björgvin wird euch anhören."

Die Wachen öffneten nun die große schwere Holztür und als Floki mit den anderen Reingehen wollte versperrten diese dem Rest den Durchgang. "Sie wird mich begleiten.", grinste Floki die Wache breit an.

"Der König sagte, dass du nur du in die Halle darfst.", widersprach die Wache.

"Nun aber ihr Geschenk wird meines in den Schatten stellen, da bin ich mir sicher.", lächelte Floki amüsiert und sah aus den Augenwinkeln zu Vanessa und bedeutete ihr jedoch mit diesem Blick ruhig zu bleiben.

Nach einem Moment des zögerns senkten die Wachen ihre Speere und traten zur Seite. "Nun gut sind ja nicht wir, die den König verärgern.", brummte die andere Wache.

"Grimmdall hat euch mit großer Weisheit gesegnet.", erwiederte Tyrson den Kopf und wies Vanessa an ihm zu folgen. Der Rest jedoch musste draußen warten.

Gemeinsam gingen die beiden den langen dunkeln Teppich entlang zum großen Kochplatz welcher sich in der Mitte des Hauses befand. Dort stand auch der Thron. Der König saß stolz auf seinem von Fell bedeckten Thron. Doch sah er nicht aus wie ein normaler König, er trug keine Krone und keine feinen Gewänder wie es sich wohl für einen Fürsten seines Standes ziemte. Im Gegenteil, er trug eine schwere Lederrüstung und darüber sogar ein Kettenhemd und neben seiner linken Armlehne, lehnte eine große schwere zweischneidige Axt. Doch der König war nicht allein, neben ihm stand ein großer gutaussehender Mann der die Hände hinter seinem Rücken verschränkt hatte.

Als Floki den Mann erblickte, lächelte er kühl und verneigte sich vor dem König. "Mein Fürst Björgvin. Es ist uns eine große Ehre heute hier vor euch stehen zu dürfen. Mein Jarl entsendet euch ihre besten Grüße und Wünsche, aber auch eine Einladung zum Fest Terras der Allmutter. Es wäre uns eine Ehre wenn ihr dieses Jahr nach Hofsvagr kommt um diesen Anlass mit uns zu feiern."

Der Große Gutaussehende Mann war Jarl Tyrgal und ein Breitschwert zierte den Gürtel an seiner Hüfte. Langsam aber selbstbewusst ging dieser die Treppen hinunter zu Floki. "Ihr müsst Floki Tyrson sein richtig? Lathgerthas rechte Hand. Das Lathgertha euch schickt zeigt wohl dass sie nicht sehr viel von den Bräuchen unseres Volkes hält.", während er sprach, wirkte sein Blick kühl und herablassend und auch seine Stimme wirkte weniger freundlich.

Als er um Floki und Vanessa ging, musterte er beide sehr aufmerksam und eingehend. "Seit wann ist es Sitte und Brauch geworden, dass Geschenke von niederem Volk überreicht werden?"
Er merkte, dass er Flokis wunden Punkt getroffen hatte. Niemand wagte es so leichtfertig in seiner Gegenwart einen Jarl zu beleidigen oder gar ihn so anzugreifen wie es Tyrgal gerade tat. "Und wer seid ihr?", wollte Tyrgal wissen und nickte Vanessa zu als wäre sie eher eine Sklavin.

"Nun sie ist ein Gast meines Jarls und ihr behandelt sie mit entsprechenden Respekt.", zischte Floki leicht wütend.

"Ach ein Gast? Nun tut mir leid.", lächelte Tyrgal überrascht und ging wieder zurück zu Björgvin. "Nun mein König wollt ihr sie anhören oder soll ich sie fortschicken?", fragte der Jarl seinen Könign.

Der König sah aufmerksam dem kleinen Geplänkel zwischen Floki und Tyrgal zu, wenn man es so nennen konnte. Es war eher einseitig, da Floki es vorzug nicht auf die provokationen einzugehen auch wenn er sich damit sichtlich schwer tat. Doch es war törricht seine Waffen in den Hallen des Königs zu ziehen.

"Genug.", rief der König und winkte die Gäste zu sich her. "Ich nehme die Einladung von Lathgertha an. Was bringt ihr mir für Geschenke?"

"Ich habe euch ein neues Drachenboot für eure Ruhmreichen Raubzüge gebaut.", lächelte Floki und wies mit der Hand auf den Ausgang. "Es liegt in eurem Hafen an und wir würden damit morgen nach Hofsvagr zurückkehren.", erklärte Floki stolz.

"Nun ein Drachenboot ist immer nützlich. Ich bin gespannt ob es auch wirklich etwas taugt. Aber deine Fähigkeiten eilen dir weit vorraus Floki Tyrson.", schmunzelte der König und sah zu Vanessa: "Nun zu dir, wie heißt du und was hast du mir mitgebracht?" In seinem Blick konnte man große Erwartung und Spannung sehen. Eine Frau wie sie hatte er auch nicht alle Tage in dieser Halle zu besuch. Es war aber auch besser für sie, wenn er sie nicht enttäuschen würde.